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Virtuelle Desktops: zwischen Thin und Thick Clients wählen

Thin Clients sind sicher, effizient und wartungsarm, erfordern aber stabiles Netz. Thick Clients bieten Flexibilität, verursachen jedoch mehr Kosten und Verwaltungsaufwand.

Virtuelle Desktop-Clients spielen eine entscheidende Rolle für jedes Unternehmen, das VDI, Desktop as a Service oder Cloud-Desktops nutzt, da sie es dem Endbenutzer ermöglichen, eine Verbindung zu seinem virtuellen Desktop herzustellen und diesen zu nutzen.

Dieser Client ist für den Zugriff auf das Betriebssystem des virtuellen Desktops konzipiert, nicht für dessen Ausführung. Das bedeutet, dass er Tastatur- und Mauseingaben an den virtuellen Desktop sendet und Bildschirmaktualisierungen empfängt. Der Großteil der eigentlichen Rechenleistung findet auf dem Server statt, der den virtuellen Desktop hostet.

Durch die Auslagerung von Rechenleistung und Storage vom Endgerät auf einen Server werden die Hardwareanforderungen für Endbenutzergeräte reduziert. Tatsächlich muss ein Endgerät nicht unbedingt die Mindesthardwareanforderungen für das Betriebssystem und die Anwendungen erfüllen, mit denen der Benutzer arbeitet, da diese Software auf einem Backend-Server und nicht auf dem Client-Gerät selbst ausgeführt wird.

Entscheidung zwischen Thin Clients und Thick Clients

Die Verwaltung und Bereitstellung virtueller Desktops ist eine wichtige Aufgabe für IT-Administratoren, aber manchmal kann die Wahl des richtigen Endgeräts für den Zugriff auf den virtuellen Desktop einen großen Einfluss auf die Benutzererfahrung haben.

Eine wichtige Entscheidung im Zusammenhang mit der Bereitstellung virtueller Desktops ist, ob Endbenutzer über einen Thin Client oder einen PC mit Thin-Client-Software auf ihre Ressourcen zugreifen. Solche PCs werden allgemein als Thick Clients bezeichnet. Beide Arten von Endgeräten haben ihre Vor- und Nachteile, daher sollten IT-Administratoren und Führungskräfte sich über die Vor- und Nachteile der Verwendung von Thin und Thick Clients im Klaren sein.

Unterschiede zwischen Thin Clients und Thick Clients

Thin Clients und Thick Clients – manchmal auch als Fat Clients bezeichnet – unterscheiden sich in zahlreichen Kategorien, wie Hardwarekosten, Lizenzierung und Wartung. Jedes Unternehmen hat unterschiedliche Anforderungen und Präferenzen hinsichtlich der wichtigsten Funktionen.

Sicherheit

Einer der Hauptvorteile bei der Verwendung von Thin-Client-Hardware gegenüber Thick-Client-Hardware ist die Sicherheit. Thin-Client-Geräte sind möglicherweise nicht einmal mit einer internen Festplatte und Anschlüssen für Wechseldatenträger ausgestattet, was bedeutet, dass Benutzer keine Daten aus dem Netzwerk auf Wechseldatenträger kopieren können. Zwar verfügen einige Thin-Client-Geräte über einen kleinen internen Storage, dieser ist jedoch fast immer für die Verwendung durch das interne Betriebssystem des Geräts reserviert und kann nicht zur Datenspeicherung oder zur direkten Installation von Anwendungen auf dem Gerät verwendet werden.

Thin oder Zero Clients ohne lokale Festplatten sind zwar robuster gegen Datenverlust bei Diebstahl, doch Geräte sollten trotzdem zentral verwaltet und bei Bedarf per Remote Wipe deaktiviert werden können. Für Unternehmen, die mit besonders sensiblen Daten arbeiten wie etwa im Gesundheitswesen oder im Finanzsektor, kann diese zusätzliche Ebene entscheidend sein.

Da Thin-Client-Geräte in der Regel keine zugängliche Festplatte haben, ist das Risiko einer Malware-Infektion des Clients selbst sehr gering, obwohl unter bestimmten Umständen das Betriebssystem des virtuellen Desktops infiziert werden kann.

