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Leitfaden zu Blockchain: Worauf Unternehmen achten müssen

Blockchain-Projekte können in Unternehmen ohne die richtigen Navigationsinstrumente leicht auf Grund laufen. Unser ausführlicher Leitfaden sorgt für eine sichere Reise.

Bei der Blockchain handelt es sich im Wesentlichen um eine Datenbanktechnologie. Diese Technologie hat Eigenschaften, die zwar für sich genommen nichts Besonderes sind. In ihrer Gesamtheit stellen sie aber einen technologischen Durchbruch dar – insbesondere bei der Speicherung, der Überprüfung und dem Austausch digitaler Informationen.

Als die Blockchain 2009 mit der Veröffentlichung ihrer ersten Anwendung – der Kryptowährung Bitcoin – auf den Markt kam, löste die Technologie bei vielen eine Art Wildwest-Stimmung aus. Sie fühlten sich an die frühen Tage der PC-Hacker erinnert – und das ließ die neue Technologie für den Einsatz in Unternehmen als riskant erscheinen. Mitte der 2010er-Jahre änderte sich dies aber. Damals begann eine Open Source Community, komplette Unternehmensplattformen zu entwickeln – darunter die programmierbare Blockchain Ethereum.

Die Erwartungen an eine Unternehmens-Blockchain waren anfangs sehr hoch. Doch die Realität blieb weit hinter dem Hype zurück, und Blockchain-Projekte für Unternehmen waren in der Folge nur dünn gesät. In den letzten zwei Jahren haben allerdings bekannte Unternehmen der Blockchain eine zweite Chance gegeben. Etablierte Firmen wie Bumble Bee Foods, Walmart und Visa haben eigene Blockchain-Implementierungen präsentiert. Auch IT-Schwergewichte wie Amazon Web Services (AWS), IBM, Oracle und SAP haben sich für die Blockchain stark gemacht. Ist die Blockchain also endlich bereit für den Einsatz im Unternehmen?

„Ich würde sagen, wir befinden uns noch in der Anfangsphase“, sagt Martha Bennett, Vice President und Principal Analyst bei Forrester Research. „Ich kenne Beispiele, bei denen echte Prozesse in echten Betriebsumgebungen ablaufen und es keine Ausweichmöglichkeit gibt.“ Als Beispiel nennt sie eine Anwendung für Interbank-Abstimmungen in Italien.

Doch Vorsicht ist geboten. Die Nutzung der Blockchain für Geschäftsanwendungen ist nicht einfach. Ihre technischen Grundlagen und die praktischen Auswirkungen sind schwer zu verstehen. Das gilt selbst für technisch versierte Unternehmensleiter, die sich beispielsweise mit ERP-Systemen oder E-Commerce auskennen. Was ist der Grund dafür?

Zunächst einmal wird die Blockchain mit nicht leicht zu verstehenden Konzepten wie Konsensalgorithmen, Hashing, Distributed Ledger und Bitcoin Mining beschrieben. Diese obskur klingenden Begriffe sind nicht nur Details unter der Haube, die nur Techniker verstehen müssen. Ihr Verständnis entscheidet darüber, ob die Blockchain überhaupt in Frage kommt, für welche Anwendungen sie sich am besten eignet und wie sie am kostengünstigsten und effektivsten implementiert werden kann.

Der Schlüssel für den Blockchain-Einsatz liegt darin, ein genaues Bild davon zu haben, was die Blockchain wirklich kann und was nicht. Man muss sich klar sein, welche Auswirkungen die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten haben – insbesondere seine Netzwerkarchitekturen – und wo die Grenzen zwischen Blockchain und möglicherweise besseren Alternativen liegen. Nur so können Sie aus der Blockchain einen Nutzen ziehen und vermeiden, Geld für spektakuläre Fehlschläge zu verschwenden.

Wie funktioniert die Blockchain?

Die meisten Schlüsselattribute der Blockchain ergeben sich aus der Tatsache, dass es sich um eine Art verteilter Ledger-Technologie (Distributed Ledger Technology, DLT) handelt. Ledger, im Deutschen Hauptbücher, werden seit Jahrhunderten zur Aufzeichnung von Finanztransaktionen verwendet. In den letzten Jahrzehnten erfolgte dies in digitalisierter Form in ERP- und anderer Business-Software.

