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So berechnen Sie Preise für Azure Virtual Desktop

Unternehmen, die Azure Virtual Desktop einsetzen möchten, sollten mit dem Azure-Preisrechner verschiedene Szenarien prüfen, um die zukünftigen Kosten abschätzen zu können.

Bevor Unternehmen eine neue Technologie einführen, sollten sie sich Gedanken zu den zu erwartenden laufenden Kosten machen und inwieweit diese zum Nutzen in einem sinnvollen Verhältnis stehen. Das gilt besonders für Cloud-Angebote wie Azure Virtual Desktop, das zwar mit vielen Vorteilen lockt, doch zeitgleich nur intransparente Preisstrukturen bietet. In diesem Artikel zeigen wir Rechenbeispiele für realistische Konfigurationen und erklären, wann Azure Virtual Desktop sich lohnt.

Azure Virtual Desktop (AVD), ehemals Windows Virtual Desktop (WVD) ist im Vergleich zu anderen Desktop-as-a-Service-Angeboten noch relativ neu auf dem Markt; deshalb war das Lizenzmodell zahlreichen Änderungen unterzogen. Vor allem hat Microsoft im Frühjahr 2020 AVD nativ in Azure verankert, was das Lizenz- und Preismodell vereinfacht hat.

Trotz dieser Korrekturen ist es schwierig, alle Faktoren, die in die Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO) einfließen im Blick zu behalten. Dazu gehören die Lizenzen, die Steuerungs- und Managementsoftware sowie die Infrastruktur, auf die Workloads laufen.

Neben den Grundpreisen auf der Seite von Microsoft gibt es spezielle Angebote, zum Beispiel Azure Reserved VM Instances und Azure Hybrid Benefit. Darüber hinaus können einige Unternehmen mit Microsoft Rabatte für die Lizenzierung, Beratung und andere Dienstleistungen aushandeln.

Doch auch mit diesen Sonderangeboten werden in der Regel virtuelle Desktops teurer sein als physische. In AVD haben Nutzer die Wahl zwischen Windows 10-Mehrfachsitzungen, Windows 7, Windows 10 oder Windows Server als Betriebssystem. Windows 10-Mehrfachsitzungen sind die gängigste und wirtschaftlichste Art, AVD zu implementieren. Rein technisch gesehen können Unternehmen auch direkt virtuelle Anwendungen über die Infrastruktur betreiben; die Bereitstellung über Virtuelle Desktops ist jedoch günstiger.

Schließlich ist auch die Verwendung von gepoolten Desktops (das sind nicht-persistente virtuelle Desktops) persistenten Desktops oft vorzuziehen. In den meisten Szenarien basieren AVD-Bereitstellungen auf nicht-persistenten Mehrfachsitzungs-Windows 10-Desktops.

Wie funktioniert die Lizenzierung für AVD auf Azure?

Wenn Unternehmen bereits pro Benutzer über eine berechtigte Lizenz für Windows 10 oder Microsoft 365 verfügen, ist die AVD-Lizenz bereits enthalten. Das trifft auf die folgenden Lizenzen zu:

  • Microsoft 365 E3 und E5
  • Microsoft 365 A3/A5/für Schüler und Lehrkräfte
  • Microsoft 365 F3
  • Microsoft 365 Business Premium
  • Windows 10 Enterprise E3/E5
  • Windows 10 Education A3/A5
  • Windows 10 VDA (pro Nutzer)

Die meisten Unternehmen, für die Azure Virtual Desktop in Frage kommt, verfügen ohnehin über eine dieser Lizenzen. Wir werden daher Lizenzkosten in den folgenden Rechenbeispielen nicht berücksichtigen.

So berechnen Sie die AVD-Preise

Zusätzlich zur Lizenzierung wirken sich mehrere Aspekte auf die AVD-Preise aus: virtuelle Maschinen (VMs) und Speicher, Benutzerprofilspeicher, Datenträger – das trifft nur auf persistente Desktops zu – und Netzwerk. Die Kosten für Azure VMs und Storage machen den größten Teil der AVD-Kosten aus. Sie umfassen die Instanz, CPU, RAM sowie Instanzreihe und -typ.

Die Zahl der Benutzer, Nutzungsstunden pro Monat und Rabatte für reservierte Instanzen fließen ebenfalls in die AVD-Preise ein. Es gibt zwar kein Minimum für die Anzahl der AVD-Benutzer, der Azure-Preisrechner beginnt jedoch ab 100 Nutzern, die wir daher für unser erstes Rechenbeispiel übernehmen werden. Die Szenarien und der Preiskalkulator schätzen die Nutzungsstunden tendenziell sehr konservativ. Stellen Sie sicher, dass Sie die Gesamtnutzungsstunden für alle Anwender sowie den VM-Typ und die Festplattengröße berechnen.

AVD-Preisszenarien als Beispiel

Eine Auflistung von Lizenzkosten und Schätzungen ist nicht immer hilfreich, wenn der Bezug zur Praxis fehlt. Wir werden daher eine minimale Konfiguration mit realistischeren Zahlen vergleichen, damit Interessenten den Preisrahmen besser verstehen können.

