freshidea - Fotolia

Oracle setzt auf autonome Datenbanken und Data Warehouses

Oracle hat Anfang 2018 die selbstverwaltete Cloud-Datenbank Autonomous Database Cloud veröffentlicht. Was dahinter steckt und wie die Datenbank funktioniert.

Oracle setzt bei der Weiterentwicklung seiner Datenbank- und Cloud-Services auf Automatisierung. Seit März ist Autonomous Data Warehouse Cloud auf Basis der von Oracle entwickelten autonomen Datenbank verfügbar. Daneben bietet der Softwareanbieter seit Februar 2018 die Cloud Platform Autonomous Services an.

Gerhard Schlabschi, Director Technology & Cloud Computing bei Oracle, verweist im Interview darauf, dass drei Viertel der Kosten des Datenbank-Managements durch Administration und Optimierung entstehen. Die neuen autonomen Services sollen den Kostenaufwand und die Herausforderungen bei der Datenbank-Administration eliminieren. Die Technologie hierfür basiert auf Machine-Learning- und KI-Algorithmen.

Was die Services sonst noch können, warum Microsoft und AWS mit ihren Cloud-Datenbanken nach Ansicht von Schlabschi (preislich) nicht mit Oracle mithalten können und was es mit dem Blockchain Cloud Service von Oracle auf sich hat, erläutert der Manager im Interview.

Oracle hat im Februar 2018 die Cloud Platform Autonomous Services vorgestellt. Mit künstlicher Intelligenz und Machine Learning sollen unterschiedliche Aufgaben automatisiert werden. Wie funktioniert diese Automatisierung?

Gerhard Schlabschi: Laut einer Untersuchung von IDG entstehen rund 75 Prozent der Gesamtkosten des Datenbank-Managements, einschließlich der über fünf Jahre amortisierten Software- und Hardwarekosten, durch Administration und Optimierung für neue Anforderungen. Die Oracle Autonomous Database ist mit speziellen Funktionen ausgestattet, die einen in die Lage versetzen, sich selbst zu administrieren, sich an den aktuellen Ressourcenbedarf anzupassen sowie ohne Unterbrechung des laufenden Betriebs Updates einzuspielen. Zusätzlich profitieren die Kunden von einem automatisierten Datenbank-Tuning, einer Problemerkennung in Echtzeit und einer Hochverfügbarkeitsarchitektur, die Ausfälle durch Wartung und technische Fehler weitestgehend eliminiert. 

Um diese Services gewährleisten zu können, setzt Oracle auf neue Technologien: Funktionen wie automatisiertes Datenbank-Tuning und -Wartung basieren auf maschinellem Lernen. Die Daten des Betriebsprotokolls werden dabei als Informationsquelle verwendet, um das maschinelle Lernmodell zu trainieren. Analog zum autonomen Fahren haben Datenbankexperten dabei nur eine überwachende Funktion, die eigentliche Arbeit wird automatisch erledigt. Im praktischen Einsatz dient dieses Modell dann dazu, Fehler zu identifizieren und zu behandeln, Ursachenanalysen durchzuführen und präventive und korrigierende Empfehlungen zur Lösung der verschiedenen Probleme zu liefern, die im Rahmen des täglichen Betriebs der Datenbank auftreten.

Was beinhalten die Oracle Cloud Platform Autonomous Services?

Schlabschi: Die autonomen Services der Oracle Cloud Plattform nutzen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, um selbstverwaltende, selbstsichernde und selbstreparierende Cloud Services bereitzustellen. Unternehmen können dadurch Kosten senken, Risiken reduzieren, Innovationen ankurbeln und aussagekräftige Daten erhalten.

Zu den autonomen Services, die Oracle über seine Cloud-Plattform bereits anbietet, gehören Data Management, Application Development, Service & Data Integration sowie Security & Management. Sie bieten eine Fülle von Funktionen, die den anwendenden Unternehmen alle Vorteile einer modernen, leistungsstarken und sicheren IT-Infrastruktur bieten. Dazu zählen die Möglichkeit, Daten anschaulich aufzubereiten und aus ihnen wichtige Einsichten zu generieren sowie Sicherheitsprobleme automatisch zu beheben – auch solche, die im Code liegen.

Die Services arbeiten auf Basis der Autonomous Database Cloud. Was ist die Autonomous Database Cloud?

Schlabschi: Gegenwärtig adressiert die Oracle Autonomous Database analytische Workloads wie Data Warehouses. Vor kurzem erst wurde eine transaktionsorientierte Version angekündigt. Die entsprechenden Services stehen dem Anwender als Cloud-Service zur Verfügung. Dazu gehören auch regelmäßige Software-Patches und Upgrades, so dass der Anwender immer mit der neuesten Software arbeitet und sicher sein kann, dass Sicherheits-Patches installiert wurden. Oracle Autonomous Database kann Unternehmen, je nach Größe, tausende Arbeitsstunden pro Jahr ersparen.

Für welche Aufgaben lassen sich die autonomen Funktionen einsetzen?

Schlabschi: Künstliche Intelligenz und speziell die Unterdisziplin Machine Learning sind Werkzeuge, die sich in fast allen Bereichen der IT gewinnbringend einsetzen lassen. Oracle setzt sie gegenwärtig in so unterschiedlichen Bereichen wie Datenbanken, Daten- und Applikationsintegration, Softwareentwicklung bis hin zu Security- und Systems-Management ein.

Ein weiterer neuer Service ist Oracle Autonomous Data Warehouse Cloud. Was steckt hinter diesem Angebot?

