Oracle erweitert Fusion Cloud Applications um KI-Funktionen

Oracle CTO Larry Ellison gab sich auf der Kundenveranstaltung OpenWorld 2018 betont kämpferisch – insbesondere gegenüber den Rivalen Amazon und SAP.

Oracle hat auf der OpenWorld 2018 eine Reihe Verbesserungen und Erweiterungen der Fusion Cloud Applications präsentiert. Besonderes Interesse galt dabei dem neuen User Interface, das Larry Ellison, Gründer und CTO von Oracle, in Verbindung mit Amazon Alexa in seiner Keynote vorstellte.

Jeder Dialog beginnt dabei mit der Standardfrage: „Alexa, frage bitte den Oracle-Assistenten ...“. Das ging ihm so flüssig über die Lippen, als sei Alexa ein Oracle-natives Produkt und nicht eine Erfindung des Rivalen Amazon.

Wichtiger Erfolg für Amazon

Mit der Nutzung als User Interface für Fusion ERP (Enterprise Resource Planning) und Fusion HCM (Human Capital Management) hat Amazon Alexa eine weitere wichtige Hürde auf dem Weg zu einer allgemeinen Business-Nutzung genommen. Ellison sagte sogar, dass Amazon CEO Jeff Bezos die Demo über das Internet verfolgt.

Neben der neuen Sprachschnittstelle fokussierte sich Ellison in seinen beiden Keynotes auf drei Bereiche: Eine neue, sichere Oracle Cloud Infrastructure (OCI), das Preis-Leistungsverhältnis der neuen autonomen Datenbank im Vergleich mit den AWS-Angeboten sowie die Nutzung von KI-Features innerhalb der Fusion Cloud Applications, insbesondere im Bereich Machine Learning (ML).

Mehr Sicherheit durch Kapselung

Was den ersten Punkt angeht, so hat Oracle seine OCI-Infrastruktur von Grund auf neu konzipiert, um diese vor allem sicherer zu machen. Herzstück ist die neue autonome Datenbank, die sich nicht nur selbst konfigurieren, sondern auch autonom patchen kann.

Es herrscht Star Wars da draußen. Roboter greifen die Cloud-Infrastrukturen und deren Daten an. Dagegen hilft nur der Einsatz von Robotern.
Larry EllisonGründer von Oracle

„Unsere Cloud-Datenbank der zweiten Generation ist sicherer, schneller und billiger als alles andere, was es derzeit auf dem Markt gibt“, sagt Ellison über das neue System. „Es gibt undurchdringliche Barrieren, die die Nutzerdaten vor allen Angriffen von außen, vom Abhören durch andere Applikationen auf denselben Servern, aber auch vor Oracle selbst schützen. Ihr müsst niemanden vertrauen, eure Daten sind vor uns und auch vor allen anderen vollkommen sicher“, rief er den rund 60.000 Teilnehmern der Veranstaltung zu.

Erreicht wird diese Absicherung durch eine physische Trennung jeder Benutzerdatenbank von den anderen Datenbanken sowie von den Servern, die den Cloud-Betrieb managen.

Mit Robotern gegen Roboter

Die Absicherung gegen Angriffe von außen erfolgt durch Bots, die Angriffe erkennen, die Daten davor schützen und die Attacke bekämpfen. „Es herrscht Star Wars da draußen. Roboter greifen die Cloud-Infrastrukturen und deren Daten an. Dagegen hilft nur der Einsatz von Robotern, denn menschliche Reaktionen dauern zu lange und führen unweigerlich zu Ausfallzeiten und möglicherweise sogar zu erheblichen Datenverlusten“, sagt Ellison weiter.

Larry Ellison, Gründer von Oracle
Abbildung 1: Larry Ellison, Gründer von Oracle

Er positioniert OCI vor allem gegen Amazon Web Services (AWS) und gibt zu bedenken: „Bei Amazon ist der Code für den Cloud-Betrieb auf den gleichen Maschinen gehostet, auf denen auch der Code der Kunden abläuft, das macht diese Architektur unsicher.“

AWS: Zu langsam und zu teuer

Auch bei dem Preis-Leistungsverhältnis positionierte Ellison die Oracle-Datenbank vor allem gegenüber Amazon. In verschiedenen Benchmarks, die er live auf der Bühne startete, ergaben sich immer wieder bessere und preisgünstigere Performance-Werte zugunsten von Oracle.

