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Festplattenzwang: Migration von Synology zu anderen Systemen

Synology erlaubt bei neuen Synology-NAS-Geräten der Plus-Reihe nur noch eigene Datenträger oder Datenträger von zertifizierten Herstellern. Viele Nutzer wechseln den Anbieter.

Synology stellt nicht nur Speichersysteme, sondern auch eigene Festplatten her. Bisher konnten Kunden in den Synology-Geräten aber auch die Platten anderer Hersteller verwenden. Das soll sich jetzt ändern. In den Plus-Geräten soll es ab 2025 nur noch erlaubt sein, die Datenträger von Synology zu verwenden oder zumindest die von zertifizierten Herstellern und deren Festplatten.

Halten sich Kunden nicht daran, verlieren sie unter Umständen den Support und Synology schaltet im NAS unter Umständen Funktionen ab, mit der Begründung, dass diese nicht mit den eingebauten Datenträgern funktionieren könnten. Das kann für einige Kunden ein Grund sein den Hersteller zu wechseln. Hier gibt es, neben QNAP und Unraid auch andere Lösungen aus dem Open-Source-Bereich. Allerdings braucht man in diesem Fall eigene Hardware.

Abbildung 1: Synology will seine Kunden überzeugen auf Synology-Datenträger zu setzen.
Abbildung 1: Synology will seine Kunden überzeugen auf Synology-Datenträger zu setzen.

Das Ziel einer potenziellen Migration spielt zunächst eine untergeordnete Rolle. Generell sollten sich Unternehmenskunden überlegen, ob sie in Zukunft den Einschränkungen von Synology nachgeben wollen, oder ob sie lieber ein anderes System einsetzen.

Die richtige Alternative finden

Alternativen zu Synology-NAS-Geräten sind zum Beispiel Geräte von QNAP. Diese bieten nicht nur die Möglichkeiten Daten zu speichern und Freigaben bereitzustellen, sondern unterstützen auch die erweiterten Workloads wie virtuelle Maschinen (VMs), Container, DNS oder zusätzliche Netzwerkdienste wie VPN-Server und mehr. In diesem Fall steht auch die Hardware von QNAP zur Verfügung. Soll der Wechsel zu einem Open-Source-NAS durchgeführt werden, zum Beispiel TrueNAS, OpenMediaVault, XigmaNAS oder Rockstor wird noch passende Hardware benötigt. Diese lässt sich flexibel zusammenstellen, es ist aber aufwendiger das System so zu planen, dass es passt. Vor der Migration ist daher ein neues, funktionierendes NAS-System notwendig.

Abbildung 2: Neben QNAP gehört auch Unraid zu den nützlichen Alternativen für Synology-NAS-Systeme.
Abbildung 2: Neben QNAP gehört auch Unraid zu den nützlichen Alternativen für Synology-NAS-Systeme.

Reihenfolge der Migration und allgemeine Hinweise

Für eine strukturierte Migration von Synology zu QNAP empfiehlt sich ein mehrstufiges Vorgehen. Zunächst erfolgt die vollständige Bestandsaufnahme aller aktiven Dienste und Datenfreigaben auf dem Synology-NAS. Parallel wird das Zielsystem betriebsbereit gemacht und in die bestehende Netzwerktopologie eingebunden. Anschließend lassen sich Benutzerkonten und Gruppenstrukturen übernehmen, entweder manuell oder durch Anbindung an ein zentrales Verzeichnis wie Active Directory.

Im nächsten Schritt werden zentrale Dienste wie DNS, DHCP und VPN eingerichtet und getestet. Erst danach beginnt die eigentliche Datenmigration per Rsync, Hyper Backup oder über Drittanbieter-Dienste wie MultCloud. Idealerweise erfolgt die Übertragung im Parallelbetrieb, sodass Zugriffe weiterhin möglich bleiben und kontrollierte Umschaltungen stattfinden können. Virtuelle Maschinen und Container werden zuletzt umgezogen, da sie meist auf weitere Dienste angewiesen sind und ein Ausfall größere Auswirkungen hätte.

