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Netzwerk-Performance-Monitoring: 4 NPM-Tools im Vergleich

Der Markt für Netzwerk-Performance-Monitoring ändert sich durch das Aufkommen von IoT und KI. Erfahren Sie, mit welchen Produkten die führenden Anbieter auf den Wandel reagieren.

Die Entwicklung von Technologien ist unvermeidlich. Doch der Markt für die Überwachung der Netzwerkleistung in Unternehmen hat sich in nur wenigen Jahren enorm verändert.

Die Network Monitoring Tools der Vergangenheit bieten nur einen Bruchteil dessen, was die heutigen Lösungen mit neuen Datenquellen, Methoden und dem Einsatz von KI (Artificial Intelligence, AI) leisten können. Die Fortschritte sind so überzeugend, dass viele Anbieter den Begriff NPM durch neue Marketingbezeichnungen wie Network Analytics und AI for IT Operations (AIOps) ersetzen.

Einige Anbieter zielen mit ihren traditionellen NPM-Tools zwar immer noch auf kleinere Unternehmen ab, doch die meisten entwickeln sie weiter, um Leistungsprobleme zu lösen, mit denen größere Unternehmen aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach zuverlässigen Netzwerkdiensten konfrontiert sind. Die NPM-Evolution bringt auch neue Wettbewerber für das Performance Monitoring und die Analyse auf einen Markt, der von Start-ups, die einzigartige Funktionen auf benutzerdefinierten Plattformen anbieten, bis hin zu Services von traditionellen Anbietern reicht.

Wie hat sich der NPM-Markt entwickelt?

Die erste Generation von Tools für Netzwerk-Performance-Monitoring fokussierte sich ausschließlich darauf, Unternehmesnetzwerke und ihre dazugehörigen Serverkomponenten um Netzwerktransparenz (Visibility) zu ergänzen. Dazu gehörten traditionelle Monitoring-Methoden, wie Ping per Internet Control Message Protocol (ICMP), Simple Network Management Protocol (SNMP), NetFlow/IPFIX sowie grundlegende Monitoring-Tools mit und ohne Agenten für Netzwerkserver und Appliances. Damals boten diese Technologien Netzwerkfachleuten das richtige Maß an Visibility- und Alerting-Funktionen für die meisten LANs, WLANs, WANs und private Data Center.

Doch mit den Fortschritten bei Virtualisierung, IaaS, Hybrid Cloud Computing und WAN-Konnektivitätsoptionen – inklusive 5G – wurde deutlich, dass die Datenquellen und Methoden, die Informationen zum Netzwerkstatus lieferten, Visibility-Lücken aufwiesen. Infolgedessen begannen in neuen Netzwerk-Performance-Monitoring-Tools sehr viel modernere Funktionen zur Datenerfassung und -analyse per Deep Packet Inspection (DPI) und Streaming-Netzwerktelemetrie als Teil ihrer Gesamtplattformen Einzug zu halten.

Einfach den Betrieb von Netzwerkkomponenten zu überwachen, reicht nicht mehr aus. Stattdessen verlangen Organisationen heute eine umfangreichere, holistische Betrachtung von Status und Performance einer breiten Palette von Endgeräten, Anwendungen und über SaaS bereitgestellten Services. Da diese Monitoring-Aufgaben alle mit dem Status des Netzwerks beginnen und enden, obliegt die Überwachung sämtlicher Geräte, Anwendungen und Service-Flows letztlich dem Netzwerkteam. Das bedeutet, viele der Monitoring-Fähigkeiten des Application Performance Monitorings sind in NPM-Plattformen enthalten und verknüpfen somit Funktionen, die vorher als getrennt voneinander angesehen wurden.

Die Einführung von IoT-Technologien hat unterdessen eine engere Integration zwischen Performance und Security Monitoring forciert, wobei Tools für Netzwerk-Performance-Monitoring komplexer und differenzierter geworden sind. IT-Abteilungen müssen jetzt den Performance- und Sicherheitsstatus von Dutzenden, Hunderten oder sogar Tausenden autonomer IoT-Sensoren, die sich mit unternehmenseigenen und fremden Netzwerken weltweit verbinden, überwachen und verwalten. Daten aus mehreren Quellen zu erfassen, auch direkt vom Netzwerk, ist der beste Weg, detaillierte Einblicke in den Status dieser Geräte zu erhalten.

Zu guter Letzt nutzen moderne Netzwerk-Performance-Plattformen zunehmend Machine Learning und KI. Dabei analysieren sie aus mehreren Quellen erfasste Daten, um die Schritte zur Identifizierung, Root-Cause-Analyse und Remediation zu automatisieren, die als notwendig angesehen werden, um Performance-bezogene und sogar sicherheitsrelevante Probleme zu beheben. Diese Predictive Analysis hilft Unternehmen erheblich, den zeitlichen Aufwand zu verringern, um Probleme zu identifizieren und zu lösen. Das erhöhte Maß an Funktionalität spiegelt ebenfalls wider, dass der Begriff Netzwerk-Performance-Monitoring nicht mehr die gesamten Fähigkeiten der heutigen fortschrittlichen und umfassenderen Performance-Analytics-Plattformen abbildet. Werfen wir einen Blick auf einige dieser Monitoring-Plattformen, um zu sehen, welche Vorteile sie ermöglichen.

