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Storage und Snapshots auf QNAP-NAS verwalten: So gehts

QuTS hero kombiniert transaktionale Speicherarchitektur, Inline-Deduplikation und Echtzeit-Snapshot-Replikation für konsistente, performante NAS-Infrastrukturen.

QuTS hero ist das auf ZFS basierende Betriebssystem für leistungsorientierte NAS-Infrastrukturen von QNAP. Es verbindet datenintegritätsfokussierte Dateisystemlogik mit granular steuerbarem Speicher- und Snapshot-Management. Im Zentrum steht dabei nicht nur die Absicherung gegen Datenverlust, sondern auch eine regulierte Performance-Architektur, von transaktionalen Schreibpfaden bis zur blockweisen Echtzeitreplikation.

Das System verankert sich als Betriebsplattform für QNAP-Systeme tief im ZFS-Dateisystem, das nicht nur Copy-on-Write-Mechanismen liefert, sondern auch eine Struktur zur Korrektur stiller Datenkorruption. QuTS hero nutzt genau diese Mechanismen, um Speicherprozesse nachvollziehbar zu halten. Jede Schreiboperation erzeugt einen neuen Block, jede Metadatenänderung bleibt rückverfolgbar, jede Änderung erfordert eine explizite Transaktion. Dabei spielt die sogenannte Uberblock-Logik eine zentrale Rolle. Erst wenn alle beteiligten Blöcke korrekt geschrieben sind, wird der neue Zustand referenziert. ZFS kennt kein Überschreiben, nur das Erzeugen neuer Zustände.

Abbildung 1: QuTS hero stellt die Basis für professionell eingesetzte QNAP-NAS-Systeme dar.
Abbildung 1: QuTS hero stellt die Basis für professionell eingesetzte QNAP-NAS-Systeme dar.

ZIL und Transaktionsgruppen: Schreibprozesse als kontrollierte Übergänge

QuTS hero übernimmt die Transaktionsarchitektur des ZFS und ergänzt sie um anpassbare Modi für den Umgang mit dem ZFS Intent Log. Standard, Always oder None, damit lässt sich das Maß an Persistenz vor dem Commit differenziert steuern. Der Standardmodus entscheidet dynamisch je nach Workload. Der Always-Modus zwingt sämtliche Operationen in den synchronen Pfad. Die Variante None ignoriert den Journalmechanismus vollständig, optimiert die Geschwindigkeit, opfert aber den Schutz vor Datenverlust. Entscheidend ist dabei, wie das ZIL physisch implementiert wird: QNAP empfiehlt dedizierte NVMe-SSDs mit niedriger Latenz als SLOG-Devices, getrennt vom Lese-Cache, um Überlast und Verschleiß zu vermeiden. Die entsprechenden Einstellungen sind in der Weboberfläche bei Speicher & Snapshots zu finden.

Abbildung 2: Storage und Snapshots auf QNAP-NAS-Systemen mit QuTS hero verwalten.
Abbildung 2: Storage und Snapshots auf QNAP-NAS-Systemen mit QuTS hero verwalten.

Speicherfragmentierung und Over-Provisioning: Performance durch Reserve

ZFS leidet unter Fragmentierung, sobald Pools an ihre Kapazitätsgrenze stoßen. Copy-on-Write verstärkt das Problem: Neue Blöcke müssen kontinuierlich gefunden, alte freigegeben und Metadaten angepasst werden. QuTS hero begegnet diesem Verhalten durch Pool Over-Provisioning. Ein Teil des verfügbaren Speichers bleibt bewusst ungenutzt, damit für neue Schreibvorgänge ausreichend konsolidierte Blockbereiche verfügbar bleiben. Je höher die geplante Schreiblast, desto größer der benötigte Puffer. Für datenintensive Anwendungen, etwa medizinische Bildarchivierung, Surveillance oder Backup, empfiehlt QNAP 20 Prozent Over-Provisioning. Reine Leseanwendungen profitieren dagegen kaum davon.