Im Gegensatz zu diesen zentralisierten Ansätzen verteilen DLTs Kopien des Hauptbuchs an die Knoten in einem Blockchain-Netzwerk. Dabei ist jeder einzelne für die Aufzeichnung neuer Transaktionen verantwortlich und nimmt an einem Konsensmechanismus teil, um sich auf Aktualisierungen des Hauptbuchs zu einigen.

Das einzigartige Datenformat der Blockchain ist ein weiteres Unterscheidungsmerkmal und macht es zu einer besonderen Art von DLT. Herkömmliche Datenbanken speichern Daten in Zeilen, Spalten und Dateien. Blockchains hingegen legen Daten in Blöcken ab, die miteinander verbunden und durch Kryptographie geschützt sind.

Die Mechanismen zur Überprüfung von Datenblöcken und Transaktionen machen es mathematisch nahezu unmöglich, eine Blockchain zu hacken, um Daten zu ändern oder Transaktionen zu unterbrechen. Es gibt keine zentrale Autorität, auf die böswillige Akteure abzielen können. Es gibt auch keinen einzelnen Akteur, der Daten für sich behalten oder die Regeln ohne Absprache ändern kann. Oder dessen Ausfall das gesamte Netzwerk zum Einsturz bringen kann. Die vielen Kopien sorgen für Datenredundanz und Transparenz.

Auf diese Weise erreicht die Blockchain das, was man als Unveränderlichkeit (Immutability) bezeichnet: Das Hauptbuch ist dauerhaft und fälschungssicher und kann daher als vertrauenswürdig eingestuft werden.

Vertrauen ist eine weitere Schlüsseleigenschaft der meisten Formen von Blockchains. In der zwischenmenschlichen Interaktion bedeutet Vertrauen, dass man keine zusätzlichen Schritte unternehmen muss, um zu überprüfen, ob die dargebotenen Informationen wahr sind. Im analogen Fall bittet man zum Beispiel eine Autoritätsperson um Bestätigung. Oder man interagiert nur mit Gleichgesinnten, von denen man überzeugt ist, dass sie vertrauenswürdig sind. In ähnlicher Weise können Sie darauf vertrauen, dass die Informationen in einer Blockchain korrekt sind – in den meisten Fällen.

Doch wie bei so ziemlich jeder wichtigen Computertechnologie ist auch bei der Blockchain das Bild komplizierter. Eine Blockchain ist nicht immer unknackbar. Ihr Sicherheits- und Datenschutzniveau – ganz zu schweigen von ihrer Nützlichkeit – hängt stark davon ab, ob die Blockchain in einem öffentlichen oder privaten Netzwerk läuft. Und weit verbreitete Blockchain-Alternativen bieten einige ihrer Vorteile, wie zum Beispiel Datensicherheit und -speicherung, mit weniger technischen Risiken und Kosten.

Abbildung 1: Walmart Canada war eines der ersten Unternehmen, das eine Blockchain-Anwendung implementierte. Die Anwendung kombiniert die Blockchain mit IoT, um die Frachtabrechnung zu automatisieren.
Abbildung 1: Walmart Canada war eines der ersten Unternehmen, das eine Blockchain-Anwendung implementierte. Die Anwendung kombiniert die Blockchain mit IoT, um die Frachtabrechnung zu automatisieren.

Warum ist die Blockchain für Unternehmen wichtig?

Investitionen in Blockchains werden wahrscheinlich schon aus Wettbewerbsgründen immer unverzichtbarer. Die Situation ist nach Experteneinschätzung ähnlich wie in den 70er und 80er Jahren bei der PC-Revolution und dem Boom des World Wide Web Mitte der 90er Jahre.

So wie Unternehmen damals diese Durchbrüche ernst genommen haben, weil sie wussten, dass ihre Konkurrenten von diesen Innovationen profitierten, glauben viele Fachleute, dass die Blockchain eine ähnliche Aufmerksamkeit bekommen wird. In der Tat ist FOMO (Fear of Missing Out) – die Angst, etwas zu verpassen – wahrscheinlich die größte Motivation hinter der neuen Interessenswelle an Blockchain-Geschäftsanwendungen.

Wie Sie in den folgenden Abschnitten erfahren, ist der Herdentrieb allerdings nicht die einzige Triebfeder. Die Blockchain weist inzwischen ein echtes Potenzial auf, um IT-Kosten zu senken, B2B- und B2C-Netzwerke zu erweitern, neue Produkte einzuführen und ganz allgemein Wohlstand zu schaffen. Darüber hinaus wird erwartet, dass der geschäftliche Nutzen der neuen Technologie mit der zunehmenden Verbreitung und Verfeinerung von Business-Implementierungen zunehmen wird.