Obwohl ein Desktop-PC als Thin-Client-Computer fungieren kann, befindet sich die Thin-Client-Software in der Regel auf einem normalen Betriebssystem. Daher wäre das Gerät denselben Sicherheitsrisiken ausgesetzt wie ein normaler PC, der in einer virtuellen Umgebung betrieben wird.

Thin, Thick und Zero Clients
Abbildung 1: Thin, Thick und Zero Clients unterscheiden sich im Hinblick auf Voraussetzungen, Management, Kosten und Sicherheit.

Startkosten

Die anfänglichen Bereitstellungskosten sind für einige Unternehmen ein wichtiger Faktor. Zwar ist Thin-Client-Hardware in der Regel sehr preisgünstig, doch können die Kosten für die Bereitstellung von Thin Clients deutlich höher sein als die für die Bereitstellung von PCs. Unternehmen, die bereits PCs besitzen, können diese beispielsweise wiederverwenden, wodurch sich die Hardwarekosten erheblich reduzieren lassen. Gleichzeitig profitieren Unternehmen, die bei null anfangen, von geringeren Kosten für Thin-Client-Hardware. Einige Thin-Client-Geräte kosten nur 300 Euro oder weniger. Unternehmen können noch größere Einsparungen erzielen, wenn sie generalüberholte Geräte kaufen, aber aus Support-Sicht lohnt sich dies möglicherweise nicht.

Kosten für Softwarelizenzen

Beim Vergleich von Thin Clients mit Thick Clients muss ein Unternehmen unbedingt die Kosten für Softwarelizenzen berücksichtigen. Herkömmliche PCs, die als Thick Clients fungieren, müssen fast immer mit einem vollständigen Betriebssystem wie Windows 11 betrieben werden. Hinzu kommen die Kosten für die Lizenzierung der Client-Software und aller anderen Software, die lokal auf dem PC installiert sind. Daher kann ein Unternehmen gezwungen sein, für jedes Gerät zwei Betriebssystemlizenzen zu erwerben. Eine dieser Lizenzen deckt das lokale Betriebssystem ab, während die andere für das Betriebssystem gilt, das auf dem virtuellen Desktop läuft.

Ein dediziertes Thin-Client-Gerät kann mit einem eigenen schlanken Betriebssystem ausgestattet sein. Dies kann ein Linux-Kernel oder vielleicht eine Kopie von Windows Embedded sein. Dadurch können die Lizenzkosten gesenkt werden, da das Unternehmen nur für die Lizenzierung des Betriebssystems verantwortlich ist, das auf dem virtuellen Desktop läuft.

Thin-Client-Geräte können möglicherweise Lizenzkosten verursachen, die bei Thick Clients nicht anfallen. Einige Anbieter bieten Verwaltungssoftware für Thin-Client-Geräte an, die häufig pro Gerät lizenziert wird. Einige Anbieter bündeln die Verwaltungslizenz jedoch mit den Kosten für das Gerät.

Die Lizenzanforderungen können je nach dem verwendeten Betriebssystem des virtuellen Desktops und der Art und Weise, wie die virtuellen Desktops gehostet werden, stark variieren. Windows 365, das Cloud-Desktop-Angebot von Microsoft, wird beispielsweise pro Benutzer und nicht pro Gerät lizenziert. Je nach verwendeter Stufe können jedoch zusätzliche Lizenzanforderungen bestehen, beispielsweise Microsoft Intune oder Entra ID Premium.

Wartungskosten

Einer der großen Vorteile von Thin-Client-Hardware ist, dass sie die Wartungskosten senkt. Thin-Client-Geräte sind im Wesentlichen proprietäre PCs, die nur über die grundlegendsten Komponenten verfügen. Daher muss die IT-Abteilung nur wenig Wartungsaufwand betreiben. Da sie fast keine beweglichen Teile haben, sind Thin-Client-Geräte in der Regel langlebig. Wenn jedoch ein Problem auftritt, können Administratoren möglicherweise nichts tun, um es zu beheben. Die IT-Abteilung muss das Gerät eventuell ersetzen.

Umgekehrt ist es in der Regel einfacher, Hardwareprobleme zu beheben, die auf einem PC auftreten. Administratoren können die defekte Komponente ersetzen, was in der Regel deutlich weniger kostet als der Austausch eines gesamten Thin-Client-Geräts.

