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7 Aspekte von Next-Generation Networking

Die Modernisierung von Netzwerken ist für viele Unternehmen wichtig geworden. Wir zeigen, wie etwa SASE, KI und Automation beim Aufbau von Next-Generation Networks helfen können.

Der Begriff Next-Generation Networking bezieht sich auf den Prozess, eine Netzwerkinfrastruktur mit neuen, fortschrittlichen Technologien zu entwickeln. Bei Next-Generation Networks handelt es sich um flexible, schnelle und sichere Architekturen, die sich einfacher verwalten lassen und Unternehmen dabei helfen, die modernen Geschäftsanforderungen zu erfüllen. Die neuen Netzwerktechnologien haben sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Gleichzeitig haben sich auch die Vorstellung von Next-Generation Networking und die damit verbundenen Initiativen verändert.

Unternehmen können Netzwerke der nächsten Generation aufbauen, wenn sie neue Technologien und Strategien implementieren. Im Folgenden geben Analysten ihre Einschätzung dazu ab, welche Technologien – unter anderem Secure Access Service Edge (SASE), Netzwerkautomatisierung, KI und die neuesten Wi-Fi-Versionen – zur Modernisierung von Netzwerkinfrastrukturen beitragen.

1. SASE

Laut Terry Slattery, einem unabhängigen Berater, gehören zu den Merkmalen von Next-Generation-Netzwerken der controllerbasierte Betrieb und die Sicherheit, die durch SASE gewährleistet wird. SASE ist, so Slattery, eine Best Practice für Next-Generation Networking, da es integrierte Sicherheitsfunktionen mit Software-defined WAN (SD-WAN) kombiniert, einem essenziellen Tool, das die Netzwerkverwaltung vereinfacht.

„Alles dreht sich um diese grundlegenden Komponenten und darum, ein System zusammenzustellen, das sicher ist, stabil läuft und es ermöglicht, Probleme zu erkennen, wenn sie auftreten“, sagt Slattery.

SD-WAN und SASE werden die Art und Weise, wie Unternehmen herkömmliche VPN-Dienste aufbauen, verändern, erklärt Tom Nolle, Präsident von CIMI Corp. SD-WAN ist für das Networking wichtig, weil es im Vergleich zu traditionellen MPLS-VPNs einen einfacheren und kostengünstigeren Ansatz bietet. Außerdem werde SASE zur Grundlage für die Sicherheitsplanung, da es den Traffic über ein sicheres VPN abwickeln kann.

Nach Ansicht von Nolle hat sich die Aufgabe des Networkings dahingehend geändert, dass nicht mehr Standorte, sondern Anwendungen miteinander verbunden werden. Die in SASE enthaltenen Networking- und Sicherheitskomponenten – wie SD-WAN und Security Service Edge (SSE) – bleiben demnach jedoch die wesentlichen Bestandteile von Unternehmensnetzwerken.

2. Automatisierung

Durch die Netzwerkautomatisierung entfallen die lästigen Routinearbeiten, mit denen sich Fachleute herumschlagen müssen. Sie ist laut Slattery aber auch ein Hauptmerkmal von Software-defined Networking (SDN) und Next-Generation Networks mit SDN-Komponenten.

„Automatisierung ist ein Grundpfeiler von Next-Generation Networks, da die SDN-Controller sowohl für drahtlose als auch für kabelgebundene Netzwerke in der einen oder anderen Form auf Automatisierung setzen“, sagt er.

Slattery fügt hinzu, dass Active Queue Management, eine Richtlinie zur Verwaltung von Netzwerkgeräten, eine weitere wichtige Komponente für Next-Generation Networks darstellt. Mit Active Queue Management können Netzwerkexperten Richtlinien automatisieren, um Netzwerkgeräte zu verwalten.

Chris Grundemann, Managing Director bei Grundemann Technology Solutions, stimmt zu, dass die Automatisierung ein wichtiges Merkmal modernisierter Next-Generation Networks ist. Durch Automatisierung und Orchestrierung können Netzwerkfachleute größere, komplexere Netzwerke verwalten und gleichzeitig die Agilität und Zuverlässigkeit von Netzwerkservices verbessern, sagt er.

