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Welche Komponenten gehören zu einer strukturierten Verkabelung?

Die sechs Komponenten der strukturierten Verkabelung im Überblick. Von Eingangseinrichtungen bis Arbeitsbereich, empfohlenen Kabeltypen und was bei Betrieb und Ausbau zählt.

Bis in die späten 1970er Jahre war die Verkabelung von Sprach- und Datenkommunikationssystemen weniger komplex als heute. Mit dem Aufkommen der digitalen Übertragung entstanden neue Arten von Verkabelungen und Steckverbindern.

In den vergangenen Jahrzehnten kamen in den meisten Systemen zwei- oder vierpaarige Kupferkabel zum Einsatz, die zum Schutz des Kabels mit einer Ummantelung versehen waren. Um die Kabel zu verbinden, musste das Ende des Kabels abisoliert werden, um den Kupferleiter freizulegen. Dieser wurde dann an eine Reihe von Steckverbindern, einem sogenannten Anschlussblock, angeschlossen, der physische Geräte mit einer Vermittlungsanlage, zum Beispiel einer Nebenstellenanlage (PBX), verband.

Anfang der 1980er-Jahre wollten Netzwerktechniker die Verbindung von Geräten mit ihrem Primärsystem vereinfachen. Neue Verkabelungen und Steckverbinder sollten den Aufbau einer kabelgebundenen Infrastruktur für Sprach- und Datengeräte beschleunigen. Die strukturierte Verkabelung hat diesen Prozess erheblich vereinfacht. Durch ihre fortgesetzte Verwendung können auch neue Geräte, zum Beispiel IoT-Systeme, unterstützt werden.

Was ist ein strukturiertes Verkabelungssystem?

Mit der Weiterentwicklung von Verkabelung und Anschlusspunkten erforderten Verkabelung, Steckverbinder und verschiedene Kabeltypen – darunter Kupfer-, Glasfaser- und Koaxialkabel – eine stärkere Standardisierung. Im Jahr 1991 legten das American National Standards Institute (ANSI) und die Telecommunications Industry Association (TIA) eine Reihe von Standards fest, die als ANSI/TIA-568 bekannt sind.

Der ANSI/TIA-568-Standard führte Richtlinien für alle Aspekte von Kabelverteilungssystemen in Wohn- und Geschäftsgebäuden ein. Er umfasst zwei Bereiche:

  1. Generische Telekommunikationsverkabelung für Kundenstandorte: Dieser Standard enthält Spezifikationen für die Struktur, Leistung und andere Installationsrichtlinien für generische Verkabelungen. Die aktuelle Version ist als ANSI/TIA-568.0-E bekannt.
  2. Standard für die Telekommunikationsinfrastruktur in gewerblichen Gebäuden: Dieser Standard baut auf dem Standard für allgemeine Gebäude auf und bietet zusätzliche Spezifikationen für gewerbliche Gebäudeumgebungen. Die aktuelle Version lautet ANSI/TIA-568.1-E.

Diese Standards prägen das strukturierte Verkabelungssystem. Dieses besteht aus sechs Komponenten, die zusammen einen praktischen, wiederholbaren und leicht zu implementierenden Rahmen für die Installation von Telekommunikationskabeln bilden.

Die sechs Subsysteme der strukturierten Verkabelung

Die sechs Komponenten der strukturierten Verkabelung sind :

  1. Eingangsbereich (Entrance Facilities, EF)
  2. Geräteraum (Equipment Room, ER)
  3. Backbone-Verkabelung (Backbone Cabling)
  4. Telekommunikationsraum (Telecommunications Room, TR)
  5. Horizontale Verkabelung (Horizontal Cabling)
  6. Arbeitsbereich (Work Area, WA).

1. Eingangsbereich

Kabel, die von außen in ein Gebäude oder eine Wohnung führen – zum Beispiel von einem lokalen Telekommunikationsanbieter oder einem privaten Netzwerk – werden durch eine Öffnung in der Außenwand und durch einen Kabelkanal geführt. Das Kabel gelangt in einen Raum, in dem andere Geräte installiert sind, zum Beispiel:

  • Netzwerkanschlusspunkte
  • Patchfelder
  • Geräte-Racks
  • Hardwareanschlüsse
  • Stromversorgungen
  • Schutzvorrichtungen für Erdung, Abschirmung und Blitzschutz

2. Geräteraum

In diesem Raum werden die Eingangskabel mit der internen Gebäudeverkabelungsinfrastruktur verbunden. Er beherbergt Patchfelder, die Verbindungen für Backbone-, horizontale und Zwischenverkabelungen bereitstellen. Außerdem sind dort Netzwerk-Switches, PBXs und Server untergebracht. Um die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit gemäß den Spezifikationen der Gerätehersteller aufrechtzuerhalten, sollten Netzwerktechniker den Geräteraum klimatisieren.

3. Backbone-Verkabelung

Die Backbone-Verkabelung, die auch als vertikale oder Riser-Verkabelung bezeichnet wird, verbindet ERs, Telekommunikationsräume und Räume von Telekommunikationsanbietern. Sie wird in der Regel in vertikalen Kanälen oder Risern installiert, die mit jeder Etage verbunden sind. Die Backbone-Verkabelung umfasst die folgenden zwei Subsysteme:

  1. Verkabelungs-Subsystem 2: Verkabelung zwischen einer horizontalen Kreuzverbindung und einer Zwischenkreuzverbindung (IC).
  2. Verkabelungs-Subsystem 3: Verkabelung zwischen einem IC und der Hauptkreuzverbindung (MC).