Abbildung 3: Verwalten von Storage-Pools und Snapshots auf QuTS hero.
Abbildung 3: Verwalten von Storage-Pools und Snapshots auf QuTS hero.

Inline-Kompression und Deduplikation: Reduktion vor Persistenz

Die Datenreduktion erfolgt vor dem Commit. QuTS hero implementiert LZ4-Kompression direkt im Schreibpfad, verlustfrei und mit minimaler Rechenlast. Gleichzeitig prüft das System eingehende Datenblöcke auf Redundanz. Jeder Block wird gehasht, mit der Deduplication Table verglichen, bei Gleichheit referenziert statt geschrieben. Das entlastet das Storage-Backend erheblich, bringt aber einen erhöhten Speicherbedarf im RAM mit sich.

Die Deduplication Table wächst mit der Datenmenge, und mit ihr die Gefahr von Performance-Einbrüchen. QuTS hero reagiert darauf adaptiv mit dem SmartDDT-Algorithmus, der die Deduplizierung stoppt, wenn bestimmte Grenzwerte überschritten werden. Das schützt das System vor Überlastung, setzt aber zwingend eine RAM-Ausstattung jenseits der Minimalvorgabe voraus. Unter 64 GB wird produktive Deduplizierung zum Glücksspiel.

Snapshot-Verwaltung im Detail: Konsistenz durch Isolation

Snapshots sind in QuTS hero kein Abbild ganzer Volumes, sondern blockbasierte Differenzmengen. Jede Änderung erzeugt eine neue Referenz, kein Kopiervorgang, keine Unterbrechung. Das Snapshot-System agiert isoliert und transaktional. Für lokale Replikation bietet QNAP Snapshot Replica. Für entfernte Sicherungspfade nutzt QuTS hero SnapSync. Der Mechanismus repliziert inkrementell, latenzoptimiert, blockweise. Entscheidend dabei ist das Zusammenspiel mit dem Snapshot-Mechanismus selbst: Nur modifizierte Blöcke werden übertragen, vollständige Volumes müssen weder dupliziert noch erneut analysiert werden.

Abbildung 4: Mit SnapSync können QNAP-NAS-Systeme auf Basis von QuTS hero Snapshots auch zwischen NAS-Systemen synchronisieren.
Abbildung 4: Mit SnapSync können QNAP-NAS-Systeme auf Basis von QuTS hero Snapshots auch zwischen NAS-Systemen synchronisieren.

SnapSync in Echtzeit: Konsistenz mit RPO null

Die eigentliche Replikationslogik liegt im Echtzeitmodus. Real-time SnapSync repliziert jede Schreiboperation unmittelbar, synchronisiert sekundengleich, stellt sicher, dass primäres und sekundäres NAS identische Zustände aufweisen, bevor der Schreibvorgang quittiert wird. Die Voraussetzung: Latenzen unter 5 Millisekunden. Die Empfehlung: direkte 25-GbE-Verbindungen. Das Ergebnis: Replikationspfade mit echtem RPO (Recovery Point Objective) null. Im Fehlerfall lässt sich das Zielsystem unmittelbar produktiv nehmen. Die Einschränkung: Die Ziel-LUN oder das Zielverzeichnis bleibt im Normalbetrieb read-only. Erst nach Löschung des SnapSync-Jobs lässt sich der Schreibzugriff aktivieren.

CDM, Analysekopien, Revisionssicherung: Snapshots als operative Ressource

Snapshots und SnapSync lassen sich in QuTS hero nicht nur zur Wiederherstellung nutzen. Sie dienen als Grundlage für analytische Nebenläufe, für revisionssichere Aufbewahrung, für die Verteilung großer Datensätze über verteilte Standorte. SnapSync trennt Datenhaltung von Datenverarbeitung. QuTS hero empfiehlt daher, SnapSync nicht am Primärsystem enden zu lassen, sondern über HBS3 an ein drittes Zielsystem zu binden, als Archiv, Versionenspeicher und Schutz vor Ransomware. Multi-Versionierung lässt sich auf Blockebene realisieren, unabhängig vom Dateisystem.

