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Alternativen zu Citrix, Microsoft und VMware für Cloud-VDI

Viele Unternehmen nutzen Remote- und virtuelle Desktop-Dienste von Citrix, Microsoft und VMware, aber es gibt viele Alternativen auf dem Markt. Wir vergleichen elf Anbieter.

Die Machtverhältnisse an der Spitze der Desktop-Virtualisierungslandschaft haben sich in den letzten Jahren verschoben. Microsoft hat sich mit an die Spitze gekämpft, nachdem VMware und Citrix sich jahrelang allein duelliert hatten.

In Verbindung mit der weltweit gestiegenen Nachfrage nach Remote-Arbeit und der geschäftlichen Instabilität sowohl bei Citrix als auch bei VMware hat dies dazu geführt, dass weniger bekannte Desktop-Virtualisierungsplattformen die Chance haben, ihren Bekanntheitsgrad – und ihren Marktanteil – zu erhöhen. In diesem Artikel stellen wir einige alternative Akteure auf dem Markt für Desktop-Virtualisierung und Desktop-as-a-Service (DaaS) vor.

Es gibt einige Gemeinsamkeiten in dieser Liste, über die Sie sich vorab im Klaren sein sollten:

  • Kunden haben nur begrenzte Optionen für Microsoft Office auf virtuellen Desktops, wenn sie eine nicht auf Azure Virtual Desktop (AVD) basierende Plattform verwenden. Office ist nach wie vor als unbefristete Lizenz erhältlich, und es gibt weitere Optionen, wie zum Beispiel Dizzion (siehe unten). Als Qualified Multitenant Hoster (QMTH) ist Dizzion in der Lage, Office 365 in einem Verbrauchsmodell bereitzustellen.
  • Die meisten, wenn nicht alle, Anbieter haben Erfolg damit, unzufriedene Citrix-, VMware- und Microsoft-Kunden oder solche mit einfacheren Anwendungsfällen zu gewinnen. Viele der Kunden, mit denen ich gesprochen habe, gaben an, dass sie AVD Out of the Box verwendet haben, um dann zurückzurudern, weil sie eben doch erweiterte Funktionen benötigten. Um es klar zu sagen: So war es schon immer. Jedes Mal, wenn Microsoft eine neue Version von Remote Desktop Services (RDS) herausbrachte, fragten sich die Kunden, ob sie Citrix, VMware oder wen auch immer zugunsten der Microsoft-Produkte aufgeben können.

Hier ist die Liste der Unternehmen, die wir uns in diesem Artikel ansehen, in alphabetischer Reihenfolge:

  • Amazon Workspaces Core.
  • Cameyo.
  • Dizzion.
  • Ericom.
  • Frame.
  • HP Anyware (ehemals Teradici CAS).
  • Inuvika.
  • Leostream.
  • Nerdio.
  • Parallels.
  • Workspot.

Amazon Workspaces Core

Amazon Workspaces galt nie wirklich als überzeugende Option für große Unternehmen, da es sich nicht gut in bestehende Plattformen integrieren ließ, was eine Umstellung per Lift and Shift erforderte. Außerdem mussten sich die Kunden mit den oben erwähnten Lizenzierungsproblemen bei Microsoft-Produkten auseinandersetzen.

Heute ändert sich das. Zwar gibt es Amazon Workspaces immer noch mit dem, was meiner Meinung nach einem echten Desktop-as-a-Service am nächsten kommt – ein Desktop gegen Gebühr – aber es gibt spannende Entwicklungen rund um eine Plattform namens Amazon Workspaces Core.

Workspaces Core kam Ende 2022 auf den Markt und lässt Sie Ihre bestehenden VDI-Umgebungen in AWS integrieren, so dass Sie Ihre Workloads an jedem beliebigen Ort in einer echten Hybrid Cloud platzieren, ohne Ihre alte Infrastruktur einzureißen. Dieser Ansatz ermöglicht es Kunden, in ihrem eigenen Tempo in die Cloud zu migrieren.

Zwar gibt es nach wie vor Probleme mit den Lizenzen, wenn Sie Microsoft-Produkte verwenden möchten – überlegen Sie sich also, ob und wie dringend Sie Microsoft-Programme auf den virtuellen Desktops benötigen – aber Amazon ist dafür in der Lage, wettbewerbsfähige Preise und Dienste anzubieten, die das Spielfeld ausgleichen.

