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So kalkulieren Sie die Kosten Ihrer Cloud-Migration

Cloud-Migrationen sind komplexe Projekte, bei denen schnell unerwartete Kosten entstehen. In diesem Artikel geben wir eine Übersicht, damit Sie Ausgaben realistisch planen können.

Den Preis einer Cloud-Migration korrekt einzuschätzen ist oft nicht einfach. Unternehmen müssen nicht nur die Unterschiede zwischen den Betriebskosten On-Premises und in der Cloud berücksichtigen, sondern auch eine Vielzahl anderer Faktoren beachten, die leicht übersehen werden.

Einige Ausgaben, die auf das Unternehmen bei der Migration zukommen sind offensichtlich. Die meisten Anbieter geben zum Beispiel Interessenten klare Angaben zu den Kosten für das Umwandeln ihrer On-Premises-Speicher zu Cloud-basierten Objektspeichern. Andere Ausgaben, wie sie beispielsweise durch Workload Refactoring entstehen, sind schwieriger zu ermitteln. Es ist auch leicht, Posten zu übersehen, die mit dem Anwerben neuer Mitarbeiter und der Bereitstellung neuer Arten von Diensten verbunden sind.

Im Folgenden führen wir durch die verschiedenen Schritte mit denen Sie herausfinden, ob Ihr Migrationsplan sich finanziell lohnen wird.

Berechnen Sie die Kosten On-Premises

Der erste Schritt hat erst einmal noch gar nichts mit der Cloud zu tun. Administratoren müssen die Kosten vorhandener Hard- und Software-Assets bewerten, damit sie diese später realistisch mit den Preisen der künftigen Cloud-Umgebung vergleichen können.

Die Herausforderung besteht darin, dass sich die Investitionen für die meisten lokalen Software- und Hardwarekomponenten von Cloud-Preismodellen unterscheiden. On-Premises-Infrastruktur erfordert eine erhebliche Vorabinvestition in den Kauf von Hardware und folgt somit einem Capex-basierten Modell (Capital Expenditure). Cloud-Ressourcen verursachen hingegen keine hohen Einstiegskosten, aber erfordern dafür laufende Investitionen. Sie folgen einem Opex-basierten Modell. Kunden zahlen für Infrastructure as a Service und Software as a Service nur dann, wenn sie diese auch nutzen.

Das bedeutet, dass Sie Ihre Aufstellung für den On-Premises-Betrieb so strukturieren müssen, dass Sie mit den Opex-Kosten in der Cloud vergleichbar ist. Teilen Sie dafür die Anschaffungspreise Ihrer Infrastruktur durch deren voraussichtliche Lebensdauer, so dass Sie einen monatlichen Betrag erhalten.

Sie erhalten dabei keine ganz exakte Schätzung. Unsere Rechnung berücksichtigen keine späteren Änderungen an der Infrastruktur wie das Ersetzen von Festplatten, die oft nicht so lange halten wie der Server selbst. Außerdem können Hardware-Upgrades wie Speichererweiterungen die Lebensdauer der Infrastruktur verlängern. Auch das vernachlässigen wir hier. Sie erhalten jedoch eine grobe Vergleichsgrundlage, die Sie mit den Preisen für gleichwertige Cloud-Services in ein Verhältnis setzen können.

Bestimmte laufende Betriebsausgaben wie Strom können ebenfalls sinken, je nachdem, was Sie mit Ihrer bisherigen Infrastruktur zu tun gedenken.

Überlegungen zum Refactoring

Im einfachsten Fall verlegen Administratoren Anwendungen, die derzeit in virtuellen Maschinen (VMs) On-Premises laufen, sowie Daten, die sich im skalierbaren Speicher befinden, zu Public-Cloud-Rechen- und Speicherdiensten. Diese Workloads erfordern kein aufwendiges Refactoring, und die Cloud-Services verfügen über relativ einfache Preismodelle.

Andererseits gibt es oft Gründe, die gegen ein einfaches Lift and Shift sprechen und viele Unternehmen sollten Workloads besser grundlegend transformieren.

