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Network Analytics Tools: Monitoring auf neuem Level

Die Ursache von Netzwerk-Performance-Problemen ist oft schwierig zu finden. Tools für Network Analytics können diesen Prozess durch KI-Datenanalyse in Echtzeit vereinfachen.

Einige der heutzutage am meisten gehypten Tools für die Netzwerkinfrastruktur sind genau genommen nicht völlig neu. Es handelt sich vielmehr um Weiterentwicklungen. Tools für Network Analytics fallen in diese Kategorie.

Schließlich nutzen sie das meiste des traditionellen Netzwerk-Monitorings, das viele Unternehmen heute im Einsatz haben. Aber moderne Network Analytics führt Monitoring viele Schritte weiter auf eine neue Ebene. User erhalten Performance-Ergebnisse, die von mehreren Tools zur Echtzeit-Datenerfassung erzeugt und per KI ausgewertet werden.

Wie arbeitet Network-Analytics-Software?

Organisationen mit mittleren bis großen Enterprise-Netzwerken nutzen wahrscheinlich eine Vielzahl von traditionellen Netzwerk-Monitoring-Tools. Diese Werkzeuge helfen, Probleme zu identifizieren, und unterstützen bei der Kapazitätsplanung.

Zu den gängigen Tools gehören Simple Network Management Protocol (SNMP), Syslog und Cisco NetFlow. Obwohl die Tools einige hervorragende Informationen liefern, handelt es sich um Inselsysteme, die isoliert voneinander arbeiten.

Um also tiefer gehende Untersuchungen vorzunehmen, die notwendig sind, um die zugrunde liegende Ursache eines besonders kniffligen Netzwerk-Performance-Problems zu ermitteln, verschwenden die IT-Mitarbeiter viele Stunden damit, abwechselnd diverse Tools zu nutzen.

Moderne Tools für Network Analytics ersetzen dieses zeitaufwendige und komplizierte Verfahren. Network-Analytics-Software nutzt traditionelle Monitoring-Protokolle und -Methoden, ergänzt diese dann aber um ausgeklügeltere Verfahren zur Erfassung von Datenströmen. Alle erfassten Daten werden dann in Echtzeit per KI analysiert. Durch die Kombination aller Datenquellen kann die Analytics-Plattform sehr viel mehr Informationen durchforsten als jemals zuvor, um genaue Schlussfolgerungen in puncto Netzwerk-Performance zu ziehen. Dieses Maß an erweiterter Sichtbarkeit und Verständnis von Netzwerk-Flows bietet die folgenden Vorteile:

Leichtverständliche Ansicht der Traffic-Ströme im gesamten Netzwerk oder einem Teilbereich. Einige Analytics-Plattformen verwalten nur ein spezifisches Segment eines Unternehmensnetzwerks. Zum Beispiel gibt es Produkte für Network Analytics, die sich auf das Data Center, WAN oder WLAN konzentrieren.

Andere Plattformen bieten eine Ende-zu-Ende-Datenerfassung und -Analyse über das gesamte Unternehmensnetzwerk hinweg – selbst in Public-Cloud-Umgebungen. In beiden Situationen werden Daten per Push- oder Pull-Verfahren von Netzwerkgeräten zur Network-Analytics-Plattform übertragen.

Dann werden die Daten grafisch dargestellt und anhand verschiedener Schwellenwerte oder zuvor festgelegter Baselines analysiert. Die anschließende Analyse bestimmt, ob irgendetwas Relevantes passiert. Falls ja, werden diese Informationen in benutzerfreundlicher Form auf einem Administrator-Dashboard hervorgehoben.

Automatisierte Analyse kann helfen, die zugrunde liegende Ursache von schwierig zu findenden Netzwerkproblemen zu identifizieren. Die zugrunde liegende Ursache von Netzwerk-Performance-Problemen zu ermitteln, kann eine Herausforderung darstellen.

Zu den häufigsten Gründen einer beeinträchtigten Performance gehören sporadisch auftretende Bandbreitenengpässe sowie Netzwerklatenz oder Jitter. Darüber hinaus können Probleme von Netzwerkkomponenten oder Umgebungshardware zu Problemen führen.

