vladimircaribb - stock.adobe.com

In elf Schritten zum erfolgreichen Data Center Upgrade

Rechenzentrums-Upgrades sind aufwändig, aber oft unvermeidbar. Wir erklären, welche Schritte nötig sind, um eine Rechenzentrumserweiterung so reibungslos wie möglich zu gestalten.

Cloud-Bereitstellungen und SaaS-Angebote haben viele Workloads übernommen, die früher im Rechenzentrum gelaufen wären. Viele, aber nicht alle. Manche Aufgaben unterliegen strengen gesetzlichen Auflagen, sind zu wichtig, zu sensibel oder anderweitig nicht dafür geeignet, in der Cloud gehostet zu werden. Die meisten Unternehmen werden also auch in Zukunft ihre eigene Hardware betreiben und somit gelegentlich erneuern müssen.

Upgrades stärken die Widerstandsfähigkeit, steigern die Leistung, senken die Betriebskosten, verbessern die Sicherheit und dämmen Ausfallzeiten ein, indem sie veraltete oder leistungsschwache IT-Ressourcen ersetzen. Arbeiten an der Hardware und Infrastruktur bedeuten jedoch immer ein gewisses Risiko: Fehler bringen unerwartete Ausfallzeiten, Probleme mit der Workload-Verfügbarkeit, Leistungsunterbrechungen und inakzeptable Verwaltungs- sowie Sicherheitslücken mit sich. Es ist wichtig, Upgrades beim ersten Mal erfolgreich durchzuführen oder zumindest die Möglichkeit zu haben, rechtzeitig in den Prozess einzugreifen, wenn etwas schiefläuft.

Der Schlüssel zu reibungslosen, erfolgreichen und sinnvollen Rechenzentrums-Upgrades ist die Vorbereitung. Kennen Sie die Ziele und wissen, wie Sie diese erreichen, wird Ihr Projekt zum Erfolg.

1. Verstehen Sie Ihre geschäftlichen Anforderungen

Einer der kostspieligsten Fehler ist es, wenn Führungskräfte unnötige Technologieinvestitionen beschließen oder wenn ihnen klare Kriterien zur Bewertung des ROI (Return on Investment) fehlen. Führen Sie ein Upgrade nicht nur durch, weil es modern und schick klingt, sondern weil es Ihnen hilft, effizienter und wettbewerbsfähiger zu arbeiten. Sie sollten sich auf Folgendes konzentrieren:

  • Ausweiten lebenswichtiger Ressourcen wie Speicher oder Rechenleistung;
  • Erneuern von Hardware für modernisierte Workloads in neuen oder aktualisierten Anwendungen;
  • Erweitern der Ressourcen für zusätzliche Mitarbeiter, Benutzer oder Kunden;
  • Senken der Kosten pro Benutzer oder Transaktion; und
  • Hinzufügen neuer IT-Funktionen wie Workload-Resilienz, Business Continuity und Disaster Recovery.

So könnten Sie beispielsweise mit Ihrem Server-Upgrade das Konsolidieren mehrerer Workloads auf einem System anstreben, um Strombedarf, Platz und Arbeitsaufwand zu reduzieren. Manchmal bedeutet das Erweitern des Speichers, dass Sie einfach nur neue Festplatten zum vorhandenen Speicherserver hinzufügen. Viele Rechenzenten schaffen auch redundante Server mit Lastenausgleich an, um die Verfügbarkeit kritischer Workloads zu verbessern.

2. Legen Sie das Ziel Ihrer Upgrades fest

Bestimmen Sie vorab genau den Umfang des Upgrade-Projekts und identifizieren Sie die Hardware, Software, Dienste, Richtlinien, Prozesse und Arbeitsabläufe, die davon betroffen sein werden.

Sie müssen für ein Upgrade nicht Ihre gesamte IT-Landschaft umwerfen. Oft ist es klüger, Projekte klein und spezifisch zu halten. Legen Sie den Umfang also im Voraus klar fest, um vermeidbare Probleme zu erkennen, wie zum Beispiel die Inkompatibilität verschiedener Hardware- oder Softwareversionen.