Vergleich von Modellen zur Anwendungsmigration
Abbildung 1: Verschiedene Migrationsmodelle für Anwendungen verursachen unerschiedliche Kosten.

Es kann zum Beispiel sein, dass Sie zwar ein paar Apps in virtuellen Maschinen ausführen werden, aber andere auf Container und serverlose Funktionen umstellen möchten. Oder Sie haben monolithische Anwendungen, die Sie in Microservices umwandeln möchten. In diesen Fällen gehört zum Umzug in die Cloud viel Entwicklerarbeit, die entweder im eignen Unternehmen geleistet oder von einem externen Anbieter zugekauft werden muss.

Die Verwaltung der dazu nötigen komplexen Cloud-Dienste erfordert außerdem mehr Fachwissen, was die Betriebsausgaben nach der Migration in die Höhe treibt.

Berechnen Sie die voraussichtlichen Betriebskosten in der Cloud

Nachdem Sie einschätzen können, wie viel Sie für die Infrastruktur On-Premises bezahlen, können Sie die Kosten der Cloud-Umgebung berechnen, die Sie erstellen möchten.

Praktisch alle Ihre Cloud-Ausgaben werden monatlich in Rechnung gestellt. Sie korrekt abzuschätzen ist jedoch nicht einfach, da es so viele Variablen gibt. Jeder Cloud-Anbieter hat für jeden seiner Dienste einen anderen Preisplan.

Preise variieren zudem je nach Region und wie viele Ressourcen Sie verbrauchen. Sie zahlen beispielsweise eine niedrigere Rate pro Gigabyte für Cloud-Speicher, je größer der Speicher ist. Daneben bieten viele Clouds Vergünstigungen für bestimmte Instanzen an, zum Beispiel wenn Sie diese reservieren.

Cloud-Preisrechner

Um die Cloud-Kosten besser voraussagen zu können, gibt es verschiedene Onlinerechner. Zum einen verfügen die großen Cloud-Anbieter über eigene Tools, zum Beispiel:

Es gibt auch zusätzliche Tools – wie den Azure-Total-Cost-of-Ownership-Rechner (TCO) -, mit denen Sie den Kostenunterschied zwischen Ihrer vorhandenen lokalen Umgebung und der Cloud abschätzen können.

Diese Angebote decken jedoch jeweils nur die spezifische Cloud jedes Anbieters ab. Wenn Sie nach einer Alternative eines Drittanbieters suchen, mit der Sie die Preise in mehreren Clouds vergleichen können, sind Dienste wie Apptio Cloudability und CloudCheckr eine Option.

Diese Plattformen sind jedoch weniger Kostenrechner als vielmehr Tools zur Ausgabenoptimierung und für das Kapazitätsmanagement, die mehrere Public Clouds unterstützen. Sie helfen, die preisgünstigste Cloud für Ihre Anforderungen zu ermitteln, sagen Ihre Kosten jedoch nicht so genau voraus wie einer der Rechner der Cloud-Anbieter.

Zusätzliche Cloud-Dienste

Sie sollten auch berücksichtigen, wie viele unterstützende Dienste Sie verwenden, wenn Sie in die Cloud wechseln. Dazu gehören beispielsweise Content-Delivery-Netzwerke (CDN), über die Sie Inhalte verteilen, Redundanz zur Verbesserung der Ausfallsicherheit und der DDoS-Schutz. In der Public Cloud sind sie zwar nicht so unbedingt erforderlich, wie On-Premises, sie können jedoch zur Sicherheit beitragen und die Leistung verbessern.

