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Open-E JovianDSS: Schutz und Kontrolle für Unternehmensdaten

Open-E JovianDSS bietet Speicher mit ZFS, Snapshots, Clustern und Integration in Proxmox und OpenStack. Der Beitrag zeigt Funktionen und Möglichkeiten der Storage-Lösung.

Open-E JovianDSS ist eine Software-definierte Speicherlösung auf Basis von Linux und dem 128-Bit ZFS-Dateisystem, die Unternehmen eine flexible Architektur für Datei- und Blockspeicher bereitstellt. Sie unterstützt die Protokolle iSCSI, Fibre Channel, NFS und SMB/CIFS sowie Virtual-IP-Umgebungen und lässt sich sowohl auf physischer Hardware als auch in virtualisierten oder hyperkonvergenten Strukturen (HCI) einsetzen. Die Lösung ist hardwareunabhängig und zertifiziert für gängige Virtualisierungssysteme wie VMware, Microsoft Hyper-V, Proxmox oder Citrix. Damit können Administratoren unabhängig von herstellerspezifischen Plattformen eine Speicherinfrastruktur aufbauen, die volle Kontrolle über Datenstandorte und Integrationspfade ermöglicht und so zur Erreichung von Cloud-Souveränität beiträgt. In Deutschland vertreibt zum Beispiel Thomas Krenn Appliances mit zertifizierter Hardware, auf denen Open-E JovianDSS bereits vorinstalliert ist .

Abbildung 1: Thomas Krenn bietet Open-E JovianDSS-Appliances für den deutschen und europäischen Markt an.
Abbildung 1: Thomas Krenn bietet Open-E JovianDSS-Appliances für den deutschen und europäischen Markt an.

Architektur und Funktionsprinzip von ZFS

Zentrale Grundlage ist das ZFS-Dateisystem, das mit seinem Copy-on-Write-Mechanismus sicherstellt, dass Schreibvorgänge atomar und konsistent erfolgen. Fehlerhafte Blöcke werden automatisch erkannt und korrigiert. Die integrierte Prüfsummenbildung schützt vor stiller Datenkorruption, während die Scrub-Funktion regelmäßig gespeicherte Daten überprüft und repariert. In Verbindung mit den Snapshot- und Klonfunktionen erlaubt ZFS nahezu unbegrenzte Versionierung, die punktgenaue Wiederherstellung auf beliebige Zeitpunkte und die effiziente Nutzung von Speicherressourcen.

Das Caching-Konzept basiert auf einem mehrstufigen Aufbau. ARC im Arbeitsspeicher beschleunigt wiederholte Lesezugriffe, L2ARC erweitert diesen Bereich auf SSD- oder NVMe-Medien. ZIL beziehungsweise SLOG als dediziertes Log-Device ermöglicht konsistente Schreiboperationen bei synchronen Workloads, etwa Datenbanken. Mit der Option von Special Devices können Metadaten und kleine Dateien auf besonders schnelle Medien ausgelagert werden, was Zugriffe in komplexen Strukturen deutlich beschleunigt.

Resilvering, also der Wiederaufbau eines beschädigten RAID-Verbundes, erfolgt in ZFS blockbasiert und nicht plattenbasiert. Dadurch müssen nur tatsächlich belegte Blöcke wiederhergestellt werden, was den Prozess erheblich beschleunigt. Diese Mechanismen führen zu einer Reduzierung der Rebuild-Zeiten, einem geringeren Risiko für Folgeschäden und einem insgesamt robusteren Verhalten gegenüber Hardwarefehlern.

Backup-Mechanismen und Schutz vor Datenverlust

Die Backup-Funktionen sind in Open-E JovianDSS direkt in die Speicherplattform integriert. Snapshots lassen sich in kurzen Intervallen automatisieren, inkrementelle Übertragungen minimieren das Datenvolumen und schonen Netzwerkressourcen. Anwender erhalten damit die Möglichkeit, auch unter hoher Last konsistente Sicherungen zu erstellen, da Snapshots keine langen Sperrzeiten verursachen.

Die Wiederherstellung ist flexibel. Snapshots sind direkt über SMB in Windows-Umgebungen zugreifbar und erscheinen dort als Previous Versions (Vorgängerversionen). Damit können Benutzer im Bedarfsfall selbstständig ältere Dateiversionen zurückholen, ohne den Administrator einbeziehen zu müssen. Das geht zum Beispiel über das Kontextmenü von Ordnern und Dateien über die Registerkarte Vorgängerversionen direkt in Windows.  Über Export- und Importmechanismen von Pools lassen sich Datenträger auslagern, versenden oder an anderen Standorten einlesen. Durch die Nutzung verschlüsselter Übertragungsprotokolle wie SSH wird die Datensicherheit bei Offsite-Sicherungen gewährleistet.

Für Ransomware-Szenarien bietet diese Architektur einen hohen Schutz. Da Snapshots schreibgeschützt sind und nicht manipuliert werden können, lässt sich nach einem Befall in kurzer Zeit ein konsistenter Zustand wiederherstellen. Die Retention-Planung erlaubt es, sowohl kurzlebige Sicherungen im Stundentakt als auch Langzeitaufbewahrung für regulatorische Vorgaben umzusetzen.

