buraratn - stock.adobe.com

Arista startet 800G-R4 und Cisco Spectrum-X-Switches

Arista erweitert die R4-Serie für KI- und Date Center mit 800G, HyperPort und Port-Verschlüsselung. Cisco bringt N9100-Switches auf NVIDIA Spectrum-X und 800G mit Silicon One.

Arista richtet die R4-Familie klar auf große KI-Cluster aus. Kernpunkte sind hohe 800-Gigabit-Portzahlen in Chassis- und Festplattformen, ein neuer HyperPort mit 3,2 TBit/s für Verbindungen zwischen Standorten sowie Verschlüsselung direkt am Port. Alle Systeme laufen unter EOS und unterstützen EVPN/VXLAN sowie klassische WAN-Funktionen (MPLS, SR/SRv6). Das Ziel ist ein Netzwerk mit vorhersehbaren Latenzen auch unter Last, etwa bei All-Reduce-Verkehr im KI-Training.

Parallel dazu ergänzt Cisco sein Switch-Portfolio. Die N9100-Serie basiert auf NVIDIAs Spectrum-X-Switch-Silizium und lässt sich mit NX-OS oder SONiC betreiben. Cisco positioniert sie als Baustein einer Referenzarchitektur, die dem NVIDIA Cloud Partner (NCP)-Programm entspricht. Zusätzlich bleiben Silicon-One-basierte 800G-Switches und Router (zum Beispiel G200/P200) ein zentraler Pfeiler für KI-Pods, DCI und Core.

Was Arista ankündigt: 800G-Dichte, HyperPort, TunnelSec

Die R4-Familie von Arista besteht aus dem modularen 7800R4-Chassis, den kompakten 7280R4-Fixed-Systemen und den 7020R4-Leaf-Switches für den Server-Edge. Das modulare 7800R4-Chassis skaliert auf sehr viele 800G-Ports pro System. 36-Port-Linecards ermöglichen eine flexible Bestückung. Der HyperPort fasst 3,2 TBit/s in einer einzigen Schnittstelle zusammen und soll laut Arista die Dauer datenintensiver KI-Jobs im Vergleich zu vier separaten 800G-Links deutlich reduzieren. Mit dem 7280R4 gibt es eine kompakte Festplattform (unter anderem. 32 × 800G), die sich als Spine- oder Backbone-Router eignet. Der 7020R4 bedient den Server-Edge mit 10/25-Gigabit-Ethernet-Downlinks und 100-Gigabit-Ethernet-Uplinks inklusive Port-Verschlüsselung.

Die R4-Serie von Arista im Überblick.
Abbildung 1: Die R4-Serie von Arista im Überblick.

Was Cisco ankündigt: Spectrum-X und Silicon-One-Pfade

Die N9100-Switches von Cisco basieren auf NVIDIAs Spectrum-X-Silizium. Sie lassen sich wahlweise mit NX-OS oder SONiC betreiben und fügen sich in das Nexus-Betriebsmodell von Cisco ein. Für KI-Pods nennt Cisco zusätzlich 800G-fähige Silicon-One-Switches (G200) sowie Scale-Across-Router (zum Beispiel 8223 und P200) als Optionen. Damit werden Spine/Leaf, DCI und Core in unterschiedlichen Größenordnungen adressiert.

Markthintergrund

Der Ausbau auf 800 GbE gewinnt spürbar an Tempo. Treiber sind vor allem das KI-Training mit kollektivem Verkehr (zum Beispiel All-Reduce), bandbreitenhungrige Storage-Backbones und generell wachsende Rechenlasten. Parallel dazu arbeitet das Ultra Ethernet Consortium (UEC) an einem Ethernet-Ansatz, der speziell auf KI/HPC zugeschnitten ist. Dazu gehören unter anderem ein abgestimmter Transport, erweiterte Telemetrie und CSIG (Congestion Signaling) für feinere Stausignale im Netzwerk. Das Ziel besteht in einem effizienteren, verlustarmen Fabric mit kürzeren Joblaufzeiten.

Technische Einordnung

Damit große KI-Fabrics stabil und mit hoher Performance laufen, sind aus Sicht von Netzbetreibern vor allem vier Punkte entscheidend:

  • Bandbreite und Portanzahl: 800G-Ports auf Leaf und Spine senken die Überbuchung und reduzieren Verzögerungen in verteilten Trainingsläufen.
  • Vorhersehbare Latenz unter Last: Große Puffer (Deep Buffering) und VOQ (Virtual Output Queuing) mindern Kopfblockaden und Paketverluste – wichtig für kollektive Muster wie All-Reduce/NCCL (NVIDIA Collective Communications Library).
  • Datenschutz im Rechenzentrum: Verschlüsselung direkt am Port (MACsec, IPsec, VXLANsec) schützt Ost-West-Verkehr und DCI-Strecken ohne zusätzliche Appliances oder deutliche Performance-Einbußen.
  • Betrieb und Automatisierung: Mit EVPN/VXLAN/SRv6 (Arista) beziehungsweise NX-OS oder SONiC (Cisco) lassen sich unterschiedliche Betriebsmodelle abdecken von Hyperscale bis Unternehmen inklusive wiederholbarer Automationspfade.

