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Gartner definiert Top Ten der IT-Trends 2019

Für das Jahr 2019 hat Gartner die zehn wichtigsten IT-Trends definiert, unter anderem Künstliche Intelligenz, Digital Twin, Quantum Computing und Blockchain.

Im Rahmen des Gartner Symposiums/ITxpo vom 14. bis 18. Oktober in Orlando hat das Analystenhaus seine Liste der zehn wichtigsten strategischen Technologietrends für 2019 herausgegeben. Gartner listet Trends, die laut Analystenmeinung disruptives Potential haben und sich aus einem Anfangsstadium in schnelles Wachstum entwickeln und die in den nächsten fünf Jahren wegweisend sein werden.

Die Top Ten der IT-Trends 2019 in der Kurzübersicht

Autonome Dinge

Autonome Dinge, wie Roboter, Drohnen und autonome Fahrzeuge, nutzen Künstliche Intelligenz, um Funktionen zu automatisieren, die zuvor vom Menschen ausgeführt wurden. Diese Automatisierung geht über die Automatisierung hinaus, die durch starre Programmiermodelle definiert ist. Künstliche Intelligenz wird hier genutzt, um fortschrittliche Verhaltensweisen zu liefern, die natürlicher mit ihrer Umgebung und mit Menschen interagieren soll.

Erweiterte Analytik

Die erweiterte Analytik konzentriert sich auf einen bestimmten Bereich der erweiterten Intelligenz und nutzt Machine Learning (ML), um die Entwicklung, den Konsum und die gemeinsame Nutzung von Analyseinhalten zu transformieren. Die erweiterten Analysefähigkeiten werden sich laut Gartner rasch als ein Schlüsselelement der Datenaufbereitung, des Datenmanagements, der modernen Analytik, des Geschäftsprozessmanagements, des Process Mining und der Data Science Plattformen entwickeln. Automatisierte Erkenntnisse aus der erweiterten Analytik werden demnach auch in Unternehmensanwendungen - zum Beispiel aus den Bereichen Personal, Finanzen, Vertrieb, Marketing, Kundenservice, Beschaffung und Asset Management – eingebettet. Damit sollen die Entscheidungen und Handlungen aller Mitarbeiter in ihrem Kontext zu optimiert werden, nicht nur der Analysten und Datenwissenschaftler. Augmented Analytics automatisiert die Prozesse der Datenaufbereitung sowie der Insight-Generierung und Insight-Visualisierung. Dadurch werden in vielen Situationen professionelle Datenwissenschaftler überflüssig.

KI-basierte Entwicklung

Der Markt künstlicher Intelligenz (KI) wandelt sich rasant von einem Ansatz, bei dem professionelle Datenwissenschaftler mit Anwendungsentwicklern zusammenarbeiten müssen, um die KI-basierten Lösungen zu entwickeln, zu einem Modell, bei dem der professionelle Entwickler allein mit vordefinierten Modellen arbeiten kann, die als Service bereitgestellt werden. Dies bietet dem Entwickler ein Ökosystem aus KI-Algorithmen und -Modellen sowie Entwicklungswerkzeugen, die darauf zugeschnitten sind, KI-Fähigkeiten und -Modelle in eine Lösung zu integrieren. Eine weitere Ebene der professionellen Anwendungsentwicklung ergibt sich, wenn Künstliche Intelligenz auf den Entwicklungsprozess selbst angewendet wird, um verschiedene Funktionen der Data Science, Anwendungsentwicklung und des Testens zu automatisieren. Bis 2022 werden nach Ansicht Gartners mindestens 40 Prozent der Projekte zur Entwicklung neuer Anwendungen KI-Entwickler mit in ihrem Team haben.

Digital Twin

Ein digitaler Zwilling ist die digitale Darstellung einer realen Einheit oder eines Systems. Bis 2020 schätzt Gartner, dass es mehr als 20 Milliarden angeschlossene Sensoren und Endpunkte geben wird und digitale Zwillinge für potenziell Milliarden von Dingen existieren werden. Unternehmen werden Digital Twins zunächst einfach implementieren. Sie werden sie im Laufe der Zeit weiterentwickeln und ihre Fähigkeit verbessern, die richtigen Daten zu sammeln und zu visualisieren, die richtigen Analysen und Regeln anzuwenden und effektiv auf Geschäftsziele zu reagieren.