Wichtig ist, während des gesamten Prozesses den Zugriff über administrative Schnittstellen wie SSH und Web-GUI abzusichern, regelmäßig Backups anzulegen und den Systemzustand zu dokumentieren. Ein finaler Testlauf vor dem vollständigen Abschalten des Synology-Systems stellt sicher, dass alle Funktionen im QNAP-System wie gewünscht arbeiten. Auch die Benachrichtigungs- und Protokollierungsfunktionen sollten überprüft und angepasst werden, um spätere Fehler schneller zu erkennen.

Migration zu Open Source-NAS-Systemen: Anforderungen und Planung

Ein Wechsel von Synology zu einem Open Source-NAS wie TrueNAS, OpenMediaVault oder XigmaNAS bietet maximale Kontrolle, erfordert aber deutlich mehr Planungsaufwand. Im Gegensatz zu QNAP- oder Synology-Geräten liefern diese Systeme keine vorkonfigurierte Hardware. Unternehmen müssen deshalb geeignete Serverplattformen bereitstellen, die hinsichtlich CPU-Leistung, RAM-Kapazität, Massenspeicher und Netzwerkschnittstellen auf die geplanten Workloads abgestimmt sind. Für produktive Umgebungen sind ECC-RAM, redundante Netzteile und Hot-Swap-fähige Backplanes empfehlenswert. Je nach NAS-Software kann ZFS als Dateisystem sinnvoll sein, was zusätzlichen RAM-Bedarf und spezifische Hardwaretreiber bedeutet.

Vor der Inbetriebnahme ist die Installation des NAS-Systems auf einer dedizierten SSD ratsam, um Daten und System sauber zu trennen. Die Konfiguration der Dienste erfolgt modular und erfordert fundierte Kenntnisse im Bereich Netzwerk, Storage und UNIX-basierter Systeme. DNS, DHCP, SMB oder NFS müssen einzeln eingerichtet und abgesichert werden. Auch Monitoring und Protokollierung benötigen eigene Tools.

Wichtig ist, dass Unternehmen ausreichende Ressourcen für den Betrieb und die Wartung einplanen. Anders als bei kommerziellen NAS-Plattformen gibt es keinen Support durch den Hersteller, sondern nur Community- oder Drittanbieter-Support. Wer den Wechsel zu Open Source wagt, sollte daher über ausreichend internes Know-how verfügen oder externe Fachkräfte einbinden.

Neues NAS im Netzwerk einbinden und Rsync oder MultCloud nutzen

Für die Migration muss das neue NAS im Netzwerk eingerichtet werden. Workloads und freigegebene Ordner werden angelegt, genauso wie die Benutzer. Arbeiten Unternehmen mit Active Directory und den Benutzerkonten aus dem AD, entfällt das Anlegen der Benutzer. QNAP-NAS-Geräte lassen sich genauso an AD anbinden, wie die von Synology. Es ist sinnvoll dann alle notwendigen Freigaben einzurichten und die Benutzerdaten zu synchronisieren. Dazu kann zum Beispiel Rsync zum Einsatz kommen. Dazu können einzelne Freigaben umgestellt werden, sodass ein Teil der Benutzer bereits mit dem neuen NAS arbeiten kann. Die Umstellung kann dann Ordner für Ordner erfolgen. Rsync funktioniert auch für andere NAS-Geräte.

Abbildung 5: Synology Hyper Backup kann mit Rsync Daten auf externe NAS-Geräte sichern, auch auf QNAP-NAS.
Abbildung 5: Synology Hyper Backup kann mit Rsync Daten auf externe NAS-Geräte sichern, auch auf QNAP-NAS.

Für die Migration kommt auf dem QNAP-NAS der integrierte Rsync-Server zum Einsatz, der in den Diensten zur Verfügung steht. Auf der Seite von Synology wird Hyper Backup eingesetzt, das per Rsync auf den Rsync-Server des QNAP-NAS zugreifen kann. Auf dem QNAP-NAS ist Hyper Backup Sync in der neuen Version sinnvoll.

