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LincPlus LincStation Flexibles NAS-Storage mit Docker
Die LincStation N2 von LincPlus ist ein offenes NAS-Barebone mit Intel-N100-Prozessor, 10-GbE-Netzwerk, vier NVMe- und zwei SATA-Slots sowie vorinstalliertem Unraid.
Die LincStation N2 von LincPlus ist ein offener NAS-Barebone, der sich an Anwender richtet, die Hardware und Software vollständig selbst bestimmen möchten. Das System wird ohne Datenträger ausgeliefert und erlaubt die freie Kombination handelsüblicher SSDs. Vier M.2-Steckplätze im Format 2280 für NVMe-Module und zwei 2,5-Zoll-SATA-Bays mit 9,5 Millimeter Einbauhöhe ermöglichen eine flexible Konfiguration, die sich sowohl für kleine Office-Server als auch für kleinere Büros eignet. Die Slots unterstützen PCIe Gen3 x1 und SATA 3.0, wodurch parallele Cache- und Datenträgerpools eingerichtet werden können. In der maximalen Bestückung lassen sich bis zu 48 Terabyte Rohkapazität erreichen. Eine Besonderheit ist die völlige Unabhängigkeit von herstellerspezifischen Laufwerken. Nutzer können eigene SSDs einsetzen, ohne Validierung durch den Hersteller. Damit unterscheidet sich die LincStation grundlegend von Systemen, die auf geprüfte Laufwerkslisten beschränkt sind.
Das Gerät lässt sich als universelle Plattform für Netzwerk-Storage und Virtualisierung einsetzen. Neben dem vorinstallierten Unraid-Betriebssystem können auch Debian, Ubuntu Server, Proxmox VE, TrueNAS Scale oder OpenMediaVault installiert werden. Der Boot-Vorgang erfolgt wahlweise von USB-Stick, eMMC, SATA oder NVMe. Das UEFI erlaubt die freie Wahl der Startquelle. Dadurch kann der Barebone nicht nur als NAS, sondern auch als kompakter Server für Home-Lab-Umgebungen, Medienbearbeitung oder Smart-Home-Steuerung eingesetzt werden.
Ein zweites Modell, die LincStation S1, ist für Anwender mit höherem Speicherbedarf konzipiert. Es bietet vier SATA-Einschübe für 3,5- oder 2,5-Zoll-Laufwerke, zwei M.2-Steckplätze, einen Intel N97-Prozessor, 8 GB DDR5 SODIMM (erweiterbar) und zwei 2,5-Gigabit-Ethernet-Ports. Während das N2 konsequent auf All-Flash-Design und kompakte Bauweise optimiert ist, bleibt das S1 modularer und aufrüstbarer.
Hardwareaufbau und Design
Das Gehäuse misst 210 × 152 × 39,8 Millimeter bei rund 800 Gramm Gewicht. Die Bauform erinnert an eine flache Spielkonsole, mit glatten Kanten, einer klaren Frontstruktur und seitlichen Lüftungsschlitzen. Die Frontblende aus Metall integriert eine mehrfarbige LED-Lichtleiste, deren Farbe, Helligkeit und Verhalten über die Systemsoftware angepasst werden können. Sie dient gleichzeitig als Betriebs- und Statusanzeige, die Systemzustände, Netzwerkaktivität und Laufwerkszugriffe signalisiert. Der Zugang zu den beiden SATA-Schächten erfolgt über eine klappbare Frontabdeckung mit magnetischem Haltemechanismus, was einen schnellen Laufwerkswechsel ohne Werkzeug ermöglicht.
Unterhalb des Chassis befinden sich vier M.2-Slots, die von einer massiven Metallplatte mit Wärmeleitpads abgedeckt sind. Diese fungiert als passive Kühlfläche, ergänzt durch den zentralen Lüfter des Systems. Das Kühlkonzept kombiniert passive Abwärmeableitung und aktive Luftzirkulation. Die Luft wird durch seitliche Öffnungen angesaugt, über den Prozessor und die SSDs geführt und nach hinten ausgegeben. Dadurch bleiben NVMe-Temperaturen auch unter Dauerlast stabil, selbst ohne eigene Lüfter im M.2-Bereich. Ein separater Lüfter für den SSD-Sektor ist nicht vorhanden, die Temperaturregelung erfolgt ausschließlich über den Hauptlüfter.
