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Was kostet meine Cloud? Eine Rechenanleitung

Ob sich die Cloud-Migration lohnt, ist oft nicht leicht zu entscheiden. Wie man die Kosten von Cloud- und On-Premises-Lösung vergleicht und wo sich Ausgaben verstecken können.

Die Kosten für die Cloud-basierter Rechen- und Speicherkapazität an sich ist leicht abzuschätzen – schließlich listen die Anbieter ihre Basispreise öffentlich auf. Es kommen aber zahlreiche Zusatzkosten hinzu. Unternehmen müssen daher den Blick weiten, um realistisch abschätzen zu können, was die Nutzung einer Cloud im laufenden Betrieb kosten wird.

Um die Gesamtbetriebskosten (Total Costs of Operation, TCO) Ihrer Cloud zu berechnen, sollten Sie zunächst vergleichen, was es kostet, die jeweils gleiche Arbeitslast On-Premises und in der Cloud zu betreiben. Außerdem sollten Sie versuchen abzuschätzen, für welche weiteren Anwendungen und Funktionen Sie zahlen müssen, um Ihre Cloud-Anwendungen zu betreiben, insbesondere für die Sicherheit und andere Bereiche, die erhebliche Kosten verursachen können.

Unternehmen müssen ihre geplante Cloud-TCO fest im Griff haben, egal ob es sich um eine Cloud-Migration oder um den Aufbau einer vollkommen neuen Anwendung in der Cloud handelt. In diesem Artikel gehen wir auf einige Best Practices ein, um Ihre Cloud-TCO bei der Planung Ihrer Budgets zu ermitteln und darauf, wie Sie unerwartete Überraschungen vermeiden können

Das Cloud-Finanzmodell verstehen

Auslastung und Zeit sind die wichtigsten Variablen beim Vergleich der lokalen Infrastruktur mit Managed Services wie IaaS. Normalerweise steigt der Wert einer On-Premises-Lösung, je länger sie in Betrieb ist und wenn die Auslastung steigt. Das gilt hingegen nicht für Cloud-Ressourcen, die auf Verbrauchsbasis berechnet werden.

Der erste Schritt zum Verstehen des Cloud-Finanzmodells ist es, eine gemeinsame Ressource festzulegen, um die Daten in Ihrem TCO-Vergleich zu normalisieren. Als Ressource kann ein physischer oder virtueller Server oder eine festgelegte Menge Gigabyte an Speicherplatz fungieren. Die normalisierte Einheit gilt sowohl für lokale als auch für Cloud-Ressourcen. Für diesen Artikel gehen wir davon aus, dass es sich um einen Umzug in die Infrastruktur eines Cloud-Anbieters handelt und nicht um das Refactoring von Anwendungen für PaaS oder serverlose Konfigurationen.

Berechnen Sie als Nächstes die durchschnittliche Größe der Ressource für diesen normalisierten Wert zusammen mit der Grundlage, die zur Berechnung des Durchschnitts verwendet wird. Der normalisierte Wert könnte zum Beispiel eine VM (virtuelle Maschine) mittlerer Größe zusammen mit ihrem RAM und ihrer virtuellen CPU (vCPU) sein. Sie sollten auch die damit verbundenen Komponenten wie Netzwerk und Sicherheit berücksichtigen, um sicherzustellen, dass Ihre Berechnung korrekt ist. Die Berechnung für diesen Wert wäre die gesamte vCPU und der RAM geteilt durch die Zahl der VMs.

Sie sollten außerdem eine prognostizierte Wachstumsrate der Transaktionslast berechnen. Ein höherer Prozentsatz weist darauf hin, dass verstärkt auf Standardisierung und Automatisierung zurückgegriffen werden muss, um die Gesamtkosten im Verhältnis zu reduzieren. Workloads mit geringem Wachstum hingegen sind in der Cloud nicht so gut aufgehoben, da Unternehmen nicht von den Kosteneinsparungen profitieren können, die sie bei einer Anwendung erzielen würden. deren schwankender Anspruch an die Ressourcen die Elastizität und On-Demand-Natur der Cloud voll ausnutzt.