Wichtig ist dabei auch die Aktivierung von SSH, da die Verbindung zwischen dem Synology-NAS und dem QNAP-NAS per SSH erfolgt. Alternativ können für die Migration auch Dienste wie die von MultCloud genutzt werden. Hier lassen sich beide NAS-Geräte anbinden. An dieser Stelle lässt sich die Migration auch zeitgeplant durchführen und automatisiert migrieren.

Migration von VMs durch Export

Bei der Migration von VMs zwischen Synology und QNAP kann es schwieriger werden. Zwar kann der Synology Virtual Machine Manager VMs in das OVA-Format exportieren und QNAP kann diese importieren, aber leider funktioniert das nicht für alle VMs. Hier könnte ein Zwischenschritt zu Virtualbox oder VMware Workstation/Player sinnvoll sein. In jedem Fall müssen Admins hier testen, was in ihrer Umgebung funktioniert. Im Notfall ist es notwendig die VMs neu einzurichten, die Server-Workloads darauf zu verschieben und danach die Quell-VMs außer Funktion zu setzen.

Bei Containern läuft es ähnlich ab. Synology setzt auf Docker. Die QNAP Container Station setzt ebenfalls auf Docker, kann aber auch LXD und Kata für Linux-basierte Container einsetzen. Der beste Weg ist auch hier das manuelle Übertragen der Container auf das neue NAS und anschließend das Importieren in der jeweiligen Umgebung. Basis kann auch hier Hyper Backup auf dem Synology-NAS sein, das per Rsync die Containerdaten auf das QNAP-NAS sichert. Diese Daten lassen sich danach sinnvoll in die richtigen Ordner verschieben und als aktive Daten für die Container nutzen.

Netzwerkdienste wie DNS, DHCP und VPN migrieren

Neben Dateien und Benutzerprofilen betreiben viele Unternehmen produktive Netzwerkdienste direkt auf dem Synology-NAS. Ein Wechsel zu QNAP, aber auch zu anderen NAS-Systemen bedeutet, diese Services in neuer Umgebung neu zu konfigurieren. QNAP stellt die dafür notwendigen Module über das Control Panel bereit. Dort lassen sich sowohl ein lokaler DNS- als auch ein DHCP-Server aktivieren und verwalten. Für den DNS-Dienst müssen alle Zoneninformationen und Weiterleitungen aus der Synology-Konfiguration übernommen werden. Eine automatisierte Migration ist nicht vorgesehen, weshalb der Export der Zonendaten aus dem bisherigen System und der manuelle Import ins QNAP-Interface nötig sind. Alternativ können DNS-Dienste auf virtuelle Maschinen oder spezialisierte Container ausgelagert werden, etwa mit Unbound oder BIND.

Im Bereich DHCP erlaubt QNAP die Definition von IP-Ranges, Reservierungen und Optionen, wie sie auch Synology bietet. Diese Einstellungen sollten exakt repliziert werden, um unterbrechungsfrei weiterzuarbeiten. Bei laufendem Betrieb empfiehlt sich ein schrittweises Umschalten der Subnetze mit kontrollierter Deaktivierung des alten Servers.

VPN-Dienste wie OpenVPN oder L2TP/IPSec können über QNAPs integrierte VPN-Server-Lösung abgebildet werden. Konfigurationsdateien und Zertifikate aus der bisherigen Synology-Installation sollten vollständig gesichert und auf QNAP entsprechend neu eingebunden werden. Die Benutzerkonten lassen sich manuell oder über LDAP oder AD integrieren. Da QNAP die gleichzeitige Ausführung mehrerer VPN-Protokolle unterstützt, lässt sich der Umstieg flexibel gestalten. Wichtig ist, Firewall-Regeln und Portweiterleitungen auf dem Router rechtzeitig anzupassen.

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