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Warum Firmen einen Rückzug aus der Cloud erwägen

Die Cloud ist populär und wird von den meisten Herstellern propagiert. Doch Kosten, Komplexität und Sicherheitsprobleme führen zu ersten Absetzbewegungen.

Im September 2018 veranstaltete Fujifilm Recording Media USA, Hersteller von magnetischen Tape-Medien, eine Konferenz. Es gab verschiedene Herstellerpräsentationen von smarten Industrietypen, die ihre Folien mit den neuesten Roadmaps für alle erdenklichen Speicherformen – einschließlich Flash, Disk, Tape und sogar optischen Medien – aufgebessert hatten. Die Redner unterstrichen auch mehrmals die kontinuierliche Präsenz und das Wachstum von Tapes.

Als ich mir die Präsentationen ansah, fielen mir ein paar kleinere Trends auf: Malware und Ransomware sowie Cloud-Rückführung – von 451 Research in einem Report aus dem Jahr 2017 „Cloud Repatriation“ genannt. Laut diesem Report sagten 20 Prozent der befragten Unternehmen, dass sie wegen der Kosten eine oder mehrere ihrer Workloads aus Public Clouds zurück in Private Clouds verschoben hatten. Der erste Trend – auf den ich an dieser Stelle schon einmal eingegangen war – handelte von Herstellern, die sich auf Malware und auf Ransomware als ein Mittel bezogen, tatsächlich Tape oder irgendetwas anderes zu verkaufen.

David Balcar, ein Security-Spezialist bei Carbon Black, gab einen leidenschaftlichen und erschreckenden Überblick über die gegenwärtige Situation, indem er Clouds als einen mächtigen Verstärker für die Gefahren von Security-Risiken darstellte. Neue Sicherheitslücken in Servern wie zum Beispiel Meltdown oder Spectre lassen sich nur schwer durch Patching-Prozesse kontrollieren und verursachen wahrscheinlich Ausfallzeiten, um sie zu verhindern. Sie sind noch viel gefährlicher im Kontext von riesigen Server-Farmen, wie man sie in der Cloud findet. Vielleicht ist dieser erste Trend einer der wesentlichen Gründe, die zum zweiten beitragen: der Cloud-Rückführung.

Was steckt hinter der Cloud-Rückführung?

Zugegeben, ich hätte nicht erwartet, dass die Menge auf dieser Veranstaltung die Cloud so vehement begrüßen würde. In vielen Fällen vermeidet man bei Archivierung schon aus Kosten- und Bequemlichkeitsgründen, Cloud Storage einzusetzen – und in manchen Fällen wegen gesetzlichen und regulatorischen Beschränkungen. Eine beeindruckende Folie in dem Vortrag von Molly Presley, Mitbegründerin der Active Archive Alliance, verglich zum Beispiel die Speicherkosten für ein Petabyte an Archivdaten auf verschiedenen Plattformen für einen Zeitraum von drei Jahren. Beim Einsatz von Flash beträgt der Preis fast 3,5 Millionen Dollar. Bei NAS-Festplatten kommt man auf etwa 2,6 Millionen Dollar. Amazon S3 kostet rund 1,5 Millionen Dollar und Amazon Glacier rund 300.000 Dollar. Bei Tape kommt man auf schmale 107.000 Dollar.

Die Kosten sind nicht das einzige Kriterium, Public Clouds zu wählen oder wieder zu verlassen, aber sie sind ein wichtiges. Ein größeres Unternehmen aus der Gruppe der Fortune 500 hat sich vor kurzem aus der Public Cloud zurückgezogen und spart damit 80 Millionen Dollar ein – monatlich. Es ist Teil der Bewegung weg von der Cloud, die 451 Research zitiert hat. In ähnlicher Weise hat IDC ungefähr zur gleichen Zeit berichtet, dass 53 Prozent der Unternehmen ihre Workloads wieder on-premises durchführen oder es zumindest vorhaben.

IBM scheint von der Cloud-Rückführung früher als andere Firmen Wind bekommen zu haben. Man begann, hybride Clouds zu promoten, die On-site- und Cloud-basierte Ressourcen und Prozesse miteinander verbinden, während die Konkurrenten mit Clouds und noch mehr Clouds und einer Multi-Cloud genannten Strategie hausieren gingen.

So viel zum Cloud-Getue.

