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SAP Business Data Cloud: Datenzugang mit zentralem Katalog

SAP Business Data Cloud ermöglicht einen rollenbasierten Zugang zu Daten im Unternehmen über einen zentralen, strukturierten Datenkatalog. Der Beitrag gibt einen Überblick.

SAP Business Data Cloud (BDC) wurde eingeführt, um Unternehmen dabei zu unterstützen, datengetriebene Entscheidungen zu treffen und gleichzeitig Technologien wie KI, Automatisierung und Echtzeit-Analysen in bestehende Geschäftsprozesse zu integrieren. Die Plattform konsolidiert Daten aus verschiedenen SAP- und Nicht-SAP-Systemen und macht sie in einer harmonisierten Struktur verfügbar.

Von der Business Data Fabric zur Business Data Cloud

SAP Business Data Cloud ist die Weiterentwicklung der bisherigen Business Data Fabric. Sie kombiniert SAP Datasphere, SAP Analytics Cloud, SAP Knowledge Graph, SAP Build, SAP Integration Suite und KI-Funktionen zu einer einheitlich gemanagten SaaS-Lösung (Software as a Service). Die zugrunde liegende Architektur basiert auf einer Lakehouse-Architektur, die strukturierte und unstrukturierte Daten integriert. Ein zentraler Bestandteil ist der Object Store, der als Speicher- und Austauschschicht fungiert. Dort werden semantisch angereicherte Datenprodukte erzeugt, katalogisiert und über standardisierte Schnittstellen zur Verfügung gestellt.

SAP Business Data Cloud
Abbildung 1: SAP Business Data Cloud erweitert die Analysemöglichkeiten von Daten mit SAP deutlich.

Vermeidung von Redundanz durch Zero Copy Architektur

Ein zentrales Merkmal der Business Data Cloud ist die Vermeidung redundanter Datenhaltung durch die Zero Copy Architektur in Verbindung mit Delta Sharing. Datenprodukte müssen nicht repliziert werden. Stattdessen werden sie über offene Standards geteilt, wobei die Daten in ihrer ursprünglichen Quelle verbleiben. Die neue ORDL-Spezifikation (Object Resource Discovery Layer) erlaubt es, Metadaten und Zugriffsrechte in einem gemeinsamen Katalogmodell zu verwalten. Dies führt zu höherer Effizienz, besserer Datenqualität und reduziertem Integrationsaufwand.

Industrieübergreifende Datenprodukte als Basis

SAP Business Data Cloud stellt vorkonfigurierte Datenprodukte zur Verfügung, die aus operativen Systemen wie SAP S/4HANA, SAP SuccessFactors, SAP Ariba, Concur oder ECC-Systemen (SAP ERP Central Component) gewonnen werden. Diese enthalten zum Beispiel Finanz-, Order-to-Cash-, Supply-Chain-, HR- oder Bewegungsdaten. Kunden können diese Datenprodukte direkt konsumieren oder daraus abgeleitete Datenprodukte generieren, um spezifische Anforderungen abzubilden. Die semantische Konsistenz bleibt erhalten, wodurch kein zusätzlicher Modellierungsaufwand entsteht.

SAP Business Data Cloud
Abbildung 2: Effektiver Zugriff auf Unternehmensdaten mit SAP Business Data Cloud.

Insight Applications für analytischen und operativen Mehrwert

Zur direkten Nutzung der Datenprodukte bietet SAP Business Data Cloud Insight Applications. Diese Anwendungen kombinieren Dashboards, Datenmodelle und vortrainierte KI-Funktionen. Die Applikationen sind vollständig gemanagt und beziehen alle notwendigen Artefakte automatisch aus der Plattform. Unternehmen erhalten dadurch sofort einsatzfähige Lösungen, etwa zur Finanzplanung, Liquiditätssteuerung oder zur Optimierung der Lieferkette. Die Integration in SAP Analytics Cloud ermöglicht zusätzlich die Erweiterung um eigene Berichte und Kennzahlen.

Anbindung und Integration bestehender Systeme

SAP Business Data Cloud unterstützt hybride und heterogene Systemlandschaften. Bestehende Business-Warehouse-Systeme (einschließlich BW 7.5 und BW/4HANA in der Private Cloud Edition) lassen sich über dedizierte Datenproduktgeneratoren integrieren. Kunden mit On-Premises-Systemen erhalten über SAP Datasphere oder den neuen Datenkatalog Zugriff auf ihre Daten. Die Integration mit Drittanbietersystemen wie Microsoft Dynamics, Google BigQuery oder Moody's erfolgt über SAP Data Intelligence sowie die native Integration von Databricks.

