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Fünf On-Premises- und Hybrid-VoIP-Plattformen im Vergleich

Unsere vier Anwendungsfälle zeigen die Unterschiede zwischen den führenden Systemen für On-Premise- und Hybrid-VoIP. Lesen Sie, welche Plattform Ihre Bedürfnisse optimal abdeckt.

Die Auswahl der richtigen On-Premises-VoIP-Plattform (Voice over IP) für Ihre Organisation ist eine Entscheidung, die sorgfältig überlegt sein will. Da Sprache heutzutage mit anderen Kommunikationsmethoden kombiniert wird, etwa Video, Instant Messaging und Gruppen-Chat, werden Ihre Mitarbeiter hauptsächlich diese Formen nutzen, um mit internen und externen Kontakten zu interagieren.

In diesem Beitrag vergleichen wir fünf führende On-Premises-VoIP-Plattformen für den Enterprise-Bereich. Die Systeme stammen von Alcatel-Lucent Enterprise (ALE), Avaya, Cisco, Mitel Networks und NEC. Anhand von vier unterschiedlichen Anwendungsfällen zeigen wir, über welche Funktionen und Fähigkeiten die einzelnen VoIP-Plattformen verfügen und wo sie ihre Vorteile am besten ausspielen können.

Einsatzszenario 1: Eine traditionelle Firmenzentrale mit Basisfunktionalität

In einem herkömmlichen großen Unternehmen sitzen die Mitarbeiter im Allgemeinen von Montag bis Freitag im Büro an ihrem zugewiesenen Schreibtisch. Vielleicht besitzt die Firma auch ein oder mehrere Zweigstellen, die sich irgendwo innerhalb oder außerhalb des Landes befinden. Diese Standorte sind mit dem Hauptsitz typischerweise über private WAN-Verbindungen vernetzt.

Ein Unternehmen, das sich mit diesem Szenario identifizieren kann, sollte sich als Erstes fragen, welche VoIP-Plattform es aktuell nutzt. Stammt sie von einem der fünf hier untersuchten Anbieter, kann die Organisation mit einem Upgrade beim bestehenden Anbieter nichts falsch machen, denn wahrscheinlich lassen sich die bereits vorhandenen Tischtelefone und Video-Conferencing-Endpunkte weiterverwenden. Das kann zu erheblichen Kosteneinsparungen führen, wenn ein VoIP-Upgrade in Betracht gezogen wird.

Organisationen, für die weder die On-Premises- noch die SaaS-Modelle passen, empfiehlt sich ein Blick auf eine Hybrid-Cloud-VoIP-Plattform.

Auch wo die Anwender eines Unternehmens sitzen, kann die Wahl eines VoIP-Providers beeinflussen. Sowohl ALE als auch NEC sind bei Kunden in Asien, Europa, dem Mittleren Osten und Afrika beliebt. Avaya, Cisco und Mitel sind hingegen bei Kunden in Nordamerika die erste Wahl.

Die Entscheidung für einen Anbieter nach geografischen Aspekten zu treffen, mag nicht wichtig erscheinen, kann aber erhebliche Auswirkungen auf den langfristigen Betrieb haben. IT-Fachleute erwerben in der Regel die technischen Fähigkeiten, die für die Region relevant sind, in der sie leben. Infolgedessen gibt es wahrscheinlich sehr viele IT-Profis in Europa, die wissen, wie man die OmniPCX-Plattform von ALE bereitstellt und verwaltet, aber deutlich weniger, die Erfahrung mit dem Management von Mitels MiVoice-Plattform besitzen.

Einsatzszenario 2: Eine Firmenzentrale mit Fokus auf Collaboration-Tools und App-Integration

Hier erwarten die Mitarbeiter sehr viel mehr als nur Standardtischtelefone, Voicemail und Konferenztelefone für Gruppen-Meetings. Diese Angestellten nutzen aktiv topmoderne Lösungen wie Video Conferencing, Gruppen-Chat, Präsenztechnologie sowie vollständige Integration in eine Fülle von anderen Geschäftsanwendungen. Wenn intern angepasste Anwendungen eingesetzt werden, muss die UC-VoIP-Plattform (Unified Communications) über eine robuste API verfügen, mit der die Entwickler ihre hauseigenen Apps integrieren können.

Die Plattform Unified Communications Manager von Cisco legt die Messlatte in Sachen UC-Add-ons und -Integrationen hoch. Aufgrund von Ciscos massiver Präsenz in der Welt der IT-Infrastruktur kann das Unternehmen enge Partnerschaften mit anderen Anbietern von Enterprise-Hardware und -Software nutzen, um einzigartige Features zu ermöglichen, die im Portfolio der Wettbewerber fehlen.

Vor einigen Jahren zum Beispiel ist Cisco eine Partnerschaft mit Apple eingegangen, und daraus entstand Apples Fast Lane für sein Betriebssystem iOS. Fast Lane, das nativer Bestandteil von Apples mobilem Betriebssystem ist, setzt bevorrechtigte QoS-Tags (Quality of Service) für VoIP- und Messaging-Apps von Cisco, wie Jabber und Webex. Diese Integration sorgt für eine optimale Qualität, wenn Funksignale suboptimal sind.

MiVoice von Mitel ist eine andere populäre Plattform für Organisationen, die eine komplette Collaboration Suite von Tools wünschen. Die Open-Source-Plattform des Unternehmens, Open Integration Gateway, ermöglicht allen Softwarefirmen und Organisationen mit selbst erstellten Apps die Integration in die Kommunikationsplattform.