Ein typisches Beispiel: Caringo

Ein Briefing im September 2018 bei Caringo erinnerte mich an diesen Trend weg von der Cloud für alles. Die Object Storage Company war gerade dabei, die zehnte Edition ihres „Swarm“ genannten Produkts herauszubringen, als CEO Tony Barbagallo mir die Geschwindigkeit und sonstigen Stärken der verbesserten Object-Plattform als „unheimlich schnell“ beschrieb. Er positionierte Swarm nicht als die billige und ausgereifte Alternative zu anderen Speichersystemen oder als Sprungbrett zur Cloud, sondern eher als einen Hosting-Ansatz für Archivierungsdaten, der die Notwendigkeit einer Cloud völlig eliminiert. Das ist Cloud-Rückführung auf den Begriff gebracht.

Cloud-Rückführungen könnten der Beginn vom Ende der letzten Welle von IT-Outsourcing sein, die alle paar Jahrzehnte zusammen mit Rezessionsphasen der Wirtschaft auftritt.

Mir fiel auf, dass Caringo die erste Storage-Firma war, die ich traf, und die bereit war, ihre Marketing-Strategie von dem noch alles beherrschenden Cloud-Brimborium abzulösen. Zu meiner Überraschung spielte Barbagallo den Unterschied nicht herunter. Caringo soll eine normale Plattform für Secondary Storage in den Unternehmen zur Verfügung stellen – mit genug Performance zu einem erschwinglichen Preis. Das würde seinen Kunden die Kosten, Komplexität und Risiken ersparen, die mit Archivierung in der Cloud verbunden sind.

Um diese Stoßrichtung zu unterstützen, erläuterte Barbagallo näher Installation und Test der Caringo-Systeme, die man gerade bei Rutherford Appleton Labs Science and Technology Facilities Council als Teil eines Projekts mit Namen „Jasmin“ abgeschlossen hatte. Jasmin ist ein Supercomputer für Rechenzentren, um sehr große Mengen an wissenschaftlichen Daten für wissenschaftliche Gemeinschaften auf dem Gebiet der Klima- und Erdforschung zu modellieren. Die Petabytes an Storage von Jasmin werden von Tausenden virtuellen Maschinen genutzt, die per Netzwerken mit hohen Bandbreiten angeschlossen sind. Caringo beschreibt diese Infrastruktur auch als „Netzwerk und Storage eines Supercomputers, aber ohne zu viele Compute-Transaktionen“.

Während der Tests an diesem verteilten Szenario registrierte Amazon S3 erhöhte Durchsatzzahlen, die über die Erwartungen hinausgingen: Reads von 35 GBps und Writes von 12,5 GBps. Der Durchsatz bei NFS Single Instance war sogar noch erstaunlicher: Caringo Reads übertrafen die anvisierten Ziele bei Reads um 132 Prozent und bei Writes um 256 Prozent. Laut Barbagallo zeigte Jasmin, dass man nicht mehr davon sprechen könne, dass Object Storage nur eine „langsame, stabile und zuverlässige Plattform“ für ältere Daten sei. Es ist an der Zeit, Object Storage als schnelle und effiziente Plattform in den Mainstream einzuführen, um Daten auch lokal zu speichern. Diese Plattform kann mit Cloud-basiertem Storage konkurrieren und dieses möglicherweise arg in Bedrängnis bringen.

Den vollständigen Report zu Caringo und Jasmin findet man im Internet oder es gibt ihn als Download direkt auf der Webseite von Caringo. Die wichtige Botschaft besteht im Moment darin, dass sich die Verbindung von Object-Storage-Produkten und Public-Cloud-Services aufzulösen beginnt – und die Cloud-Rückführung damit deutlich unterstützt.

Dies könnte der Beginn vom Ende der letzten Welle von IT-Outsourcing sein, die alle paar Jahrzehnte zusammen mit Rezessionsphasen der Wirtschaft auftritt. Es bleibt jedoch die Frage offen, ob das Herunterfahren der IT in den Unternehmen im letzten Jahrzehnt der Cloud für alles auch einige der wesentlichen Fähigkeiten und Erfahrungen des IT-Personals in den Unternehmen abgewürgt hat – sie wären bei der Rückführung der IT dringend notwendig.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder und entsprechen nicht unbedingt denen von ComputerWeekly.de.

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