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Private-Cloud-Plattformen bringen Mehrwert

Public und Private Cloud schließen sich als IT-Infrastruktur nicht aus, vielmehr geht es darum, die optimale Infrastruktur für jede einzelne Workload zu finden.

Immer mehr Anwender nutzen Public Clouds, aber die Private Cloud als Infrastrukturvariante ist noch längst nicht tot. Im Gegenteil: Sie ist sehr lebendig.

IDC prognostiziert, dass 75 Prozent der Unternehmen, die Public Cloud Services verwenden, 2020 auch eine Private-Cloud-Plattform nutzen werden. Deutsche Zahlen stützen diese Aussage: In IDCs aktueller Studie zum deutschen Rechenzentrumsmarkt gaben 55 Prozent der Befragten an, zwei oder mehr Cloud-Plattformen zu nutzen. Bei 30 Prozent war es nur eine Cloud-Plattform. Man kann davon ausgehen, dass bei einem großen Teil beider Gruppen die Private Cloud ein wichtiger Teil der IT-Strategie ist.

Während also viele Unternehmen Private und Public Cloud gemeinsam nutzen, kann eine isolierte Infrastruktur für nur einen Anwender manchmal durchaus sinnvoll sein. Das liegt laut Deepak Mohan, Forschungsdirektor bei IDC, unter anderem daran, dass Private-Cloud-Technologien mittlerweile ausgereift sind genau wie die Optionen bei Providern und Plattformen.

Obwohl Public Cloud viele Vorteile bietet, beispielsweise bessere Skalierbarkeit und mehr Flexibilität, wollen manche Unternehmen nicht auf die Vorteile der Private Cloud verzichten. Zu ihnen gehören mehr Kontrolle über die Infrastruktur und manchmal geringere Kosten.

Die Vorteile der Public Cloud

Die meisten Administratoren wollen so viel Sichtbarkeit und Kontrolle über ihre Umgebung wie möglich. Beides gibt es eher in der Private als in der Public Cloud.

Compliance und Governance sind entscheidend für Unternehmen, die Workloads mit sensitiven Daten bearbeiten. Sie müssen sich an strikten Anforderungen orientieren. Gut möglich, dass Public Cloud Provider dies nicht in vollem Umfang tun. Der Druck erhöht sich durch neue Standards und Vorschriften wie die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) oder die E-Privacy-Verordnung, deren Inkrafttreten nun für 2020 erwartet wird: Unternehmen müssen sich nach den rigiden Datenschutzlinien der EU richten. Zudem unterliegen einige Unternehmen hohen Verfügbarkeitsanforderungen. Auch diesen werden wohl nicht alle Public Clouds gerecht.

Die meisten Administratoren wollen so viel Sichtbarkeit und Kontrolle über ihre Umgebung wie möglich. Beides gibt es eher in der Private als in der Public Cloud.

„Die IT-Organisation von Unternehmen hat sich an einen hohen Grad an Kontrolle und Sichtbarkeit gewöhnt – etwas, das sie es Amazon oder Microsoft nicht unbedingt gibt“, sagt Hyoun Park, Gründer und CEO des Bostoner Beratungsunternehmens Amalgam Insights.

Zudem ist der Ruf der Public Cloud, kostengünstiger zu sein, nicht immer durch die Realität gedeckt. Denn es gibt viele Faktoren, die darüber mitbestimmen, wie viel es einen Kunden kostet, eine Workload in einer bestimmten Umgebung laufen zu lassen.

Public-Cloud-Kosten: oft höher als erwartet

„Abhängig vom genauen Szenario kann es günstiger sein, eine Workload in einer Private oder einer Public Cloud laufen zu lassen oder umgekehrt, aber das hängt sehr von der Workload und dem gewünschten Ergebnis ab“, sagt Carl Brooks, Analyst bei 451 Research.