Wie können Unternehmen von der Blockchain profitieren?

In Unternehmen kommen Blockchains vor allem bei Prozessen zum Tragen, an denen mehrere Parteien beteiligt sind, die alle auf dieselben Daten zugreifen müssen, aber alle über leicht unterschiedliche oder veraltete Informationen verfügen, „so dass ein enormer Zeitaufwand für den Datenabgleich entsteht“, sagt Martha Bennett.

Da die Blockchain Zwischenhändler ausschaltet und Prozesse, die oft Zeit und Mühe kosten, weitgehend automatisiert, hat sie das Potenzial, IT- und Arbeitskosten einzusparen. Sie beschleunigt auch den elektronischen Handel und das Finanzwesen und ermöglicht neue Geschäftszweige. Ebenso kann sie Unternehmen dabei helfen, ihren Kundenstamm zu vergrößern, Kunden effizienter zu erreichen und das Universum der Lieferanten und Partner zu erweitern.

Die Vorteile der Blockchain ergeben sich in erster Linie aus dem Vertrauen, das sie fördert, dem eingebauten Schutz der Privatsphäre, der Sicherheit und der Datenintegrität sowie ihrer Transparenz.

Vertrauen macht es möglich, mit unbekannten Parteien sichere Geschäfte zu betreiben, wodurch die Märkte und möglicherweise die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen erweitert werden. Dies kann wiederum die Gewinne steigern.

Abbildung 2: Die vier Haupttypen der Blockchain unterscheiden sich darin, wie offen oder geschlossen sie sind, was sich auf ihre Geschwindigkeit, Privatsphäre und Sicherheit auswirkt.
Abbildung 2: Die vier Haupttypen der Blockchain unterscheiden sich darin, wie offen oder geschlossen sie sind, was sich auf ihre Geschwindigkeit, Privatsphäre und Sicherheit auswirkt.

Das Vertrauen in die Korrektheit der Daten und die Gewissheit, dass das System selbst im Wesentlichen undurchlässig ist, und dass in den meisten Fällen der Datenschutz gewährleistet ist, kann Betrug verringern, Datenlecks beseitigen und mehr Kunden und Partner gewinnen. Außerdem können dadurch die Kosten für die Datenverwaltung gesenkt, die Datengenauigkeit erhöht und die Rechnungsprüfung erleichtert werden.

Die Transparenz der Blockchain hat auch Vorteile für das Supply Chain Management (SCM), sowie deren Sichtbarkeit und Rückverfolgbarkeit. So kann die Lieferkette einfach und kostengünstig bereits bei kleinsten Lieferanten transparent gemacht werden, zum Beispiel bei Kaffeebauern, Thunfischfischern und Bergleuten. Sie stärkt gleichzeitig das Vertrauen in die Informationen über die Herkunft der Produkte auf ihrem Weg durch die Lieferkette zum Verbraucher.

Weitere Vorteile der Blockchain sind:

  • Tokenisierung: Damit lassen sich mehr Anlageklassen online handeln – von digitaler Kunst über Emissionsgutschriften bis hin zu Industriemaschinen;
  • Innovation: Die besonderen Qualitäten der Blockchain können auf alte Probleme wie die Überprüfung von akademischen Zeugnissen angewandt werden;
  • Dezentralisierung: Sie ist hilfreich, wenn Unternehmen als Peers interagieren müssen, aber niemand die Verantwortung für die Aufrechterhaltung des Systems übernehmen will. Beispiele sind Lieferketten und Forschungsgemeinschaften.

Welche Blockchain-Anwendungen gibt es für Unternehmen?

Die wohl wichtigste Unternehmensanwendung der Blockchain sind Smart Contracts, also intelligente Verträge. Sie spielen eine doppelte Rolle: als grundlegende Komponenten der Blockchain-Infrastruktur und Softwareentwicklung sowie als Anwendung der Technologie.

Ein Smart Contract ist am einfachsten als ein Programm zu verstehen, das Geschäftslogik verwendet, um Vereinbarungen und Transaktionen zwischen Blockchain-Teilnehmern durchzuführen. Ein ähnlicher Begriff, Smart Legal Contracts (intelligente juristische Verträge), bedeutet etwas ganz anderes: Bei solchen Verträgen werden einige Elemente mit Software ausgeführt, sie haben in der Regel aber nichts mit Blockchain zu tun. Allerdings ist der rechtliche Status von Blockchain-Smart-Contracts noch eine offene Frage.