Zero Clients bieten die niedrigsten Kosten pro Gerät, die schnellsten Startzeiten und die kleinste Angriffsfläche aller Client-Typen.

Dabei wird natürlich nur die Hardwarewartung berücksichtigt. PCs müssen auf Softwareebene regelmäßig gewartet werden. Beispielsweise muss die IT-Abteilung regelmäßig Patches installieren, um das Betriebssystem, die Anwendungen und die Antivirensoftware eines PCs auf dem neuesten Stand zu halten.

Stromverbrauch

Beim Vergleich des Stromverbrauchs von Thin Clients und Thick Clients verbrauchen Thin Clients in der Regel weit weniger Strom als PCs. Natürlich variiert der Stromverbrauch je nach Marke und Modell, aber Unternehmen können sich darauf verlassen, dass Thin Clients im Allgemeinen weitaus energieeffizienter sind, wenn dies für sie ein wichtiges Kriterium ist.

Flexibilität

Es ist klar, dass Thin-Client-Geräte in virtuellen Desktop-Umgebungen tendenziell mehr Vorteile als PCs haben, aber in einer Geschäftsumgebung kann die Flexibilität von PCs all diese Nachteile ausgleichen.

Nehmen wir zum Beispiel ein Unternehmen, das von einem anderen Unternehmen übernommen wird. Das Unternehmen verfügt bereits über eine VDI-Plattform, doch das Unternehmen, das es übernimmt, verwendet Mainframes. Da einige Benutzer eine Verbindung zur VDI-Umgebung und zum Mainframe herstellen müssen, ist es notwendig, die vorhandene Thin-Client-Hardware durch PCs zu ersetzen.

Eine Möglichkeit besteht darin, die Netzwerkkarten der PCs mit der VDI-Umgebung zu verbinden, während eine zweite Netzwerkkarte mit einem Mainframe-Gateway verbunden wird. Benutzer können dann eine Konfiguration mit zwei Monitoren verwenden, wobei auf einem Bildschirm die VDI-Sitzung und auf dem anderen die Mainframe-Sitzung angezeigt wird.

Diese Funktionalität und Flexibilität sind ohne dedizierte Thin-Client-Hardware nicht möglich und nur ein Beispiel dafür, wie die Flexibilität von PCs Unternehmen zugute kommt.

Compliance

Im DACH-Raum spielen rechtliche Vorgaben wie die DSGVO und branchenspezifische Compliance-Regeln eine zentrale Rolle. Virtuelle Desktops bieten hier Vorteile, da Daten nicht lokal auf dem Endgerät, sondern im Rechenzentrum oder in der Cloud gespeichert werden. Dennoch ist es wichtig, sicherzustellen, dass die Übertragungsprotokolle verschlüsselt sind und dass Zugriffe lückenlos protokolliert werden. Besonders bei Zero Clients sollte geprüft werden, wie sicher Firmware-Updates erfolgen und ob Manipulationen ausgeschlossen werden können.

Netzwerk

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Thin Clients und Thick Clients zeigt sich in der Abhängigkeit vom Netzwerk. Thin Clients sind vollständig darauf angewiesen, dass das Remote-Protokoll, wie etwa RDP, Citrix HDX oder VMware Blast, eine stabile Verbindung gewährleistet. Schon geringe Latenzen oder Bandbreitenprobleme können die Benutzererfahrung deutlich beeinträchtigen, weil sämtliche Rechenleistung auf den Servern stattfindet. Deshalb benötigen Thin-Client-Umgebungen in der Regel ein gut ausgebautes Firmennetzwerk und zuverlässige Internetanbindungen, besonders wenn Mitarbeiter im Homeoffice oder an verteilten Standorten arbeiten.

Thick Clients sind in dieser Hinsicht robuster. Da sie ein vollwertiges Betriebssystem besitzen, können sie bestimmte Anwendungen lokal ausführen und sind damit weniger empfindlich gegenüber Netzwerkproblemen. Fällt die Verbindung zur VDI-Umgebung aus, können Thick Clients in vielen Fällen zumindest eingeschränkt weiterarbeiten: beispielsweise mit lokal installierten Office-Programmen. In Umgebungen, in denen stabile Hochgeschwindigkeitsnetze nicht überall verfügbar sind, können Thick Clients deshalb eine praxisnahe Alternative darstellen.

