Tierney - stock.adobe.com

Datenmigration in AWS-Cloud: Verfügbare Drittanbieter-Tools

Die Datenmigration in die AWS-Cloud kann nicht nur mit nativen AWS-Lösungen umgesetzt werden. Vielmehr steht ein umfangreiches Angebot an Drittanbieter-Tools zur Verfügung.

Amazon Web Services bietet mit über 200 Services ein umfangreiches Portfolio an Cloud-Diensten und ist zu einer wichtigen Plattform für Unternehmen geworden. Obwohl AWS selbst zahlreiche Tools rund um die Datenmigration zu AWS offeriert, können Firmen auch spezialisierte Drittanbieter-Tools nutzen, um individuelle Anforderungen effizienter, sicherer oder kostengünstiger zu erfüllen. Die Lösungen erweitern oder ersetzen dabei die vorhandenen AWS-Services. Bei einem Ökosystem von über 500 AWS-Partner kann es schwierig sein, das richtige Tool zu finden.

Dieser Beitrag listet nur eine wenige Lösungen als Beispiele und gibt Tipps, wie Verantwortliche den passenden Drittanbieterdienst auswählen können, entsprechend ihren unterschiedlichen Architektur- und Unternehmensanforderungen.

Warum Drittanbieter-Tools für die AWS-Migration wichtig sind

Obwohl AWS eine große Bandbreite an Funktionen abdeckt, stoßen Anwender in der Praxis häufig auf funktionale oder betriebliche Grenzen. Drittanbieter-Tools bieten oft spezialisierte Fähigkeiten, wie etwa granulare Datenvisualisierung, automatisierte Sicherheitsrichtlinien oder praxiserprobte Workflows für hybride und Multi-Cloud-Infrastrukturen.

Typische Gründe für den Einsatz von Drittanbieter-Tools sind:

  • Erweiterte Benutzerfreundlichkeit oder Visualisierung
  • Automatisierte Compliance- und Sicherheitsanalysen
  • Erweiterte Integrationsmöglichkeiten in bestehende IT-Landschaften
  • Effizientere Kostenkontrolle und optimierte Ressourcenplanung
  • Schnellerer Zugang zu Innovationen und Best Practices

Darüber hinaus kann der Standort des AWS-Partners eine Rolle spielen. Manche Firmen bevorzugen die lokale Nähe zu ihrem IT-Dienstleister, da persönliche Termine oder Vor-Ort-Schulungen leichter umzusetzen sein können.

Kategorisierung von Tools und Anbietern

Eine Kategorisierung von Anbietern und ihren Tools hilft bei der Suche nach der geeigneten Lösung. Dafür sollten die Migrationsverantwortlichen bereits die Migrationsstrategie und ihre Umgebungsanforderungen definiert haben. Zusätzlich zu den hier genannten Kategorein können Unternehmen Kategorien wählen, die zu ihrer Infrastruktur passen, beispielsweise SaaS-Umgebungen, Virtualisierung, Kostenkontrolle, Audits sowie langfristige und ständige Optimierung. Die wichtigsten Kategorien sind nachfolgend zusammengefasst.

Migration und Hybrid Cloud Management

Viele Unternehmen migrieren Workloads schrittweise in die Cloud. Tools zur Migration und zum Betrieb hybrider Umgebungen helfen bei Planung, Durchführung und Integration. Zu den Beispielen der Drittanbieter-Tools gehören unter anderem:

  • CloudEndure (AWS Application Migration Service): Automatisiert Lift-and-Shift-Migrationen auf AWS.
  • Zerto: Disaster-Recovery- und Migrationslösung, geeignet für VMware-Umgebungen.
  • Morpheus: Plattformübergreifende Verwaltung von hybriden Cloud-Ressourcen, inkl. Provisionierung und Kostenverfolgung.

Security und Compliance

Sicherheits- und Compliance-Anforderungen steigen kontinuierlich – besonders in regulierten Branchen. Drittanbieter-Tools helfen, Bedrohungen proaktiv zu erkennen, automatisierte Richtlinien durchzusetzen und Audits zu vereinfachen.

Beispiele hierfür sind:

  • Lacework: Cloud-native Sicherheitsplattform mit Fokus auf Runtime-Schutz, Anomalie-Erkennung und Compliance-Scans.
  • Prisma Cloud: Vollumfängliches CSPM-Tool für Multi-Cloud-Szenarien. Unterstützt auch IaC-Scanning.
  • Trend Micro Cloud One: Bietet Schutz für Container, Workloads, Dateien und Netzwerke – auch in hybriden Umgebungen.

