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Intelligente Schutzmechanismen für resiliente Datensicherung
Backups sind wichtiger denn je und müssen sich weiterentwickeln, um neue Anforderungen zu bedienen. Features wie KI und Air Gaps können Backup-Strategien stärken und sicherer machen.
Die Bedrohung durch Cyber- und Ransomware-Angriffe nimmt weltweit zu und betrifft zunehmend nicht nur produktive Systeme, sondern auch Backup-Infrastrukturen. Aktuelle Fälle wie der Angriff auf den Cloud-Dienstleister Rackspace im März 2025 zeigen, dass gezielte Attacken auf Backups die Wiederherstellung von Daten massiv erschweren oder unmöglich machen können. Herkömmliche Backup- und Wiederherstellungslösungen stoßen an ihre Grenzen, da Angreifer gezielt Schwachstellen in der Backup-Architektur ausnutzen und etwa durch Verschlüsselung oder Löschung der Sicherungen die Optionen zur Datenrettung massiv zu behindern.
Warum Backup-Systeme zum Angriffsziel werden
Backups gelten als letzte Verteidigungslinie gegen Datenverlust. Ihre Kompromittierung kann jedoch gravierende Folgen haben: Sind Sicherungskopien unbrauchbar, führt dies in vielen Fällen zu erheblichen Betriebsunterbrechungen bis hin zur Zahlung von Lösegeldern. Besonders heikel: Backup-Systeme weisen im Vergleich zu Produktionsumgebungen häufig geringere Schutzmaßnahmen auf, was sie zu attraktiven Zielen für Cyberkriminelle macht.
Die zunehmende Komplexität moderner IT-Infrastrukturen – geprägt durch hybride Cloud-Architekturen, dezentrale Standorte und virtualisierte Umgebungen – vergrößert die Angriffsfläche für Cyberangriffe. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Backup-Lösungen: Sie müssen skalierbar sein, lokale und Cloud-basierte Infrastrukturen nahtlos integrieren sowie Enterprise-taugliche Funktionalitäten ohne zusätzlichen Verwaltungsaufwand bereitstellen. Die Folge dieser multiplen Herausforderungen sind Schwachstellen in der Backup-Architektur. Angreifer nutzen diese Einfallstore, um durch Verschlüsselung oder Löschung der Backups eine erfolgreiche Datenwiederherstellung zu verhindern. Traditionelle Sicherungsansätze sind damit oft unzureichend und moderne, mehrschichtige Schutzstrategien erforderlich.
Technische Schutzmechanismen: Air Gap, One-Way-Replikation, Immutability
Drei der wichtigsten Schutzmechanismen, die helfen die Integrität von Backup-Daten zu gewährleisten sind Air Gaps, One-Way-Replikationen und Immutability. Diese Mechanismen tragen maßgeblich dazu bei, Backup-Daten vor Bedrohungen wie Cyberangriffen zu schützen:
- Air Gapping etabliert eine physische oder logisch-strikte Isolation zwischen Backup- und Produktionsumgebung, um jegliche Netzwerkverbindung zu unterbinden und so die Angriffsfläche für netzwerkbasierte Attacken zu eliminieren. Während physische Air Gaps durch vollständige Trennung der Systeme – etwa per Offline-Medien oder dedizierten Tresoren – realisiert werden, setzen logische Air Gaps auf softwaredefinierte Segmentierung. Selbst bei einem erfolgreichen Angriff auf das Produktionsnetzwerk bleiben die Backups so unerreichbar.
- Die One-Way-Replikation stärkt diesen Schutz und sorgt für einen unidirektionalen Datenfluss vom Produktionssystem zum Backup-System. Dies verhindert, dass Angreifer über das Backup-System ins Netzwerk eindringen oder Backups manipulieren können.
