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Wie sich Daten- und Informationsarchitektur unterscheiden

Datenarchitekten sammeln Statistiken, Informationsarchitekten setzen die Zahlen in einen Kontext. Sie arbeiten eng zusammen, um neue Strategien für Unternehmen zu entwerfen.

Viele Menschen glauben, dass Datenarchitektur und Informationsarchitektur identisch sind. Dieser Irrglaube hat jedoch zu vielen schlecht konzipierten Architekturen geführt, die weder mit Daten noch mit Informationen gut arbeiten können.

Das Problem beginnt mit der Verwechslung der Begriffe Daten und Informationen. Sie sind zwar verwandt, aber unterschiedlich. Daten sind Zahlen, Zeichen oder andere digitale Formate, die in Anwendungen, Geschäftsprozessen und Geräten gesammelt, aktualisiert und gelöscht werden. Informationen sind Daten im Kontext. Ohne Kontext ist eine rohe Zahl bedeutungslos, aber mit Kontext kann diese Zahl den Umsatz einer Bestellung, eine Temperaturmessung oder das Testergebnis eines Schülers darstellen. Kontext legt das Wer, Was, Wann, Wo und Wie einer Zahl und weitere Informationen offen.

Datenarchitektur versus Informationsarchitektur

Eine Informationsarchitektur definiert den Kontext, den ein Unternehmen für seine Geschäftsabläufe und sein Management verwendet. Die Bausteine einer Informationsarchitektur sind die Anwendungen, Geschäftsprozesse, Analyse- und Berichterstattungssysteme des Unternehmens sowie der Informationsfluss innerhalb des Unternehmens und mit Kunden, Lieferanten sowie Geschäftspartnern. Anhand der Geschäftsanforderungen wird die Blaupause für die Informationsarchitektur entwickelt: konzeptionelle Datenmodelle, logische Datenmodelle und Geschäftsprozessmodelle. Unternehmensanwendungen, ob intern erstellt oder gekauft, müssen diese Modelle verwenden.

Die Datenarchitektur bildet die Grundlage für die Informationsarchitektur, indem sie die erforderlichen Daten erfasst, speichert, verschiebt, integriert und verwaltet. In einer modernen Datenarchitektur werden die Daten in Dateisystemen und Datenbanken erfasst und gespeichert, die sich über Cloud-, lokale und hybride Umgebungen erstrecken. Die Grundbausteine einer Datenarchitektur sind ein Data Warehouse, Staging Data Stores und Business-Intelligence-Schemata. Anspruchsvollere Datenarchitekturen können um einen Data Lake, eine Analyse-Sandbox, einen Data Science Hub und operative Datenspeicher erweitert werden.

Eine erstklassige Datenarchitektur implementiert Data-Governance-Prozesse mit unterstützenden Initiativen zur Datenqualität und zum Stammdatenmanagement. Außerdem ist ein Datenintegrations-Framework erforderlich, das eine Kombination von Integrationsfunktionen ermöglicht: traditionelle ETL-Prozesse (Extract, Transform, Load) und Big-Data-Systemen, sowie Datenpipelines, Daten-Streaming, APIs, Datenaufbereitung und Anwendungsintegration.

Wie hängen Datenarchitektur und Informationsarchitektur zusammen?

Eine moderne Datenarchitektur braucht eine Informationsarchitektur und umgekehrt.

Zum Design einer Informationsarchitektur gehört ein Unternehmensdatenmodell, das beispielsweise die Kunden und Partner eines Unternehmens sowie die Interaktion mit ihnen in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Support definiert. Die Datenarchitektur setzt die Datenmodelle in physische Datenbankdesigns und Datenelemente um, die zur Erfassung, Speicherung und Aktualisierung der relevanten Daten verwendet werden. Eine effektive Datenarchitektur umfasst Prozesse für die Umwandlung, Aufbereitung, Bereinigung und Verwaltung von Daten, damit diese zu nützlichen Informationen werden.

Ein Hauptmangel vieler Architekturen ist die zu starke Vereinfachung der Datentransformation in Informationen. Allzu oft denken IT- und Datenmanagementteams, dass Daten einfach nur von den Quell- zu den Zielsystemen verschoben oder geleitet werden müssen, ohne die Notwendigkeit verschiedener Datenkontexte zu verstehen. Ohne eine Datentransformation, auf Grundlage von Datenmodellen und Datendefinitionen zur Implementierung der richtigen Kontexte, können Analyse- und Berichts-Tools nicht die richtigen Erkenntnisse liefern. Noch schlimmer ist, dass Anwender dieser Tools die Daten in Tabellenkalkulationen exportieren, um nützliche Informationen zu erstellen. Dies mag zwar den richtigen Kontext liefern, ist aber ineffektiv und unproduktiv.

Abbildung1: Wie sich Daten- und Informationsarchitektur unterscheiden
Abbildung1: Wie sich Daten- und Informationsarchitektur unterscheiden

Aufgaben des Informationsarchitekten

Informationsarchitekten müssen das Unternehmen verstehen und wissen, welche Informationen es benötigt. Anschließend sorgen sie dafür, dass Anwendungen, Geschäftsprozesse sowie Analyse- und Berichterstattungssysteme diese Informationen abrufen können.