Smart Contracts sind in der Wirtschaft vielseitig einsetzbar. Sie können den Austausch von Geld und die Erbringung von Dienstleistungen vollständig automatisieren. Dies gilt ebenso für die Gewährung des Zugangs zu digitalen Inhalten und die Durchsetzung des Datenschutzes.

So nutzt beispielsweise eine von Walmart Canada eingesetzte Blockchain-Anwendung intelligente Verträge für die Frachtabrechnung. Sie überträgt Live-Sendungsdaten in Rechnungen und sendet vorab genehmigte Zahlungen, sobald die Bedingungen der Liefervereinbarung erfüllt sind (siehe Abbildung 1). Bennett bezeichnete das Projekt als „Vorzeigebeispiel“ dafür, wie eine gut konzipierte Blockchain-Anwendung durch die Minimierung von Datenabgleichsprozessen und Streitigkeiten viel Zeit und Geld sparen kann.

Hier sind weitere Blockchain-Anwendungen:

  • Cybersecurity. Die starke Verschlüsselung der Blockchain und andere Sicherheitsvorkehrungen machen sie zu einem weiteren Werkzeug in der Security-Toolbox.
  • Kryptowährungen. Bitcoin und andere digitale Währungen haben das Stadium der Modeerscheinung hinter sich gelassen. Namhafte Unternehmen wie Tesla nehmen sie in ihre Investitionsportfolios auf und akzeptieren sie als Zahlungsmittel für Produkte.
  • IoT. Die Blockchain stellt die Integrität der von Sensoren gesammelten Daten sicher, während sie in der Lieferkette nach oben wandern: von den landwirtschaftlichen Feldern und Fabriken in Anwendungen für die Verwaltung von Vermögenswerten, die Einhaltung von Umweltvorschriften und die Rückverfolgbarkeit. Die Blockchain kann auch die Kommunikation zwischen Maschinen ermöglichen, so dass halbautonome Maschinen ihre eigenen Ersatzteile bestellen und die Wartung bezahlen können.
  • Speicherung. Die dezentrale Peer-to-Peer-Architektur der Blockchain ermöglicht es, den ungenutzten Speicherplatz der Blockchain-Teilnehmer zu bündeln und so einen Blockchain-Speicher zu schaffen.

Blockchain-Anwendungsfälle in verschiedenen Branchen

Anwendungsfälle für die Blockchain finden sich meistens in Branchen, die über ein hohes Budget und technisch versierte Marktführer verfügen. Diese sind in der Lage, Blockchain-Projekte mit Sachverstand durchzuführen und zu implementieren. In der Regel trifft dies auf Branchen zu, die einen hohen Koordinations- und Transaktionsaufwand zwischen zahlreichen Partnern oder sogar Konkurrenten erfordern.

Beispiele für Sektoren, in denen Blockchains zum Einsatz kommen, sind:

Supply Chain. Die Blockchain erweitert die Zahl der Lieferanten und Käufer und stellt die Integrität der Daten sicher, die die Lieferkette durchlaufen. Sie nähert sich so den schwer erreichbaren Zielen der Sichtbarkeit und Transparenz der Lieferkette.

Banken und Finanzwesen. Blockchain-Anwendungsfälle im Finanzwesen lassen sich in zwei verschiedene Segmente einteilen: Kryptowährung und dezentralisierte Finanzen (DeFi). Kryptowährung gewinnt als alternative Zahlungsweise an Glaubwürdigkeit in einem Weltwährungssystem, das weitgehend von staatlichen Zentralbanken und großen Bezahldienstleistern wie Mastercard und Visa bestimmt wird.

Gleichzeitig entwickelt sich DeFi zu einem potenziellen Ersatz für andere Prozesse, die traditionell von Banken und Finanzdienstleistern abgewickelt werden. Dazu gehören vor allem Kredite, Versicherungen, Bankgeschäfte und Investitionen. Mit Unterstützung von Smart Contracts könnten sich Privatpersonen gegenseitig Geld leihen, Zinsen zahlen, sich gegen Verluste absichern und Vermögensderivate handeln.

Einige Beobachter sagen sogar voraus, dass diese Anwendungen zu einer Blockchain-Wirtschaft führen werden. Dabei sollen Kryptowährungen die heutigen Geldsysteme weitgehend ersetzen. Menschen und Maschinen könnten Geschäftsprozesse verwalten und Werte ohne Zwischenhändler austauschen.

