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Checkliste: Zehn wichtige Punkte für erfolgreiche Server-Deployments

Das Deployment neuer Server sollte nicht leichtfertig angegangen werden. Diese Checkliste hilft bei der Planung für das nächste Server-Upgrade.

Eine umfassende Deployment-Checkliste umfasst weit mehr als nur den Einkauf passender Server-Hardware zu einem attraktiven Preis. Es bedarf zum Beispiel auch talentierter IT-Administratoren und weiteren Personals, um eine Server-Flotte für ein Rechenzentrum zu beziehen, zu erwerben, vorzubereiten, zu installieren, zu konfigurieren und zu verwalten – egal, ob es dabei um zehn, hundert oder gar tausende Server geht.

Der Fokus auf Reduzierung des Hardware-Footprints und Lights-out-Management kann das IT-Personal mitunter von wichtigen Problemen ablenken. Die folgenden zehn logistischen Überlegungen sollten in jeder Deployment-Checkliste für Enterprise-Server vorhanden sein.

Schafft der Standort die zusätzliche Last?

Jeder neue Server in einem Rechenzentrum benötigt neuen Platz im Rack sowie Kapazitäten bei Stromversorgung, Ventilation und Kühlung. Wo werden die neuen Server untergebracht?

Wenn Sie Ihre Infrastruktur nur um einen oder zwei neue Server erweitern müssen und es jede Menge freien Platz in vorhandenen Serverschränken gibt, dann sollte vor dem Deployment geprüft werden, wie die Platzierung der neuen Server den Luftstrom der umgebenden Server so wenig wie möglich beeinträchtigt.

Geht es dagegen um zehn, zwanzig oder gar fünzig neue Server, dann sollte zuerst der tatsächlich vorhandene Platz geprüft sowie die adäquate Kühlung und Stromversorgung sichergestellt werden. Moderne Server verbrauchen in der Regel weniger Energie und erzeugen weniger Abwärme als frühere Hardwaregenerationen, trotzdem bleibt Ihnen die Berücksichtigung von BTU-Daten (British Thermal Units) zur Sicherstellung ausreichender verbleibender Kapazitäten für Top-of-Rack-, End-of-Row- oder Warmgang-/Kaltgang-Systeme nicht erspart.

Anderenfalls werden Systeme überhitzen und könnten vorzeitig ausfallen. Ebenso sollten Sie den Gesamtenergieverbrauch aller Server zusammenrechnen und sicherstellen, dass Ihr Leitungs- und Stromverteilungssystem über ausreichende Reserven für die zusätzliche Belastung verfügt.

Die Bereitstellung hunderte neuer Server wird dagegen die Aufstellung neuer Rack-Reihen erforderlich machen. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf den Platz im Rechenzentrum und die Belastung des Fußbodens. Derartige Erweiterungsprojekte können zudem die Überarbeitung ergänzender Gebäudesysteme erforderlich machen, wie etwa Anlagen zur Feuerunterdrückung oder physische Zugangskontrollen. Große Erweiterungsprojekte können auch zusätzliche Sensoren für Gebäudeverwaltungs- oder DCIM-Systeme (Data Center Infrastructur Management) erforderlich machen.

Gibt es ausreichend Stromanschlüsse und USV-Kapazitäten?

Beim Deployment neuer Server sollte schon frühzeitig genau geplant werden, wo diese angeschlossen werden sollen. Dieses kleine Detail hat schon die einfachsten Server-Bereitstellungen zunichte gemacht.

Die Stromversorgung (Power Distribution Units, PDUs) von Server-Racks bietet nur eine begrenzte Anzahl an Stromanschlüssen, so dass intensiv genutzte Racks womöglich gar keine verfügbaren Steckdosen mehr für die geplanten Erweiterungen bieten. Manchmal liegen die verfügbaren PDUs angesichts begrenzter Kabellängen der Server aber auch einfach an einer extrem ungünstigen Stelle. Einige Anschlusskabel können sicherlich neu angeordnet werden, hierfür muss aber die Stromversorgung der bestehenden Server getrennt werden, was eine gewisse Ausfallzeit bedeutet und mit dem Operations-Team abgestimmt werden muss.

Prüfen Sie zudem die Kapazität Ihrer unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV). Selbst die besten USV-Systeme verfügen nicht über unbegrenzte Leistung und Batterielaufzeit und die Überlastung eines USV-Systems kann die interne Sicherung auslösen. Eine höhere Belastung bedeutet außerdem auch eine geringere Batterielaufzeit, womit beim Hinzufügen neuer Server auch die Auswirkung auf die verfügbare USV-Zeit bedacht werden sollte.