In unserem ersten Beispiel stellen wir für eine Gruppe von 100 Ingenieuren persönliche (also persistente) virtuelle Arbeitsplätze für die Arbeit mit Grafiken bereit. Die Standardkalkulation schätzt in der Verfügbarkeitsregion Nordeuropa 28.715,39 Euro pro Monat für das nutzungsbasierende AVD-Angebot, mit 125 Nutzungsstunden und konservativ dimensionierten VM-Instanzen und Festplatten.

In der Realität müssen diese Ingenieure wahrscheinlich länger als 1,25 Stunden pro Monat auf AVD zugreifen und benötigen leistungsfähigere VMs mit mehr Speicherplatz als im Standardszenario. Wir schlagen deshalb vor, die VM-Instanzen und Festplatten jeweils zu verdoppeln und durch eine dreijährige Reservierung deren Preise etwas zu reduzieren. Eine Analyse der Benutzer- und Anwendungsanforderungen kann ergeben, dass sogar noch mehr Ressourcen erforderlich sind. In der Tabelle sehen wir, dass die Kosten für diese Konfiguration mehr als fünfmal so hoch wären.

 

Konservative Schätzung
(von Microsoft)

Realistische Schätzung

Nutzungsstunden

125 Stunden pro Monat
(1,25 Stunden pro Nutzer pro Monat)

Rund um die Uhr – reservierte Instanzen für drei Jahre

VM-Instanztyp

NV12s w/12 Kerne, 112 GB RAM, 680 GB Speicher: 2,04 Euro pro Stunde

NV48s w/24 Kerne, 448 GB RAM, 2.948 GB Speicher:1,95 Euro pro Stunde

Ressourcen pro Nutzer

12 vCPU, 112 GB RAM

24 vCPU, 224 GB RAM

Speicher

Premium SSD P15, 1.100 OPS: 3.205,56 Euro im Monat

Premium SSD P20, 2.300 OPS: 6.174, Euro im Monat

Monatliche Kosten für 100 Ingenieure

28.715,39 Euro pro Monat

148.757,69 Euro pro Monat

Benutzer benötigen möglicherweise zusätzliche Leistungen, wie umfangreichen Support, Netzwerkkonnektivität und Bandbreite oder Hosting in alternativen Azure-Regionen. Wenn eine Organisation die FSLogix-Verwaltung von Microsoft für das Speichern von Benutzerprofilen verwendet, fallen zusätzliche Kosten für die Unterbringung dieser Daten an, abhängig davon, wie groß diese Profile sind. Je nach benutzter Anwendung, kommen Kosten für Datenbanken, Dateiserver und andere Ressourcen zu den Schätzungen hinzufügen.

Im nächsten Beispiel untersuchen wir einen Callcenter-Betrieb mit 1.000 Mitarbeitern und Benutzern, die nur geringe Ressourcenanforderungen haben. Wir setzen wieder voraus, dass Lizenzen bereits vorhanden sind. In diesem Szenario greifen die Benutzer auf gruppierte – also nicht-persistente – virtuelle Desktops zu.

 

Konservative Schätzung
(von Microsoft)

Realistische Schätzung

Nutzungsstunden

Rund um die Uhr – reservierte Instanzen für drei Jahre

Rund um die Uhr – reservierte Instanzen für drei Jahre

VM-Instanztyp

D4s v3, 4 vCPUs, 16 GB RAM, 32 GB Speicher: 0,078 Euro pro Stunde

D16 v3, 16vCPUs, 64 GB RAM, 400 GB Speicher: 0,312 Euro pro Stunde

Ressourcen pro Nutzer

Sechs Nutzer pro vCPU

Vier Nutzer pro vCPU

Speicher

Standard-SSD E10, 128 GB: 8,10 Euro pro Monat

Standard SSD E20, 512 GB: 32,38 Euro pro Monat

Monatliche Kosten für 1.000 Call-Center-Mitarbeiter

2.471,50 Euro im Monat

3.902,56 Euro im Monat

In diesem Szenario geht die konservative Schätzung von sechs Benutzern pro virtueller CPU (vCPU) aus, was der Nutzererfahrung nicht zuträglich ist. In der großzügigeren Version haben wir die Ressourcenzahl und -qualität verbessert, um realistischer zu sein, aber die Zuweisung könnte tatsächlich noch immer zu niedrig sein.

Evaluierung der AVD-Kosten als Kunde

Entscheider in Unternehmen sollten die Nutzererfahrung und die Kosten gegeneinander abwägen. Die beiden oben dargestellten Szenarien zeigen, dass Azure Virtual Desktop für Mitarbeiter, die keine komplexen Rechenanforderungen haben, durchaus sinnvoll ist.

Die verschiedenen Wahlmöglichkeiten und Preise für AVD sind etwas unübersichtlich. Einige Unternehmen verlassen sich daher für ihre virtuellen Desktops auf Managed Service Provider (MSP). Viele Anbieter geben statische AVD-Preise pro Benutzer an, die Management, Wartung und technischen Support beinhalten. Solche Produkte richten sich an kleine Unternehmen, die nicht über das technische Know-how verfügen, um AVD selbst bereitzustellen.

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