1. Broadcom: DX NetOps

Broadcoms Übernahme von CA Technologies im Jahre 2018 hat zur DX-NetOps-Plattform geführt. In puncto Performance Monitoring hat Broadcom mehrere eigenständige CA-Tools für Monitoring, Analytics und Alerting zu einem einzigen Paket zusammengefasst. Hierbei steht das DX in DX NetOps für Digital Transformation.

Die Produktkonsolidierung sollte dazu beitragen, den Kaufprozess aus Sicht der Endkunden zu vereinfachen. Die nun unter dem Banner DX NetOps firmierenden Tools umfassen die folgenden Produkte: CA Performance Management, CA Spectrum, CA Network Flow Analysis, CA Mediation Manager und CA Virtual Network Assurance. Sie wurden früher alle einzeln verkauft.

Produktfunktionen

Die in DX Netops eingebauten Methoden zur Datenerfassung ermitteln kritische Performance-Metriken in modernen Netzwerkinfrastrukturen, etwa SNMP, NetFlow, REST, Streaming-Telemetrie sowie andere Netzwerk- und Anwendungsmessungen. Die KI-Controller von NetOps analysieren die erfassten Informationen und zeigen den Status von LAN, WLAN, SD-WAN, Software-defined Data Centern (SDDC) und Cloud-Services an. Das Produkt eignet sich insbesondere für Multivendor-Netzwerke sowohl mit modernen Netzwerkkomponenten und -designs als auch mit Legacy-Elementen.

Kauf- und Lizenzierungsoptionen

Alle Produkte und Services von Broadcom sind über dessen autorisiertes Vertriebsprogramm erhältlich. In einigen Fällen können Unternehmen auch Vereinbarungen für einen Direktkauf treffen. Die Hardware- und Lizenzierungskosten hängen von zwei wesentlichen Faktoren ab:

  1. ob DX NetOps als physische Appliance oder als VM bereitgestellt wird
  2. von der Anzahl der Geräte im Netzwerk, die überwacht und analysiert werden müssen.

2. Cisco: DNA Analytics and Assurance

Das Portfolio von Cisco umfasst etliche Plattformen, die unter den Dachbegriff Performance Monitoring fallen. Dazu zählen der jahrzehntealte Prime Performance Manager und das neuere ACI mit AppDynamics-Integration.

Ciscos DNA-Initiative (Digital Network Architecture) scheint allerdings das Framework zu sein, das die Basis für die künftige Netzwerk- und Geräte-Monitoring-Strategie des Anbieters bildet. DNA besteht aus mehreren zentralen Bausteinen, die in Ciscos moderner Architektur für Intent-based Networking genutzt werden. Einer dieser Bausteine ist Cisco DNA Analytics and Assurance, ein Produkt zum Netzwerk-, Service- und Geräte-Monitoring.

Produktfunktionen

DNA Analytics and Assurance nutzt Schnittstellen der Netzwerk-Streaming-Telemetrie, die in die Firmware einer Reihe von Cisco-Assurance-fähigen Switches, Routern und WLAN-Controllern eingebaut sind. Das Tool kann ebenfalls Telemetrieinformationen von Cisco-fremden Endpunkten, Geräten und Anwendungen erfassen. Um optimal von DNA zu profitieren, ist jedoch eine durchgängige Cisco-Infrastruktur Voraussetzung.

Die Monitoring-Plattform basiert auf drei Hauptkomponenten: Visibility, Insight und Action:

Visibility steht für die Erfassung und Analyse von Daten aus unterschiedlichen Quellen im Netzwerk. Dashboard-Ansichten veranschaulichen den Netzwerk-, Anwendungs- und Client-Status in einem einzigen Tool.

Insight ist die Fähigkeit, die Daten mithilfe von KI so zu nutzen, dass verschiedene Performance-bezogene Probleme aufgezeigt werden.

Auch bei Action, der letzten Komponente, setzt Cisco DNA Analytics and Assurance wieder KI und Machine Learning ein, um festzulegen, welche Änderungen vorgenommen werden müssen, um das Problem zu beheben.

Kauf- und Lizenzierungsoptionen

Alle Cisco-Produkte sind über Partner-Reseller erhältlich. Lizenztechnisch gesehen ist mindestens eine DNA-Center-Appliance erforderlich, um die Funktionen von Analytics and Assurance zu nutzen.

Kunden können Assurance-Lizenzen über eines von drei softwarebasierten Abonnements erwerben. Die DNA Essentials-Lizenz bietet grundlegende Überwachung und Automatisierung. Die DNA Advantage-Lizenz fügt die Komponente Deep Analytics and Intelligence hinzu. Schließlich gibt es ein optionales Expansion Pack für zusätzliche Cisco Services und Appliances.