Aufschlüsselung Ihres TCO-Modells

Sobald Sie den Bedarf Ihrer Workloads ermittelt haben, bestimmen Sie den Startmonat für den Modellzeitraum. Denken Sie daran, dass der erste Monat jedes Cloud-Projekts sich auf die Installation und andere Aufgaben bei der Einrichtung konzentriert. Beginnen Sie Ihr Modell daher im zweiten Monat, um ein realistischeres Bild Ihrer regulären Cloud-Ausgaben zu erhalten.

Wählen Sie die Startkapazität basierend auf Ihren prognostizierten Anforderungen für den ersten echten Nutzungsmonat. Ihre Ressource sollten sie mit ca. 10-20 Prozent höher ansetzen als die zu erwartende maximale Last.

Berücksichtigen Sie dabei alle Infrastruktur-Overhead- und Verwaltungsanforderungen. Beachten Sie unter anderem bereits vorhandene Servicemanagement-Tools und Cybersicherheitssysteme. Vergleichen Sie die Kosten für Ihre Sicherheits- und Verwaltungssysteme On-Premises mit den voraussichtlichen Kosten für die Cloud-Services, die Sie für die gleiche Aufgabe benötigen. Ein solcher Overhead kann erhebliche Ausgaben verursachen.

IT-Anbieter legen in der Regel Preise und Rabatte für On-Premises-Hardware für maximal drei Jahre fest. Berechnen Sie in Ihrer Analyse die Kosten pro Monat und erstellen Sie Ihr Modell entsprechend – in einem längeren Gesamtzeitraum spielt die Abschreibungskomponente Ihrer On-Premises-Hardware eine größere Rolle in der TCO-Analyse Ihrer Cloud.

Bestimmen Sie schließlich die Nutzung pro Monat, um die Cloud-Services zu dokumentieren, die Ihr Unternehmen nutzen wird, damit Sie die Kosten hochrechnen können. Bedenken Sie, dass die typische Nutzung für ein Produktionssystem 100 Prozent beträgt, da diese Anwendungen ständig laufen, während Test- und Entwicklungssysteme mit 33 Prozent Auslastung schon einen Spitzenwert erreichen, da Ihre Teams die Systeme nur acht Stunden am Tag nutzen.

Kostenkomponenten erfassen

Beginnen Sie mit Ihrer Hardware, die normalerweise unter Capex (Capital Expenditure) fällt, um die genauen Details zu erfassen, aus denen sich Ihre bestehenden Ausgaben vor Ort zusammensetzen, und um zu ermitteln, wie sich dies auf die Cloud auswirkt.

Lokal betriebene Software wird ebenfalls meist als Capex gezählt, obwohl sie als Opex abgerechnet werden kann, wie zum Beispiel bei Datenbanken. Die Wartung von Hardware und Software ist ebenfalls ein Kostenbestandteil, der in Ihre TCO einfließt.

Vergessen Sie nicht, die einmaligen Installationsgebühren Ihres Cloud-Serviceanbieters, Softwareanbieters oder ausgegliederten Unternehmens für professionelle Dienstleistungen zu berechnen. Diese könnten die Kosten für die Beauftragung einer Person zur Architektur Ihrer Cloud-Umgebung oder für den Umzug von Assets On-Premises in eine öffentliche Cloud umfassen.

Wenn Ihr Unternehmen im öffentlichen Sektor oder in einer anderen stark regulierten Branche tätig ist, könnten mehr Vorabkosten anfallen, um verschiedene Sicherheitsanforderungen abzudecken, die vor der Bereitstellung einer Anwendung in der Cloud erfüllt werden müssen.

Außerdem müssen Sie wiederkehrende Kosten berechnen, wie zum Beispiel Arbeitskosten für Betrieb und Wartung. Wenn Sie eine hybride Cloud-Umgebung haben, rechnen Sie die Kosten für den Stromverbrauch Ihres Rechenzentrums in Ihre Cloud-TCO ein.

Möglicherweise müssen Sie auch Ausgaben für die Kapazitätsauslastung berücksichtigen, die nicht in Ihren Vorab- und Investitionskosten erfasst sind. Beispielsweise können die Software-Lizenzgebühren auf der Grundlage der von Ihnen bereitgestellten VMs skaliert werden, wenn Ihre Benutzerbasis im Laufe der Zeit wächst.

