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Das sind die Vor- und Nachteile hybrider Clouds

Die hybride Cloud gilt als das Beste aus den beiden Welten Private Cloud und Public Cloud. Doch sie hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, darunter Flexibilität und Komplexität.

Die hybride Cloud bietet eine Vielzahl von Vorteilen, aber auch Nachteilen, die Unternehmen unbedingt kennen sollten, bevor sie sich auf ein solches Projekt einzulassen gedenken.

Fangen wir bei der Auflistung der Vor- und Nachteiler hybrider Clouds doch einfach einmal mit dem Positiven an, nämlich den Vorteilen. Die herausragenden Leistungen einer Hybrid Cloud sind vor allem Flexibilität und Kostenkontrolle.

Durch das Verschmelzen einer Public Cloud und einer Private Cloud zu einer hybriden Infrastruktur können Unternehmen Dienste nutzen und dazu passende Workloads in die Cloud übertragen. So können Unternehmen zum Beispiel geschäftskritische Workloads mit ernstzunehmenden Anforderungen in den Bereichen Sicherheit oder Compliance an die Private Cloud übertragen, in der das Unternehmen die komplette Kontrolle über die Infrastruktur und den Software-Stack behält.

Gleichzeitig können Unternehmen andere Workloads, beispielsweise Webserver, Datenbanken und Testumgebungen an die Public Cloud übergeben. Das kann besonders attraktiv sein, wenn Firmen diese Workloads nur vorübergehend zu betreiben beabsichtigen, da sie sehr einfach wieder aus dem Dienst herausgenommen werden können. Damit zahlen Unternehmen dann nur für die Ressourcen und Dienste, die sie tatsächlich nutzen (Pay as you go), statt wie bei einer Private Cloud die Kosten für die gesamte Cloud-Infrastruktur schultern zu müssen.

Vorteile der hybriden Cloud: Skalierbarkeit und Bereitstellung

Betrachten wir ein Beispiel. Ein Unternehmen, das die Leistung gelegentlicher oder seltener Big-Data-Analysen in Anspruch nehmen möchte, wird kaum sein Kapital investieren, um hunderte, wenn nicht tausende zusätzliche Server, Speicher und andere Infrastruktur für einen großen Hadoop-Cluster in der Private Cloud dauerhaft anzuschaffen. Stattdessen würde das Unternehmen solche Cluster und die dafür vorgesehenen großen Datenmengen wohl eher in der Public Cloud anlegen, die weit mehr Skalierbarkeit vorhält.

Wie sähe das konkret aus? Aufbau des Hadoop-Clusters in jeglicher notwendigen Größe, Bearbeitung der Big-Data-Abfrage, Sammlung und Visualisierung der Ergebnisse (oder Übertragung an ein Reporting- und Virtualisierungs-Tool in der Private Cloud) und dann auch schon Herunterfahren des Hadoop Clusters in der Public Cloud. Auf diese Weise zahlt das Unternehmen nur für die Ressourcen, die es in der Public Cloud tatsächlich nutzt.

In ähnlicher Weise bieten hybride Clouds Unternehmen die Möglichkeit, Kosten und Möglichkeiten schon bei der Entscheidung über Workload-Bereitstellungen und Migrationsentscheidungen zu berücksichtigen. Auch hierfür wiederum ein Beispiel: Zwecks besonderer Sicherheit übergibt das Unternehmen einen bestimmte Workload an die Private Cloud, während ein anderer Workload kostengünstiger in der Public Cloud abgearbeitet wird. Auch das Aufteilen von Ressourcen zwischen den beiden Clouds ist möglich, so dass etwa ein Workload in der Private Cloud bearbeitet werden kann, aber auf eine Datenspeicher-Instanz in der Public Cloud zugreift. Sogar die Migration des Workloads zwischen Public Cloud und Private Cloud bei wechselhaften Ressourcenkosten und Datenverkehrslasten sind möglich.

Investition und Integration müssen nicht nachteilig sein

Kommen wir nun in unserer Abwägung von Vor- und Nachteilen der hybriden Cloud –sowie langsam aber unausweichlich auch zu deren Nachteilen. Trotz der unbestreitbaren Vorteile der hybriden Cloud und ihrem Potenzial, das Beste beider Welten nutzen zu können, können hybride Clouds komplexe Einheiten sein, deren Implementierung und Wartung alles andere als trivial sein kann.

Bereits das Anlegen einer Private Cloud an sich kann eine bemerkenswert herausfordernde Unternehmung sein. Sie bedarf eines ernstlichen Einsatzes lokaler Infrastruktur wie Server-, Storage- und Netzwerkkapazitäten. Das Unternehmen muss zudem über Personal verfügen, das die Verwaltung komplexer Software-Stacks wie OpenStack oder Apache Cloud Stack ebenso beherrscht wie Datenbanksicherheit samt Anmeldung und Verschlüsselung. Auch Kenntnisse zusätzlicher Werkzeuge für den Aufbau der Private Cloud sind unerlässlich.