In schwerwiegenden Fällen könnte die zusätzliche Last die Batterielaufzeit so sehr verkürzen, dass ein ordnungsgemäßes Herunterfahren nicht mehr gewährleistet werden kann. In diesen Fällen sollte ein USV-Upgrade oder andere Änderungen an der USV-Stromversorgung innerhalb der Racks geprüft werden, bevor zusätzliche Server installiert werden.

Erweiterungen im großen Maßstab führen dagegen nur selten zu Problemen mit unzureichenden PDUs und USVs, da neue Server-Racks in der Regel auch neue Infrastruktur für die Energieversorgung der Server umfassen.

Reicht die Netzwerkkonnektivität für weitere Server aus?

Für den Anschluss an das Netzwerk des Rechenzentrums müssen die Ports der Netzwerkkarten (Network Interface Card, NIC) jedes neuen Systems an ein lokales Patch-Panel und dann an die lokalen Switches angeschlossen werden, die die Rack-übergreifende Verbindung herstellen. Hierfür sollte vorab geprüft werden, ob eine ausreichende Anzahl an Ports und Switches frei sind, um die neuen Server versorgen zu können.

Clustering und elastisches Computing weiten den Bedarf an NIC-Ports von Produktivsystemen ebenso aus wie zusätzliche Netzwerkanforderungen durch virtualisierte Server. Es ist deutlich kostengünstiger – und redundant -, ein oder zwei 1-GbE-Ports (Gigabit Ethernet) aufzurüsten, als um einen einzigen 10 GbE- oder noch schnelleren Port zu erweitern. Ein Server benötigt womöglich zwei, vier oder mehr Netzwerkkabel zu Patch-Panels und Switch-Ports. Wenn Sie auch nur zehn neue Server über mehrere Racks hinweg hinzufügen möchten, kann die Anzahl benötigter neuer Ports bereits überraschend hoch sein.

Sofern im Rack noch Platz ist, kann in diesem Fall ein Panel hinzugefügt und ein weiterer Switch verbunden werden. Alternativ lässt sich das bestehende Panel vielleicht auch erweitern oder durch eine Version mit höherer Port-Dichte ersetzen. Bei der Deployment-Planung müssen dann aber auch Aufwand und Downtime einer solchen Prozedur mit eingeplant werden.

Auch bei der Netzwerkkonfiguration gilt, dass vor allem größere Server-Deployments seltener Probleme verursachen werden als das Hinzufügen einer kleineren Anzahl an Servern. Je mehr Server hinzugefügt werden sollen, umso eher denken IT-Administratoren bei der Planung auch an zusätzliche Netzwerkkapazitäten.

Ist für alle zusätzlichen Server eine ausreichende Anzahl an Lizenzen vorhanden?

Die Lizenzierung von Software kann ein kostenintensives Unterfangen sein: Viele konzerntypischen Lizenzen kosten mehrere tausend Euro pro Jahr – multipliziert mit der Anzahl virtueller Maschinen auf jedem System. Die Lizenzkosten größerer Server-Installationen stellen die gesamten Kosten für Hardware ohne Mühe in den Schatten.

Neue Server benötigen zum Beispiel ein Betriebssystem, einen Hypervisor, Anwendungen sowie Verwaltungs- und Überwachungswerkzeuge . Jede dieser Softwarekomponenten muss lizenziert werden. IT-Administratoren müssen den Bedarf an Software und die Anforderungen der Lizenzierung im Voraus als Teil der Deployment-Checklist planen, um zu wissen, ob eine neue Lizenz benötigt wird oder eine bestehende Lizenz auf einen neuen Server übertragen werden kann. Lizenzkosten können aber zum Beispiel mit Volumenlizenzprogrammen und Rabattverhandlungen mit Softwareanbietern verringert werden.

Einen bestehenden Server durch ein Hardwareupgrade zu ersetzen wirkt sich typischerweise nicht so kostenintensiv aus wie das Hinzufügen neuer Server, da die meiste Software und die damit verbundenen Lizenzen auf die neue Hardware übertragen werden können. Allerdings können mögliche zusätzliche virtuelle Maschinen auf der leistungsfähigeren Hardware zu zusätzlichen Lizenzkosten führen.

Gibt es eindeutige Templates zur Serverkonfiguration?

Neue Server werden grundsätzlich durch Arbeiten wie der Installation neuer Software, dem Aufsetzen von Server-Rollen, dem Zuweisen von IP-Adressen und der Konfiguration von Domain Name System (DNS) und Active Directory konfiguriert. Diese Konfigurationsarbeiten wurden lange manuell durchgeführt und bei der Installation von einigen wenigen Servern dürfte dies meist auch heute noch so sein.