Statische und gut prognostizierbare Workloads passen meistens besser zu Private Clouds, weil Unternehmen Ressourcen effizienter planen und verbrauchen können. Mit mehr Einblick in ihre Umgebung können Admins auch die Ausgaben und das Budget besser kontrollieren.

Wegen ihrer Skalierbarkeit nach Bedarf eignet sich die Public Cloud gut für Workloads mit unvorhersehbaren Einsatzmustern oder solche, die plötzliche Nachfragespitzen produzieren. Allerdings kann diese Flexibilität auch zu unerwarteten Veränderungen und Gebühren führen.

Diese Mehrausgaben in der Public Cloud haben meist zwei Gründe: Anwender fahren Ressourcen hoch und vergessen, sie abzuschalten, oder sie dimensionieren ihre Ressourcen nicht richtig und kaufen dann mehr als für den Betrieb der Workload notwendig ist.

“Es gibt ziemlich einfache Konzepte, aber sie sind weit schwerer in einer Opex-Umgebung zu implementieren”, meint Mindy Cancila, Managing Vice President beim Marktforschungsunternehmen Gartner.

Wer seine Kosten nicht prüft und optimiert, könnte bis zu 40 Prozent mehr zahlen.
Abbildung 1: Wer seine Kosten nicht prüft und optimiert, könnte bis zu 40 Prozent mehr zahlen.

Um böse Überraschungen auf der Rechnung zu vermeiden, müssen Unternehmen genau analysieren, wie viele Resssourcen ihre Workloads jetzt und in Zukunft brauchen, bevor sie sie in die Public Cloud verschieben. Für die Berechnung der konkreten Kosten bieten die Provider Online-Kalkulatoren und Migrations-Services an. Außerdem gibt es Kostenmanagement-Tools, die der Provider oder Drittanbieter zur Verfügung stellen, um die Ausgaben für Public Cloud zu optimieren.

Sorgfältige Kalkulation nötig

„Wir erleben bei vielen Unternehmen böse Überraschungen durch unerwartete Public-Cloud-Kosten, weil sie vor der Verlagerung nicht ordentlich kalkulieren“, sagt Brooks. Das bestätigt auch eine Studie aus dem Jahr 2018, die Vanson Bourne im Auftrag von Nutanix durchführte: Hier überschritten 35 Prozent der mehr als 2000 befragten Unternehmen das ursprünglich vorgesehene Cloud-Budget um 35 Prozent, nur sechs Prozent unterschritten es.

Manchmal dient die Migration zur Public Cloud als Lernerfahrung und hilft Unternehmen, ihre Workloads und Ressourcenbedarf besser zu verstehen. „Was wir aktuell erleben, ist, dass Unternehmen hinsichtlich der weiteren Migration in die Public Cloud pausieren. Sie bringen ihre Kassen in Ordnung. Denn wahrscheinlich haben sie zu viel ausgegeben oder jedenfalls mehr als sie erwartet haben“, erklärt Cancila weiter.

Public und Private Cloud sind keine sich ausschließenden Alternativen

Wie auch aus den deutschen IDC-Zahlen hervorgeht, müssen Anwender nicht zwischen Public und Private Cloud wählen. Die Beliebtheit der beiden Modelle schwankt wie der Wasserstand bei Ebbe und Flut. Daher rührt die wachsende Beliebtheit der Hybrid Cloud.

„Es geht nicht um endweder-oder“, betont Cancila. „Unternehmen sollten sich auf das konzentrieren, was sie gerade von einer bestimmten Applikation wollen … und wie sie die richtige Architektur implementieren, damit sie von den Vorteilen profitieren.“

Unternehmen sollten ihre Überlegungen nicht auf das bessere Bereitstellungsmodell konzentrieren, sondern darauf, wie sie das Beste aus einer Applikation holen.

„Es geht mehr um die Anwendung, die gewünschten Ergebnisse und die Transformation dieser Dinge, damit sie von modernen Systemen profitieren als darum, die beiden Cloud-Formen schwarz oder weiß zu malen“, mahnt Brooks.

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