Potenziell kann ein Unternehmen sich die Kapitalinvestition in eine Private Cloud sparen, wenn es sich für eine gehostete Private Cloud entscheidet. Allerdings kann die Auslagerung des Hostings der Private Cloud an eine Fremdfirma die direkte Kontrolle beeinflussen, und auch etwaig entscheidende Vorteile, die dem Unternehmen aus dem Status als Eigentümer einer Private Cloud mit eigener Hardware entstehen, fallen weg.

Eine solche Private Cloud muss dann mit mindestens einer Public Cloud integriert werden. Integration bedeutet in diesem Fall, dass die zugrundeliegenden Software-Stacks zwischen Private Cloud und Public Cloud hinreichende Kompatibilität aufweisen müssen, um miteinander arbeiten zu können. Selbst wenn eine Integration ursprünglich erfolgreich verlief, kann jede Änderung am Provider der Public Cloud (etwa ein API-Update oder ein neuer Dienst) kostenintensive und zeitraubende Änderungen an der hybriden Cloud nach sich ziehen.

Letztendlich kann eine hybride Cloud-Integration extrem schwierig sein, und sie wird durch den wachsenden Wunsch nach einer Integration mit mehreren Clouds erschwert, um eine größere Auswahl an Public-Cloud-Optionen zu bieten und so ein Vendor Lock-in bei Public Clouds zu eliminieren.

Komplexität und Integrationsprobleme sind unter den wichtigsten Gründen, warum hybride Cloud-Projekte sich verzögern oder gar komplett scheitern.

Die beste Antwort auf die Herausforderungen der Integration sind umfassende Experimente und maßvolle Übernahme auf Basis der Arbeit bestens ausgebildeter Cloud-Architekten und weiteren IT-Personals. Ein IT-Mitarbeiter mit Erfahrung bei der Planung von privaten und hybriden Clouds ist am besten in der Lage, eine hybride Cloud zu entwerfen und zu implementieren. Die Implementierung in zeitlich versetzten Phasen kann eine vertrauensbildende Art der Einführung sein, die auch die Akzeptanz bei der Fachseite und ihren Benutzern fördert. Fangen Sie klein an, beweisen Sie den Wert der Umstellung und bauen Sie dann mit der Zeit die Umgebung weiter aus.

Auch die Verwaltung einer hybriden Cloud kann zusätzliche Komplexität mit sich bringen. Hybride Clouds müssen zum Beispiel ständig auf Sicherheitsprobleme hin überwacht werden. Einheitliche Mechanismen für Authentifizierung und Zugriffsverwaltung haben eine hohe Bedeutung. Auch Malware will verhindert sein. Und auch weniger selbstverständliche Aspekte gilt es zu berücksichtigen: So könnte zum Beispiel der API-Datenaustausch zwischen Private Cloud und Private Cloud nicht standardmäßig verschlüsselt sein; hier muss dann zusätzlich in Verschlüsselung investiert werden.

Aus Sicht der Unternehmensführung kann auch die Orchestrierung zu etwaigen Bedenken in der hybriden Cloud zählen. Wenn zum Beispiel ein Unternehmen zusätzliche oder andere Tools oder Frameworks benötigt, um die Bereitstellung und Migration in einer hybriden Umgebung zu bewerkstelligen, so muss auch dieses Tool oder Framework in der Lage sein, intelligentere Bereitstellungsentscheidungen zu treffen. Ein Orchestrierungswerkzeug für hybride Clouds muss über Bereitstellungsziele anhand von Kosten, Sicherheit, Datenverkehr, Verfügbarkeit oder Downtime der Public Cloud und weiteren Kriterien entscheiden können, die für herkömmliche Orchestrierungswerkzeuge in einem örtlichen Rechenzentrum völlig uninteressant sind.

Vorteile maximieren und Nachteile überwinden

Vermutlich wird das Unternehmen sich nach neuen Lösungen umsehen müssen, was Verwaltungswerkzeuge angeht. Das kann ein neues Tool sein, oder auch ein Fremdanbieter, der die benötigten Fähigkeiten in einer hybriden Cloud-Umgebung bereitstellen kann. Ein Werkzeug für Einzelbenutzer ist meist schneller zu erlernen und zu benutzen als der Wechsel zwischen verschiedenen Tools für verschiedene Zwecke (zum Beispiel eines für Infrastruktur, eines für die Private Cloud und ein Provider-Tool für die Public Cloud). Eine solche Konsolidierung reduziert die Anfälligkeit für Fehler und Versehen, verbessert die Sicherheit und macht die Verwaltung effizienter.

Es mag so wirken, als würden die Nachteile die Leistungen überwiegen, nachdem wir nun am Ende unserer Abwägung von Nach- und Vorteilen der hybriden Cloud angekommen sind. Eine solch generelle Aussage lässt sich jedoch nie treffen. Es kommt immer auf den Einzelfall an, und der sollte sorgfältig analysiert und ausgewertet werden.

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