Die manuelle Serverkonfiguration ist allerdings selbst für erfahrene IT-Fachleute ein zeitaufwändiger und fehleranfälliger Prozess, da es hierbei viel zu viele mögliche Fehlerquellen gibt und jede Unachtsamkeit das Deployment verzögern und zu unerwarteten Sicherheitsanfälligkeiten oder schlicht zu einem im Gegensatz zur restlichen Infrastruktur inkonsistent konfigurierten System führen kann, was zukünftig zusätzlichen Verwaltungsaufwand nach sich ziehen würde.

Unternehmen sollten daher Konfigurations-Templates nutzen, die einem eindeutig definierten Plan folgen. Dies kann selbstverständlich auch ein manueller Ansatz sein, wenn die Systemkonfiguration wohldokumentiert ist und einer konsistenten Checkliste folgt.

Größere Deployments profitieren aber eindeutig von grundlegenden Image-Dateien, die die insgesamt zu installierende Software umfassen, einschließlich Scripting- und Automatisierungs-Tools, und Setup und Konfiguration in einer vorhersehbaren und konsistenten Art und Weise vornehmen. Daraus resultieren schnellere Deployments mit weniger Fehlern, was wiederum zur Compliance auf Data-Center-Ebene beiträgt.

Sind die neuen Server fachmännisch gepatcht und auf dem aktuellen Stand?

Ist ein Server einmal konfiguriert und die Software initial installiert, so bedarf es eines Updates und Patchens der Software. Üblicherweise wird dies von der Konfigurations-Checkliste, einer Vorlage, einem Script oder aktuellen Automatisierungs-Tools vorgegeben, wie etwa einem Konfigurations- und Verwaltungswerkzeug.

Trotzdem ist das Patchen und Updaten nach der Installation einer etablierten Software nicht immer die richtige Wahl. Die neueste Version eines Betriebssystems ist nicht zwingend die beste Version für die spezifische Produktivumgebung. Viele Unternehmensumgebungen unterbinden daher automatische Updates – so wie Microsoft Update –, um die Nutzung ungetesteter Änderungen auf Produktivsystemen zu verhindern.

Viele IT-Abteilungen nehmen sich die Zeit, Software-Patches und -Updates in einer Laborumgebung zu testen und zu verifizieren, bevor sie die Updates für Produktivsysteme über Verwaltungstools für Konfigurationsänderungen freigeben. Im besten Fall berücksichtigen die Image-Dateien für das Anlegen neuer Server gleich die jeweils aktuellsten Softwareversionen.

Sind die neuen Server ordentlich in das größere Rechenzentrum integriert?

Einfach nur Software auf einem Server zu installieren, zu konfigurieren und zu laden ist nicht immer genug, um diesen fit für den Produktivbetrieb zu machen. Neue Server müssen sich auch in den Betrieb des Rechenzentrums einfügen und beispielsweise in den Backup- oder Replikationsprozess eingebunden werden.

Neue Server benötigen Verwaltungs-Agents, um mit der Remote-Lights-Out-Verwaltungsplattform zu funktionieren und um in Verwaltungsprotokollen, Berichten und Warnungen erscheinen zu können. IT-Administratoren wollen die Ressourcen der neuen Server aber auch poolen und sie über eine Management-Plattform wie VMware vCenter der Provisionierung zugänglich zu machen.

Die exakte Abfolge bei der Integration neuer Server in ein funktionales Server-Deployment kann sich je nach Größe und Geschäftsbedarf des Unternehmens deutlich unterscheiden, die grundlegenden Überlegungen bleiben aber immer die gleichen: Checklisten, Skripte und Automatisierungs-Tools beschleunigen den Integrationsprozess unter Reduktion von Fehlern und Unachtsamkeiten – inhsbesondere bei größeren Deployments.

Sind die Server vollständig dokumentiert?

Ein abschließender Schritt eines jeden Server-Deployment-Projekts ist das Anlegen einer umfassenden Dokumentation mit Details zu Setup, Konfiguration und Software. Eine ordentliche Dokumentation unterstützt bei der Fehlerbehebung, da üblicherweise die Abweichung zwischen dem dokumentierten (initialen) und dem erkannten (aktuellen) Zustand des Systems auf das verursachende Problem hinweist.

Auch Compliance-Audits werden durch eine saubere Dokumentation unterstützt, indem sichergestellt ist, dass jeder Server nach den etablierten Standards konfiguriert und jedes Stück Software über eine ordentliche, aktuelle Lizenz verfügt.

