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Mit Outposts steigt AWS endgültig in die Hybrid Cloud ein

AWS stellt mit Outposts seinen Software-Stack auch in den Rechenzentren der Kunden bereit. Damit setzt Amazon auch verstärkt auf Hybrid-Cloud-Modelle.

Outposts ist der bisher bedeutendste Schritt von AWS in die Hybrid Cloud. Für viele Unternehmensanwender dürfte das ein willkommener Schritt sein. Andere könnten Bedenken haben, insbesondere was einen möglichen Lock-in-Effekt betrifft.

AWS Outposts stellt Rechen- und Storage-Racks zur Verfügung, die aus AWS-Hardware und -Software bestehen. Sie sind so konzipiert, dass sie in Kundenrechenzentren eingesetzt werden können. AWS liefert dabei nicht nur Racks mit Hardware, die mit seinen Softwareservices ausgestattet sind. Geplant ist auch, diese zu installieren und zu warten, sagte AWS CEO Andy Jassy in seiner Eröffnungsrede auf der re:Invent 2018. AWS Outposts soll noch 2019 verfügbar sein, Details zu Preisen und Konfigurationsoptionen sind bisher aber nur spärlich verfügbar.

AWS springt mit dem Service gerade noch rechtzeitig auf den Hybrid-Trend auf. Outposts kommt nach ähnlichen Angeboten wie Microsoft Azure Stack und Oracle Cloud at Customer. Sie alle bringen den Cloud-Software-Stack des jeweiligen Anbieters auf spezialisierte Hardware, die On-Premises bereitgestellt wird.

Diese neueren Deployment-Optionen konkurrieren mit den traditionellen Anbietern von Data-Center-Equipment wie Dell EMC und Hewlett Packard Enterprise (HPE). Diese kommen, was die Cloud-Integration betrifft, langsam ins Hintertreffen. Wie Microsoft und Oracle kann AWS von sich behaupten, eine optimale Zusammenarbeit zwischen seiner Public Cloud und seiner On-Premises-Lösung anzubieten.

Abbildung 1: AWS CEO Andy Jassy stellte Outposts in seiner Keynote auf der re:Invent 2018 vor.
Abbildung 1: AWS CEO Andy Jassy stellte Outposts in seiner Keynote auf der re:Invent 2018 vor.

„Tief im Inneren wissen die meisten CIOs, dass identische Cloud- und lokale Stacks, die von einem einzigen Anbieter verwaltet werden, der Schlüssel zu dem sind, was sie wollen: Workload-Portabilität“, sagt Holger Müller, Vice President und Principal Analyst bei Constellation Research. Außerdem benötigen Kunden auch lokale Installationen, da sie Bedenken hinsichtlich der Datenhoheit und -latenz haben.

Trotz der potenziellen Vorteile von Produkten wie Outposts könnten sich vorsichtige Kunden um die Lock-in-Risiken sorgen. Diese sind zweifellos bei Verwendung nur eines einzigen Anbieters vorhanden. Auf der anderen Seite stehen Unternehmen mit komplexeren Umgebungen. Anwender mit heterogenen Rechenzentren werden prüfen, wie viel von einer Investition AWS ausmacht. So können sie sicherstellen, dass Outposts gut mit anderen Lösungen zusammenspielt.

AWS hat bereits früher Schritte in die Hybrid-Cloud-Welt gemacht. Dazu gehörte vor allem der Deal mit VMware zur Portierung der beliebten Virtualisierungsplattform auf AWS. Deshalb wird VMware Cloud on AWS auch Outposts unterstützen, wobei Kunden die Möglichkeit haben, die gleichen Steuerelemente für die Ausführung ihrer VMware-Workloads zu nutzen. Wenn man berücksichtigt, wie umfangreich die Investitionen der AWS-Kunden in VMWare sind und welchen Wert die Partnerschaft für AWS hat, ist dies ein natürlicher Schritt.