Einsatzszenario 3: Unternehmen mit Bedarf an Contact Centern

Viele Firmen benötigen ein Contact Center für Vertrieb und Kundenservice. Avaya, Cisco und NEC bieten hervorragende Add-on-Produkte für ihre On-Premises-VoIP-Plattformen.

Für sehr große Contact Center ergänzt Avaya seine Contact-Center-Plattform um technologische Verbesserungen, zum Beispiel künstliche Intelligenz.

Cisco wiederum verfolgt eine Doppelstrategie. Die Plattform Unified Contact Center Enterprise des Unternehmens richtet sich an große Call Center mit 200 oder mehr gleichzeitig aktiven Agenten. Für kleinere Call Center bietet Cisco seine Plattform Unified Contact Center Express für bis zu 200 Agenten.

NEC sorgt mit drei verschiedenen Contact-Center-Produkten für zusätzliche Flexibilität. NECs Suite Univerge Business ConneCT bietet eine grundlegende Funktionalität für kleine Contact Center. Die Contact-Center-Plattform Univerge TeamQ unterstützt bis zu 250 Agenten, während das UCE Contact Center erweiterte Call-Center-Funktionen für Bereitstellungen von bis zu 2.000 Agenten bietet.

Einsatzszenario 4: Mittelständisches Unternehmen, das die VoIP-Verwaltung vereinfachen will

Zuletzt werfen wir noch einen Blick auf eine wachsende mittelständische Firma. Der Großteil der Endnutzer dieses Unternehmens sind verteilt. Trotzdem kommen sie während der üblichen Geschäftszeiten noch immer in eine Firmenzentrale oder ein Remote Office. Wie bei vielen Mittelständlern konzentriert sich die IT-Leitung darauf, IT-Prozesse zu optimieren, um den Personalbestand der IT-Abteilung zu reduzieren. Daher hat sich das Unternehmen für eine Cloud-First-Strategie entschieden.

Dennoch scheint der Umstieg auf eine komplette SaaS-VoIP-Plattform kein optimaler Plan zu sein, denn die Firma kann die Vorteile dieser Plattformen hinsichtlich mobiler Arbeitskräfte nicht zu ihrem Vorteil nutzen. Außerdem ist die Organisation groß genug – und wird weiter wachsen –, dass die Opex-Lizenzierungsmodelle einer SaaS-Plattform ziemlich teuer werden könnten.

Das ist das ideale Szenario, in dem eine oder mehrere Hybrid-Cloud-VoIP-Plattformen bereitgestellt werden können. Diese On-Premises-Plattformen werden in der Cloud verwaltet. Unter Funktionsaspekten betrachtet, bieten Hybrid-Cloud-Plattformen weniger Möglichkeiten als ihre traditionellen On-Premises-Pendants. Allerdings eröffnet ein Hybrid-System mittelständischen Firmen einen Zugang zu einem vollwertigen On-Premises-System, ohne dass zusätzliche IT-Mitarbeiter für Bereitstellung und Wartung notwendig sind.

Obwohl man dies für einen Nischenmarkt halten könnte, haben sowohl Cisco als auch ALE VoIP-Plattformen auf Grundlage von Hybrid Cloud gestartet, um Organisationen eine weitere Alternative zu On-Premises- und SaaS-VoIP-Architekturen zu bieten.

Die Business Edition 4000 (BE4K) von Cisco basiert auf der Legacy-Plattform Communications Manager Express des Unternehmens. Es handelt sich um eine Komplettlösung, die Anruf-, Voicemail- und Voice-Gateway-Funktionen in einer einzigen Appliance integriert. Doch anders als frühere Implementierungen von Communications Manager Express, die kommandozeilenbasiert waren und sich nur recht umständlich konfigurieren und warten ließen, wird die BE4K-Plattform vollständig von der Cloud aus verwaltet und bietet eine GUI, in der man sich leicht zurechtfindet.

OXO Connect, eine Hybrid-Plattform von ALE, ist mit Ciscos BE4K vergleichbar, hat aber einige Einschränkungen. Mit OXO Connect können Unternehmen sich nur für externe PSTN-Anrufe mit SIP-Trunks verbinden. Integrierte T1- oder E1-Karten fehlen. Die ALE-Plattform bietet nicht alle Features von BE4K, beispielsweise Anrufaufzeichnung und Unified Instant Messaging.

Organisationen, für die weder die On-Premises- noch die SaaS-Modelle passen, empfiehlt sich ein Blick auf eine Hybrid-Cloud-VoIP-Plattform. Wer sich für eine Hybrid-Lösung entscheidet, hat auch eine zukunftssichere Wahl getroffen, wenn die Organisation in der Zukunft auf eine On-Premises-Plattform umsteigen will. Bei einem Upgrade lassen sich Tischtelefone, Video-Conferencing-Geräte und Voice Gateway Appliances weiter nutzen.

Hinweis der Redaktion: Die TechTarget-Redakteure haben sich mittels intensiver Recherche über den VoIP-Markt in dieser Artikelreihe auf die führenden Business-VoIP-Provider konzentriert, die On-Premises- und Cloud-basiertes VoIP bieten und Unified-Communications-Funktionalität zu einem einzigen Kommunikationssystem kombinieren. Unsere Recherche enthält Daten von TechTarget-Studien und Berichten von anderen renommierten Marktforschungsinstituten, unter anderem Gartner.

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