Bedingungen wie eine große Speicher- oder CPU-Auslastung oder hohe Temperaturen können die Performance negativ beeinflussen. Gleiches gilt für Sicherheitsprobleme wie Sicherheitslücken oder DoS-Angriffe (Denial of Service). Mit Tools für Network Analytics lässt sich die zugrunde liegende Ursache dieser Performance-Probleme identifizieren.

Doch es geht noch besser. Einige Network-Analytics-Produkte können Probleme nicht nur bemerken, sondern auch Vorschläge machen, um die Netzwerk-Performance zu verbessern. Als Ergebnis zeigen diese Network Analytics Tools, wo die Performance-Probleme herrühren und geben Hinweise, wie sich die Ursachen abstellen lassen.

Außerdem bieten Tools für Network Analytics sehr viel präzisere Modelle zum Netzwerk-Forecasting verglichen mit dem, was in der Vergangenheit möglich gewesen ist. Forecasting ist essenziell, wenn es um die Erstellung von Netzwerk-Roadmaps geht, die die Datenmengen, -pfade und -typen prognostizieren sollen, die zukünftig erwartet werden. Diese Informationen werden dann für Budgetplanungen genutzt, mit dem Ziel, das Netzwerk zu erweitern oder aufzurüsten, um künftige Anforderungen bezüglich Durchsatz, Geschwindigkeit und Latenz zu erfüllen.

Welche Typen von Datenquellen werden analysiert?

Zwar bietet jedes Tool für Network Analytics, egal ob kommerziell oder Open Source, seine spezifischen Funktionen und Fähigkeiten, aber die meisten Produkte erfassen die Daten mithilfe der folgenden Methoden:

  • SNMP-Polling und -Traps;
  • Syslog;
  • Kommandozeilen-Skripte, unter anderem Flussdaten in Formaten wie Ciscos NetFlow in den Versionen 5 und 9, J-Flow und CFlow von Juniper Networks sowie der IPFIX-Standard (IP Flow Information Export) von der Internet Engineering Task Force; und
  • Routing-Protokoll-Status, Statusänderungen und Integritätsinformationen.

Zusätzlich zu diesen Quellen verkaufen einige Netzwerkanbieter Router und Switches, die ihre eigenen proprietären Telemetriedaten erzeugen. Bei der Netzwerk-Streaming-Telemetrie werden Daten in Echtzeit zu einem Network-Analytics-Erfassungs-Tool übertragen. Diese Daten enthalten eine Fülle von Informationen über den Betriebsstatus des Netzwerkgeräts, einschließlich CPU- und Speicherauslastung sowie Temperatur- und Schnittstellenstatistiken. Obwohl auch SNMP diese Art von Daten beobachten kann, erfolgt das SNMP-Polling nicht in Echtzeit, sondern üblicherweise alle fünf bis zehn Minuten.

Network-Analytics-Software nutzt traditionelle Monitoring-Protokolle und -Methoden, ergänzt diese dann aber um ausgeklügeltere Verfahren zur Erfassung von Datenströmen.

Streaming-Telemetrie wiederum wird kontinuierlich zu einem Kollektor übertragen. Daher sind per Streaming-Telemetrie erfasste Daten sehr viel genauer und können sofort von einer Network-Analytics-Plattform analysiert werden.

Es gibt etliche Beispiele für Netzwerk-Streaming-Telemetrie zu Analytics-Zwecken. Cisco zum Beispiel kann Echtzeit-Telemetriedaten von seinem Netzwerk-Equipment mit IOS-XR-Firmware streamen. Andere Anbieter, wie Juniper und Extreme Networks, setzen ebenfalls auf eigene Verfahren zur Streaming-Telemetrie. Je nachdem, welche Network-Analytics-Plattform ein Unternehmen auswählt, kann es diese Typen von Telemetrieströmen erfassen oder nicht.

Wer braucht Network-Analytics-Plattformen?

Für kleinere Firmen, die keine großen Mengen an missionskritischen Daten in ihrem Netzwerk haben, ist eine ausgewachsene Network-Analytics-Plattform unter Umständen zu viel des Guten. Zumindest fürs Erste sind der Kauf und die Installation eines kommerziellen Produkts nicht kosteneffektiv.