Gesundheitswesen. Blockchain-Sicherheit, -Privatsphäre, -Datenintegrität und -Anonymität können neue Verwendungsmöglichkeiten für die Genomdaten und Krankenakten von Personen ermöglichen. Auf diese Weise kann die pharmazeutische Forschung unterstützt und die Übertragung elektronischer Krankenakten erleichtert werden.

Behörden. Die Blockchain kann die elektronische Übermittlung von Personaldaten, die Online-Wahl, den Erwerb eines Reisepasses und die Erstellung von Rechtsdokumenten und behördlichen Unterlagen wie Hypothekenurkunden und Finanzberichten erleichtern – und legal durchführen.

Welche Arten der Blockchain-Technologie gibt es?

Die verschiedenen Arten von Blockchains werden danach unterschieden, wie offen oder geschlossen sie sind. Auf deren Basis können die Teilnehmer die Hauptarbeit der Blockchain erledigen: Geschäfte auf ihr abwickeln oder die Richtigkeit jedes Blocks überprüfen, der der Blockchain und dem verteilten Hauptbuch hinzugefügt wird.

Hier sind die wichtigsten Typen:

  • Die öffentliche (permissionless) Blockchain erfordert keine Erlaubnis zum Beitritt und ist für alle Teilnehmer transparent. Dies ist die Art von Blockchain, in der Kryptowährungen beheimatet sind. Sie ist auch die langsamste, da die Öffnung des Konsensprozesses der Blockchain für so viele Teilnehmer die Datenüberprüfung mühsamer macht – aber auch weniger anfällig für Hackerangriffe oder die Kontrolle durch einen dominanten Akteur.
  • Die private (permissioned) Blockchain läuft in einem geschlossenen Netzwerk und wird möglicherweise von einem einzigen Akteur kontrolliert. Sie verfügt über die gleiche Dezentralisierung und Peer-to-Peer-Architektur wie die öffentliche Blockchain, allerdings in einem viel kleineren Maßstab. Dies steigert die Leistung. Ironischerweise ist das Vertrauen in die private Blockchain schwächer als in eine öffentliche Blockchain, da der Eigentümer oder der zentrale Knoten entscheidet, was gültig ist. Auch die Sicherheit kann geringer sein, weil es für eine kleine Anzahl von Knoten leichter ist, den Konsensmechanismus zur Validierung von Transaktionen zu beherrschen. Die meisten der ersten hochkarätigen Blockchain-Implementierung finden auf privaten Blockchains statt.
  • Die hybride Blockchain kombiniert Aspekte der öffentlichen und der privaten Blockchain. Unternehmen können damit einige Daten und Transaktionen hinter einem Berechtigungsschema abtrennen und gleichzeitig Verbindungen zur öffentlichen Seite aufrechterhalten. Die Sicherheitsrisiken und Probleme der Datenintegrität einer privaten Blockchain werden dadurch gemildert, dass der Eigentümer die Transaktionen nicht ändern kann, und die Leistung ist in der Regel besser als bei einer öffentlichen Blockchain. Nutzer, die einer hybriden Blockchain beitreten, haben Privatsphäre, bis sie eine Transaktion durchführen.
  • Die Consortium-Blockchain ist der privaten Blockchain ähnlich. Sie wird aber von einer Gruppe und nicht von einem einzelnen Akteur kontrolliert. Obwohl nur ein Knoten für die Validierung von Transaktionen verantwortlich ist, gibt es weniger Sicherheitslücken als bei einer privaten Blockchain.

Unter Experten herrscht große Uneinigkeit über die Frage, ob eine private oder öffentliche Blockchain die bessere Wahl ist. Es ist unbestreitbar, dass die meisten erfolgreichen Implementierungen bisher auf privaten Blockchains stattgefunden haben. Dies ist vermutlich deshalb so, weil Unternehmen die Kontrolle darüber haben wollten, wer teilnehmen kann. Auch sind die bekanntesten Open-Source-Plattformen auf die Entwicklung privater Blockchains ausgerichtet.

Abbildung 3: BaaS stellt die zugrunde liegende Netzwerkinfrastruktur und die Blockchain-Entwicklung zur Verfügung.
Abbildung 3: BaaS stellt die zugrunde liegende Netzwerkinfrastruktur und die Blockchain-Entwicklung zur Verfügung.

Paul Brody, Global Blockchain Leader des Beratungsunternehmens Ernst & Young, ist jedoch der Meinung, dass öffentliche Blockchains besser geeignet sind. Er begründet dies damit, dass sie eine hohe Beteiligungsrate fördern, und diese die Blockchain-Netzwerke wertvoll macht.