Databricks als Technologiepartner im Machine Learning Stack

Durch die strategische Partnerschaft mit Databricks wird die Integration von Machine-Learning-Szenarien vereinfacht. Data Scientists und Data Engineers können direkt auf Datenprodukte in der SAP Business Data Cloud zugreifen und diese für KI-Modelle, Simulationen und Prognosen nutzen. Die Zero Copy Integration mit dem Databricks Unity Catalog erlaubt eine bidirektionale Nutzung. Erkenntnisse aus Machine-Learning-Prozessen lassen sich wiederum als neue Datenprodukte in den zentralen Katalog zurückführen.

Verwaltbarkeit, Governance und Erweiterbarkeit

SAP Business Data Cloud wird zentral über das Business Data Cloud Cockpit gesteuert. Dieses erlaubt die Installation, Erweiterung und Überwachung von Datenprodukten, Insight Applications und Zugriffsrechten. Kunden profitieren von einem einheitlichen Governance-Framework und rollenbasierter Zugriffskontrolle. Erweiterungen lassen sich über SAP Build, Datasphere oder Drittanbieterwerkzeuge wie Power BI einbinden. Partner wie Accenture, Capgemini, Deloitte, PwC oder EY entwickeln eigene Insight Applications für branchenspezifische Anforderungen.

Technologische Voraussetzungen und Verfügbarkeit

Aktuell ist SAP Business Data Cloud in den Rechenzentren Frankfurt und Nordamerika verfügbar. Die Einführung in Tokio, Google-Cloud-Regionen und Microsoft Azure ist für 2025 geplant. Technische Voraussetzung auf operativer Seite ist die SAP S/4HANA Private Cloud Edition, die über ein Push Framework mit der Business Data Cloud verbunden ist. Die initiale Datenextraktion erfolgt dabei nicht mehr über Pull-Prozesse, sondern über ein von SAP definiertes Push-Modell. Für die Migration bestehender Landschaften bietet SAP eine Brownfield-Strategie mit direkter Vertragskonvertierung an.

Perspektive auf die BW-Modernisierung

SAP bietet mit Business Data Cloud einen modernen Pfad zur schrittweisen Ablösung klassischer BW-Systeme. Die Lösung erlaubt es, BW-Inhalte ohne unmittelbare Migration zu integrieren und sukzessive in die neue Datenarchitektur zu überführen. Bestehende Investments bleiben erhalten. Gleichzeitig profitieren Kunden von neuen Analyse- und KI-Funktionen, einer besseren Wartbarkeit und einem zukunftssicheren Architekturmodell. SAP plant, die Funktionalitäten von Datasphere sukzessive um klassische BW-Komponenten zu ergänzen, ohne dass aufwendige Migrationsprojekte erforderlich sind.

Joule in SAP Business Data Cloud
Abbildung 3: Der KI-Assistent Joule ist direkt in SAP Business Data Cloud eingebunden.

Rollenorientierter Zugriff für unterschiedliche Nutzergruppen

SAP Business Data Cloud adressiert die Anforderungen unterschiedlicher Nutzerrollen. Data Engineers, Data Scientists und Fachanwender greifen jeweils auf ihre spezifischen Funktionen zu. Während techniknahe Rollen mit Databricks oder SAP Datasphere arbeiten, stehen Fachanwendern Low-Code-Werkzeuge, vorgefertigte Insight Apps und KI-gestützte Assistenten wie Joule zur Verfügung. Joule erlaubt die natürliche Sprachabfrage auf strukturierte und unstrukturierte Daten und bildet so die Brücke zwischen KI und operativer Analytik.

Datendemokratisierung durch zentralen Datenkatalog

Ein zentrales Ziel der SAP Business Data Cloud ist es, Daten unternehmensweit zugänglich zu machen, ohne deren Kontext oder Qualität zu verlieren. Hierzu nutzt SAP einen einheitlichen Datenkatalog, in dem alle verfügbaren Datenprodukte katalogisiert, beschrieben und mit Metadaten versehen sind. Die Konsistenz wird durch die übergreifende semantische Modellierung sichergestellt.

Anwender müssen nicht mehr wissen, aus welchem Ursprungssystem eine Information stammt oder wie sie technisch angebunden ist. Der zentrale Katalog ermöglicht eine rollenbasierte, durchgängige Datenfreigabe und beschleunigt die Entwicklung analytischer Anwendungen erheblich. Auch nicht-technische Anwender finden sich über Such- und Filterfunktionen schnell zurecht, wodurch Datenzugriff und Wiederverwendbarkeit vereinfacht werden.

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