Outposts wird als Single-Server sowie als Quarter-, Half- und Full-Rack verfügbar sein. AWS übernimmt alle Patches und Software-Updates. Die Systeme werden mit einer breiten Auswahl an Storage-, Memory- und Compute-Optionen erhältlich sein, und sie können leicht aufgerüstet werden, bewirbt AWS sein Angebot.

AWS Outposts demonstriert die Entschlossenheit von AWS, nicht nur die Public Cloud zu beherrschen, sondern seinen Einflussbereich auch die gesamte IT auszudehnen.

„Niemand hätte gedacht, dass AWS Bare Metal machen würde – bis sie es in Verbindung mit VMware taten“, sagt Dave Bartoletti, Analyst bei Forrester Research. „Niemand hätte gedacht, dass AWS auch im Rechenzentrum laufen würde – bis sie die zugrunde liegende Technologie entwickelt haben, um dies zu ermöglichen. Dabei opfern sie sicherlich nicht die Optionen, die sie in der Public Cloud anbieten.“

Unternehmen sollten Outposts nicht als eine Private Cloud betrachten. Sie sollten stattdessen die Arten von Anwendungen festlegen, die davon profitieren können, wenn Amazon-Dienste näher an einer Unternehmensanwendung oder -Datenbank laufen. „AWS verkauft Ihnen keinen Software-Stack, sondern einen vollständig verwalteten Cloud-Service“, sagt Bartoletti.

AWS-Storage, -Sicherheit und -Datenbanken

Ein anderer bemerkenswerter Service ist die Storage-Lösung S3 Glacier Deep Archive. Deep Archive richtet sich an Kunden, die die niedrigen Kosten und den enormen Speicherumfang von Bandlaufwerken mögen, aber dennoch auf eine modernere Option umsteigen möchten.

Der Service baut auf der bisherigen Archivierungsoption von AWS, Glacier, auf, und soll eine Verfügbarkeit von 99,9999999999999 Prozent garantieren. Darüber hinaus soll er nur ein Viertel der Kosten von Glacier verursachen.

Ein weiterer neuer Dienst richtete sich an leitende IT-Sicherheitsbeauftragte: AWS Security Hub bietet eine Benutzeroberfläche für Kunden, um Sicherheits- und Compliance-Software über ihre gesamte AWS-Umgebung zu verwalten. Der Service soll sich in eine Reihe von Sicherheitsprodukten von Drittanbietern integrieren lassen, die auf AWS laufen. Dazu gehören etwa Trend Micro und McAfee.

Mit Timestream bietet Amazon seit kurzem auch eine Zeitreihen-Datenbank, die auf IoT-Workloads zielt. Der Managed Service kann pro Tag Billionen von Ereignissen zu einem Bruchteil des Preises relationaler Datenbanken analysieren. Aus Kosten- und Effizienzgründen verwendet er eine Serverless-Architektur.

AWS hat außerdem Quantum Ledger Database (QLDB) eingeführt, einen Managed Service, der einen unveränderlichen, kryptographisch verifizierbaren Datenspeicher für Unternehmen bereitstellt. Von diesem Service profitieren vor allem Benutzer, die Anwendungen mit Blockchain-ähnlicher Funktionalität erstellen möchten, ohne ein Blockchain-Framework verwenden zu müssen.

Alternativen wie Hyperledger oder Ethereum nutzen Peer-to-Peer-Netzwerkknoten. Damit schaffen sie eine dezentrale Architektur, die keinen Single Point of Failure hat. Diese Netze erfordern einen Mehrheitskonsens über die Knoten im Netzwerk, bevor eine Transaktion durchgeführt wird. Der Quantum Ledger Database Service verwendet ein zentralisiertes Modell. AWS betont dabei, dass der Kompromiss eine bessere Leistung als traditionelle Blockchain-Frameworks bieten soll.

Nächste Schritte

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