Was sind die Risiken und Herausforderungen bei der Blockchain-Einführung?

Die Einführung von Blockchains in Unternehmen birgt mehrere Risiken. Das betrifft die Wahl der falschen Plattform, die Überschreitung der Kosten für Projekte und deren Verzögerung und die Erkenntnis, mit der Blockchain keinen positiven ROI erzielen zu können.

„Es gibt immer noch eine große Risikoscheu und eine Abneigung, etwas ganz anders, wie es die Blockchain ist, zu machen“, sagt Bennett. „Die Leute sind bereit, mit suboptimalen Prozessen weiterzumachen – einfach, weil sie wissen, was sie tun müssen. Und das machen sie auch, wenn es mühsam ist. Sie wollen einfach den Sprung ins kalte Wasser nicht wagen.“

Weitere häufige Blockchain-Herausforderungen sind:

  • Mangelnde Akzeptanz: Die Blockchain, insbesondere die öffentliche Blockchain, erfordert eine große Anzahl von Teilnehmern. Nur so können die meisten ihrer Vorteile realisiert werden. Solange nicht deutlich mehr Unternehmen bereit sind, den Sprung zu wagen und die Blockchain auszuprobieren, werden diejenigen, die es tun, wahrscheinlich nur ein kleines Universum von Handelspartnern vorfinden, die auf sie warten.
  • Qualifikationsdefizit: Blockchain-Know-how ist Mangelware. Das ändert sich glücklicherweise schnell, da Ausbildung und Zertifizierung zusammen mit der Nachfrage und den Gehältern für Blockchain-Entwickler und -Ingenieure steigen.
  • Mangelndes Vertrauen: Die Blockchain ist noch so neu, dass viele Unternehmen kein Vertrauen in die ungewohnten Mechanismen der Sicherheit und Datenintegrität haben. Als Reaktion darauf werden sie das System in einer privaten Blockchain kontrollieren wollen, wobei sie jedoch einen Teil der Transparenz und Datenredundanz verlieren.

Laut Bennett steht die Blockchain-Community bei der Tokenisierung von Vermögenswerten vor einer Herausforderung. Dies gilt insbesondere in Bereichen, die betrugsanfällig sind, wie zum Beispiel erlesene Weine. „Es muss eine ganze Reihe von vertrauenswürdigen Drittparteien geben, die zum Zeitpunkt der Tokenisierung und während der Bewegung des Vermögenswerts durch die Lieferkette Bescheinigungen ausstellen“, sagt sie. Darüber hinaus erkennen die Gesetze vieler Länder das Konzept des Besitzes von Vermögenswerten ohne physische Repräsentation nicht an.

Best Practices für die Blockchain-Implementierung

Um eine schnelle Rendite aus den wahrscheinlich teuren Blockchain-Projekten zu erzielen, müssen Sie die wichtigsten Vorteile der Blockchain genau kennen. Sie sollten sich dann nur auf die Probleme konzentrieren, die sich am besten mit ihr lösen lassen.

Laut Brody von Ernst & Young bedeutet dies in der Regel, dass man die Vorteile von Smart Contracts und Tokenisierung voll ausschöpfen muss. Das wiederum bedeutet, dass man die Programmierbarkeit und Automatisierung von Smart Contracts genau kennt, voll zu schätzen weiß und ihre Verwendung nicht mit dem Hin- und Herschieben von Dokumenten verwechselt. „Token sind das Mittel zur Übertragung von Werten und nicht von Informationen, was für die Ausschöpfung des Blockchain-Potenzials entscheidend ist“, betont Brody.

Er rät, sich nicht auf die Suche nach der besten Technologie zu machen, sondern auf das Netzwerk mit den meisten Nutzern zu setzen. Die Blockchain und Smart Contracts ermöglichen es mehreren Parteien, Geschäftslogik gemeinsam zu nutzen und mehr Geschäfte automatisch abzuwickeln.

Und schließlich sollten Sie die Blockchain nicht einsetzen, um ein Problem zu bewältigen, das bereits mit einer anderen Technologie gelöst wurde. Dies wäre eine Verschwendung von Ressourcen und birgt zusätzliche Risiken.