Führen Sie ein Upgrade nicht nur durch, weil es modern und schick klingt, sondern weil es Ihnen hilft, effizienter und wettbewerbsfähiger zu arbeiten. 

Beachten Sie das Alter Ihrer Legacy-Workloads und deren Hardware-Bindung. Könnte es hier zu einem Problem kommen, bearbeiten und modernisieren Sie den Workload, so dass er auf neuer Serverhardware laufen kann, während Sie die alte Hardware ausmustern.

Berücksichtigen Sie auch den sekundären Bereich, zum Beispiel Abhängigkeiten. Wenn eine veraltete Anwendung auf einer älteren Datenbank basiert, müssen Sie diese Datenbank und deren Hardware ebenfalls aktualisieren? Praktiken wie Anwendungs- oder Systemverwaltung werden als Abhängigkeiten betrachtet, und Sie sollten sie in den Geltungsbereich Ihres Erneuerungsprojekts miteinbeziehen.

3. Erstellen Sie die Upgrade-Roadmap

Ein Upgrade-Projekt oder -Ziel umfasst normalerweise mehrere voneinander abgegrenzte Aufgaben. Angenommen, Sie möchten zwei Server-Racks zur Infrastruktur hinzufügen, dann könnte dies als weitere Schritte Änderungen an der Strom- und Kühlinfrastruktur oder Verbesserungen des WAN-Zugriffs nach sich ziehen.

Selbst so etwas Einfaches wie ein Server-Upgrade kann zusätzliche Arbeit bedeuten. Um beispielsweise einen 2HE-Server zu einem vollen Rack hinzuzufügen, müssen Sie möglicherweise zuerst einen oder mehrere andere Server verschieben, um Platz zu schaffen. Das klingt vielleicht erst einmal wie eine Kleinigkeit; doch diese Kleinigkeiten addieren sich schnell, vor allem, wenn Sie sie erst bemerken, sobald Ihr Server offline ist.

Untersuchen Sie das beabsichtigte Ziel und halten Sie sämtliche Voraussetzungen und Abhängigkeiten fest. Das kann so einfach sein, wie das Verlegen von Hardware, um ausreichend Platz im Rack zu schaffen, oder das Aktualisieren unterstützender Plattformen – wie einer Datenbank – bevor das beabsichtigte Upgrade durchgeführt wird.

4. Wählen Sie die richtigen Technologien

Es gibt relativ einfache Upgrades, die lediglich die Wahl neuer Festplatten für ein Speicherweiterng oder den Kauf neuer Server der gewohnten Produktkategorie bedeuten. Größere Upgrades erfordern mehr Aufmerksamkeit. Wenn es beispielsweise an der Zeit ist, eine Gruppe verwandter Server zu aktualisieren, kann es sinnvoll sein, die gesamte Architektur zu überdenken und die einzelnen Server zugunsten neuerer Herangehensweisen zu ersetzen, zum Beispiel durch eine hyperkonvergente Infrastruktur.

Testen Sie Produkte wenn möglich, bevor Sie sich auf sie festlegen. Nutzen Sie praktische Evaluierungen und Proof-of-Principle-Projekte, um neue Hardware- und Softwareprodukte zu validieren, und lernen Sie deren Bereitstellung, Einrichtung, Konfiguration und Überlegungen zur Kompatibilität kennen.

5. Bereinigen oder verbessern Sie die bestehende Infrastruktur

Alles im Rechenzentrum hat einen Lebenszyklus. Eine alternde Infrastruktur kann ein Hindernis für das Geschäft darstellen. Wenn Sie die Infrastruktur überprüfen, um den Umfang und die Anforderungen für ein Upgrade zu bestimmen, nehmen Sie sich zusätzliche Zeit, um Aufgaben oder Projekte zu berücksichtigen, die sich möglicherweise nicht direkt auf das beabsichtigte Upgrade auswirken, aber dennoch dem Unternehmen und der Infrastruktur im weiteren Sinne zugutekommen können. Dazu gehören:

