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Diese europäischen Cloud-Anbieter sollten Sie im Blick haben

Die unsichere rechtliche Lage beim Datenschutz macht das Nutzen der Cloud Hyperscalern in bestimmten Branchen zum Problem. Europäische Cloud-Anbieter sind eine Alternative.

Seit der Präsentation 2019 ist GAIA-X, dem Cloud-Infrastrukturprojekt europäischer Unternehmen, viel Aufmerksamkeit zuteil geworden. Ziel ist der Aufbau eines europäischen Cloud-Ökosystems, das durch Standardisierung, Kompatibilität und bessere Sichtbarkeit den Einfluss europäischer Cloud-Anbieter auf dem Markt verbessert und damit Druck auf die großen, marktführenden Unternehmen ausübt.

Neben der deutschen Telekom, SAP und dem Fraunhofer-Institut, arbeiten auch Bosch, IONOS und andere europäische Unternehmen an dem Projekt mit. Im Laufe des Jahres 2020 kamen außerdem Mitglieder zu GAIA-X, die nicht in Europa ansässig sind. Dazu gehören Huawei, Microsoft, Amazon und Google. Dieser Schritt hat einige Beobachter verärgert, bei denen nun der Eindruck entstanden ist, dass die europäischen Akteure nicht in der Lage waren, selbstständig eine eigene Infrastruktur aufzubauen, ohne die Hilfe genau jener Unternehmen, von denen sie unabhängig werden wollten.

Grundsätzlich ist es kaum möglich, denselben Funktionsumfang, wie ihn die großen Hyperscaler – AWS, Azure und Google Cloud Platform – zur Verfügung stellen, ausschließlich von deutschen oder europäischen Anbietern zu bekommen. Kunden müssen hier deutliche Abstriche in Kauf nehmen. Auf der anderen Seite zeichnet sich in den letzten Jahren ebenso der Trend dazu ab, die Cloud zielgerichteter einzusetzen. Interessenten sollten sich überlegen, welche Cloud-Services sie überhaupt brauchen und wie wichtig ihnen andere Aspekte – wie die rechtliche Situation, das Vertrauen ihrer Kunden oder ein ortsnaher Service sind.

Viele europäische Clouds stellen Kunden außerdem derzeit in Aussicht, dass durch die föderierten Services von GAIA-X die Dienste ihrer Cloud-Plattformen flexibler und reichhaltiger werden. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten europäischen Cloud-Anbieter vor.

IONOS- Cloud von 1&1

IONOS ist ein europäischer Cloud-Service der zum Telekommunikationsunternehmen 1&1 gehört. Der Anbieter ist Mitglied der ersten Stunde bei GAIA-X und unterstützt die europäische Cloud-Infrastruktur. Nach eigenen Angaben ist IONOS Cloud die größte deutsche Cloud-Lösung. Das Unternehmen stellt in seinen Rechenzentren in Deutschland und England Infrastructure-as-a-Service-Ressourcen (IaaS, Infrastruktur als Service) zu Verfügung, weitere Rechenzentren in Europa sind geplant. IONOS bietet mit Compute Engine virtuelle Computer in der Cloud an. Dabei können Berater die Nutzer schneller und einfacher unterstützen. Das ist vor allem für kleine Unternehmen attraktiv, die wenig eigene Expertise im Unternehmen haben und bei großen Public Clouds wie AWS nicht dieselbe Servicequalität bekommen.

Die Cloud ist in ISO-27002-zertifizierten Rechenzentren gehostet. Beim Buchen von virtuellen Computern können Unternehmen entscheiden, auf welcher Hardware ihre Maschinen laufen sollen. Die Preise und die Abrechnung sind nutzungsbasiert und orientieren sich an denen von Microsoft und Amazon.

Ergänzend bietet IONOS in der Cloud einen S3-Objektspeicher an. Auch hier gelten die strengen DSGVO-Vorschriften und deutsche Standards.

Open Telekom Cloud – die Cloud-Infrastruktur der Deutschen Telekom

Die Telekom hat mit Open Telekom Cloud ebenfalls einen Dienst im Angebot, über den Unternehmen IaaS und PaaS (Plattform as a Service) buchen können. Dieser ist nicht mit der MagentaCloud zu verwechseln, bei der es sich um einen Cloud-Speicher für Privatanwender handelt.

Open Telekom Cloud richtet sich an Unternehmen, die Dienste und virtuelle Server in der Cloud buchen wollen. Wie bei IONOS liegen die Daten in deutschen und europäischen Rechenzentren. Die Telekom ist mit Open Telekom Cloud Gründungsmitglied von GAIA-X. Ihre Cloud basiert auf OpenStack und hat außerdem derzeit KI-Services (künstliche Intelligenz) als kostenlose Angebote in die Beta-Testphase gebracht. Ihr Release ist im Juni 2021 geplant.

OVHCloud – die Cloud aus Frankreich

OVH hat seinen Sitz in Roubaix/Frankreich. Der französische Telekommunikationsanbieter und Internetdienstleister gehört mit zwanzig Rechenzentren zu den größten europäischen Cloud-Anbietern. Cloud-Server bilden im Angebot von OVH den Schwerpunkt.

Ergänzt werden diese durch eine Vielzahl von Cloud-Diensten. Die Managed Services sind unter den europäischen Anbietern den Funktionen von Azure, AWS und GCP am nächsten. Zusammen mit der Telekom betreut OVHCloud öffentliche Cloud-Ressourcen unter dem Dach von GAIA-X auf Basis von OpenStack. Open-Source-Software bildet das Herz und die Seele der zukünftigen GAIA-X-Infrastruktur.

Der Anbieter stellt aber außerdem komplett verwaltete Cluster zur Verfügung, zum Beispiel für die Datenanalyse. Hierfür arbeitet OVHCloud mit Claranet und Cloudera zusammen und unterstützt auch Big-Data-Analysen. Verwaltete Datenbanken, zum Beispiel PostgreSQL und MySQL runden die Produktpalette ab. Ähnlich wie IONOS setzt OVHCloud für die Virtualisierung hauptsächlich auf VMWare.

Managed vServer von Centron

Centron Managed vServer erlauben es Nutzern, die Anzahl der CPU-Kerne, ihre Priorität und die Größe des Arbeitsspeichers für jede Instanz frei zu wählen und ändern. Als Festplatten stehen Standard- und besonders schnelle Fast-Data-Store-Lösungen bereit.

Centron hat seine Rechenzentren ISO 27001 zertifiziert und betreibt seine Infrastruktur in Deutschland. Neben virtuellen Servern hat Centron S3-Storage im Angebot.

Verwaltete Server von Strato

Mit seinen Cloud-Servern bietet Strato eine Public-Cloud-Lösung über verwaltete, virtuelle Server. Es lassen sich aber auch virtuelle und dedizierte Server direkt bei Strato buchen. Die einzelnen Serverprodukte sind auf verschiedene Szenarien, beispielsweise Remote-Desktops, das Hosting von Spielen oder E-Commerce zugeschnitten. Strato rechnet die verbrauchten Ressourcen (CPU, Arbeits- und Festplattenspeicher) stundengenau ab.

Auch Serverzertifikate sind verfügbar und können direkt beim Buchen eines Servers miterworben werden.

Strato ist ein Unternehmen mit Sitz in Berlin und gehört genau wie 1&1 zur deutschen Unternehmensgruppe United Internet, die in Montabaur sitzt.

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