Optionen für den Einsatz von Blockchain

In der kurzen Geschichte der Technologie hat sich die Einführung der Blockchain für die meisten Unternehmen als schwierig erwiesen. Sie erfordert erhebliche Vorleistungen in den Bereichen Design, Technologieauswahl, Softwareentwicklung und Tests. Unternehmen führen in der Regel Pilotprojekte durch, von denen nur ein geringer Bruchteil in die Produktion geht.

Blockchain-as-a-Service-Anbieter (BaaS) bieten eine Abkürzung. Mit den Services lassen sich Blockchains realisieren, indem Provider die Smart-Contract-Technologie, die Blockchains und die Netzwerkinfrastruktur, auf der sie laufen, in Paketen bereitstellen. BaaS hat sich zu einer beliebten Wahl entwickelt, da es einen Großteil der mit der Einrichtung einer Blockchain verbundenen Arbeit abnimmt. Zu den führenden BaaS-Anbietern gehören AWS, IBM, Oracle, SAP und VMware.

Blockchain Tools und Anbietermarkt

Die Anzahl und Qualität der Blockchain-Plattformen mit Entwicklungs-Tools und Architekturen hat ein hohes Level erreicht. Die meisten Unternehmen können nun eine geeignete Plattform und eine Community von Entwicklern und Systemintegratoren finden.

Hier sind laut Suseel Menon, Senior Analyst der Everest Group, die drei wichtigsten Plattformen für Unternehmens-Blockchains:

Ethereum ist eine Open-Source-Community mit einer der ältesten Blockchain-Plattformen (sie wurde 2013 eingeführt). Sie bietet die größte Unterstützung durch Entwickler und IT-Anbieter. Die Plattform wird unterstützt von Unternehmen wie Cisco, Intel, J.P. Morgan, Mastercard, Microsoft, Samsung, Toyota und Visa. Diese nehmen an einer Allianz mit über 250 Mitgliedern teil.

Ethereum bezeichnet sich selbst als programmierbare Blockchain, was eine treffende Beschreibung ist. Die Plattform stellt das zugrunde liegende Netzwerk und die Blockchain selbst zur Verfügung, vergleichbar mit der von Bitcoin.

Ethereum verfügt über eine konkurrierende Kryptowährung namens Ether, die eine zusätzliche Rolle als Tauschmittel und Token für alle Operationen im Netzwerk spielt. Die größte Relevanz der Plattform für Unternehmen liegt jedoch in der Fülle an Tools für die Entwicklung von Smart Contracts und dezentralen Blockchain-Anwendungen (DApp). Ethereum bietet auch einen Marktplatz für Anwendungen, einschließlich Spiele und Finanzdienstleistungen, sowie Börsen für Non-Fungible Token (NFTs) – eine neue Art von digitalen Vermögenswerten auf Blockchains.

Hyperledger ist eine weitere Open Source Community. Sie wird von der Linux Foundation unterstützt – dem Konsortium hinter dem beliebten Linux-Betriebssystem. Intel, SAP Ariba und IBM, das Hyperledger als Grundlage für sein BaaS-Angebot nutzt, sind ebenfalls an Bord.

Die Plattform konzentriert sich stark auf private Blockchains für Unternehmen, mit zusätzlichen Funktionen zur Durchsetzung des Datenschutzes. Sie bietet zudem Frameworks, Entwicklungs-Tools und Softwarebibliotheken mit Komponenten, die Unternehmen zur Erstellung von Anwendungen einsetzen können.

Der Name von Hyperledger unterstreicht den Schwerpunkt auf verteilte Ledger. Hyperledger Fabric ist die modulare DLT-Plattform hinter vielen Blockchain-Projekten. Ein weiteres beliebtes Tool, insbesondere für Anwendungen in der Lieferkette, ist Hyperledger Sawtooth. Dieses abstrahiert die Anwendungsschicht von der zugrunde liegenden Kernarchitektur, so dass sich Unternehmen auf das Schreiben der Geschäftsregeln für Smart Contracts konzentrieren können. Sawtooth verfügt auch über alternative Konsensalgorithmen, die die Leistung der Blockchain verbessern können.

Corda vom R3-Konsortium wird als private Blockchain für DLT-Anwendungen angepriesen. Experten streiten allerdings darüber, ob es sich um eine echte Blockchain handelt, da es Transaktionen nicht in Blöcken zusammenfasst. R3 wirbt damit, dass seine Art, Transaktionen zu verknüpfen, besser funktioniert als die traditionelle Methode. Corda ist bei Finanzdienstleistern beliebt. Die Bank of America und HSBC zählen zu den Befürwortern, und auch Versicherer zeigen starkes Interesse.

