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Wann sich Mesh-Wi-Fi-Netzwerke lohnen

Mesh-Wi-Fi-Netzwerke können in bestimmten Einsatzszenarien nun besser mit kabelgebundenen WLAN-Implementierungen konkurrieren. Dazu zählt etwa der Wi-Fi-Zugriff im Außenbereich.

Früher wurden drahtlose Mesh Deployments im Unternehmen vermieden. Die Gründe hierfür waren erhebliche Performance-Einbußen und Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit. Doch dank Fortschritten bei Wi-Fi-Standards, Funk- und Antennenhardware sowie künstlicher Intelligenz hat sich im Laufe der Jahre bei der Bereitstellung von Mesh-Wi-Fi-Netzwerken einiges getan.

Obwohl sie gegenüber komplett kabelgebundenen WLAN-Implementierungen nach wie vor als unterlegen gelten, gibt es immer mehr Anwendungsfälle, bei denen ein Mesh sinnvoll ist. In diesem Artikel stellen wir drei häufige Einsatzszenarien vor, in denen Mesh Deployments eine praktikable Option darstellen können – falls sie korrekt bereitgestellt werden.

Bevor wir zu den Details dieser Szenarien kommen, ist es wichtig, auf einige Eigenheiten von Mesh Wi-Fi hinzuweisen – und auf optimale Deployment-Einstellungen, mit denen die Technologie am besten funktioniert. Die drahtlose Mesh-Intelligenz hat sich verglichen mit den letzten Jahren erheblich verbessert. Dank neu entwickelter Algorithmen können nun drahtlose Repeater mit mehreren drahtlosen Gateway-Geräten kommunizieren, um den optimalen Pfad zum kabelgebundenen Netzwerk basierend auf Informationen wie Rauschen, Störungen und der drahtlosen Verbindungsqualität zu berechnen.

Allerdings profitieren Sie von diesen Fortschritten nur, wenn Ihr Deployment in einer Multipoint-Einstellung konfiguriert ist, bei der Repeater die Konnektivität zu zwei oder mehr Gateways herstellen. Auf diese Weise kann die in die Mesh-Algorithmen eingebaute künstliche Intelligenz nicht nur den optimalen Pfad für den Traffic in Echtzeit wählen, sondern auch Netzwerkredundanz liefern. In Situationen, in denen die Wi-Fi-Konnektivität auch nur einigermaßen wichtig ist, ist ein Multipoint-Design äußerst empfehlenswert.

Aufbau eines Mesh-Wi-Fi-Netzwerks.
Abbildung 1: Aufbau eines Mesh-Wi-Fi-Netzwerks.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass jeder Hop entlang eines drahtlosen Mesh den Datendurchsatz in der Praxis insgesamt um 50 Prozent reduziert. Das ist eine erhebliche Verringerung, die die Anzahl der Anwender einschränkt, die sich verbinden und Wi-Fi sinnvoll nutzen können. Die Dokumentation der meisten kabellosen Lösungen sieht zwingend vor, einen Repeater nicht mehr als zwei oder drei drahtlose Hops vom Gateway entfernt zu platzieren. Dies vorausgeschickt, betrachten wir im Folgenden drei Anwendungsfälle für Deployments.

Einsatzszenario 1: Temporärer Zugriff in Gebäudebereichen, die noch nicht per Wi-Fi abgedeckt sind

Es gibt eine Vielzahl von Situationen, in denen ein Unternehmen sich möglicherweise entscheidet, nicht alle Teile eines Gebäudes durchgehend mit Wi-Fi zu versorgen. Dabei kann es sich um Bereiche wie Keller, Lager oder leerstehende Büroareale handeln. Vielleicht wird dort aber irgendwann vorübergehend – und kurzfristig – eine Wi-Fi-Konnektivität benötigt.

Es gibt buchstäblich Dutzende von Situationen, in denen ein Mesh Wi-Fi Probleme bei der Netzwerkabdeckung lösen kann.

Anstatt den Aufwand zu betreiben, für eine befristete Maßnahme die Ethernet-Verkabelung zu erweitern oder zu erneuern, könnte ein Mesh Deployment diese Rolle übernehmen. Bei einer solchen Bereitstellung geht es nur darum, einen oder mehrere drahtlose Access Points (AP) anzuschließen und sie dann als Repeater zu konfigurieren, so dass sie mit benachbarten Gateway-APs kommunizieren, die per Kabel in das LAN eingebunden sind. Temporärer Wi-Fi-Zugriff in zuvor nicht abgedeckten Segmenten eines Gebäudes könnte innerhalb weniger Minuten betriebsbereit zur Verfügung stehen, ohne dass ein großartiger Aufwand nötig ist.

Einsatzszenario 2: Abdeckung im Außenbereich

In bestimmten Situationen ist es schlicht nicht möglich, Ethernet-Kabel zu verlegen. Das kann dann der Fall sein, wenn ein Gebäude unter Denkmalschutz steht und infolgedessen eine Verkabelung kaum infrage kommt, ohne Gefahr zu laufen, die Gebäudestruktur zu schädigen. Weitaus häufiger wird jedoch der Wi-Fi-Zugriff im Außenbereich verlangt, und eine Verkabelung ist entweder unmöglich oder unerschwinglich teuer. Für beide Outdoor-Situationen eignet sich ein Mesh Deployment ideal. Solange Strom zur Verfügung steht – oft über die Außenbeleuchtung –, lässt sich auch Wi-Fi realisieren, ohne dass eine Verkabelung mit dem LAN nötig ist.

Einsatzszenario 3: Bridging von Ethernet-only Remote-Geräten

Für relativ kleine Entfernungen kann Standard-AP-Hardware, die in einem Deployment für Mesh-Wi-Fi-Netzwerke konfiguriert ist, als Wireless-to-Wired Bridge für Ethernet-only Geräte außerhalb des Unternehmens-LANs dienen. Die meisten APs für den Enterprise-Bereich, die als Mesh-Gerät konfiguriert sind, können eine Wireless-Backhaul-Konnektivität zum Firmen-LAN bereitstellen und dann den kabelgebundenen Ethernet-Port auf dem Repeater-AP nutzen, um ein oder mehrere kabelgebundene Geräte zu verbinden.

Ein Beispiel für ein kabelgebundenes Endgerät, das diesen Konnektivitätstyp benötigt, ist ein IoT-Sensor (Internet of Things), der sich in einem Keller befindet, wo Wi-Fi nicht zur Verfügung steht. Eine zweite gängige Situation, in der ein Mesh als Wireless Bridge für kabelgebundene Geräte eingesetzt wird, ist eine rein kabelgebundene Überwachungskamera, die auf dem Dach eines Gebäudes angebracht ist.

Es gibt buchstäblich Dutzende von Situationen, in denen ein Mesh-Wi-Fi-Netzwerk Probleme bei der Netzwerkabdeckung lösen kann. Wichtig ist, immer im Hinterkopf zu behalten, dass trotz aller Fortschritte bei der Mesh-Technologie eine kabelgebundene Verbindung ganz klar vorzuziehen ist. Wenn Sie aber in der Klemme stecken, ist es gut zu wissen, dass drahtlose Mesh-Technologien einen Entwicklungsstand erreicht haben, der sie nun in vielen Situationen zu einer zuverlässigen Option werden lässt.

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