Ein Vergleich des Autonomous Data Warehouse mit Amazon RedShift zeigt laut Oracle, dass der Data Store von Oracle neunmal schneller und achtmal billiger ist. Am deutlichsten ist der Unterschied bei einer gemischten Belastung, die parallel auf dem Oracle-Service Autonomous Transaction Processing und Amazon Aurora ablief. Hier ergab sich bei der Performance ein Vorteil von eins zu hundert und beim Preis von eins zu achtzig jeweils zugunsten von Oracle.

Letztlich gab Ellison in seinem Vortrag zwei Garantien: „Ein Wechsel von einer der AWS-Datenbanken auf Oracle bewirkt mindestens eine Kostenhalbierung und eine garantierte SLA von 99,995 Prozent. Niemand im Cloud-Markt – außer uns – kann eine solche Garantie abgeben.“

Ellison spricht mit seinen Attacken zwei Sorgen von CIOs an: Sicherheit und Preis-Leistung. Das wird die Wirkung nicht verfehlen, auch wenn vieles von dem, was er lautstark formuliert, noch hinterfragt werden muss. Auf jeden Fall werden sich viele CIOs demnächst mit OCI auseinandersetzen.

Oracle ist erst spät auf den Cloud-Zug aufgesprungen und bemüht sich seit einigen Jahren zur Spitzengruppe von Amazon, Microsoft und Google aufzuschließen. Wie groß der Abstand ist, lässt sich nicht genau sagen, denn Oracle weist seine Cloud-Umsätze nicht separat aus.

Machine Learning so bedeutend wie das Internet

Der dritte Schwerpunkt, künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning als integraler Bestandteil der Fusion Cloud Applications, haben für Oracle eine strategische Bedeutung.

„Machine Learning ist das nächste große Ding in der IT-Welt; vergleichbar mit dem Internet“, lautet die Einschätzung von Ellison. Oracle setzt ML hauptsächlich im RPA-Bereich ein (Robotic Process Automation), was bei dem Unternehmen Intelligent Process Automation (IPA) genannt wird.

Machine Learning ist das nächste große Ding in der IT-Welt; vergleichbar mit dem Internet
Larry EllisonGründer von Oracle

„IPA erlaubt das automatische Erstellen von Geschäftsabschlüssen, das Auslösen von Bestellvorgängen oder die automatische Bezahlung von Lieferantenrechnungen, und das alles ohne menschliche Fehler“, sagt der Oracle CTO.

Grund zum Wechsel von SAP?

Für Ellison sind diese KI-Fähigkeiten so bedeutend, dass er glaubt, damit viele CIOs zu einem Wechsel von SAP auf die Fusion Cloud Applications zu bewegen. „Kein ERP-System ist so leistungsstark, wie unsere Fusion Applications“, sagt er in seiner bekannten Form der Superlative.

Diese Form der direkten Integration von neuen Technologien in bestimmte Anwendungen ist bei Oracle die neue Marschrichtung. So wurde die im Frühjahr angekündigte Blockchain für den Einsatz im Supply Chain Management (SCM) angepasst.

Zu diesen Blockchain Cloud Services gehören viele Funktionen, die in der Logistik von großer Bedeutung sind, zum Beispiel Sendungsverfolgung, Los- und Sample-Management, Temperaturüberwachung sowie die Nutzungsdaten für Garantie- und Haftungsfälle.

Bilderkennung im praktischen Einsatz

Zu den weiteren Ankündigungen auf der Open World gehörten eine vereinfachte Spesenabrechnung. Dabei macht man mit dem Smartphone oder Tablet ein Foto von einem Spesenbeleg und das System erkennt relevante Informationen, wie Datum, Preis und Ausgabegrund. Die Daten werden automatisch mit den geltenden Spesenregelungen abgeglichen.

Ellison machte in seiner Demo ein Foto von einer Restaurantabrechnung über 418 Dollar für zwei Personen. Das System monierte prompt den zu hohen Betrag von 209 Dollar pro Person sowie das zu hohe Trinkgeld von 31 Prozent.

Letztlich wird Mustererkennung immer häufiger bei der Analyse von Geschäftsabläufen oder der Betrugserkennung genutzt. Hierzu lassen sich zum Beispiel aus den vorhandenen Datenbergen fiktive Bilder generieren, deren statistische Konsistenz eine Art Normalzustand widerspiegeln. Anomalien erscheinen darin dann als Abweichungen, die mit Bilderkennungsprogrammen identifiziert werden können.

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