Infrastructure as Code und Automatisierung

Tools in dieser Kategorie erlauben die automatisierte Bereitstellung, Konfiguration und Pflege von Infrastruktur und Applikationen in AWS. Verfügbare Tools sind beispielsweise:

  • Terraform: De-facto-Standard für deklarative Infrastruktur, unterstützt AWS nativ via Provider.
  • Pulumi: Infrastruktur mit echten Programmiersprachen wie TypeScript oder Python definieren.
  • Ansible: Ideal für Konfigurationsmanagement und einfache Infrastrukturautomatisierung via YAML.

Backup und Disaster Recovery

Backup-Strategien und DR-Architekturen müssen Cloud-nativ und automatisierbar sein. Drittanbieter ermöglichen feinkörnigere Kontrolle und Compliance-Berichte. Beispiele für diese Tools sind:

  • Veeam: Unterstützt EC2, RDS, VPC-Snapshots, mit klassischem Backup-Ansatz.
  • Druva: SaaS-Backup-Plattform ohne Infrastrukturbedarf, einfache Skalierung.
  • N2WS: AWS-optimiertes Backup-Tool mit Fokus auf Snapshot-Management und Multi-Region-Support.

FinOps und Kostenmanagement

Eine strukturierte Kostenkontrolle in der Cloud ist erfolgskritisch. FinOps-Tools liefern Transparenz und Optimierungsmöglichkeiten. Zu den Beispielanbietern zählen unter anderem:

  • CloudHealth by VMware: KPI-gestützte Analyse, Forecasting, Tagging-Strategien.
  • Cloudability: Speziell für FinOps-Teams, mit granularer Budget- und KPI-Steuerung.
  • Spot.io: Dynamische Optimierung von Spot-Instanzen, EC2-RI und Elastizität.

Monitoring und Observability

Moderne Cloud-Infrastrukturen benötigen eine durchgängige Überwachung über alle Komponenten hinweg. Drittanbieter-Tools bieten erweiterte Einblicke, automatische Alarmierungen und flexible Dashboards, die über die Möglichkeiten von AWS CloudWatch hinausgehen. Beispiele hierfür sind:

  • Datadog: Ideal für Umgebungen mit hohem Monitoring-Bedarf, bietet tiefgreifende Integrationen, vollständige Visualisierung und automatisierte Anomalie-Erkennung.
  • New Relic: Eignet sich besonders für kleine bis mittelgroße DevOps-Teams, bietet einen attraktiven Einstiegspreis und intuitive Dashboards.
  • Dynatrace: Führend bei KI-gestützter Ursachenanalyse in komplexen, serviceorientierten Architekturen. Sehr gut geeignet für Enterprise-Umgebungen mit hohen Compliance-Anforderungen.

Weitere Tipps zur Auswahl des Drittanbieter-Tools

Die Auswahl eines Drittanbieter-Tools sollte auf Basis technischer, organisatorischer und wirtschaftlicher Kriterien erfolgen. Folgende Fragen helfen bei der Eingrenzung:

  1. Was ist das Hauptziel? (zum Beispiel Sicherheit, Kostenkontrolle, Performance)
  2. Wie komplex ist die AWS-Architektur? (Monolithisch oder Microservices)
  3. Wird eine Multi-Cloud-Strategie verfolgt oder ausschließlich AWS genutzt?
  4. Gibt es besondere Anforderungen an Datenschutz oder Compliance?

Für eine fundierte Entscheidung empfiehlt sich eine Vergleichsmatrix, ein Proof-of-Concept (PoC) mit ausgewählten Tools und eine frühzeitige Abstimmung mit IT-Security und FinOps-Teams.

IT-Verantwortliche sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Vorbereitung und die Auswahl der richtigen Tools für die Datenmigration in die AWS-Cloud – oder in jede andere Cloud – Zeit und Aufwand mit sich bringen. AWS selbst bietet auf seiner Webseite eine Übersicht seiner zahlreichen Partner, die den Migrationsprozess unterstützen. Dabei können Anwender nach verschiedenen Kriterien suchen, beispielsweise nach Standorttyp, Art der Lösung (zum Beispiel Software, Hardware oder Managed Services), Branche, Service, Workloads oder Einsatzszenario.

Fazit

Drittanbieter-Tools sind ein strategischer Bestandteil moderner AWS-Infrastrukturen. Sie ergänzen native AWS-Dienste und ermöglichen es Unternehmen, komplexe Anforderungen im Bereich Sicherheit, Skalierbarkeit und Effizienz zu erfüllen. Entscheidend ist eine strukturierte Bewertung der Anforderungen und ein methodischer Auswahlprozess, um den größtmöglichen Mehrwert aus den eingesetzten Tools zu ziehen.

Lesen Sie zusätzlich zu diesem Beitrag, was bei der Cloud-Migration in AWS zu beachten ist und welche AWS-nativen Tools für die Datenmigration zur Verfügung stehen.

Erfahren Sie mehr über Storage Management