- Immutable Backups stellen eine weitere Schutzschicht dar, indem sie Sicherungen für definierte Zeiträume gegen jegliche Lösch- oder Änderungsversuche absichern – selbst mit administrativen Privilegien. Technisch erfolgt dies über Write-Once-Read-Many (WORM)-Technologien oder Object-Lock-Mechanismen in Cloud-Umgebungen. Dadurch sind Backups selbst vor gezielten Manipulationsversuchen wie Zeitstempeländerungen oder NTP-Angriffen geschützt. Die Kombination aus Air Gap, One-Way-Replikation und Immutability bildet damit das Rückgrat einer resilienten, gegen moderne Bedrohungen gehärteten Backup-Architektur.
Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie
Auch die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in Backup- und Recovery-Lösungen ist für einen modernen Schutz essenziell. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Analyse und Anomalieerkennung innerhalb der Backup-Daten. KI-Modelle identifizieren automatisch Musterabweichungen, etwa durch plötzliche Datenvolumenänderungen oder verdächtige Dateitypen, und alarmieren bei potenziellen Angriffen wie Ransomware oder Datenmanipulation. Bei Auffälligkeiten werden automatisiert Schutzmaßnahmen wie Isolation, Sandboxing, Snapshots oder Zugangsbeschränkungen eingeleitet, wodurch IT-Teams gezielt sichere Datenbestände identifizieren und Wiederherstellungsprozesse priorisieren können. KI priorisiert die Wiederherstellung kritischer Daten und orchestriert den Prozess über verschiedene Systeme hinweg. Dieser proaktive Ansatz erhöht die Datensicherheit, minimiert manuelle Eingriffe und verkürzt die Reaktionszeiten im Ernstfall.
Darüber hinaus unterstützt KI die Priorisierung und Klassifikation von Daten. Sie analysiert Zugriffsfrequenzen, Datenarten und Änderungsraten, um Backup-Strategien dynamisch anzupassen. Kritische Systeme und Datenbanken werden häufiger gesichert, während selten genutzte Daten in günstigere Speicher verschoben werden. Diese intelligente Steuerung optimiert Speicherbedarf, Kosten und Wiederherstellungszeiten.
Wenn’s drauf ankommt: Automatisierte Validierung und Recovery
KI-basierte Backup-Lösungen ermöglichen eine automatisierte Validierung, die Sicherungen nicht nur auf Integrität, sondern auch auf versteckte Bedrohungen wie Ransomware oder Malware prüft. Die Analyse erfolgt häufig in isolierten Sandbox-Umgebungen. Erkennt die KI verdächtige Muster, wird das betroffene Backup automatisch markiert und von der Wiederherstellung ausgeschlossen. So wird verhindert, dass kompromittierte Daten erneut ins System eingeschleust werden.
Im Ernstfall kann die KI automatisiert die Integrität aller verfügbaren Backups bewerten und die sichersten Versionen für die Wiederherstellung priorisieren. Im Recovery-Fall bewertet die KI die Integrität aller verfügbaren Sicherungen, priorisiert die Wiederherstellung der zuverlässigsten Versionen und orchestriert den Prozess plattformübergreifend, um Ausfallzeiten zu minimieren und die Datenkonsistenz zu sichern.
Cloud-Backups: Compliance durch georedundante Sicherheit
Mit der fortschreitenden Migration geschäftskritischer Daten und Workloads in die Cloud rücken hochverfügbare und georedundante Backup-Architekturen zunehmend in den Fokus anspruchsvoller IT-Strategien. Georedundanz meint dabei die Verteilung von Daten auf mindestens zwei physisch und infrastrukturell unabhängige Rechenzentren, die in der Regel mindestens 200 Kilometer voneinander entfernt liegen. Diese Distanz entspricht aktuellen Empfehlungen des BSI und ist insbesondere für Betreiber kritischer Infrastrukturen regulatorisch relevant. Ziel ist es, im Katastrophenfall – etwa bei Naturereignissen, großflächigen Ausfällen oder regionalen Angriffen – einen Single Point of Failure zu vermeiden und die sofortige Umschaltung (Failover) auf einen sekundären Standort zu ermöglichen.