3. Juniper: Mist-WLAN und Contrail SD-WAN

Die Übernahme von Mist durch Juniper war für das Unternehmen etwas Besonderes, da sein CEO, Rami Rahim, große Pläne für die WLAN-Plattform von Mist hatte. Laut Rahim war zum Zeitpunkt der Übernahme ein Hauptgrund für Juniper, Mist zu kaufen, dessen KI-Engine für die IT zu nutzen und sie mit dem breiten Portfolio von Juniper zu verbinden. Ein paar Jahre später ist genau das passiert.

Juniper hat die durch KI gesteuerte WLAN-Leistungsanalyse in einen Großteil des Enterprise-Netzwerkportfolios von Juniper integriert. Die nun unter dem Namen Mist AI bekannte Plattform hilft bei der Identifizierung und automatischen Optimierung des Netzwerkdatenverkehrs über die kabelgebundenen, drahtlosen und SD-WAN-Angebote des Unternehmens.

Darüber hinaus wurde Mist AI mit Marvis gekoppelt, dem virtuellen Netzwerk-Konversationsassistenten von Juniper, mit dem Administratoren mithilfe eines konversationsbasierten KI-Bots Probleme bei der Netzwerkleistung identifizieren können.

Produktfunktionen

Die Mist-AI-Plattform ist ein Cloud-Service, mit dem Kunden die Netzwerkkomponenten von Juniper überwachen können, unabhängig davon, wo sie eingesetzt werden. Für Standorte, die aufgrund von Bandbreitenbeschränkungen im Internet eine Verwaltung vor Ort benötigen, kann das Juniper-Produkt Mist Edge dieses Dilemma lösen, da es die KI-Intelligenz aus der öffentlichen Cloud direkt in das private Unternehmensnetzwerk bringt.

Die Mist-AI-Plattform bietet einen umfassenden Einblick in die Leistung von kabelgebundenen Netzwerken, WLAN, SD-WAN, Rechenzentren und Bluetooth Low Energy. Sie nutzt KI, um drahtlose Anomalien mit einer automatischen Ursachenanalyse und Abhilfemaßnahmen zu korrelieren.

Kauf- und Lizenzierungsoptionen

Juniper-Hardware, -Software und -Lizenzen können über einen Partner-Reseller erworben werden. Mist AI wird derzeit als abonnementbasierter Service für Kunden angeboten. Zu den Hardwareoptionen gehören eine Reihe kompatibler Access Points, Switches, SD-WAN-Gateways und Edge-Gateway-Produkte von Juniper, die von Mist AI zentral verwaltet, überwacht und analysiert werden können.

4. LiveAction: LiveNX

LiveAction ist ein langjähriger Pure-Play-Anbieter im Bereich Netzwerk-Monitoring und Performance Analytics. Dessen Produkt, LiveNX, ist eine praktikable Option für Netzwerk-Administratoren, die eine Multivendor-Architektur für LAN, WAN, WLAN und die Cloud nutzen.

Produktfunktionen

LiveNX war eines der ersten Produkte, das Datenströme aus Quellen wie SNMP-, NetFlow-, DPI- und WLAN-Controllern sowie andere, über vordefinierte API-Hooks extrahierte Daten vereinheitlichte. LiveNX erweiterte auch historische Netzwerktelemetriedaten, um Daten von Endpunkten und die User Performance Experience zu erfassen.

Im Gegensatz zu einigen anderen anbieterneutralen Produkten bildet LiveAction Partnerschaften mit großen Netzwerkanbietern. Auf diese Weise kann das Unternehmen seine Monitoring- und Analysesoftware besser in Anbieterprodukte integrieren. Dies unterstützt die langfristige Kompatibilität und verringert die Wahrscheinlichkeit, dass Bugs auftreten, während die Firmware von Netzwerkkomponenten aktualisiert wird.

Kauf- und Lizenzierungsoptionen

LiveAction verkauft seine Software, Lizenzen und Wartungsverträge sowohl direkt als auch über sein Reseller-Partnerprogramm. Die LiveNX-Plattform nutzt ein flexibles Lizenzmodell. Es basiert darauf, wie viele Geräte die Kunden verwalten wollen und welche Monitoring- und Analytics-Funktionen sie wünschen.

Hinweis der Redaktion
Die TechTarget-Redakteure haben sich mittels intensiver Recherche über Tools für das Netzwerk-Performance-Management auf vier führende Anbieter im Bereich Netzwerk-Performance-Monitoring konzentriert. Zwei dieser Anbieter fokussieren sich vor allem auf das Monitoring von Single-Vendor-Netzwerken, während die anderen beiden einen anbieterneutralen Ansatz verfolgen, was die Vielfalt des aktuellen Marktes widerspiegelt. Unsere Recherche enthält Studien von Gartner und TechTarget.

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