  • Hinzufügen von Redundanz für eine kritische Anwendung;
  • Entfernen von Redundanz für Anwendungen, die sie nicht mehr benötigen;
  • Aktualisieren veralteter Kabel, um die Netzwerkbandbreite zu verbessern;
  • Aktualisieren von Stromverteilung und Stromsicherung, wie beispielsweise Stromverteilungseinheiten und unterbrechungsfreie Stromversorgungssubsysteme;
  • Umstellen von Racks und Schließen von Hardwarelücken, um den Kühlluftstrom zu verbessern; und
  • Überprüfen von Systemverwaltungs-Tools und -fähigkeiten.

Solche tangentialen oder sekundären Upgrades können die Leistung, Zuverlässigkeit und Effizienz des Rechenzentrums verbessern.

6. Bereiten Sie die Dokumentation vor

Die meiste Rechenzentrumshardware und -software erfordern eine Reihe von detaillierten Konfigurationen für die Installation. Zu den Details gehören die Standardnetzwerkadressen, Lizenzdaten wie Aktivierungscodes und detaillierte Anweisungen für die Einrichtung und Konfiguration wie Produkthandbücher und Benutzerhandbücher.

Bewahren Sie diese Informationen in einer strukturierten und zugänglichen Weise auf, bevor Sie mit den Upgrades loslegen. Andernfalls riskieren Sie Verzögerungen, weil dringend benötigte Dokumentation fehlt – beispielsweise ein Lizenzschlüssel, den Sie zum Installieren einer Software brauchen. Um den Betrieb nicht zu beeinträchtigen finden solche Upgrades auch mitten in der Nacht statt, wenn die Vertriebs- und Supportmitarbeiter des Anbieters nicht zu erreichen sind. In diesem Fall wären Sie gezwungen, die Wartungsarbeiten um mindestens einen Tag verschieben.

7. Bereiten sie Backups und die Wiederherstellung vor

Die heutigen virtualisierten Rechenzentrumsumgebungen machen es relativ einfach, Workloads auf andere Server zu verschieben, bevor Sie sich an Wartungs- oder Upgrade-Arbeiten machen. Zusätzlich können Sie Workloads, die in virtuellen Maschinen laufen, mit von Kopier- oder Snapshot-Technologien replizieren. Egal wie simpel das Upgrade zu Beginn scheint: Änderungen im Rechenzentrum können immer in die Binsen gehen. Bereiten Sie sich stets auf den Ernstfall vor. Dafür unternehmen Sie folgende Schritte:

  • Sichern Sie aller Serveranwendungen und Speichersysteme, die mit dem Upgrade-Prozess zusammenhängen.
  • Testen Sie den Wiederherstellungsprozess.
  • Stellen Sie sicher, dass alle an der Upgrade-Aufgabe beteiligten IT-Mitarbeiter eine Wiederherstellung oder ein Rollback erfolgreich durchführen können.
  • Dokumentieren Sie den Zustand Ihrer bestehenden Infrastruktur – selbst wenn Sie planen, alles zu ändern – damit Sie sie bei Bedarf zu einem bekanntermaßen funktionierenden System zurückkehren können.
  • Dokumentieren Sie alle Änderungen, die während des Upgrades stattfinden – wie zum Beispiel das Ändern einer IP-Adresse oder das Verschieben einer VM auf einen anderen physischen Server. Stellen Sie sicher, dass diese Änderungen in ihrem Änderungsmanagement festgehalten werden.

8. Stakeholder auf dem Laufenden halten

Upgrades stören den regulären Geschäftsbetrieb und machen im schlimmsten Fall wichtige Workloads für längere Zeit unverfügbar. Das beeinträchtigt Mitarbeiter, Geschäftspartner, Kunden und Führungskräfte gleichermaßen. Bei Arbeiten im Rechenzentrum sollten Sie grundsätzlich alle Teile des Unternehmens in Kenntnis setzen.