Für die Backbone-Verkabelung werden die folgenden Kabeltypen verwendet:

Die Eingangskabel werden in der Regel vom Telekommunikationsanbieter festgelegt und fallen nicht in den Verantwortungsbereich des Benutzers.

4. Telekommunikationsraum

Der TR ist ein klimatisierter Bereich, der entweder ein eigener Raum sein kann, der als Telekommunikationsraum bezeichnet wird, oder Teil eines anderen größeren Raums, zum Beispiel eines allgemeinen Versorgungsraums. Die Hardware in diesen Räumen dient als Anschluss für horizontale und Backbone-Kabel. Im TR verwenden Netzwerktechniker auch lokale Kabel, sogenannte Jumper oder Patchkabel, an Patchfeldern, um verschiedene Kabel miteinander zu verbinden. Netzwerkteams können hier auch ICs oder MCs installieren, um zusätzliche Verbindungsressourcen bereitzustellen.

5. Horizontale Verkabelung

Horizontale Kabel versorgen die Arbeitsbereiche der Benutzer oder andere Räume auf derselben Etage mit Telekommunikationsressourcen. Typische Kabel verlaufen vom Gerät des Benutzers zum nächstgelegenen TR auf derselben Etage. Unabhängig vom Kabeltyp beträgt die maximal zulässige Kabellänge zwischen dem TR und dem Benutzergerät circa 90 Meter.

Die horizontale Verkabelung, auch als Verkabelungs-Subsystem 1 bekannt, umfasst das Kabel, die Steckverbinder, Patch-Panels, Jumper und Patchkabel im TR oder TE. Mehrbenutzer-Telekommunikationsanschlussbaugruppen und Konsolidierungspunkte verbinden mehrere Geräte oder Kabel mit einem einzigen Steckverbinder.

Zu den horizontalen Kabeltypen gehören:

  • Vierpaarige 100-Ohm-Twisted-Pair-Leitungen, ungeschirmt oder geschirmt, z. B. Cat5e, Cat6 oder Cat7
  • Multimode-Glasfaser (zwei Fasern oder höhere Faseranzahl); empfohlen 62,5/125-µm oder 50/125-µm
  • Singlemode-Glasfaser (zwei Fasern oder höhere Faseranzahl)

6. Arbeitsbereich

Der Arbeitsbereich (WA) ist der Endpunkt eines strukturierten Kabelsystems. Es handelt sich um den Bereich zwischen einem Anschluss oder einer Buchse in einer Wandsteckdose und einem Benutzergerät, das über ein Kabel angeschlossen ist. Zu den gängigen Benutzergeräten im Arbeitsbereich gehören PCs oder mobile Geräte.

Die sechs Komponenten der strukturierten Verkabelung.
Abbildung 1: Die sechs Komponenten der strukturierten Verkabelung und wie sie zusammenspielen.

Warum ist eine strukturierte Verkabelung wichtig?

Eine strukturierte Verkabelung vereinfacht die Installation der Kabelinfrastruktur und unterstützt eine Vielzahl von Sprach- und Datenkommunikationsgeräten. Ob bei der Installation einer Netzwerksteckdose in einem Wohnhaus oder der Verkabelung eines Wolkenkratzers – alle Komponenten müssen bestimmte Standards in folgenden Bereichen erfüllen:

  • Elektrische Übertragung
  • Widerstand
  • Kabellängen
  • Steckverbinder.
  • Kabelherstellung

Eine strukturierte Verkabelung verbessert die Fehlerbehebung bei Verkabelungsproblemen, sofern geeignete, mit den Normen ANSI/TIA-568.0/1 kompatible Diagnosegeräte verwendet werden. Standardisierte Schnittstellen erleichtern ebenfalls die Installation einer strukturierten Verkabelung. Netzwerktechniker installieren diese in der Regel mit Steckverbindern.

Vorteile einer strukturierten Verkabelung

Eine strukturierte Verkabelung vereinfacht die Installation, Fehlerbehebung und Wartung der Kabelinfrastruktur. Durch die Standardisierung aller Hardwarekomponenten und Kabeltypen sparen Netzwerkteams Geld. Weitere Vorteile sind:

  • Skalierbarkeit: Eine strukturierte Verkabelung ermöglicht eine einfache Installation, da Steckverbinder und deren Verkabelung den Anschlussvorgang vereinfachen. Dies erleichtert auch die Erweiterung und Änderung der Infrastruktur für zukünftiges Wachstum.
  • Flexibilität: Eine strukturierte Verkabelung unterstützt eine Vielzahl von Geräten und Anwendungen. Dadurch können Netzwerke neue Technologien integrieren, ohne das Netzwerk grundlegend zu verändern. Der ANSI/TIA-568-Standard lässt sich an praktisch alle Anforderungen für die Verkabelung in Wohn- und Geschäftsgebäuden anpassen.
  • Zuverlässigkeit: Eine strukturierte Verkabelung, die den Industriestandards und Best Practices entspricht, gewährleistet ein zuverlässiges Netzwerk. Durch die Einhaltung dieser Praktiken minimieren Netzwerke Signalverluste, Störungen und Ausfallzeiten.

Dieser Artikel wurde im September 2025 aktualisiert und erweitert.

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