Überprüfen Sie Ihre potenziellen Kostenkategorien

Die verschiedenen Kostenkomponenten, die wir bisher diskutiert haben, lassen sich in drei Kategorien unterteilen. Für jede dieser Kategorien kann Ihre Organisation eine oder mehrere Kostenkomponenten berücksichtigen.

  1. Produkt: Diese Kategorie umfasst die physischen Server On-Premises, auf denen Ihre virtuellen Server gehostet werden. Sie umfasst auch die Anzahl der Racks, die zur Unterstützung dieser physischen Server benötigt werden.
  2. Verwaltung: Dies umfasst alle Kostenelemente, die zur Unterstützung der Verwaltung erforderlich sind. Ein AWS-Benutzer (Amazon Web Services) kann sich beispielsweise für einen ergebnisorientierten, Managed Service entscheiden, der durch ein SLA (Service Level Agreement) unterstützt wird. Bei AWS würden dazu das Business-Support oder Enterprise Support-Paket gehören.
  3. Entwicklung und Vermarktung: Dazu gehören alle Kostenelemente, die durch Forschung, Entwicklung, Automatisierung, Dokumentation oder Schulung für das Produkt entstehen. Es kann schwierig sein, die Kosten aller Schritte zu quantifizieren, die dafür nötig sind, mit und aus der Lösung ein marktreifes Produkt zu entwickeln. Deshalb unterschätzen viele TCO-Vergleiche diese Kategorie. Hier versteckt sich der häufigste Verursacher von bösen Überraschungen bei den tatsächlichen Kosten. So kann es vorkommen, dass das Budget für eine neue Cloud oder für die Cloud-Migration beispielsweise nicht genau den Aufwand widerspiegelt, der für die Automatisierung des Cloud-Managements und des Betriebs nötig ist.

Überprüfen Sie, ob über diese Kategorien hinweg die Kosten auf demselben normalisierten Wert aufbauen sollten, wie Sie ihn für die Kapazität gewählt haben.

Sie könnten sich dafür entscheiden, eine größere Zahl für die Kategorien Management und Entwicklung/Vermarktung zu verwenden. Das kann beispielsweise bei einer Multi-Tenant-Cloud sinnvoll sein. Eine Public Cloud kann die Industrialisierungskosten sparen, da ein Teil der Backend-Management- und Schulungskosten vom Cloud Service Provider übernommen wird.

Definieren Sie den unternehmerischen Wert der On-Premises-Lösung

Um den Wert von der On-Premises-Lösung ausgehend zu definieren, werfen Sie einen genauen Blick auf Ihre maximalen und stabilen Auslastungsraten mit den niedrigsten möglichsten Kosten pro Ressource, die wiederum die größtmögliche Wertschöpfung bereit stellt. Verwenden Sie einen durchschnittlichen Auslastungswert, um den Vergleich zu quantifizieren. Die Auslastungsrate ist das Gesamtausmaß, in welchem Server, Netzwerk und andere Infrastruktur genutzt werden.

Je länger eine lokale Anlage wie ein Server oder ein Router in Betrieb ist, desto mehr Wert generiert er. Längere Zeiträume tragen jedoch auch zu steigenden Betriebs- und Wartungskosten bei, insbesondere wenn sich die Geräte dem Ende ihrer Lebensdauer nähern.

Definieren Sie den unternehmerischen Wert der Cloud

Im Mittelpunkt jeder Cloud-Migration sollte eine echte Verbesserung für den Wert des Unternehmens stehen. Der Umstieg auf die Cloud ist nicht unbedingt billiger, daher sollten Kosten nicht der einzige entscheidende Faktor sein. Sie sind jedoch besser in der Lage, eine fundierte Entscheidung über die Cloud zu treffen, wenn Sie Ihre Cloud-TCO kennen.

Wenn Sie finanzielle Vorteile durch die Cloud herausfinden wollen, berücksichtigen Sie Auslastungsfaktoren, zum Beispiel wie viele Stunden pro Tag Ihre VMs laufen werden, den Speicherverbrauch, die Verfügbarkeit und die Sicherheit. Das Pay-as-you-go-Modell der Cloud bedeutet vor allem dann einen wirtschaftlichen Nutzen, wenn es das Ressourcenmanagement flexibler macht und Mitarbeiter für andere wichtige Aufgaben freistellt.

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