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Wenn Wolken schrumpfen: Wird die Public Cloud zum Wölkchen?

Für viele ist die Public Cloud mittlerweile entzaubert. Unser Gastautor erklärt, welche Gründe dafür für und gegen die Repatriation sprechen und welche Alternativen es gibt.

Lange galt die Public Cloud als die Lösung der Zukunft: Daten zu 100 Prozent dezentral lagern und von jedem Ort der Welt aus darauf zugreifen können, geschützt vor Umweltrisiken, wie Bränden, Erdbeben oder simplen, aber folgenreichen Hardwareschäden. Und der Erfolg dieses Konzeptes wird bleiben – trotzdem erleben wir gerade zum ersten Mal seit Jahren, dass das Wachstum der Public Cloud und damit der großen Hyperscaler leicht rückläufig ist. Steigende Nutzerzahlen verbuchen hingegen die Private Cloud-Anbieter.

Jedes Jahr erhebt der KPMG Cloud Monitor, wie stark die Cloud-Nutzung in Deutschland gestiegen ist. Demnach wuchs die Public Cloud 2022 nur um einen Prozentpunkt im Vergleich zu den Vorjahren zum ersten Mal ins Stocken geraten. Private-Cloud-Angebote dagegen sind um vier Prozent gewachsen, auf inzwischen 67 Prozent. Insgesamt nutzen acht von zehn Unternehmen Cloud Computing, eine Mehrheit davon die Private Cloud.

Diese Resultate des aktuellen KPMG Cloud-Monitors 2022 widersprechen damit der weitverbreiteten Ansicht, dass vor allem die Marktmacht der Hyperscaler mit ihren Public-Cloud-Angeboten das Wachstum im Cloud-Segment anführt. Und sie lassen den Schluss zu, dass der Bedarf an zentralisierten (Public) Angeboten rückläufig ist. Eine marktbeherrschende Bedeutung der Public Cloud zeichnet sich angesichts eines Niveaus von 47 Prozent nicht ab.

Nachteile der Public Cloud

Dezentrale Cloud-Computing-Angebote scheinen wieder bedeutender zu werden. Denn die Public Cloud hat neben vielen Vorteilen auch ein paar Nachteile. Dazu gehören die unter Umständen hohen Latenzzeiten, wenn das Rechenzentrum nicht in derselben geografischen Region liegt. Außerdem ist die Public Cloud entgegen der Annahme vieler Unternehmen nicht immer unbedingt die günstigere Alternative. Häufig gibt es versteckte Kosten, etwa durch die Zerfaserung des Angebots in viele kleine, einzeln zu buchende Services. Hinzu kommt der Datenschutz, der zu Skepsis gegenüber den großen Anbietern führt.

Viele Nutzer kritisieren zudem den Support der Hyperscaler. Er ist häufig an andere Dienstleister ausgelagert und erlaubt keine persönlichen Kontakte bei Problemen. Bei der Integration einer Cloud-Lösung kann es aber schnell dazu kommen, dass Sie schnelle und personalisierte Hilfe benötigen.

Chancen der Public Cloud

Im Moment hat die Public Cloud bei einem Thema noch die Nase vorn: IoT (Internet of Things) und Edge-Computing. Das Edge-Modell ermöglicht es Unternehmen, Daten zu sammeln und zu verarbeiten, bevor sie in die Cloud gesendet werden. Es besteht ein hoher Bedarf an IT-Architektur, die Edge und Cloud verbindet. Bisher war die Public Cloud die bevorzugte Lösung, da die meisten IoT-Plattformen dort als Service verfügbar sind. Doch grundsätzlich können Edge-Devices auch in die Private Cloud senden, lediglich die Konnektivität ist aufwendiger.