Es gibt aber Netzwerkanalyse-Plattformen aus dem Open-Source-Bereich, die sich für Unternehmen jeder Größe eignen. PNDA und Grafana sind zwei Open-Source-Produkte, die Netzwerkmetriken zu Analyse- und Visualisierungswecken abfragen und erfassen können.

Auch mittlere und große Unternehmen können Open Source einsetzen. Alternativ sind zahlreiche kommerzielle Tools für Network Analytics erhältlich, die sich oft einfacher bereitstellen lassen und über ein effektives Back-End-Support-Modell verfügen.

Häufig führen höhere Vorlaufkosten für ein kommerzielles Produkt langfristig zu einer Kostenersparnis für das Unternehmen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Organisation das Produkt täglich verwendet – was bei Network Analytics höchstwahrscheinlich der Fall sein wird.

Wie Sie Network Analytics Ihrer Organisation schmackhaft machen

Wenn es um Budgetgelder für IT-Produkte geht, müssen die Vorteile für das Geschäft im Mittelpunkt stehen. Es muss für das Unternehmen, das in das Produkt investiert, ein klarer und erreichbarer ROI erkennbar sein. In puncto Network-Analytics-Software finden Sie im Folgenden einige Geschäftsvorteile, die beim Budgetpoker als Argumentationshilfe dienen können:

Zeitersparnis. Ohne Network Analytics muss ein Unternehmen Netzwerkadministratoren dafür bezahlen, dass sie Netzwerk-Performance-Probleme mit veralteten Tools und Daten, die in isolierten Silos gespeichert sind, manuell identifizieren. Obwohl ein erfahrener Netzwerkadmin zu ähnlichen Ergebnissen wie Tools für Network Analytics kommen kann und sollte, wird durch den erforderlichen Prozess wertvolle Zeit vergeudet, die in komplexere und für das Unternehmen profitablere Aufgaben besser investiert wäre.

Verbesserte Sichtbarkeit und Klarheit. Ein ungetrübter Blick auf bestehende und potenzielle Netzwerk-Performance-Probleme kann für ein Netzwerkarchitektur-Team von großem Vorteil sein. Netzwerkarchitekten werden oft damit betraut, vorhandene Netzwerkinfrastrukturen mit neuen Netzwerkanforderungen im gleichen LAN – beziehungsweise im WAN oder der Public Cloud – abzugleichen. Network-Analytics-Software kann bessere und genauere Informationen liefern, mit denen sich künftige Entscheidungen die LAN-, WAN- und Cloud-Architektur betreffend leichter treffen lassen.

Höheres Sicherheitsniveau. Obwohl IT-Sicherheit nicht direkt im Mittelpunkt steht, kann der granulare Zugriff von Network Analytics Tools auf Datenströme Unternehmen helfen, Angriffe oder Sicherheitsverletzungen rasch zu erkennen.

Vollständig automatisierte Netzwerke rücken in greifbare Nähe

Der vielleicht interessanteste Vorteil von Network Analytics besteht darin, dass es hilft, die Netzwerkinfrastruktur eines Unternehmens insgesamt zukunftssicher zu gestalten. Viele glauben, die Zukunft von Enterprise-Netzwerken würde in Technologien wie Software-defined Networking (SDN), Network Functions Virtualization (NFV) und Intent-based Networking (IBN) liegen.

Auf die eine oder andere Weise nutzen alle diese modernen Technologien Network Analytics als wichtige Komponente eines vollständig End-to-End automatisierten und selbstverwalteten Netzwerks. Wenn sie mit der Analytics-Komponente das zentrale Puzzle-Teil bereits in Händen halten, können Unternehmen der Transformation zu Netzwerkarchitekturen der nächsten Generation deutlich beruhigter entgegensehen.

Hinweis der Redaktion: Die TechTarget-Redakteure haben sich mittels intensiver Recherche über den Network-Analytics-Markt in dieser Artikelreihe auf zehn Produkte konzentriert, mit denen sich ein Unternehmensnetzwerk oder eine Hybrid-/Multi-Cloud-Umgebung per erweiterter Datenerfassung, Data Pooling und Data Analytics vollständig oder teilweise überwachen lässt. Unsere Recherche enthält Daten von TechTarget-Studien und Berichten von anderen renommierten Marktforschungsinstituten.

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