On- und Offsite-Strategien für Business Continuity

JovianDSS ermöglicht es, Sicherungen lokal vorzuhalten und parallel in entfernte Standorte zu replizieren. Lokale Backups sind durch schnelle Zugriffsgeschwindigkeit für alltägliche Wiederherstellungen geeignet. Offsite-Kopien schützen hingegen vor Katastrophenszenarien wie Brand, Einbruch oder Naturereignissen. Diese können in einer aktiven Rolle betrieben werden, bis das Primärsystem wiederhergestellt ist.

Retention-Pläne steuern den genauen Rhythmus und die Aufbewahrungsdauer von Snapshots, sodass Systeme sowohl für kurzfristige Rollbacks als auch für langfristige Archivierung ausgelegt werden können. Unternehmen erhalten damit die Möglichkeit, definierte Richtlinien für Datenhaltung exakt in der Speicherplattform umzusetzen, ohne zusätzliche Werkzeuge einbinden zu müssen.

Hochverfügbarkeit und Failover-Architekturen

Die Unterstützung von Hochverfügbarkeits-Clustern ist ein Kernbereich von JovianDSS. Active-Passive-Cluster übernehmen automatisch beim Ausfall des Primärknotens und minimieren so Ausfallzeiten. In Active-Active-Konfigurationen können beide Systeme gleichzeitig produktive Workloads verarbeiten, was nicht nur Ausfallsicherheit, sondern auch eine Lastverteilung ermöglicht.

Cluster können in unterschiedlichen Topologien aufgebaut werden: Cluster-in-a-Box für kompakte Szenarien, Storage-Cluster mit gemeinsamen JBODs über SAS oder Fibre Channel, Ethernet-basierte Cluster mit synchroner Spiegelung oder Konfigurationen über ATTO-Bridges und SAS-Expander. Die Verwaltung erfolgt über eine grafische Benutzeroberfläche, alternativ lässt sich die Administration über eine REST-API automatisieren. Der Failover-Prozess greift sowohl bei Hardwaredefekten als auch bei geplanten Wartungsarbeiten. Ein automatischer Übergang auf den redundanten Knoten sorgt dafür, dass Anwender keinen Zugriff verlieren und Dienste ohne Unterbrechung weiterlaufen.

Integration in Proxmox-Umgebungen

Neben VMware und Hyper-V ist JovianDSS auch für Proxmox VE zertifiziert und lässt sich dort als leistungsfähige Storage-Backplane einbinden. Die Integration ermöglicht es, Proxmox-Cluster mit ZFS-basiertem Storage zu kombinieren und sowohl Block- als auch Dateispeicher bereitzustellen. Durch den Einsatz von iSCSI oder NFS können virtuelle Maschinen direkt mit hochperformantem Speicher versorgt werden, während die Snapshot- und Replikationsmechanismen von JovianDSS für konsistente Sicherungen sorgen.

Für Administratoren bietet sich damit die Möglichkeit, Proxmox-Cluster mit einer hochverfügbaren, skalierbaren und durch ZFS abgesicherten Speicherlösung zu betreiben, ohne auf dedizierte SAN-Systeme angewiesen zu sein. Die Lösung unterstützt die Erstellung von HA-Umgebungen in Proxmox, indem redundante Pfade, synchrone Replikationen und automatisches Failover genutzt werden. Damit lassen sich Open-Source-Virtualisierungsumgebungen in Unternehmensgröße betreiben, ohne Abhängigkeiten von proprietären Plattformen einzugehen.

Integration in OpenStack-Umgebungen

Über den JovianISCSIDriver kann die Lösung direkt in OpenStack Cinder integriert werden. Damit wird JovianDSS zu einem Block-Storage-Backend für Cloud-Umgebungen. Unterstützt werden Operationen wie Erstellen, Löschen, Klonen und Erweitern von Volumes, Snapshots und Images. Thin Provisioning sorgt für eine effiziente Nutzung der Speicherkapazität, während SSL und Zertifikatsprüfung eine sichere Anbindung gewährleisten.

Die Konfiguration erfolgt über cinder.conf, in der mehrere Pools parallel verwaltet werden können. Hochverfügbare Setups lassen sich durch virtuelle IPs abbilden, sodass auch beim Ausfall eines Knotens ein unterbrechungsfreier Zugriff auf Volumes gewährleistet bleibt. Unternehmen, die OpenStack nutzen, können ihre Daten mit JovianDSS vollständig im eigenen Rechenzentrum halten und haben damit eine technische Grundlage für souveräne Private-Cloud-Umgebungen.

Monitoring, Verwaltung und Authentifizierung

Zur Systemüberwachung stehen SNMP, Nagios und CheckMK zur Verfügung. Damit lassen sich Metriken wie Replikationsstatus, Cache-Auslastung oder Fehlerraten kontinuierlich erfassen. Administratoren können bei Abweichungen sofort reagieren und präventive Maßnahmen treffen.