Dokumentationen, die manuell mit Hilfe von Tabellenblättern und Charts angelegt und geführt werden, funktionieren selten gut, weil darin oftmals Änderungen und Neuerungen nicht einfließen. Moderne Rechenzentren in Konzernen verlassen sich auf Verwaltungswerkzeuge für Konfiguration und Infrastruktur, ermitteln die Konfigurationen von Hardware und Software, ermitteln Lizenzen und Support-Verträge und erzeugen Charts, die Beziehungen und Abhängigkeiten visualisieren.

IT-Abteilungen sollten jede  Server-Installation durch eine Aktualisierung sämtlicher Dokumentation abschließen oder sicherstellen, dass alle verwendeten automatisierten Tools die neuen Systeme korrekt identifiziert und inventarisiert haben.

Was geschieht mit dem Verpackungsmaterial?

Die Checkliste für ein Server-Deployment hört aber mit dem Betrieb der Server noch lange nicht auf. Server werden in der Regel in umfassendem Verpackungsmaterial geliefert: Styropor, Pappe, Plastik und Metall, ja sogar Holz von Paletten und Kisten. Verpackungsmaterial kleiner Projekte mit bis zu zehn Servern können dabei in der Regel innerhalb der betriebsüblichen Maßnahmen entsorgt werden.

Große Projekte mit hunderten von Systemen erzeugen potenziell genug Verpackungsmüll, um einen ganzen Lagerraum zu füllen – mit zusätzlichen Implikationen für Feuerschutz und Personensicherheit. Denken Sie daher im Voraus darüber nach, wie Sie mit den Verpackungen umgehen werden, die aus einer Mischung aus wiederverwertbaren Stoffen und Restmüll bestehen könnten.

Örtliche Entsorger bieten oft gesonderte Dienstleistungen für eine umgehende und/oder großvolumige Lösung an. Ist ein Hersteller oder Wiederverkäufer von Servern am Projekt beteiligt, so prüfen Sie, ob nicht vielleicht auch dieses Unternehmen aus vertraglicher oder öffentlicher Regelung heraus verpflichtet ist, die Verpackungsmaterialien zu übernehmen. Sammlung, Reinigung und Entsorgung sollten bei Bedarf vertraglich klar und ausdrücklich geregelt sein.

Was passiert mit den alten Servern?

Ein Aspekt, der auf einer Deployment-Checkliste für neue Server unbedingt enthalten sein muss, ist der Umgang mit den alten Servern. Bei der Aktualisierung von Hardware planen Rechenzentren idealerweise auch das weitere Vorgehen mit der alten Hardware, wenn sie nicht mit sinnlos vollgestellten Lagerräumen enden wollen.

Viele IT-Abteilungen entscheiden sich für eine Weiternutzung der alten Server innerhalb des eigenen Unternehmens. Ein betagtes System kann nachrangige, weniger wichtige Workloads oder Test- und Entwicklungsprojekte oft noch problemlos schultern. Ausgemusterte Systeme können auch als Ersatzteillager für ähnliche Systeme genutzt werden, die noch in Verwendung sind – insbesondere dann, wenn Serviceverträge ausgelaufen sind und Ersatzteile nicht mehr umgehend zur Verfügung stehen.

Statt unbrauchbare Server zu entsorgen, können diese auch gegen eine steuermindernde Spendenbescheinigung an eine Schule oder wohltätige Organisation gespendet oder auf dem Gebrauchtmarkt verkauft werden.

Die Entsorgung von Servern ist ein ernsthaftes Problem. Elektronische Komponenten und Baugruppen enthalten in der Regel giftige Chemikalien und können nicht mit dem normalen Müll entsorgt werden. Recycling-Unternehmen entkernen die Systeme normalerweise aufwendig unter Verwertung aller wertvollen Metalle.

Berücksichtigen Sie Ihre spezifische Situation

Diese Checkliste für Server-Deployments ist an dieser Stelle aber noch immer nicht vollständig. Die individuellen Anforderungen eines Unternehmens und die verwendete Technik mögen den einen oder anderen Aspekt minimieren – oder zusätzliche Überlegungen für das Server-Deployment erforderlich machen, die in diesen Artikel keinen Einzug gefunden haben.

Denken Sie voraus und planen Sie sorgfältig – unabhängig von der Anzahl neuer Server. Denn es sind meist gar nicht die großen Projekte, die Sie in Probleme stürzen. Oft genug sind es gerade die kleineren Deployments neuer Server, bei denen ausgelöste Sicherungen die Energiezufuhr unterbrechen oder die Kosten für einen ganzen Stapel übersehener Softwarelizenzen zur bösen Überraschung werden.

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