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Wireless-Netzwerke optimal planen und aufbauen

Die Wireless-Netzwerkplanung wirkt oft abschreckend. Doch Sie können die Aufgabe in neun Schritten bewältigen, zu denen Kapazitäts- und Redundanzfragen sowie Site Surveys gehören.

Um es mit den Worten des ehemaligen Generals und US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower zu sagen: Pläne mögen nutzlos sein, aber Planung ist unverzichtbar. Eisenhower bezog sich zwar speziell auf militärische Vorbereitungen, aber dasselbe könnte man auch für die Planung von Wireless-Netzwerken feststellen.

Ohne eine angemessene Planung können Netzwerkteams versehentlich wichtige betriebliche Anforderungen ignorieren, ineffiziente Prozesse verursachen sowie viel Geld und Zeit verschwenden. Laut Cherie Martin, Senior Solutions Marketing Manager bei Aruba Networks, können IT-Teams den Planungsprozess beginnen, indem sie sich mit den Geschäftszielen, Marketinginitiativen sowie dem zugewiesenen Budget und den verfügbaren Ressourcen vertraut machen.

„Man kann nicht alles planen, aber die Planung wird Sie in eine bessere Position bringen“, so Martin.

Was versteht man unter der Planung von Wireless-Netzwerken?

Bei der Planung von Drahtlosnetzwerken geht es darum, eine Strategie zu entwickeln und ein Wireless-Netzwerkdesign zu gestalten, das eine angemessene Abdeckung, Sicherheit und Kapazität bietet. In diesem Prozess evaluieren Netzwerktechniker die vorhandene Netzwerkinfrastruktur, Grundrisse, Anwendungs- und Netzwerkleistung, Kapazitätsanforderungen und viele andere Faktoren.

Diese Evaluierungsphase hilft Netzwerkfachleuten zu erkennen, wo Access Points (AP) platziert und welche Wireless-Technologien und -Geräte implementiert werden sollen – etwa Wi-Fi, Mobilfunk, Wireless-Mesh-Netzwerke, Gateways und Wireless Router. Außerdem lassen sich auf diese Weise etwaige Probleme im Netzwerk ermitteln.

So beginnen Sie mit der Planung und dem Design von Wireless-Netzwerken

Auch wenn Unternehmen unterschiedliche Wireless-Anforderungen stellen, um den geschäftlichen Anforderungen gerecht zu werden, bleiben die Best Practices für die Wireless-Netzwerkplanung einheitlich. Im Folgenden beschreiben wir neun zentrale Bereiche, die Netzwerkteams bei der Planung von Wireless-Netzwerken berücksichtigen sollten.

1. Abdeckung

Die erste, recht naheliegende Phase bei der Wireless-Netzwerkplanung besteht darin, zu definieren, wo das Unternehmen eine Abdeckung benötigt. Die Abdeckung bezieht sich auf den geografischen Standort, der drahtlosen Zugang erhält. Unternehmen mit größeren oder verteilten Standorten haben umfangreichere Anforderungen an die Abdeckung als solche mit kleineren oder lokal begrenzten Standorten.

Bei diesem Schritt betrachten die Netzwerkteams nicht nur geografische Aspekte wie die Lage der Standorte, sondern auch umgebungs- und saisonbedingte Faktoren, erläutert Martin. Beispielsweise sollten die IT-Teams das Netzwerk während Spitzenlastzeiten evaluieren, etwa an bei besonderen Veranstaltungen, um die idealen Performance-Anforderungen über das gesamte Jahr zu ermitteln.

Es empfiehlt sich zudem, auf problematische Abdeckungsbereiche zu achten. Hier könnten dicke Wände, Metallflächen, Kühlanlagen oder andere Faktoren die Funksignale und APs stören.

Abbildung 1: Diese neun Bereiche sind wichtige Faktoren bei der Planung von Wireless-Netzwerken.
Abbildung 1: Diese neun Bereiche sind wichtige Faktoren bei der Planung von Wireless-Netzwerken.