Abbildung 1: VDI und DaaS ist nicht ganz das gleiche, auch wenn sich die Ansätze ähneln.
Abbildung 1: VDI und DaaS ist nicht ganz das gleiche, auch wenn sich die Ansätze ähneln.

Cameyo

In dem Maße, in dem Unternehmen die naheliegenden Windows-Anwendungen in eine Cloud oder einen SaaS-Dienst (Software as a Service) migrieren, nimmt die allgemeine Abhängigkeit von Windows als Desktopumgebung ab. Die meisten Unternehmen benötigen jedoch immernoch Windows-Programme. Und um diese Anwendungen auszuführen, brauchen wir eine Version von Windows.

Aus diesem Grund ist der Ansatz von Cameyo so interessant. Cameyo überspringt den virtuellen Desktop direkt und konzentriert sich auf den Fernzugriff auf Windows-Anwendungen – und nur auf die Anwendungen. Die Benutzer greifen von jedem beliebigen Browser aus auf die Anwendungen zu; die nahtloseste Integration erhalten Sie dabei jedoch mit Chrome. Sie können Remote-Anwendungen außerdem als Progressive Web App (PWA) bereitstellen, so dass sie eigenständig laufen – quasi wie ein normales Betriebssystemfenster aussehen – und nicht in einem Browser-Tab.

Es ist möglich, das selbst zu konfigurieren, aber der wahre Wert liegt im Verwalteten Dienst von Cameyo. Ein vollständig gehosteter Desktop, der auf einer von Cameyo verwalteten Infrastruktur läuft, kostet 30 US-Dollar pro Benutzer und Monat, einschließlich RDS-Client-Zugangslizenzen und Cloud-Ressourcen. Eine selbst gehostete Option kostet 12 US-Dollar pro Benutzer und Monat. Das Unternehmen wächst schnell und fügt regelmäßig neue Funktionen hinzu, wie zum Beispiel schnelle Wiederherstellung oder Failover von On-Premises zu Cloud oder Cloud zu Cloud.

Dizzion

Dizzion habe ich mindestens seit 2017 auf dem Radar. Obwohl das Unternehmen ursprünglich ein MSP (Managed Service Provider) mit Schwerpunkt auf dem Outsourcing von Geschäftsprozessen war, ist es heute eine vollwertige Desktop-as-a-Service-Plattform mit globaler Präsenz. Dizzion nutzt eigene Technologien – wie das Cosmos Control Center (C3) und ZLink, ein Tool für das Wiederverwenden von PCs – sowie die enge Zusammenarbeit mit Partnern wie VMware und IBM, um seinen Kunden alles zu bieten, was sie für die Unterstützung von Remote-Mitarbeitern benötigen.

Dizzion hat Kunden aus allen Bereichen des Lebens – Gesundheitswesen, Finanzen, Versicherungen, Bildung und andere – aber das Unternehmen zeichnet sich durch das Outsourcing von Geschäftsprozessen aus, indem es hilft, über entfernte, Cloud-basierte Arbeitsbereiche direkt mit Kunden zu kommunizieren.

Dizzion ist außerdem in der einzigartigen Position, ein Microsoft QMTH zu sein, was es dem Unternehmen ermöglicht, sowohl Windows- als auch Office 365-Lizenzen auf Verbrauchsbasis zu verkaufen – etwas, das bei anderen Anbietern nicht immer möglich ist.

Ericom

Ericom war einst eine treibende Kraft hinter dem HTML5-basierten Zugriff auf Remote-Desktops und -Anwendungen. Ericom vertreibt zwar weiterhin die Desktop-Virtualisierungsplattform PowerTerm WebConnect, die HTML5-Anwendungszugriffsplattform AccessNow und seine Terminalemulationssoftware, doch der Schwerpunkt von Ericom scheint derzeit auf seinen Produkten ZTEdge Secure Access Service Edge, Remote Browser Isolation und Web Application Isolation zu liegen.

Frame

Wenn Sie die Entwicklung von Frame über die Jahre hinweg verfolgt haben, wissen Sie, dass das Unternehmen als eine zu 100 Prozent in der Cloud verwaltete Desktop-Virtualisierungsplattform auf den Markt kam, die grafikintensive Workloads an HTML5-Browser-basierte Clients lieferte. Obwohl die Übernahme durch Nutanix im Jahr 2018 diesen Ansatz bestätigte und das Unternehmen die zugrunde liegende Technologie beibehielt, hatte die Übernahme den unbeabsichtigten und ungünstigen Effekt, die beiden Plattformen miteinander zu verbinden. In Wirklichkeit können Sie mit Frame Desktops von überall aus bereitstellen – On Premises oder in der Cloud – mit Nutanix, AWS, Azure oder Google Cloud Platform.