3. KI

Künstliche Intelligenz (KI) ihre Integration in andere Networking-Technologien ist laut Slattery eines der interessantesten Merkmale von Next-Generation Networks. KI könne einige der Komponenten von SASE integrieren – zum Beispiel Zero Trust, Cloud Access Security Broker (CASB), Software-defined Access (SDA) und andere Sicherheitsfunktionen – und Einblicke in das Netzwerk gewähren.

„Wir werden erleben, dass einige der neuen KI-Technologien eingesetzt werden, um große Datenmengen in Form von Telemetriedaten aus dem Netzwerk zu analysieren“, meint Slattery.

Ein weiterer Anwendungsfall für KI und Machine Learning (ML) ist Automatisierung. Automatisierung ist, so Grundemann, für Fachleute notwendig, um die Skalierbarkeit zu erhöhen, die Komplexität zu verbessern und die Netzwerkagilität zu steigern. Zudem seien fortschrittliche KI- und ML-Tools für die Unterstützung dieser Prozesse entscheidend.

4. Wi-Fi 6E

Wi-Fi 6E ist ein weiterer bedeutender Aspekt für Next-Generation Networks, da es höhere Datengeschwindigkeiten ermöglichen kann. Im Gegensatz zu früheren Wi-Fi-Versionen nutzt Wi-Fi 6E zusätzlich zu den 2,4-GHz- und 5-GHz-Frequenzbändern auch das 6-GHz-Band. Wi-Fi-6E-Router sind seit April 2021 auf dem Markt, aber die meisten Netzwerkendpunkte unterstützen diese Funktion noch nicht. Wi-Fi 6E wird sich laut Slattery weiterentwickeln und zu einem wichtigen Merkmal von Next-Generation Networks werden.

„Wi-Fi 6E ist noch nicht ganz so weit. Aber man sollte diesen Bereich im Auge behalten, denn dort muss es hingehen“, betont Slattery.

Eine weitere Initiative für Wi-Fi besteht nach Meinung von Slattery darin, dass die Mobilfunknetzbetreiber allmählich einen Fixed-Wireless-Zugang für die Netzwerkkonnektivität in ländlichen Gebieten in Betracht ziehen. Außerdem würden die Netzbetreiber Long-Range Wi-Fi einsetzen, um diese Konnektivität zu ermöglichen.

5. Network Observability

Laut Grundemann ist Observability ein wichtiges Merkmal von Netzwerken der nächsten Generation, da sie Informationen für zahlreiche andere Bereiche liefert. Network Observability geht einen Schritt weiter als traditionelles Monitoring. Der Schwerpunkt liegt hierbei eher auf der Erfahrung der Endbenutzer, wobei Datenanalyse und Telemetrie zur proaktiven Evaluation von Leistungsmetriken und Lösung von Netzwerkproblemen eingesetzt werden.

„Mit Observability können wir den Netzwerkbetrieb überprüfen, indem Unbekanntes erkannt wird. Zudem liefert sie das nötige Feedback für eine absichtsbasierte Closed-Loop-Automatisierung und -Orchestrierung“, erklärt er.

6. White Box Networking

Das Interesse, White Boxes zu nutzen, hat laut Nolle in Unternehmen zugenommen. Es gibt etliche Anwendungsfälle für White Box Networking, die aufgrund von Commodity-Hardware, Open Networking und Anpassungsmöglichkeiten für Unternehmen von großem Nutzen sein können. White Box Networking kann beispielsweise den Prozess der Implementierung anderer Tools in das Netzwerkdesign vereinfachen, etwa für die Netzwerkautomatisierung.

Trotzdem stagniert die Nutzung von White Box Networking in Unternehmen. Viele zögern, von herkömmlichem Networking auf White Box Networking umzusteigen. Selbst wenn sie daran interessiert sind, so Nolle, bieten nur wenige große Firmen Geräte für White Box Networking an. Experten untersuchen kontinuierlich, wie man die Akzeptanz von White Box Networking verbessern kann, da Open Networking ein wichtiger Aspekt für modernisiertes Networking werden könnte.