Die folgende Tabelle stellt dar, bei welchen Anforderungen oder Gegebenheiten ein Thin oder Thick Client besser geeignet ist.

Kriterium Thin Clients Thick Clients
Netzwerk stabile, leistungsfähige Netzwerke und geringe Latenzen vorhanden Netzwerkqualität schwankt oder Homeoffice mit eingeschränkter Bandbreite
Anwendungen wichtige Anwendungen zentral im Rechenzentrum/VDI lokale Programme oder Spezialsoftware erforderlich
Peripherie wenige oder standardisierte Geräte (Tastatur, Maus, Monitor) viele oder spezielle Geräte (Scanner, USB-Hardware, Grafiktablett)
Kosten (Start) neue Anschaffungen geplant, günstige Geräte ausreichend bestehende PCs sollen weiterverwendet werden
Lizenzen nur eine zentrale OS-/VDI-Lizenz nötig Doppellizenzierung erforderlich (lokales OS und VDI)
Wartung Entlastung für IT-Abteilung, wenig lokaler Aufwand erwünscht regelmäßige Wartung und Reparatur von Hardware/Software durch das IT-Team
Sicherheit minimale Angriffsfläche, kein lokaler Speicher erwünscht lokale Datenhaltung erwünscht oder erforderlich
Flexibilität einheitliche, klar definierte Arbeitsumgebung hohe Flexibilität bei Software, Plattformen und zukünftigen Anforderungen
Stromverbrauch Energieeffizienz wichtig Stromverbrauch weniger relevant
Strategie langfristiger Cloud-/VDI-First-Ansatz hybride Szenarien oder unsichere Strategieentwicklung

Was sind Zero Clients und sind sie eine Option?

Zero Clients ähneln Thin Clients, gehen jedoch noch einen Schritt weiter. Während ein Thin Client in der Regel ein eingebettetes, leichtgewichtiges Betriebssystem und einige minimale Hardwareressourcen zur Unterstützung dieses Betriebssystems enthält, verfügt ein Zero Client über kein lokales Betriebssystem – allerdings enthalten sie Firmware. Stattdessen sind diese Geräte so konfiguriert, dass sie sich über ein plattformspezifisches Protokoll wie PC over IP oder HDX mit einer bestimmten virtuellen Desktop-Plattform verbinden.

Zero Clients bieten die niedrigsten Kosten pro Gerät, die schnellsten Startzeiten und die kleinste Angriffsfläche aller Client-Typen. Da Zero Clients kein Betriebssystem enthalten, gibt es kein internes Speichergerät und somit nichts, was mit Malware infiziert werden kann.

Die damit verbundenen niedrigen Kosten, die Einfachheit und die Sicherheit scheinen auf den ersten Blick ideal zu sein. Diese Bequemlichkeit und Sicherheit hat jedoch ihren Preis. Zero Clients sind völlig unflexibel. Diese Clients sind für eine bestimmte Aufgabe konzipiert und können nicht für andere Zwecke umfunktioniert werden. Daher sind Zero Clients oft eine gute Wahl für Unternehmen, die klar definierte Ziele für ihre Endgeräte haben. Für den Einsatz in einer hochdynamischen Umgebung sind sie jedoch wahrscheinlich nicht die beste Wahl.

Thin oder Thick Clients im Überblick

Virtuelle Desktops entlasten Endgeräte, da Rechenleistung und Speicher im Rechenzentrum liegen. Für den Zugriff kommen Thin Clients, Thick Clients oder Zero Clients infrage. Thin Clients punkten mit Sicherheit, geringerem Stromverbrauch und weniger Wartung, erfordern aber eine stabile Netzwerkumgebung. Thick Clients sind flexibler, können lokal Anwendungen ausführen, verursachen jedoch höhere Lizenz- und Wartungskosten. Zero Clients bieten maximale Sicherheit und niedrige Kosten, sind jedoch unflexibel und auf eine Plattform festgelegt.

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