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Diese Dienste von AWS, Azure und Google sind überflüssig

Nichts währt ewig. Sei es, weil es bessere neue Lösungen gibt, oder ihr Nutzen verloren gegangen ist: diese Dienste von AWS, Azure und GCP haben ihre besten Zeiten hinter sich.

Fast jeder von uns hat alte Ausrüstung im Keller – nur für den Fall, dass man sie eben doch nochmal braucht. IT-Anbieter haben bei der Entsorgung alter Produkte weniger Skrupel – Verkaufszahlen und Auftragsbestände lügen nicht. Doch egal, wie streng Unternehmen beim Ausmisten ihrer Produkte sind: manchmal bläht sich das Portfolio eben doch auf und Produkte bleiben weit über ihren Nutzen hinaus im Angebot.

Cloud-Dienste sind dafür besonders anfällig, da Kosten für den Erhalt alter Dienste eher gering sind und Anbieter langjährige Kunden, die nicht zu einem aktualisierten Ersatz wechseln wollen, nicht verprellen wollen. Da Unternehmen wie AWS, Microsoft und Google ihre begrenzten Ressourcen priorisieren müssen, bleiben einige Dienste auf der Strecke und hinken technologisch hinterher.

Natürlich gilt in der Technologiebranche, in der Kunden oft beim Innovationstempo selbst gar nicht mithalten wollen, dass manche Kunden auf dem Einsatz von Produkten bestehen, die andere schon lange hinter sich gelassen haben. Es liegt jedoch im besten Interesse von Technologieanbietern, zum richtigen Zeitpunkt auf ein besseres Angebot umzustellen.

Auch auf die Gefahr hin, diejenigen zu beleidigen, die den vorgestellten, alternden Produkten die Stange halten, haben wir hier eine Liste von Produkten zusammengestellt, die in den Ruhestand gehören.

Die grauen Eminenzen im Dienst von AWS

AWS ist nicht nur der älteste und größte Cloud-Anbieter, sondern hat auch das breiteste Portfolio mit rund 175 Diensten. Während viele Cloud-Angebote von Amazon, wie Amazon Elastic Compute Cloud (EC2) und Amazon Simple Storage Service (S3), seit mehr als einem Jahrzehnt regelmäßig aktualisiert werden, sind andere durch neuere Produkte mit besseren Funktionen und Technologien verdrängt worden.

Classic Load Balancer. AWS bietet drei Varianten seines Dienstes Elastic Load Balancing an: Application, Network und Classic. Der Application Load Balancer ist ein Layer-7-Dienst, der für Anwendungen mit Web-HTTPS- oder HTTPS-Schnittstellen entwickelt wurde, während Network und Classic traditionelle Layer-3- und Layer-4-Netzwerk-Routing-Dienste sind. Da der Network Load Balancer alle nützlichen Funktionen enthält, die der Classic Load Balancer bietet, gibt es keinen Grund, die alte Version zu verwenden, es sei denn, Sie haben eine bestehende Bereitstellung, die Sie nicht migrieren möchten.

CloudSearch. Im Jahr 2012 führte Amazon diesen Dienst ein, um Anwendungen und Websites Suchfunktionen hinzuzufügen. Elasticsearch, eine Open-Source-Alternative, entstand etwa zur gleichen Zeit. Elasticsearch erfreut sich als Teil des ELK-Stacks bei der Systemverwaltung unter Entwicklern großer Beliebtheit, gemeinsam mit Logstash für die Protokollierung und das Sammeln von Daten und Kibana für die Datenanalyse und Visualisierung.

AWS fügte 2015 einen Dienst namens Amazon Elasticsearch Service (Amazon ES) hinzu. CloudSearch ist mit integrierter Cluster-Skalierung und automatischen Software-Updates bequemer, Amazon ES ist jedoch anpassbarer und kompatibler mit Elasticsearch-Bereitstellungen in anderen Umgebungen. Amazon ES ist deshalb für die meisten Benutzer eine bessere Wahl als CloudSearch.

Data Pipeline. Data Pipeline ist ein ETL-Dienst (Extrahieren, Transformieren und Laden), der ebenfalls 2012 eingeführt wurde. IT-Teams verwenden diesen Dienst, um Daten aus lokalen oder AWS-Quellen zu transformieren, bevor sie sie in einen anderen AWS-Dienst wie DynamoDB oder Elastic MapReduce (EMR) übertragen.

AWS fügte 2017 einen anderen ETL-Dienst, AWS Glue, hinzu, der mehr Funktionen bietet, standardmäßig die Scala- oder Python-Syntax verwendet und mit AWS Athena zusammenarbeitet, um unstrukturierte Daten in S3 zu analysieren. AWS Glue ist ein serverloses Produkt, während Data-Pipeline-Jobs auf EC2- oder EMR-Clustern laufen. Glue bietet im Vergleich zu Data Pipeline mehr Funktionen und Flexibilität. Neue Anwender werden daher vermutlich eher zu Glue greifen.

ElastiCache for Memcached. AWS bietet zwei Varianten des In-Memory-Daten-Caching-Services an, die beide auf Open-Source-Software basieren. Ähnlich wie ihre Suchdienste wurde die zuerst veröffentlichte Variante, die auf Memcached basiert, durch eine funktionsreichere und beliebtere Alternative auf der Basis von Redis ersetzt.