Der schnell wachsende Markt für Blockchain-Tools und -Dienste schwankt stark. Beispielsweise kündigte Microsoft Azure an, ihr BaaS-Angebot im September einzustellen.

Blockchain-Jobs, -Rollen und -Verantwortlichkeiten

Die Blockchain ist immer noch eine aufstrebende Technologie, und die für ihre Entwicklung und Nutzung erforderlichen Fähigkeiten sind Mangelware. In einer Umfrage unter Supply-Chain-Managern von APQC, einem Verband für Prozessverbesserung und Benchmarking, gaben 49 Prozent an, dass die Wissenslücken in Blockchains zu ihren größten Herausforderungen gehören.

Blockchain-Entwickler und -Ingenieur sind zwei gängige Berufsbezeichnungen – analog zu den Entwicklungs- und Ingenieursrollen, die seit langem die allgemeine Software- und Webentwicklung definieren. Die Blockchain braucht aber zusätzliche, spezifische Fähigkeiten, wie zum Beispiel Erfahrung im Umgang mit den wichtigsten Open-Source-Plattformen, insbesondere Ethereum und Hyperledger. Einige Blockchain-Entwickler spezialisieren sich auf DApps und Smart Contracts, während sich andere auf Grundlagen wie Kryptographie und Konsensalgorithmen konzentrieren. Die meisten benötigen Kenntnisse zu Webentwicklung und Cloud-Infrastruktur und müssen zum Beispiel Java- und Kubernetes-Erfahrung haben.

Die Online-Jobbörse Cryptocurrency Jobs, die auch den Blockchain-Markt für Unternehmen bedient, listete kürzlich 236 Entwickler- und Ingenieurjobs aus 727 Stellenangeboten auf.

Es gibt auch User Experience Designer, die an der Gestaltung von DApps arbeiten, und Webentwickler, die Webanwendungen programmieren, die Blockchains einbeziehen. Datenwissenschaftler und Finanzanalysten werden ebenfalls für Blockchain-Projekte eingestellt.

Schulungen für diese Berufe sind online und in weiterbildenden Schulen verfügbar, ebenso wie Zertifizierungsprogramme.

Wie sieht die Zukunft der Blockchain aus?

Die Blockchain-Landschaft ist sehr aktiv. Die Häufigkeit der realen Implementierungen ist kaum noch zu zählen. Unternehmen, die noch immer unter dem Schock einer schwerwiegenden Unterbrechung der Lieferkette leiden, sehen in der Blockchain einen neuen Weg zu mehr Transparenz und Reaktionsfähigkeit.

Während exorbitant teure und lächerlich klingende NFTs die Nachrichten beherrschen, sehen die Blockchain-Entwickler in Unternehmen wichtigere Möglichkeiten in der Ausweitung der Tokenisierung. Beispielsweise, um neue Formen der Identitätsüberprüfung (Impfstoffzertifikate sind eine erste Anwendung) und des digitalen Handels zu schaffen.

„Wahrscheinlich gibt es heute mehr Token in Blockchain-Anwendungen, als vielen Menschen bewusst ist“, sagt Bennett. „In vielen der Track-and-Trace-Anwendungen, die heute üblich sind, stellen einige von ihnen bereits den verfolgten Vermögenswert als Token dar.“

Zu den vielversprechendsten Blockchain-Trends gehört die Verschmelzung von künstlicher Intelligenz (KI) mit Blockchain. KI hat schon immer große Datenmengen benötigt, um Machine-Learning-Algorithmen zu trainieren, Muster zu erkennen, zukünftige Ergebnisse vorherzusagen und zu lernen, Aufgaben für Menschen zu übernehmen. Blockchain kann eine Flut neuer Daten auslösen und für KI bereitstellen. Unter anderem, indem es den Datenschutz und die Sicherheit bietet, die die Nutzer benötigen, um mehr persönliche Informationen preiszugeben. KI wiederum kann die Effizienz des schwerfälligen Konsens- und Überprüfungsprozesses der Blockchain verbessern.

Allerdings gilt auch: Es muss noch viel passieren, bevor die Blockchain die heutigen Methoden des Datenaustauschs und der Durchführung von Transaktionen über Netzwerke ersetzen kann. Jetzt, da Blockchain-Entwicklungs-Tools und -Frameworks ihre Tauglichkeit für Unternehmensanwendungen unter Beweis stellen, scheint dies zumindest eine reale Möglichkeit zu sein.

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