Zu den Aufgaben eines Informationsarchitekten gehören unter anderem:

  • Zusammenarbeit mit Fachexperten, um die konzeptionellen Datenmodelle, logischen Datenmodelle und Geschäftsprozessmodelle zu entwerfen, die das sich entwickelnde Unternehmensdatenmodell umfassen.
  • Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen bei der Auswahl und Gestaltung von Geschäftsanwendungen und -prozessen, die für den Betrieb und die Verwaltung des Unternehmens verwendet werden.
  • Entwirft die Berichts- und Analyse-Frameworks.
  • Arbeitet mit Business-Intelligence-Entwicklern und Datenanalysten bei der Entwicklung von Berichts- und Analyseanwendungen zusammen.
  • Arbeitet mit dem Data-Science-Team zusammen, um deren Anforderungen zu erfassen, die Entwicklung von Prognosemodellen und maschinellem Lernen zu unterstützen und die von ihnen erstellten Modelle und Informationen in die Informationsarchitektur zu integrieren.
  • Arbeitet mit Datenarchitekten zusammen, um sicherzustellen, dass das Design der Datenarchitektur die Informationsarchitektur des Unternehmens unterstützt.
  • Arbeitet mit Datenarchitekten zusammen, um Framework und Prozesse für die Datenintegration zu entwerfen.

Aufgaben des Datenarchitekten

Datenarchitekten entwerfen die gesamte Datenarchitektur eines Unternehmens, einschließlich der Datenintegrationsprozesse, der Business-Intelligence-Systeme und der unterstützenden Datenbank- und Dateisysteme. Sie sammeln Geschäftsanforderungen auf der Grundlage der langfristigen Roadmap eines Unternehmens und aktueller Initiativen und untersuchen Bereiche, in denen Datenprobleme den Betrieb einschränken, die Produktivität verringern oder das Unternehmenswachstum behindern.

Viele Datenarchitekten konzentrieren sich auf Cloud-Implementierungen oder hybride Cloud-Implementierungen, die Cloud- und lokale Systeme kombinieren. Auch Multi-Cloud-Architekturen werden immer häufiger eingesetzt.

Zu den Aufgaben eines Datenarchitekten gehören unter anderem:

  • Entwerfen der Datenarchitektur, einschließlich Datenbanken, Dateisystemen, Data Warehouses, Data Lakes, Data Science Hubs und einer Analytics-Sandbox.
  • Auswahl der für die Datenarchitektur am besten geeigneten Datenbanktypen, zum Beispiel relationale, Spalten-, Diagramm- oder Dokumenttypen.
  • Unterstützt bei der Umsetzung von konzeptionellen und logischen Datenmodellen in physische Datenmodelle.
  • Definiert das Framework für die Datenintegration, Arbeitsabläufe und Prozesse, um die Aufnahme, Bewegung und Transformation von Daten zu ermöglichen.
  • Unterstützt bei der Auswahl der am besten geeigneten Datenintegrations-Tools für den Einsatz im Datenintegrations-Framework.
  • Arbeitet mit Dateningenieuren, Datenintegrationsspezialisten, Datenbankadministratoren und anderen Mitgliedern des Datenmanagementteams zusammen, um die Datenarchitektur zu implementieren.

Auswirkungen der Datenstrategie auf das Design der Daten- und Informationsarchitektur

Eine Datenstrategie ist die Vision davon, wie Daten die Geschäftsstrategie eines Unternehmens ermöglichen und die laufenden Abläufe unterstützen sollen. Daten werden nicht als Nebenprodukt von Geschäftsaktivitäten betrachtet, sondern als Unternehmenswert, der geplant, definiert und verwaltet werden muss, wenn das Unternehmen erfolgreich sein will. Eine Datenstrategie umfasst einen Zeitplan, Ressourcenpläne und eine finanzielle Rechtfertigung für das Erreichen der Ziele. Die Informations- und Datenarchitekturen sind die Blaupausen dafür, wie ein Unternehmen seine Datenstrategie entwirft, aufbaut, umsetzt und verwaltet.

Die Datenstrategie eines Unternehmens und damit auch seine Informations- und Datenarchitekturen entwickeln sich mit der Entwicklung des Unternehmens, der Konkurrenz und des Marktes weiter. Darüber hinaus haben technologische Veränderungen Einfluss darauf, wie diese Architekturen aufgebaut und verwaltet werden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Erkenntnis, dass Veränderungen in Datenstrategie, Datenarchitektur und Informationsarchitektur integriert werden müssen.

Ein Unternehmen braucht eine Informationsarchitektur und eine Datenarchitektur. Die Informationsarchitektur orientiert sich an der Geschäftsstrategie und den Geschäftsabläufen des Unternehmens. Die Datenarchitektur unterstützt die Informationsarchitektur, indem sie die Mittel zur Erfassung, Transformation, Verwaltung und Steuerung der Daten bereitstellt, die zur Erstellung nützlicher Informationen erforderlich sind. Die Entwicklung der beiden Architekturen bietet eine kontinuierliche Möglichkeit, die Nutzung von Daten und Informationen und deren Geschäftswert zu steigern.

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