Schlabschi: Bei der Autonomous Data Warehouse Cloud handelt es sich um eine Self-Managing Oracle-Datenbank, die exklusiv in der Oracle Public Cloud verfügbar und von ihrer Charakteristik her für ein Data Warehouse zugeschnitten ist. Die Daten müssen entsprechend der Art der Abfrage aufbereitet werden. Diese Aufbereitung der Daten lässt sich mittels künstlicher Intelligenz und Machine Learning automatisieren. Ein Machine-Learning-basiertes System analysiert dabei die Struktur der Frage und optimiert die Daten für die jeweilige Abfrage.

Was war der Antrieb, die autonome Cloud-Datenbank und die autonomen Cloud-Services zu entwickeln?

Schlabschi: Allen autonomen Services ist gemeinsam, dass sie durch die Vielzahl und Verschiedenartigkeit der Anforderungen verschiedener Nutzer an die Cloud-Services sehr schnell und vielfältig lernen, also, wenn man so will, ‚an Erfahrung gewinnen‘. Ein Unternehmen, das eine bestimmte Anforderung erstmals hat, musste die Erfahrung im Umgang mit dieser Anforderung bisher mühsam lokal aufbauen. Die Autonomous Cloud Services bieten diesem Unternehmen nun die Chance, von den Erfahrungen anderer Cloud-Services-Kunden bei ähnlichen Anforderungen zu profitieren.

Neben Oracle treiben auch Microsoft und AWS das Thema Cloud-Datenbanken voran. Wie unterscheidet sich Oracle von den beiden Konkurrenten?

Schlabschi: Die wichtigsten Differenzierungsfaktoren sind Kosteneffizienz, Skalierbarkeit, Performance, Verfügbarkeit und Autonomous Features. Außerdem liegt allen Oracle-Datenbank-Cloud-Services die gleiche Technologie zugrunde, die der Kunde auch On-Premises oder in anderen Cloud-Umgebungen benutzen kann, was seinen Migrationsaufwand auf ein Minimum reduziert. 

Die AWS-Datenbanken, aber auch Azure SQL, die neue Datenbank für den Microsoft PaaS Service, sind aus unserer Sicht proprietär, da die zugrunde liegende Technologie nicht in anderen Cloud-Umgebungen oder On-Premises verfügbar ist. Zudem sind diese und ebenso alle anderen Datenbanken weniger skalierbar und leistungsfähig, nicht so verfügbar und kompatibel und verfügen nicht über die Autonomous-Technologie. Außerdem sind sie aus verschiedenen Gründen teurer: Zum Beispiel ist der Azure-SQL-Service nur eingeschränkt kompatibel mit dem Microsoft SQL Server, das verursacht Migrationsaufwand. AWS nutzt verschiedene Datenbanktechnologien, zum Beispiel Aurora-Varianten und Redshift, für verschiedene Einsatzzwecke, unter anderem OLTP und Data Warehouses, dadurch entsteht ebenfalls Migrationsaufwand.

Gerhard Schlabschi, Oracle

„Zu den autonomen Services, die Oracle über seine Cloud-Plattform bereits anbietet, gehören Data Management, Application Development, Service & Data Integration sowie Security & Management.“

Gerhard Schlabschi, Oracle

Ein wichtiges Thema für Unternehmen ist die Sicherheit der Cloud-Datenbanken. Wie sichert Oracle die Datenbanken vor Angriffen ab?

Schlabschi: Oracle Datenbanken haben seit jeher ausgereifte Sicherheits-Mechanismen. Im Rechenzentrum werden diese Optionen leider mitunter nur zum Teil genutzt. Die Oracle-DB-Cloud-Services nutzen dagegen alle Security-Optionen der Oracle-Datenbank. Auch werden alle Daten stets verschlüsselt transportiert und gespeichert. Oracle bietet daher den mit Abstand sichersten Cloud-Datenbankservice. 

Oracle hat im Juli 2018 einen Blockchain Cloud Service angekündigt. Können Sie uns erläutert, was dieser Cloud-Service umfasst?

Schlabschi: Der Oracle Blockchain-Service bietet den einfachsten, schnellsten und sichersten Weg, einen Blockchain-Service aufzubauen. Bisher erforderte der Aufbau eines derartigen Service umfangreiche Investitionen und entsprechende Spezialkenntnisse für den Betrieb. Der Oracle-Blockchain-Service kann dagegen sofort aktiviert werden, auch Sicherheit, Hochverfügbarkeit, Backup und Point-in-Time Recovery sind von Haus aus sichergestellt.

Attraktiv ist dieser Service für alle Blockchain-Interessenten, zum Beispiel Unternehmen, die Blockchain-Technologie nutzen wollen oder bereits nutzen und den Aufwand minimieren möchten, aber auch Serviceanbieter, die offene Blockchain-Infrastrukturen für bestimmte Einsatzgebiete anbieten wollen. Die Digitalisierung von Unternehmen wird Blockchain mehr und mehr zu einer Basistechnologie machen. Mit Blockchain-Technologie lässt sich unter anderem die Authentizität von Daten sicherstellen – eine wichtige Voraussetzung speziell für Prozessautomatisierungen.

Folgen Sie SearchEnterpriseSoftware.de auch auf Twitter, Google+, Xing und Facebook!

Nächste Schritte

Was kann die Java-Community 2018 von Oracle erwarten?

Cloud-Datenbanken erhalten Schub von Oracle und Microsoft.

Oracle OpenWorld: Ellison teilt gegen AWS und Splunk aus.

Erfahren Sie mehr über Datenbanken

ComputerWeekly.de
Close