Der Schwerpunkt von Frame liegt auf dem einfachen, Browser-basierten Zugriff auf Windows-Desktops und -Anwendungen über das eigens entwickelte, WebRTC-basierte Protokoll, das keine Plugins oder Clients erfordert. Da es sich vom ersten Tag an um eine Cloud-basierte Plattform handelt, ist die Bereitstellung so einfach wie möglich gestaltet. Die Plattform unterstützt die Bereitstellung von Paketen als PWAs und gehört – neben Citrix, VMware und Cameyo – zu den vier Chrome Enterprise-Partnern in diesem Artikel.

Frame fügt ständig neue Funktionen hinzu, wie zum Beispiel Browser-basiertes Single Sign-On mit Unterstützung für Active Directory-Abindung für VMs, Backup und Wiederherstellung sowie Unterstützung für Google Cloud Platform.

HP Anyware (ehemals Teradici CAS)

Teradici hat sich den Ruf erworben, den Anforderungen von Unternehmen gerecht zu werden, die hochpräzise, grafikintensive Workloads ausführen, wie zum Beispiel in den Bereichen Technik, Militär und Rundfunk.

HP hat die Marke übernommen, war aber selbst bereits seit vielen Jahren mit dem Produkt Remote Graphics Software (RGS) in diesem Bereich tätig. Mit der Übernahme von Teradici und seinem PC-over-IP-Protokoll bedient HP diese Anwendungsfälle weiterhin und erweitert sein Portfolio um eine ausgereifte Desktop-Virtualisierungsplattform für eine breitere Palette von Anwendern. Natürlich fügt es sich auch gut in das Thin Client-Geschäft von HP ein.

Inuvika

Während Inuvika für mich und die meisten Leute in Nordamerika und Europa neu ist, kommt ein Großteil des Geschäfts von Inuvika aus Südamerika und Südafrika, wo das Unternehmen mit Bildungs-, Regierungs- und Telekommunikationsorganisationen erfolgreich ist. Inuvika basiert auf einem Hypervisor-agnostischen, vollständig auf Linux basierenden Backend, das On Premises oder in der Cloud läuft, und ist eine kostengünstige Alternative zu anderen, bekannteren Plattformen.

Der Anbieter verspricht eine webbasierte Verwaltung, die so einfach sein soll, dass auch Unternehmen mit wenig IT-Personal oder Erfahrung eine Remote-Desktop-Umgebung einrichten und bereitstellen können. Das Produkt verfügt über einige integrierte Funktionen zum Verwalten von Anwendungen und Profilen, und alles ist sitzungsbasiert, es gibt also keine VDI. Sie können trotzdem Desktops veröffentlichen.

Leostream

Es gibt eine Welt jenseits von RDP, HDX und Blast Extreme – eine Welt mit Protokollnamen wie RGS, TGX, Scyld, NICE DCV und NX, die wie aus einer anderen Welt erscheinen. Dies ist die Welt, in der Leostream lebt, und in der dieser Anbieter seit fast 20 Jahren existiert.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie noch nie von Leostream gehört haben, vor allem wenn Sie ein engagierter Citrix- oder VMware Horizon-Kunde sind. Während VMware, Citrix und Microsoft sich auf die 80 Prozent der Nutzer in der Welt konzentrieren, ist Leostream der virtuelle Desktop- und App-Broker für alle anderen. Leostream ist vollkommen agnostisch, eine Eigenschaft, die es ermöglicht, ein viertes any (jedes) zu seiner Liste hinzuzufügen: jeder Desktop oder jede Anwendung, für jeden Benutzer, auf jedem Gerät, mit jedem Protokoll. Leostream hilft auch bei der Bereitstellung von Images und verfügt über Integrationen mit Cloud-Anbietern, VMware und OpenStack.

Die Kunden von Leostream sind oft im High-Tech-Bereich tätig oder haben anspruchsvolle Workloads mit speziellen Ansprüchen an die Remote-Grafik, zum Beispiel in den Bereichen Öl und Gas, Finanzen, Technik, Multimedia, computergestütztes Design, computergestützte Fertigung und mehr. In manchen Situationen geht es mehr um den Fernzugriff auf leistungsstarke physische Workstations als um zentralisierte Desktops und Anwendungen. Wie Sie sich vorstellen können, war die Pandemie für Leostream ein großes Geschäft, insbesondere in den Bereichen Medien und Rundfunk.