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„Backups gelten als letzte Verteidigungslinie gegen Datenverlust. Ihre Kompromittierung kann gravierende Folgen haben. Backup-Systeme weisen im Vergleich zu Produktionsumgebungen häufig geringere Schutzmaßnahmen auf, was sie zu attraktiven Zielen für Cyberkriminelle macht.“
Hermann Behnert, SCHIFFL IT Service GmbH
Cloud-Anbieter setzen zur Absicherung dieser Infrastrukturen auf einen mehrschichtigen Ansatz: Verschlüsselte Datenübertragung und -speicherung, der Einsatz von Object Lock für unveränderliche Backups (Immutability) sowie KI-gestützte Anomalie- und Integritätsprüfungen sind heute Standard. Automatisierte, richtlinienbasierte Sicherungs- und Replikationsprozesse ermöglichen eine konsistente, skalierbare und Compliance-konforme Datensicherung, die sich flexibel an veränderte Geschäftsanforderungen anpassen lässt.
Im Kontext regulatorischer Anforderungen – etwa DSGVO, NIS2 oder branchenspezifischer Vorgaben – bieten georedundante Cloud-Backups zusätzliche Sicherheit. Die Möglichkeit, Daten explizit in europäischen Rechenzentren zu speichern und Schlüsselmanagement sowie Zugriffskontrolle in der Hand des Kunden zu belassen, adressiert Anforderungen an digitale Souveränität und Datenschutz. Die Einhaltung von Compliance-Vorgaben wird durch zertifizierte Rechenzentren, kontinuierliche Überwachung und Auditierbarkeit der Backup-Prozesse unterstützt.
Herausforderungen und Best Practices bei Backup und Recovery
Die Komplexität moderner Backup- und Recovery-Lösungen erfordert eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung an aktuelle Bedrohungslagen. Eine mehrschichtige Strategie, die Air Gapping, One-Way-Replikation, Immutable Backups und KI-gestützte Validierung kombiniert, bildet die Grundlage für eine resilientere Datenhaltung. Regelmäßige Backups, systematische Tests der Wiederherstellungsprozesse sowie fortlaufende Überwachung sind entscheidend, um Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und die Effektivität der Sicherungen sicherzustellen.
Um einen umfassenden und effektiven Schutz zu erreichen und technologisch auf dem aktuellen Stand zu bleiben, profitieren Unternehmen von der Zusammenarbeit mit spezialisierten Managed Service Providern. Diese Anbieter verfügen über das technische Know-how und die Erfahrung in den Bereichen Compliance, Implementierung und Betrieb komplexer Backup-Infrastrukturen.
Die Investition in moderne, KI-gestützte Backup-Strategien und die kontinuierliche Prozessoptimierung schaffen die Basis für eine flexible, sichere und wirtschaftliche IT-Infrastruktur. So werden Daten gegen wachsende Cyberbedrohungen geschützt und die schnelle Wiederherstellung sowie der Fortbestand des Geschäftsbetriebs im Ernstfall gewährleistet. Die Verbindung aus technischer Innovation, Automatisierung und bewährten Sicherheitsprinzipien bildet das Rückgrat einer zukunftssicheren Backup- und Recovery-Strategie.
Über den Autor:
Hermann Behnert ist technischer Leiter und Geschäftsführer der SCHIFFL IT Service GmbH. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg ist Teil einer international agierenden Unternehmensgruppe mit über 1.300 Mitarbeitenden in 23 Ländern und hat sich als kompetenter Anbieter von Managed-Multi-Service-Plattformen und Spezialist für End-User-Productivity in Deutschland und Europa fest etabliert. In zertifizierten Rechenzentren übernimmt SCHIFFL IT Aufgaben vom Design bis hin zum voll gemanagten Betrieb von Cloud-Umgebungen und baut dabei auf mehr als drei Jahrzehnten Erfahrung. Weitere Informationen finden Sie unter www.schiffl.de
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