7. Privates 5G

Unternehmen, die mehr Kontrolle über ihre Netzwerkinfrastruktur wünschen, können 5G nutzen, um private Wireless-Netzwerke aufzubauen. Private Wireless ist allerdings eine relativ neue Entwicklung.

Zudem besteht laut Nolle zwar weiter Interesse an privatem 5G, aber die Technologie eignet sich besser für IoT-artige Anwendungen als für Anwendungen, die in traditionellen Netzwerkgeräten zum Einsatz kommen. Nichtsdestotrotz könnte privates 5G Unternehmen einen Schritt in Richtung Netzwerkmodernisierung voranbringen, so dass sie prüfen sollten, ob Private Wireless eine lohnende Initiative ist.

Next-Generation Networking: Herausforderungen und Probleme

Eine große Herausforderung für modernes Networking ist nach Einschätzung von Slattery generell die Übertragungsverzögerung. Netzwerke sind durch die Lichtgeschwindigkeit begrenzt, und die Latenz beträgt zum Beispiel in den USA im Durchschnitt etwa eine Millisekunde pro Meile (circa 1,6 Kilometer). Darüber hinaus könnte die Mobilfunktechnologie trotz der Hoffnungen, die auf 5G ruhen, aufgrund der Ausbreitungseigenschaften in Small Cells Herausforderungen für modernisierte Netzwerke mit sich bringen.

„Wir werden auf einige interessante Grenzen stoßen im Hinblick darauf, dass wir lernen müssen, wie Mobilfunk funktioniert und wie er sich mit der Millimeterwellentechnologie kombinieren lässt, weil die Ausbreitungseigenschaften so stark eingeschränkt sind“, gibt Slattery zu bedenken.

Der Bereitstellungsprozess ist eine weitere potenzielle Herausforderung für Next-Generation Networking. Netzwerkexperten könnten Probleme bekommen, Next-Generation Networks mit bestehenden Infrastrukturen zu entwickeln. Laut Grundemann ist es für Unternehmen schwierig, Tools zur Unterstützung von bestehenden Netzwerken zu finden, da jedes Netzwerk komplex ist und seine eigenen Anforderungen hat.

„Es ist relativ einfach, ein wirklich modernes Netzwerk in einer Greenfield-Bereitstellung komplett neu aufzubauen“, erläutert Grundemann. „Die meisten Probleme entstehen, wenn man versucht, vorhandene Netzwerke mit individuellen Architekturen, Standardgeräte- und -funktionskonfigurationen sowie fehlender Automatisierung zu modernisieren.“

Best Practices für Next-Generation Networking

Next-Generation Networking ermöglicht es Netzwerkteams, große und komplexe Unternehmensnetzwerke zu betreiben, die in der Lage sind, die Geschäftstätigkeit zu unterstützen. Der größte Anreiz für Unternehmen, Next-Generation Networks aufzubauen, besteht laut Slattery jedoch darin, mit der Konkurrenz Schritt zu halten.

„Unternehmen, mit denen Sie in direktem Wettbewerb stehen, werden mit der Einführung von Next-Generation Networks beginnen“, sagt er. „Wenn Sie nicht nachziehen, gehen Sie ein Risiko ein: Ihre Netzwerke sind im Nachteil, Ihre Systeme laufen weniger stabil, und die Produktivität leidet.“

Bei der Umstellung von Legacy-Infrastrukturen auf Next-Generation Networks sollten sich Unternehmen nach Meinung von Nolle darauf konzentrieren, die Kosten zu senken und den Betrieb zu verbessern. Eine Strategie zur Erreichung dieses Ziels ist zum Beispiel die Auslagerung der Bereitstellung an Dritte. Laut Grundemann können Drittanbieter Greenfield-Netzwerke aufbauen, die den geschäftlichen Anforderungen entsprechen.

Wenn Unternehmen diesen Ansatz verfolgen, sollten sie, so Grundemann, Observability Tools einsetzen, die Daten aus dem gesamten Netzwerk erfassen können – unter anderem von Cloud-Netzwerken, SASE und Network as a Service (NaaS) –, um einen umfassenden Einblick in alle Aspekte der Umgebung zu erhalten.

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