Nerdio

Nerdio tanzt bei dieser Liste etwas aus der Reihe, denn während die meisten anderen Anbieter auf dieser Liste eine Plattform haben, die sie mehr oder weniger von Grund auf aufgebaut haben, hat Nerdio seinen Wagen an Azure Virtual Desktop angehängt. Der Anbieter hat zwei Produkte entwickelt, bei denen es sich um ein umfassendes Set von Tools handelt, die Kunden oder MSPs verwenden, um AVD-basierte Desktops und Anwendungen effektiver bereitzustellen.

Nerdio gibt es schon seit langem als DaaS-Anbieter und MSP, mit Wurzeln, die bis ins Jahr 2010 und darüber hinaus zurückreichen. Nerdio Manager for Enterprise vereinfacht das Verwalten und Bereitstellen von AVD-Umgebungen, so dass die Kunden keine Azure-Experten sein müssen. Außerdem kann es den Speicher- und Ressourcenverbrauch optimieren, um die Azure-Kosten zu senken. Im Grunde ist es der Mittelweg zwischen nativem AVD und einer separaten Plattform.

Das funktioniert für Nerdio, aber es bringt den Anbieter in eine riskante Position, wenn Microsoft die gleichen Funktionen entwickeln würde, die Nerdio bietet. Nerdio steht also unter dem Druck, seine Innovationen fortzusetzen, und mit einer kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde erwarte ich, dass Nerdio sein Wachstum fortsetzen wird.

Parallels

Parallels, das sowohl für die Desktop-Virtualisierung als auch für seinen macOS-basierten Client-Hypervisor bekannt ist, mit dem Sie Windows, Linux, macOS oder andere Betriebssysteme als virtuelle Maschinen auf Macs ausführen, hat in den letzten Jahren einige Veränderungen durchgemacht. Zunächst wurde Parallels im Jahr 2018 von Corel übernommen – das gleiche Corel, das für CorelDraw, WordPerfect und PaintShop Pro bekannt ist. Im Jahr 2022 änderte Corel seinen Namen in Alludo – die jeweiligen Produktliniennamen unter dem Dach von Alludo bleiben gleich.

Parallels ist in den letzten Jahren gewachsen. Mit Parallels RAS mit lokalen und AVD-basierten Workloads richten Kunden hybride Umgebungen ein, anstatt von einer Plattform auf die andere zu migrieren. Sie bieten automatisches Skalieren, vereinfachte Verwaltung, das Management von MSIX App Attach sowie FSLogix-Konfiguration und vieles mehr. Außerdem hat es ein sehr einfaches Lizenzierungsmodell: nur ein Festpreis pro Benutzer und Jahr, für den Sie alles bekommen, was Parallels bietet.

Workspot

Workspot gehört zu den Unternehmen mit der meisten Erfahrung in dieser Liste und hat seine eigene Plattform von Grund auf aufgebaut, um Kunden einen verwalteten Service zu bieten. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die es in den ersten Tagen der Pandemie auf eigene Faust versucht haben und nun ihre Desktop-Virtualisierung unter dem Gesichtspunkt der Kosten und der Effizienz nachhaltiger gestalten möchten. Workspot war besonders erfolgreich bei der Unterstützung von Kunden mit GPU-intensiven Workloads, zum Beispiel in den Bereichen Architektur, Ingenieurwesen und Konstruktion.

Viele Azure-Kunden kennen die Herausforderung, Anbieter zu finden, bei denen sie ihre Azure-Guthaben verbrauchen können. Workspot glänzt in diesem Bereich mit einem flexiblen Preismodell, bei dem die Kunden die Möglichkeit haben, alles – Workspot und Cloud-Verbrauch – über die Workspot-Rechnung abzuwickeln oder die Rechnungen für Workspot und Azure zu trennen und somit Azure-Dienste über Azure-Guthaben zu begleichen.

Fazit

Jedes der hier aufgelisteten Produkte ist für ein Wachstum in der nahen Zukunft positioniert, sowohl wegen der Störung am oberen Ende des Marktes als auch wegen des allgemeinen Wachstums der Desktop-Virtualisierung in Unternehmen. Viele Augen richten sich immernoch auf Microsoft. Trotz seines Aufstiegs an die Spitze gibt es immer Möglichkeiten zum Erweitern, Optimieren oder zum Wettbewerb, die einer oder mehreren dieser Plattformen die Möglichkeit geben, in die oberste Liga aufzusteigen.

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