2. Kapazität

Die Kapazität bezieht sich darauf, wie viel Traffic ein drahtloses Netzwerk unter Berücksichtigung von Geschwindigkeit, Latenz und Engpässen unterstützen kann. Umgebungen mit hoher Kapazität, wie Stadien oder Konzerthallen, müssen viele Benutzer gleichzeitig unterstützen, die oft unterschiedliche Arten von drahtlosen Geräten verwenden.

Während dieser Phase schätzen die Netzwerkteams das erwartete Wachstum ihres Unternehmens ab. Sie finden heraus, wie viele Nutzer derzeit im Netzwerk unterwegs sind und veranschlagen, wie viele in absehbarer Zukunft hinzukommen könnten. Dieser Prozess hilft den Netzwerkteams, die Arten von Clients, die das Wireless-Netzwerk unterstützen muss, die voraussichtliche Bandbreite, die Anzahl der bereitzustellenden APs und die erforderlichen Datenraten zu bestimmen.

Die IT-Teams sollten nicht zögern, sich nach möglichen Unternehmensübernahmen zu erkundigen, durch die neue Netzwerkbenutzer dazukommen könnten. In dieser Phase sollten sie sich auch Gedanken über die Arten von Anwendungen machen, die das Netzwerk jetzt und in den nächsten Jahren unterstützen soll, sagt Martin.

3. Anwendungen

In der dritten Phase geht es darum, die Anwendungsanforderungen des Unternehmens genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Netzwerkteams sollten alles tun, um zu gewährleisten, dass das Netzwerk auf die geschäftlichen Prioritäten abgestimmt ist, etwa missionskritische Anwendungen und Workflows.

Zu den anwendungsbezogenen Faktoren gehören die folgenden Fragen:

  • Wird die Anwendung On-Premises oder in einer Cloud-Umgebung gehostet?
  • Handelt es sich um eine Sprach- oder Videoanwendung, die eine geringe Latenz erfordert?
  • Handelt es sich um eine nicht arbeitsrelevante Anwendung, zum Beispiel Netflix oder YouTube?
  • Wie greifen In-Office- und Remote-Mitarbeiter auf die Anwendung zu?

Diese Überlegungen betreffen laut Martin auch den mobilen Support, Aktualisierungen der Mitarbeiterrichtlinien, Marketinginitiativen und den WLAN-Gastzugang. Außerdem sollten die IT-Teams nicht vergessen, daten- und bandbreitenintensive Anwendungen, wie IoT und Video-Streaming, zu berücksichtigen sowie die Kapazitäten und Richtlinien entsprechend zu planen.

4. Sicherheit

Obwohl sich Sicherheitsanforderungen und -probleme nur schwer vorhersagen lassen, profitieren Unternehmen davon, wenn IT-Teams Maßnahmen zum Schutz des Wireless-Netzwerks ergreifen, so Martin. In dieser Phase befassen sie sich mit Sicherheitsfunktionen wie Wireless Intrusion Prevention and Detection (WIPS), Zwei-Faktor-Authentifizierung, rollenbasiertem Zugang und Firewalls.

Diese Planungsphase umfasst die folgenden Schritte:

  1. Prüfung der Wireless-Sicherheitsprotokolle, beispielsweise Wired Equivalent Privacy (WEP) und der verschiedenen Versionen von Wi-Fi Protected Access (WPA).
  2. Konfiguration strikter Sicherheitsrichtlinien für authentifizierte Benutzer, Gäste und Anwendungen.
  3. Erstellen von Strategien für starke Passwörter und Multi-Faktor-Authentifizierung.
  4. Durchführen von AP-Software-Updates.

Darüber hinaus sollten sich die Teams über die verschiedenen Arten von Wireless-Angriffen auf dem Laufenden halten, wie War Driving, Evil Twin und Wireless Hijacking. Aus Compliance-Gründen protokollieren einige Wireless-Systeme automatisch Daten für Audits, um manuelle Aufzeichnungen oder Analysen zu minimieren, erklärt Martin.

5. Einfachheit

Die fünfte Phase bei der Planung von Wireless-Netzwerken besteht in der Vereinfachung, insbesondere im Hinblick auf die Verwaltung. Netzwerkteams profitieren von Automatisierung, die beim Troubleshooting hilft und den Zeitaufwand für routinemäßige Managementaufgaben reduziert.