Hendrik Hasenkamp, gridscale

„Der Einsatz der Public Cloud verhindert bei den kleineren IT-Teams im Mittelstand, dass sie sich verzetteln und im Alltagsbetrieb aufreiben. Stattdessen können sie die Bereitstellung der Infrastruktur an die Cloud Provider auslagern und sich um die Entwicklung oder Implementation innovativer IT-Lösungen kümmern.“

RHendrik Hasenkamp, gridscale

Allerdings sollten mittelständische Unternehmen genau überlegen, ob eine Cloud-Repatriation tatsächlich sinnvoll ist. Das Rückführen von Daten in eigene On-Premises-Rechenzentren wird sich kaum lohnen. Denn Aufbau, Betrieb und ständiges Aufrüsten eines eigenen Rechenzentrums erzeugen hohe Kosten, da die Anforderungen an den IT-Betrieb inzwischen sehr hoch sind.

Kleinere Rechenzentren können die gewünschte Servicequalität kaum noch erfüllen. Hinzu kommt der Fachkräftemangel: Quer durch alle Branchen fehlen laut Bitkom etwa 137.000 IT-Experten, offene Stellen bleiben im Durchschnitt etwa sieben Monate lang unbesetzt. Besonders gefragt sind neben Entwicklern vor allem Administratoren, ohne die kein Rechenzentrumsbetrieb funktioniert.

Der Einsatz der Public Cloud verhindert bei den kleineren IT-Teams im Mittelstand, dass sie sich verzetteln und im Alltagsbetrieb aufreiben. Stattdessen können sie die Bereitstellung der Infrastruktur an die Cloud Provider auslagern und sich um die Entwicklung oder Implementation innovativer IT-Lösungen kümmern. Zudem sind Cloud-Lösungen effizienter und wirtschaftlicher. In der Cloud können Teams neue Ressourcen mit einem Mausklick konfigurieren und nutzen sie direkt innerhalb weniger Stunden oder sogar Minuten. Im eigenen Rechenzentrum dagegen erfordert das Erweitern der Ressourcen oft den Kauf und Aufbau zusätzlicher Hardware.

Lokale Anbieter und Hybrid Cloud als sichere Alternative

Die Cloud ist auch weiterhin das bessere Modell für die meisten Anwendungsfälle, es muss allerdings nicht unbedingt ein Hyperscaler sein. Denn neben den IT-Riesen und dem eigenen Rechenzentrum gibt es noch eine Alternative: Lokale Cloud-Anbieter. Ihre Portfolios sind häufig besser auf die typischen Anforderungen von mittelständischen Unternehmen zugeschnitten. Sie bieten oft besseren Support, da die Unternehmen in der Lage sind, individuelle Kontakte zu ihren Providern aufzubauen. Auch die Abrechnung der Gebühren ist besser zu durchschauen, teils rechnen sie sogar minutengenau ab. Bei genauem Blick können einige der kleineren Provider sogar preislich mithalten, es gibt weniger versteckte Kosten.

Durch den engeren Kontakt zum Provider ist es auch möglich, auf sehr einfache Weise ein besseres Cloud-Modell zu verwirklichen: die Hybrid Cloud. Darunter wird ein Mix aus On-Premises-Anwendungen und Public-Cloud-Lösungen verstanden. Dabei nutzen die Unternehmen eine Private Cloud in Kombination mit einem oder sogar mehreren Cloud-Providern. Der Vorteil hier: Geschäftskritische Daten lassen sich auf eigenen, lokalen Servern speichern. Das ist vielen Unternehmen sehr wichtig und erleichtert Compliance und Datenschutz.

Wenn einzelne Workloads eine höhere Leistung erfordern, buchen die Unternehmen flexibel Rechenkraft, Speicher und Bandbreite in der Public Cloud hinzu – bei lokalen Providern. Der Fokus auf solche Anbieter und hybride Cloud-Lösungen wird es Unternehmen ermöglichen, von den Vorteilen der Cloud zu profitieren, ohne auf Sicherheit, Compliance und persönlichen Support zu verzichten.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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