Das Gehäuse vereint Aluminium und Kunststoff in einem Hybridaufbau. Die Oberseite bleibt geschlossen, die Unterseite ist verschraubt und leicht zugänglich. Vibrationen sind kaum wahrnehmbar, da keine mechanischen Festplatten unterstützt werden. Das externe Netzteil liefert 60 Watt. Der Power-Button und der Reset-Zugang befinden sich an der Front, die LED-Leiste visualisiert Ein- und Ausschaltvorgänge.
Prozessor, Speicher und Systemleistung
Im Inneren arbeitet ein Intel Alder Lake-N N100 Prozessor mit vier Kernen und vier Threads, bis zu 3,4 Gigahertz Taktfrequenz und einer thermischen Verlustleistung von 6 Watt. Der Chip basiert auf der energieeffizienten Gracemont-Architektur und unterstützt VT-x-Virtualisierung, AES-NI und integrierte UHD-Grafik mit Hardware-Encoding. Der verlötete Arbeitsspeicher umfasst 16 Gigabyte LPDDR5. Eine Aufrüstung ist nicht vorgesehen.
Der interne eMMC-Speicher mit 128 Gigabyte dient als Boot- oder Notfalllaufwerk. Aufgrund der beschränkten Schreibzyklen empfiehlt sich der Einsatz externer Medien für produktive Nutzung. Der Boot-Vorgang kann auf NVMe, SATA oder USB umgestellt werden. Unraid ist vorinstalliert und mit einer aktivierten Jahreslizenz ausgeliefert, sodass das System unmittelbar nach dem ersten Start über den Browser konfiguriert werden kann. Die Einrichtung erfolgt durch Aufruf der IP-Adresse des Geräts, Setzen eines Administrator-Kennworts, Lizenzüberprüfung und Auswahl der Laufwerke. Danach werden die SSDs formatiert, Arrays erstellt und Paritätslaufwerke zugewiesen.
Konnektivität und Schnittstellen
Die Rückseite bietet einen RJ45-Anschluss mit 10-Gigabit-Ethernet, HDMI 2.0 mit Typ-ADC-Unterstützung, zwei USB 2.0, einen USB 3.2 Gen2 Type-A, einen 3,5-Millimeter-Audioausgang sowie die Strombuchse. Die Front beherbergt einen USB-C-Anschluss mit voller 10-Gigabit-Bandbreite, der zugleich Videoausgabe und Peripherie unterstützt.
Ein PCIe-Erweiterungsslot ist nicht vorhanden, zusätzliche Netzwerkkarten oder Erweiterungen können daher nicht nachgerüstet werden. Über HDMI lässt sich das System direkt an Monitor und Eingabegeräte anschließen. Dadurch kann es als Mini-Server mit lokalem Display genutzt werden, etwa für den direkten Zugriff auf VMs oder Steuerungssoftware. Diese Funktion wird von Unraid vollständig unterstützt, ebenso Wake-on-LAN und UEFI-Boot.
Software, Unraid und Virtualisierung
Unraid 7.0.1 ist vorinstalliert und aktiviert. Eine Jahreslizenz für Updates ist enthalten, zusätzlich kann eine 30-Tage-Testlizenz verwendet werden, um das System vor der Registrierung zu evaluieren. Nach Ablauf bleibt das System mit der letzten Version funktionsfähig. Die Lizenzkosten richten sich nach Laufwerkszahl: ab 49 US-Dollar für sechs Laufwerke und ein Jahr Updates, bis 249 US-Dollar für unbegrenzte Laufwerksanzahl und permanente Update-Berechtigung.
Die Erstinstallation erfolgt vollständig webbasiert. Nach Aufruf der IP-Adresse wird das Administratorpasswort festgelegt, anschließend erfolgt die Laufwerkskonfiguration. Unraid bietet flexible Array-Setups mit einem oder zwei Paritätslaufwerken sowie optionaler Spare-Platte für Redundanz. Ein Cache-Pool auf NVMe-Basis erhöht die Zugriffsgeschwindigkeit, während SATA-Laufwerke zur Kapazität beitragen.