Empowered Edge

Empowered Edge bezieht sich auf Endgeräte, die von Menschen genutzt oder in die Welt um uns herum eingebettet werden. Edge Computing beschreibt eine Computertopologie, in der die Informationsverarbeitung sowie die Erfassung und Bereitstellung von Inhalten näher an diesen Endpunkten platziert werden. Hier wird versucht, den Traffic und die Verarbeitung lokal abzuarbeiten, mit dem Ziel, Traffic und Latenz zu reduzieren.

In naher Zukunft werden diese Endpunkte durch das Internet of Things bestimmt und es wird notwendig sein, die Verarbeitung nicht auf einem zentralen Cloud-Server, sondern in der Nähe des Endpunktes vorzuhalten. Anstatt jedoch eine neue Architektur zu schaffen, werden sich Cloud Computing und Edge Computing als komplementäre Modelle entwickeln, bei denen Cloud-Services als zentralisierte Dienste ausgeführt werden, nicht nur auf zentralisierten Servern, sondern auch auf verteilten Servern vor Ort und auf den Edge-Geräten selbst.

In den nächsten fünf Jahren werden spezialisierte KI-Chips zusammen mit größerer Rechenleistung, Speicher und anderen erweiterten Funktionen zu einer breiteren Palette von Edge-Geräten hinzugefügt. Die extreme Heterogenität dieser eingebetteten IoT-Welt und die langen Lebenszyklen von Assets wie Industriesystemen werden zu erheblichen Managementherausforderungen führen. Längerfristig, mit zunehmender Reife von 5G, wird die expandierende Edge-Computerumgebung eine stabile Kommunikation zu zentralisierten Diensten haben. 5G bietet eine geringere Latenz, eine höhere Bandbreite und einen dramatischen Anstieg der Anzahl der Knoten (Edge Endpoints) pro Quadratkilometer.

Immersive Erfahrung

Gesprächsplattformen verändern die Art und Weise, wie Menschen mit der digitalen Welt umgehen. Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR) verändern die Art und Weise, wie Menschen die digitale Welt wahrnehmen. Diese kombinierte Verschiebung von Wahrnehmungs- und Interaktionsmodellen führt zu einer zukünftigen immersiven Benutzererfahrung.

Blockchain

Blockchain verspricht, die Industrien umzugestalten, indem es Vertrauen und Transparenz schafft sowie die Konflikte zwischen Geschäftsökosystemen reduziert. Das senkt die Kosten, verkürzt die Transaktionsabwicklungszeiten und optimiert den Cashflow. Heute wird den Banken, Clearingstellen, Regierungen und vielen anderen Institutionen als Zentralbehörden mit der „Single Version of the Truth“ vertraut, die sicher in ihren Datenbanken gepflegt wird. Das zentralisierte Vertrauensmodell verzögert Transaktionen und führt zu zusätzlichen Kosten (Provisionen, Gebühren und den Zeitwert des Geldes). Blockchain bietet einen alternativen Vertrauensmodus und eliminiert die Notwendigkeit zentraler Behörden bei der Abwicklung von Transaktionen.

Viele Blockchain-Initiativen implementieren heute nicht alle Attribute der Blockchain - zum Beispiel eine hochverteilte Datenbank. Diese von der Blockchain inspirierten Lösungen können betriebliche Effizienz durch Automatisierung von Geschäftsprozessen oder durch Digitalisierung von Aufzeichnungen ermöglichen. Sie haben das Potential, den Informationsaustausch zwischen bekannten Unternehmen zu verbessern und die Möglichkeiten zur Prüfung physischer und digitaler Vermögenswerte zu verbessern. Diese Ansätze bringen jedoch keine reale Blockchain-Disruption und können die Anbieterabhängigkeit erhöhen. Unternehmen, die sich für diese Option entscheiden, sollten die Einschränkungen verstehen und darauf vorbereitet sein, im Laufe der Zeit zu kompletten Blockchain-Lösungen überzugehen. Allerdings lassen sich noch häufig die gleichen Ergebnisse durch effizientere und abgestimmte Nicht-Blockchain-Technologien erzielen.