Die Benutzer- und Gruppenverwaltung kann in lokale LDAP-Strukturen integriert oder über Active Directory abgewickelt werden. Damit ist die Lösung in der Lage, sich nahtlos in bestehende Identitäts- und Berechtigungsinfrastrukturen einzubinden. Die Administration erfolgt über ein webbasiertes Interface oder automatisiert über die REST-API, was auch in größeren Umgebungen ein einheitliches Konfigurationsmanagement ermöglicht.

Abbildung 2: Open-E JovianDSS lässt sich auch über ein Webinterface steuern.
Abbildung 2: Open-E JovianDSS lässt sich auch über ein Webinterface steuern.

Testversion auf eigener Hardware

Zur Evaluierung steht ein vollständiges Testpaket zur Verfügung. Nach Registrierung erhält der Anwender einen Lizenzschlüssel, mit dem das ISO-Image 60 Tage getestet werden kann. Innerhalb dieser Frist ist die gesamte Funktionalität ohne Einschränkungen verfügbar. Danach reduziert die Software Bandbreite und Laufzeit, bis eine reguläre Lizenz erworben wird. Pools können während der Testphase flexibel eingerichtet werden, und auch Cluster-Setups sind möglich. Bei geänderter Hardware muss ein neuer Lizenzschlüssel generiert werden.

In Marktumfragen erreicht JovianDSS eine Bewertung von 4,4 von 5 Punkten. Besonders hervorgehoben werden die Datensicherheit, die Möglichkeit der flexiblen Backup-Planung und die Ransomware-Resilienz. Anwender berichten, dass Snapshots in der Praxis erfolgreich eingesetzt wurden, um Daten nach Angriffen wiederherzustellen. Kritisch angemerkt wird, dass Dokumentationen für bestimmte Spezialfälle wie Pool-Migration oder Boot-Media-Mirroring in VMware-Umgebungen nicht immer ausreichend detailliert sind.

Anwender loben dagegen die Integration von SSD-Caching und die insgesamt hohe Performance auch in komplexen Workloads. Branchenübergreifend kommt JovianDSS in Bildungseinrichtungen, Medienunternehmen, Finanzdienstleistern und im IT-Services-Sektor zum Einsatz. Als Alternativen wurden häufig VMware vSAN, Nutanix und IBM/Red Hat in Betracht gezogen. JovianDSS hebt sich hier durch seine Hardwareunabhängigkeit und die offene Architektur hervor, die den Einsatz in heterogenen Infrastrukturen erleichtert.

Lizensierung und Preise

Das Preismodell von Open-E JovianDSS ist sehr variantenreich und setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Grundlage ist eine Basislizenz für rund 580 Euro, die ohne Kapazität ausgeliefert wird. Speicher wird anschließend über Capacity Extensions hinzugebucht – die Preise reichen von etwa 580 Euro für 4 TB bis zu 56.520 Euro für 4 PB. Für Cluster-Szenarien kommen zusätzliche HA-Feature-Packs (Hochverfügbarkeit) hinzu (zum Beispiel circa 950 Euro für Shared-Storage-Cluster, bis zu 2.830 Euro für Non-shared HA). Ergänzend bietet Open-E gestaffelte Support-Optionen: Standard, Premium und 24/7, jeweils für 1 oder 3 Jahre, mit Preisen ab etwa 360 Euro pro Jahr bis hin zu über 27.000 Euro für große Systeme. Unternehmen können so ihre Kosten flexibel an Kapazität, Verfügbarkeit und Servicegrad anpassen – die Vielzahl an Lizenzvarianten erlaubt eine sehr genaue Abstimmung auf das jeweilige Einsatzszenario. Die komplette Preisliste finden Sie hier.

Beispiel aus der Forschungspraxis

Am Fraunhofer-Institut SCAI wird JovianDSS für wissenschaftliche Anwendungen genutzt. In dieser Umgebung sind mehr als 800 Terabyte hochverfügbar angebunden. Snapshots und integrierte Backups sichern die Datenbestände, während die Architektur für heterogene Umgebungen geeignet ist. Die Nutzung in der Forschung verdeutlicht, dass die Plattform auch für besonders datenintensive Szenarien eine stabile Grundlage bietet.

Bedeutung für Cloud-Souveränität

Durch die offene Architektur, die Unabhängigkeit von dedizierter Hardware und die Unterstützung für offene Standards ist JovianDSS eine technische Basis für Unternehmen, die ihre Datenhoheit bewahren wollen. Mit der Integration in Plattformen wie OpenStack und Proxmox lassen sich Private-Cloud-Strukturen realisieren, die vollständig im eigenen Rechenzentrum betrieben werden können.

Die Daten bleiben unter der Kontrolle des Unternehmens, sowohl in Bezug auf Standort als auch auf Zugriffsrechte. Verschlüsselung, Snapshots und Retention-Pläne ergänzen die Funktionalität, sodass auch regulatorische Anforderungen und Compliance-Vorgaben eingehalten werden können. Damit trägt JovianDSS dazu bei, die strategische Forderung nach Cloud-Souveränität mit praktischen, technisch belastbaren Mitteln umzusetzen.

 

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