Mitbewerbsvergleich (Auswahl)

Die Angebote zielen auf ähnliche Einsatzfelder ab, setzen jedoch unterschiedliche Schwerpunkte. Die folgenden Stichpunkte fassen die jeweils prägenden Eigenschaften zusammen:

  • Arista 7800R4/7280R4/7020R4: hohe 800G-Portanzahl, HyperPort für Scale-Across/DCI, durchgängige Verschlüsselung am Port (TunnelSec), EOS mit EVPN/VXLAN/MPLS/SRv6.
  • Cisco N9100 (Spectrum-X) und Silicon-One-Plattformen: N9100 wahlweise mit NX-OS oder SONiC in NVIDIA-Referenzarchitektur, zusätzlich 800G-fähige Silicon-One-Switches/Router für KI-Pods, DCI und Core.
  • Juniper PTX (Express 5): 800G als Linecard und als Fixed-System, große Puffer, Fokus auf Energieeffizienz und Automatisierung (Apstra).
  • Nokia 7750 SR (FP5): Universelle Linecards bis 800G, hohe Systemkapazitäten für Provider-Kerne und große DC Interconnects.
  • NVIDIA Spectrum-4/SN5600: 64 × 800G in 2U als Baustein für Spectrum-X-Fabrics, starke Rolle als Switch-Silizium im Partner-Ökosystem.

Einordnung: Beide Anbieter bieten sehr hohe 800G-Portzahlen. Arista setzt zusätzlich auf HyperPort und durchgängige Port-Verschlüsselung, Cisco kombiniert Spectrum-X-Switching mit Silicon-One-Routern und unterschiedlichen Betriebsmodellen (NX-OS und SONiC). Juniper und Nokia liegen bei Dichte und Durchsatz ähnlich, während NVIDIA das KI-fokussierte Switch-Silizium liefert, auf dem viele Partnerlösungen aufbauen.

Einsatzszenarien

Die folgenden Einsatzbilder zeigen, in welchen Bereichen sich 800G-basierte Fabrics heute am meisten lohnen und welche Produkteigenschaften in der Praxis am wichtigsten sind. Im Mittelpunkt stehen eine stabile Übertragung unter Last, eine einfache Skalierung über Standorte hinweg und wirksamen Datenschutz ohne Zusatzgeräte.

  • KI-Training und -Inferenz: Fabrics mit vielen 800G-Ports auf Leaf und Spine verringern Überbuchung und halten Paketverluste gering. Dadurch werden erneute Übertragungen reduziert und „Nachzügler“-Knoten in kollektiven Kommunikationsmustern (zum Beispiel All-Reduce) werden ausgebremst. Laufende Telemetrie und Verfahren wie CSIG (feinere Stau-Signale) helfen dabei, Hotspots schneller zu erkennen und aufzulösen.
  • DC Interconnect und Scale Across: Für verteilte Cluster über mehrere Rechenzentren vereinfacht Aristas HyperPort (3,2 Tbit/s pro Schnittstelle) die Bündelung großer Bandbreiten gegenüber ECMP (Equal-Cost Multi-Path) über mehrere 800G-Links. Cisco adressiert das Thema DCI zusätzlich mit Silicon-One-basierten Systemen bis 51,2 TBit/s. Diese lassen sich als feste Router- oder Switch-Plattformen in Spine-/Backbone-Rollen einsetzen.
  • Sichere Mandantennetze: Die Verschlüsselung direkt am Port (MACsec, IPsec oder VXLANsec) schützt den Ost-West-Verkehr im Rechenzentrum ebenso wie DCI-Strecken. Dies erfolgt ohne separate Security-Appliances und ohne die Datenpfade zu verkomplizieren. Dies ist besonders relevant für regulierte Umgebungen und Multi-Tenant-Cluster.

Preise und Verfügbarkeit

Arista und Cisco nennen keine Listenpreise. In der Praxis hängen die Kosten stark von den Optiken/Transceivern (800G OSFP/QSFP-DD800), der Verkabelung, dem Strom-/Platzbedarf und den Rabatten aus Rahmenverträgen ab. Deshalb sind projektbezogene Angebote üblich, die über den Hersteller oder Channel eingeholt werden müssen.

Die folgenden Angaben zur Verfügbarkeit stammen aus den offiziellen Ankündigungen und Produktseiten der Hersteller. Sie zeigen, was bereits lieferbar ist und was sich noch in der Entwicklung/Produktionsstart befindet:

  • Arista 7800R4 (Chassis) und 7280R4 (Fixed): Laut Arista verfügbar beziehungsweise „shipping now“.
  • Arista 7020R4 und 7800R4 mit HyperPort (3,2 TBit/s): Die Modelle wurden für das erste Quartal 2026 angekündigt (stufenweise Markteinführung).
  • Cisco N9100 (Spectrum-X): „Orderable before the end of the year“. Die Bestellung ist vor Jahresende 2025 möglich, wahlweise mit NX-OS oder SONiC betrieben. Der Rollout erfolgt erfahrungsgemäß gestaffelt nach Region.
  • Cisco 8223 (Silicon One P200, 51,2 TBit/s): „Now shipping to initial hyperscalers“. Die Auslieferung an erste Großkunden hat begonnen, die breitere Verfügbarkeit folgt üblicherweise sukzessive.

Fazit

Sowohl Arista als auch Cisco adressieren große KI-Cluster mit einer sehr hohen Anzahl an 800G-Ports. Zusätzlich setzt Arista auf Port-Verschlüsselung (TunnelSec) und den 3,2-Tbit/s-HyperPort, um Verbindungen zwischen Standorten zu vereinfachen. Cisco kombiniert Spectrum-X-Switching (N9100) mit Silicon-One-basierten 800G-Switches und Routern und deckt damit AI-Pods, DCI und Core ab. Für Betreiber zählen am Ende die Zielarchitektur (Portanzahl je Ebene vs. Multiplane-Design), das Betriebsmodell (EOS vs. NX-OS/SONiC) und der Sicherheitsbedarf. Leistungsversprechen, etwa zu Laufzeitgewinnen bei KI-Jobs, sollten in Proof-of-Concepts überprüft werden.

Erfahren Sie mehr über Netzwerkhardware