Smart Spaces

Ein intelligenter Raum – Smart Space – ist eine physische oder digitale Umgebung, in der Menschen und technologiegestützte Systeme in zunehmend offenen, vernetzten, koordinierten und intelligenten Ökosystemen interagieren. Mehrere Elemente - einschließlich Menschen, Prozesse, Dienstleistungen und Dinge - kommen in einem intelligenten Raum zusammen, um ein immersiveres, interaktives und automatisiertes Erlebnis für eine Reihe von Personen und Branchenszenarien zu schaffen. Dieser Trend verschmilzt mit Konzepten wie Smart Cities, Smart Home oder digitalen Arbeitsplätzen.

Digitale Ethik und Privatsphäre

Digitale Ethik und Datenschutz bzw. die persönliche Privatsphäre sind ein wachsendes Problem für Einzelpersonen, Organisationen und Regierungen. Menschen sind zunehmend besorgt darüber, wie ihre personenbezogenen Daten von Unternehmen im öffentlichen und privaten Sektor verwendet werden, und eine Protestreaktion wird Unternehmen treffen, die diese Bedenken nicht proaktiv angehen und Lösungen anbieten.

Quantum Computing

Quantum Computing (QC) beschreibt ein Computing, das auf dem Quantenzustand von subatomaren Teilchen (z.B. Elektronen und Ionen) operiert, die Informationen als Elemente darstellen, die als Quantenbits (qubits) bezeichnet werden. Die parallele Ausführung und exponentielle Skalierbarkeit von Quantencomputern bedeutet, dass sie sich für Probleme eignen, die für einen traditionellen Ansatz zu komplex sind oder bei denen traditionelle Algorithmen zu lange brauchen würden, um eine Lösung zu finden. Branchen wie Automobil, Finanzen, Versicherungen, Pharma, Militär und Forschung profitieren am meisten von den Fortschritten in der QC. In der Pharmaindustrie könnte QC beispielsweise verwendet werden, um molekulare Wechselwirkungen auf atomarer Ebene zu modellieren, um die Markteinführung neuer Krebsmedikamente zu beschleunigen, oder QC könnte die Interaktion von Proteinen beschleunigen und genauer vorhersagen, was zu neuen pharmazeutischen Methoden führt.

Gartner-Kunden können mehr erfahren im Gartner Special Report „Top 10 Strategic Technology Trends for 2019“. Weitere detaillierte Analysen zu jedem Technologietrend finden Sie im Gartner YouTube-Video „Gartner Top 10 Strategic Technology Trends 2019“.

Kommentar

Alle Jahre wieder, möchte man sagen und alle Jahre wieder nicht wirklich Überaschendes oder bahnbrechend Neues. Die oben beschriebenen Trends mögen sich ja dadurch auszeichnen, dass sie es über den Status des Marketing-Hypes und Buzzword-Bingos hinaus geschafft haben, ein wirklicher Aha-Effekt bleibt beim IT-Betrachter allerdings aus. Wer regelmäßig technologische Entwicklungen verfolgt, dem sind all die Top-Trends bekannt, die Gartner hier präsentiert.

Gerade Technologien wie Blockchain, Quantum Computing und Künstliche Intelligenz sind nicht neu und das enorme Potenzial war bereits längst abzusehen. Nichtsdestotrotz ist es sicher für einige Entscheider hilfreich und wichtig, dass Analysten im Prinzip bestätigen, was man durch eigene Recherche und Technologieverständnis selbst ermitteln könnte. Und darüber hinaus lässt sich mit diesen Angaben und Meinungen noch immer gut Geld verdienen. Aber auch das ist kein neuer Trend, denn schon das Orakel von Delphi gab nur begüterten Kunden individuelle Voraussagen, die wahrscheinlich auch eher auf die Erwartungen des Ratsuchenden ausgelegt waren.  

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