Beim Vergleich der beiden Dienste zeigt sich, dass die Besonderheit von Memcached sein Multithreading-Design und die effizientere Nutzung von Mehrkern-CPUs ist. Im Gegensatz dazu bietet Redis sieben Funktionen, die bei Memcached nicht verfügbar sind, darunter Snapshots, Replikation und atomare Transaktion. Angesichts seiner Reife und seines Funktionsumfangs ist es keine Überraschung, dass Redis ein beliebter In-Memory-Cache ist. Er ist die Grundlage für die Caching Engines sowohl auf Azure als auch auf Google Cloud Platform (GCP).

Amazon hat mit seinem verwalteten Kubernetes-Dienst, Amazon Elastic Kubernetes Service (EKS), selbst einen Konkurrenzprodukt für ECS ins Spiel gebracht.

SimpleDB. AWS verfügt auch über zwei verschiedene NoSQL-Tabellen-Schlüsselwertspeicher – SimpleDB, veröffentlicht 2007, und DynamoDB, veröffentlicht 2012. Auch hier ist der Nachfolgedienst das überlegene Produkt. Während SimpleDB für kleine Anwendungen und weniger anspruchsvolle Entwickler einfacher zu benutzen ist, ist DynamoDB schneller und lässt sich besser skalieren. SimpleDB wird nicht mehr auf den Produktseiten der AWS-Datenbank aufgeführt, weshalb davon auszugehen ist, dass AWS es nicht mehr eng betreut.

ECS. Elastic Container Service (ECS) ist noch nicht reif für den Ruhestand – mit Betonung auf noch. ECS war der erste Cluster-Managementservice, der von einem großen Cloud-Anbieter angeboten wurde. ECS ist keineswegs veraltet – die Kernfunktionen werden nur ebenfalls durch das immer populärer werdende Kubernetes ebenfalls abgedeckt.

Kubernetes wurde nur wenige Monate vor der Ankündigung von ECS von Google als Open Source veröffentlicht und ist seitdem zum inoffiziellen Standard für Cluster-Management und Containerorchestrierung geworden. Da viele Unternehmen Container einsetzen, gerade um eine verbesserte Portabilität von Workloads zwischen Clouds zu erreichen, sprechen die Zeichen der Zeit eher für Kubernetes.

Derzeit starten AWS-Kunden immer noch stündlich Millionen von Containern über ECS. Amazon hat jedoch mit seinem verwalteten Kubernetes-Dienst, Amazon Elastic Kubernetes Service (EKS), selbst einen Konkurrenzprodukt für ECS ins Spiel gebracht. EKS arbeitet mit von Benutzern bereitgestellten Knoten auf EC2 und Containerinstanzen von Fargate.

ECS bietet eine engere Zusammenarbeit mit anderen Amazon-Cloud-Diensten und ist einfacher zu bedienen. Es ist jedoch zu erwarten, dass AWS die Usability-Lücke durch zukünftige Erweiterungen von EKS schließen wird. Angesichts dessen, dass die EKS-Workloads mit anderen Containerdiensten kompatibel sind, scheint es für die Benutzer immer weniger Gründe zu geben, sich für ECS zu entscheiden.

Die Rumpelkammer von Azure und GCP

Microsoft Azure und GCP verfügen nicht über die Geschichte oder den angesammelten Bestand an Angeboten von AWS, so dass es schwieriger ist, überflüssige Dienste zu identifizieren. Dennoch gibt es bei beiden Konkurrenten redundante Angebote.

Azure-Management-Schnittstellen sind dafür ein Paradebeispiel. Es herrscht Verwirrung darüber, ob die Azure-Ressourcen mit dem Azure Resource Manager (ARM) oder direkt im klassischen Azure-Portal verwaltet werden sollen. Der größere Funktionsumfang von ARM spricht jedoch deutlich für ersteres. Microsoft selbst sagt, dass 90 Prozent seiner Kunden ARM verwenden, und dass die klassische Schnittstelle am 1. März 2023 stillgelegt wird. Azure-Benutzer sollten so bald wie möglich von der klassischen Bereitstellungsoberfläche wechseln.

Datenbankdienste sind ein weiterer Bereich, in dem Azure aufräumen sollte. Das Azure-Datenbankportfolio ist verwirrend und voller Redundanzen, mit vier SQL-Produkten und drei NoSQL-Diensten. Jedem, der neue Anwendungen auf Azure erstellt, wird geraten, sich an die nativen Produkte von Microsoft zu halten, nämlich Azure SQL Server, die Cosmos NoSQL-Datenbank und Table Storage, einen Key-Value-Store.

Was GCP betrifft, so sind die meisten Dienste zu neu, als dass sie ihren Nutzen überlebt hätten. Dennoch könnte das Produktportfolio von GCP eine Vereinfachung durch Konsolidierung vertragen. Zum Beispiel bietet GCP separate Versionen von Speicher-, Datenbank-, Überwachungs- und serverlosen Produkten für Firebase an, die Funktionen an anderer Stelle duplizieren. Ein weiteres Beispiel sind die Netzwerkdienste von GCP, bei denen es mehrere Möglichkeiten gibt, Dienste zu kombinieren, wie zum Beispiel

  • Google Virtual Private Cloud und Cloud Network Address Translation;
  • Network Intelligence Center und Netzwerk-Telemetrie; und
  • Cloud Load Balancing und Cloud Armour.

Zweifellos wird die Liste der Kandidaten für den Ruhestand wachsen, wenn Azure und GCP reifen und neue Dienste einführen, die Funktionen bestehender Produkte übernehmen. Im Moment ist Amazon jedoch an der Reihe, kräftig auszumisten.

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