Versteckte Cloud-Migrationskosten

Bei einem so groß angelegten Projekt bleibt es nicht aus, dass IT-Teams bei der Planung hier und da bestimmte Posten übersehen, die sich schnell summieren. Prüfen Sie daher, ob die folgenden versteckten Kosten für Sie eine Gefahr sind:

  • Massive Datenmigrationen. Wenn Sie über ein außergewöhnlich großes Datenvolumen verfügen, das in die Cloud wandern soll, dauert das Verschieben über das Netzwerk zu lange. Cloud-Anbieter stellen Unternehmen hierfür leihweise physische Speichermedien zur Verfügung. Ein Beispiele hierfür sind AWS Snowball, Google Transfer Appliance oder Azure Migrate Appliance.
  • Arbeitskraft. Nicht in allen IT-Teams ist genügend Expertise oder Arbeitskraft vorhanden, um neben dem normalen Betrieb noch eine Cloud-Migration durchzuführen. Unternehmen müssen dann einen externen Anbieter hinzuziehen.
  • Beratung. Abhängig von Ihrem internen Cloud-Know-how kann es auch sinnvoll sein, ein Beratungsunternehmen zu beauftragen, das auf die Planung und Verwaltung von Cloud-Migrationen spezialisiert ist.
  • Backup. Cloud-Datenspeicher sind zwar im Allgemeinen zuverlässiger, als Speicher On-Premises. Sie sollten aber dennoch für ein Backup an einem anderen Cloud-Standort oder auf Ihrem eigenen Gelände sorgen.

Cloud-Management und -Verwaltung

Die Kosten für die Cloud-Migration werden auch davon beeinflusst, inwieweit Ihre Konfigurations- und Verwaltungsstruktur überarbeitet werden muss.

Für Public-Cloud-Dienste benötigen Sie normalerweise Einrichtungen wie Identitäts- und Zugriffsverwaltungsrichtlinien, um die Zugriffssteuerung zu verwalten. Sie können auch Tools wie AWS Step Functions und AWS Auto Scaling verwenden, um Ihre Cloud-Workflows zu automatisieren. In großen Cloud-Umgebungen möchten Sie wahrscheinlich Infrastructure as Code (IaC, Infrastruktur als Code) verwenden, um die Provisionierung und Bereitstellung zu automatisieren.

In einigen Fällen können Sie Ihre Konfigurationen und Tools nach Ihrer Cloud-Migration weiterverwenden. Nutzen Sie ein IaC-Tool, das sowohl mit der lokalen als auch mit der Cloud-Infrastruktur kompatibel ist, können Sie die bereits vorhandenen IaC-Richtlinien ebenfalls in der Cloud einsetzen.

Das Einführen neuer Tools und Konfigurationen erhöht die Kosten für den Umzug und den Betrieb der neuen Plattform. Es gibt beispielsweise keine effiziente Möglichkeit, lokale Zugriffssteuerungsrichtlinien in eine Public Cloud zu migrieren.

Orchestrierungs-Tools

Abhängig von der Art Ihrer Cloud-Workloads können Sie diese mit einer Container-Orchestrierungsplattform wie Kubernetes hosten.

Das Neu-Einrichten der Plattform ist mit zusätzlichen Ausgaben verbunden und auch, wenn Sie Kubernetes bereits On-Premises verwenden, bedeutet das nicht, dass es in der Cloud das gleiche kostet. Verwaltete Kubernetes-Services verfügen über komplexe Preismodelle, die Sie genau untersuchen sollten, um ein realistisches Bild Ihrer zukünftigen Betriebsausgaben zu bekommen.

Abschreiben der vorherigen Infrastruktur

Wenn Sie in die Cloud wechseln, wollen Sie normalerweise die Infrastruktur außer Betrieb nehmen, in der Ihre Workloads On-Premises gehostet sind. Das ist zwar an sich kein Kostenfaktor, es lohnt sich jedoch zu überlegen, wie viel Wert Sie abschreiben, wenn Sie Server und andere Infrastruktur stilllegen.

Wenn Ihr Unternehmen beispielsweise vor zwei Jahren Millionen für Serverhardware ausgegeben hat, verlieren Sie einen Teil dieser Investition – es sei denn, Sie wählen eine hybride Cloud-Architektur. Wie viel genau Sie abschreiben, hängt davon ab, wie viel Lebensdauer Ihre Hardware noch hat und ob Sie sie für andere Zwecke verwenden oder weiterverkaufen können.

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