Docker und KVM sind integraler Bestandteil. Über das Community Applications Plug-in lassen sich mehr als 2.000 Container installieren, darunter Medienserver, Backup-Dienste, Webserver und Netzwerk-Tools. VMs können direkt aus der Oberfläche erstellt werden, inklusive Windows, Linux oder Android. Die integrierte UHD-Grafik des N100 unterstützt Hardwarebeschleunigung für Video-Transkodierung, was den Betrieb von Plex oder Jellyfin ohne Zusatzkarte ermöglicht.
Neben Home Assistant sind weitere Workloads wie Pi-hole, Nextcloud oder Grafana möglich. Unraid zeigt sich hier als offenes System mit hoher Kompatibilität. Für Snapshots, Backups und Remote-Zugriff stehen Erweiterungen bereit, etwa rsync, Duplicati oder Borg. Die Benutzeroberfläche ist schlicht, technisch und funktional. Sie kann durch Sprachpakete lokalisiert werden.
Ein Energiezeitplaner ist nicht integriert, Shutdown und Start können aber per Skript automatisiert werden. Die Flexibilität des Systems gleicht fehlende Komfortfunktionen proprietärer NAS-Firmwares weitgehend aus. Verglichen mit Synology DSM oder QNAP QTS erfordert Unraid eine gewisse Einarbeitung, bietet dafür aber mehr Kontrolle über Virtualisierung und Speicherlayout.
Vergleich und Marktposition
Die LincStation N2 ersetzt das Vorgängermodell N1 mit Celeron N5105 und Dual-2,5-GbE-Ports. Gegenüber dem älteren System verdoppelt sich die Netzwerkgeschwindigkeit, die CPU arbeitet effizienter und die Kühlung wurde überarbeitet. Im Vergleich zu kommerziellen NAS-Systemen positioniert sich die LincStation deutlich günstiger. Zum Marktstart wurde die N2 über Kickstarter eingeführt. Die Kampagne war vollständig finanziert, wodurch die Serienproduktion gesichert ist. Frühbucherpreise lagen bei 329 und 349 Euro. Der reguläre Preis beträgt 499 Euro, aktuell ist das System im Direktvertrieb für 449,95 Euro erhältlich. Die Lieferung erfolgt innerhalb Europas mit einer Versandzeit von drei bis fünf Tagen.
Anwendungsszenarien und Bewertung
Neben klassischer Dateifreigabe eignet sich das System für Virtualisierung, Containerisierung und Smart-Home-Steuerung. In Verbindung mit Home Assistant fungiert es als zentrale Steuerungseinheit für Beleuchtung, Sensorik und Energieüberwachung. Als Medienserver bietet sie durch Hardware-Transkodierung eine stabile Performance, als private Cloud durch Docker-Container wie Nextcloud umfangreiche Synchronisationsoptionen. Der 10-Gigabit-Anschluss ermöglicht parallelen Zugriff mehrerer Benutzer mit hohen Datenraten. Für Entwickler bietet Unraid mit integrierten KVM-VMs und Docker-Stapeln eine stabile Umgebung für Test- und Build-Systeme. Gegenüber Systemen mit festem Betriebssystem bleibt der offene Ansatz der LincStation der zentrale Vorteil. Anwender entscheiden selbst, ob sie Unraid dauerhaft nutzen oder alternative Systeme installieren. Dadurch kann die Hardware über Jahre an neue Softwaregenerationen angepasst werden.
Einschränkungen bestehen beim verlöteten Arbeitsspeicher, der fehlenden PCIe-Erweiterbarkeit und der unflexiblen Lüftersteuerung. Auch eine native Energiesteuerung fehlt. Für Anwender, die den Komfort einer Synology-Oberfläche erwarten, ist eine gewisse Einarbeitung erforderlich. Im erweiterten Einsatzgebiet konkurriert die LincStation N2 mit Systemen auf Basis von Mini-PCs oder Thin Clients, die über Proxmox oder TrueNAS vergleichbare Aufgaben übernehmen. Im Vergleich zu solchen Eigenbauten bietet die N2 eine integrierte NAS-Optimierung mit abgestimmtem Kühlkonzept, geringem Verbrauch und vorinstalliertem System. Auch gegenüber Nvidia-Jetson-Boards bleibt sie im Vorteil, da sie standardisierte NVMe- und SATA-Interfaces nutzt und keine proprietären Treiber benötigt.