Martin rät Teams, Managementsysteme zu evaluieren, die GUIs mit einfacher Navigation bieten und unter anderem granulare Informationen über APs, Rogue-Geräte und die Wi-Fi-Registrierung von Gästen liefern.

6. Redundanz

IT-Teams sollten sich als Nächstes darauf konzentrieren, wie sie das Unternehmen unterstützen können, falls es Probleme mit dem Netzwerk gibt. In dieser Phase prüfen die IT-Teams Backup-Optionen, AP- und Pfad-Failover, Hochverfügbarkeit, Controller-Konfiguration, Stromversorgung und andere Faktoren, die bei einem Netzwerkausfall oder -ereignis betroffen sein könnten.

Martin empfiehlt Teams auch, zu ermitteln, wie sich die Redundanz für Cloud-Konnektivität und Edge-Geräte zusätzlich zu den üblichen Betriebskomponenten gewährleisten lässt.

„Die meisten Probleme, die man bei der allgemeinen Netzwerkkonnektivität beobachten kann, haben in der Regel mit der WAN-Variabilität zu tun – der Verbindung zwischen der Cloud und APs, Edge, Switches und Gateways“, fügt sie hinzu.

7. Netzwerkintegration

Diese Phase bei der Planung von Wireless-Netzwerken unterstützt IT-Teams dabei, die Anforderungen an die Ende-zu-Ende-Netzwerksichtbarkeit und -integration zu ermitteln. Beispielsweise benötigen Next-Generation APs, die den Wi-Fi-Standard 802.11ax unterstützen, 60 Watt Leistung, die aber nur neuere PoE-Standards (Power over Ethernet) liefern.

Deshalb sollten IT-Teams darauf achten, wie PoE und Skalierbarkeit mit dem Netzwerk zusammenspielen, das sie aufbauen. Zu den weiteren Faktoren der Netzwerkintegration zählen Netzwerkzuverlässigkeit, -Performance, Uplinks für Zugangsnetzwerke und Leitungskapazität.

8. Management

Der nächste Schritt besteht darin, das Managementsystem näher zu untersuchen. Man muss, so Martin, prüfen, wie eine Netzwerkmanagement-Plattform die verschiedenen Netzwerkkomponenten, etwa APs, Switches und das SD-WAN-Management (Software-defined WAN) verwaltet. Welche Art von Management ein Team wählt, hängt von der Größe des Unternehmens ab. Kleinere Firmen können mit AP-Clustern arbeiten, die einen geringeren Verwaltungs-Overhead bieten. Größere Unternehmen hingegen profitieren von einem Cloud-basierten Management, das eine bessere Skalierbarkeit und Redundanz ermöglicht.

9. Standortanalyse (Site Survey)

Ein weiterer wichtiger Schritt bei der Wireless-Planung ist die Durchführung einer sogenannten Site Survey, also einer Standortanalyse. Es gibt verschiedene Arten von Wireless Site Surveys. Sie sind als Predictive, Passive und Active Site Surveys in Form von Hardware- oder Softwareplanungs-Tools verfügbar.

Netzwerkteams können eine Predictive Site Survey vornehmen, bevor sie ein Wireless-Design erstellen oder wenn sie an einen neuen Standort umziehen. Eine Passive Site Survey hilft Teams, Informationen über einen Standort zu sammeln, nachdem sie Geräte installiert haben. Eine Active Site Survey analysiert das drahtlose Netzwerk im laufenden Betrieb. Jeder Survey-Typ unterstützt Unternehmen dabei, AP-Position, Funkfrequenzen, Kapazität, Quality of Service, potenzielle Störungen und andere Metriken zu bestimmen.

Fazit

Die Planung von Wireless-Netzwerken ist ein äußerst nützlicher Prozess, wenn Netzwerkteams ein Drahtlosnetzwerk aufbauen. Durch die Evaluierung von Faktoren wie Kapazität, Abdeckung, Anwendungsanforderungen, Sicherheit und Verschlüsselung, Einfachheit, Redundanz, Integration, Management und Site Surveys können IT-Teams ein Wireless-Design entwickeln, das ihr Unternehmen, ihre Mitarbeiter und Kunden optimal unterstützt.

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