Zu einem Upgrade-Projekt gehören in der Regel zahlreiche Schritte. Arbeiten Sie jede Aufgabe einzeln ab und teilen Sie dies den Beteiligten mit:

  • Informieren Sie Stakeholder, welche Upgrades sie planen, warum diese Arbeiten notwendig sind, welche Änderungen oder neue Funktionen verfügbar sein werden und wann Sie die Upgrades durchführen werden;
  • Erinnern Sie alle Beteiligten rechtzeitig an den Zeitplan, idealerweise mehrmals;
  • Senden Sie Updates an Stakeholder, wenn Sie auf Probleme oder Verzögerungen stoßen; und
  • senden Sie eine Entwarnung an alle Beteiligten, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind und der Betrieb wieder normal läuft.

Weisen Sie laufend auf die Kontaktdaten hin, unter denen Mitarbeiter Sie oder externen Support erreichen können, wenn es unerwartete Probleme gibt. Schulen Sie das Support-Personal im Voraus hinsichtlich er Neuerungen, damit es Benutzerfragen und -problemen kompetent begegnen kann.

9. Validieren Sie die Bereitstellung

Nach Abschluss der Arbeiten testen und überprüfen Sie, ob die Hardware- oder Softwarebereitstellung ordnungsgemäß funktioniert. Wenn Sie Workloads neu installieren oder zurück auf den Server migrieren, sollten sie über das lokale Rechenzentrumsnetzwerk zugänglich sein. In dieser Phase müssen die IT-Mitarbeiter die Leistung messen und bewerten, Upgrade-Probleme beheben und bei Bedarf ein Rollback durchführen. Erst wenn Sie wissen, dass alles wie vorgesehen funktioniert, sollten Sie die Ressourcen für die allgemeine Nutzung im Unternehmens-LAN oder Internet öffnen.

Upgrades können Ihre Verwaltungs-Tools und -systeme stören. Halten Sie alle Änderungen in Ihren Rechenzentrums- und Sicherheitsmanagement-Tools fest. Nutzen Sie dabei, wenn nötig, Ihre Dokumentation aus Schritt sechs. Es kann sein, dass Sie zusätzliche Agenten oder Treiber für Ihre Management-Tools installieren müssen.

10. Führen Sie bei Bedarf systematisch eine Bereitstellung durch

Führen Sie Upgrade-Projekte, die mit hohen Risiken verbunden sind, schrittweise durch. Beispielsweise bedingt die Aktualisierung einer unternehmenskritischen Altanwendung und der zugehörigen Hardware das zeitgleiche Bereitstellen neuer Assets. In so einem Fall sollten Sie die Umgebung für Betatests schrittweise öffnen, statt einfach die Anwendung und Hardware in einem Rutsch zu ersetzen. Dadurch schwächen Sie die Auswirkungen eventueller Probleme nach dem Produktivstart des Upgrades ab, da die ursprüngliche Hardware und Software verfügbar und betriebsbereit bleiben.

Wenn die neuen Assets wie vorgesehen funktionieren, können Sie weitere Benutzergruppen systematisch auf diese verschieben. Wenn Sie alle Benutzer erfolgreich migriert und die neuen Assets gründlich getestet haben, können Sie alle alten Assets herunterfahren oder umfunktionieren.

11. Berücksichtigen Sie Rechenzentrumsstandards

Upgrade-Projekte sind eine ausgezeichnete Gelegenheit, Rechenzentrumsstandards zu recherchieren und sich zu überlegen, ob eine Umsetzung und Zertifizierung für Sie sinnvoll ist.

Zahlreiche Code- und Best-Practice-Standards können Ihr Rechenzentrum aufwerten. Dazu gehören das Uptime Institute, TIA 942, ANSI/BICSI 002-2014, EN 50600 und eine Reihe optionaler Standards wie Leadership in Energy and Environmental Design, Green Globen und Energy Star. Verstehen Sie die Rolle jedes Standards, bewerten Sie seine Bedeutung oder seinen Nutzen für Ihr Unternehmen und planen Sie die Implementierung gewünschter Standards im Rahmen laufender Rechenzentrums-Upgrade-Projekte.

Erfahren Sie mehr über Serverhardware

ComputerWeekly.de
Close