Schreiboptimierung für Flash: Coalescing und QSAL

Die Optimierung von Schreibzugriffen erfolgt durch Write Coalescing. Random Writes werden zu sequenziellen Zugriffen transformiert, die I/O-Anzahl minimiert, die Flash-Last reduziert. Parallel dazu überwacht QSAL QNAPs Anti-Wear-Leveling-Algorithmus und somit die SSD-Lebensdauer. Sinkt die Restlebensdauer unter 50 Prozent, beginnt QSAL mit einer dynamischen Umverteilung des Over-Provisioning. Ziel ist, die Wiederherstellungsfähigkeit im SSD-Verbund bis zum Ende der Laufzeit zu gewährleisten. Die Aktivierung erfolgt automatisch.

Speicherarchitektur und RAM: ohne Planung keine Performance

ZFS benötigt Speicher, QuTS hero verlangt Planung. Die Größe der ARC, die Referenztabellen der Deduplizierung, die Cache-Strukturen der L2ARC, alles hängt vom RAM ab. QNAP quantifiziert die Beziehung zwischen Arbeitsspeicher und Poolgröße: 32 GB RAM erlauben ein SSD-Caching bis 1 TB. 128 GB verwalten Pools bis 4 TB effizient. Für Speicherpools jenseits der 100 TB-Grenze sind dann 256- oder 512-GB-RAMs das Minimum. Ohne diese Ausstattung kollidiert das System mit den Grenzen von TXG-Synchronisation und ARC-Druck. In der Folge werden Anwendungen gedrosselt, Schreibvorgänge blockieren und die I/O-Pipeline staut sich. Nur mit angepasstem RAM-Layout bleibt die Storage-Logik konsistent und skalierbar.

Snapshot-Retention und automatisierte Speicherbereinigung: Konfiguration und Fallstricke

QuTS hero bietet mit der Funktion Smart Snapshot Space Management eine automatisierte Lösung zur Verwaltung von Snapshot-Speicherplatz. Diese Funktion löscht automatisch ältere Snapshots, wenn der freie Speicherplatz in einem Speicherpool unter 32 GB fällt, um Dienste aufrechtzuerhalten. Die Löschung erfolgt gemäß der gewählten Richtlinie: entweder werden alle Snapshots gelöscht, um maximalen Speicherplatz freizugeben, oder alle außer dem neuesten Snapshot, um einen gewissen Schutz zu bewahren.

Für Administratoren, die maximale Kontrolle wünschen, empfiehlt es sich, diese Funktion zu deaktivieren. Stattdessen kann eine manuelle Snapshot-Richtlinie implementiert werden, bei der Snapshots regelmäßig überprüft und bei Bedarf gelöscht werden. Dies verhindert unerwartete Datenverluste und ermöglicht eine präzisere Steuerung des Speicherplatzes.

Abbildung 5: Snapshots auf einem QNAP-NAS erstellen.
Abbildung 5: Snapshots auf einem QNAP-NAS erstellen.

Um Snapshots effizient zu verwalten, sollten Administratoren die Snapshot-Aufbewahrungsrichtlinien sorgfältig konfigurieren. QuTS hero ermöglicht die Festlegung von Aufbewahrungszeiträumen für Snapshots, sodass ältere Snapshots automatisch gelöscht werden, sobald sie ein bestimmtes Alter überschreiten. Dies hilft, den Speicherplatz optimal zu nutzen und gleichzeitig wichtige Wiederherstellungspunkte beizubehalten.

Abbildung 6: Konfigurieren von Snapshots auf einem QNAP-NAS.
Abbildung 6: Konfigurieren von Snapshots auf einem QNAP-NAS.

Ein weiterer Aspekt ist die Integration von Snapshots in die Backup-Strategie. Obwohl Snapshots nützlich sind, ersetzen sie keine vollständigen Backups. Es ist ratsam, Snapshots regelmäßig auf ein externes Medium oder einen anderen NAS zu replizieren, um einen zusätzlichen Schutz vor Datenverlust zu gewährleisten.

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