
Fantastic - stock.adobe.com
VMware vSphere 9.0 bringt Automation und NVMe-Tiering
Broadcom liefert mit vSphere Foundation 9.0 ein konsolidiertes Plattform-Update für Private Clouds. Dieser Beitrag geht auf die Neuerungen ein und zeigt, was wichtig ist.
Mit vSphere Foundation 9.0 bringt Broadcom das erste große Update seit der Übernahme von VMware auf den Markt und markiert damit eine strategische Neuausrichtung weg vom Public-Cloud-Fokus hin zur konsolidierten Private-Cloud-Plattform. Die neue Version integriert zentrale Infrastrukturdienste unter einer einheitlichen Oberfläche, rationalisiert operative Prozesse und erweitert die Automatisierungsmöglichkeiten deutlich. Zielgruppen sind mittlere und große Organisationen, die ihre Infrastruktur souverän betreiben wollen, im eigenen Rechenzentrum, über Service Provider oder bei Hyperscalern wie AWS, Azure oder Google, sofern VCF-Lizenzen vorhanden sind.
Neue Installer und zentralisiertes Management
Im Zentrum steht der VMware Cloud Foundation Installer, der die Bereitstellung der Plattform automatisiert. Pre-Checks, Architekturvalidierung und komponentenübergreifende Konfiguration sind integriert. Auf Basis deklarativer JSON-Vorlagen lassen sich vordefinierte Umgebungen Cluster-übergreifend replizieren, relevant für konsistente Rollouts über Standorte hinweg. Administratoren greifen über die VCF Operations Console auf alle Betriebsfunktionen zu, Entwickler nutzen die dedizierte Automation Console, die Aria Automation und Cloud Director ersetzt. Die Benutzerführung wurde überarbeitet und zusammengeführt, um die Komplexität verteilter Verwaltungsaufgaben zu minimieren.
Modernisierte Hypervisor-Basis und NVMe-Speicher-Tiering
Mit ESXi 9.0 wird erstmals NVMe Memory Tierung produktiv unterstützt. Kalte Speicherbereiche lagern automatisiert auf NVMe-Medien aus, während aktive Daten im DRAM verbleiben. Dies vergrößert die effektive Arbeitsspeicherkapazität pro Host signifikant. In Virtual-Desktop-Infrastrukturen oder In-Memory-Datenbanken erlaubt das höhere VM-Dichte bei geringerem Energie- und Kühlbedarf. Die neue Version kann laut Hersteller bis zu 38 Prozent an Speicher- und Serverkosten einsparen.
vSphere Foundation 9.0 skaliert einzelne VMs auf bis zu 960 vCPUs, unterstützt werden dabei AMD Zen 5 und Intel Granite Rapids. In Kombination mit beschleunigtem vMotion für GPU-gestützte Maschinen werden ML-Trainings und inferenzlastige Workloads nahezu unterbrechungsfrei migriert. Der Migrationsvorgang nutzt Fast Suspend/Resume-Technik, um GPU-RAM im laufenden Betrieb zu übertragen, laut internen Benchmarks bis zu sechsmal schneller als zuvor.

Erweiterungen im Lifecycle-Management und API-Konsolidierung
Das vSphere Lifecycle Management unterstützt jetzt Composite Cluster Images mit bis zu vier individuellen Hardware- und Firmware-Konfigurationen innerhalb eines Clusters. Dies erlaubt es, unterschiedliche Servergenerationen zu betreiben, ohne das ESXi-Baseline-Image zu verlassen. Gleichzeitig standardisiert VMware das API-Modell: OpenAPI 3.0 und eine vereinheitlichte SDK-Struktur ermöglichen konsistente Automatisierung über alle Komponennten hinweg. Entwickler erhalten damit Zugriff auf eine zentrale API-Schicht, unabhängig von vCenter, vSAN oder NSX, und können bestehende Automatisierungsskripte versionsübergreifend weiterverwenden.
Neue Storage-Funktionen und verbesserte Telemetrie
Ein erweitertes Storage-Dashboard fasst Telemetriedaten aus SAN-, NAS- und vSAN-Quellen zusammen. Die Analysefunktionen stützen sich auf maschinelles Lernen und integrierte Diagnoselogik, um Engpässe frühzeitig zu erkennen. Für vSAN ESA führt VMware mit Version 9.0 native Replikationsfunktionen zwischen zwei vSAN-Datastores ein. Snapshots lassen sich asynchron replizieren, VM-spezifisch sichern und per Richtlinie wiederherstellen, ohne zusätzliche Replikationssoftware. Zudem verbessert die Trennung des Storage-Traffics in vSAN-Clustern die Performance bei Netzausfällen und steigert die IOPS-Leistung um bis zu 25 Prozent.
Kubernetes-Supervisor-Cluster können nun unabhängig von vCenter aktualisiert werden. Dies erlaubt eine schnellere Reaktion auf Sicherheitslücken und Funktions-Updates, entweder über den Broadcom-Depot oder über eine offline verfügbare Content Library. Die Modularisierung der Kubernetes-Dienste verbessert die Wartbarkeit und erleichtert das Update-Management in produktiven Multi-Tenant-Umgebungen.
Sicherheitsfunktionen weiter ausgebaut
Mit TLS 1.3 als Standard aktiviert VMware moderne Verschlüsselung auf allen Management- und API-Endpunkten. Die Cipher-Auswahl beschränkt sich auf AEAD-Algorithmen mit Forward Secrecy. Damit entfällt die Notwendigkeit zur manuellen Härtung. Live Patching für ESXi wurde erweitert, nun lassen sich Kernel-Patches sowie Sicherheits-Updates für vmkernel und vSAN ohne Reboot einspielen. In Kombination mit UI-geführter Absicherung und FIPS-validierter Verschlüsselung erreicht die Plattform ein durchgängiges Sicherheitsniveau auf Infrastrukturebene.
Veränderte Hardwarekompatibilität und Evaluierungsmodell
Die Einführung von ESXi 9.0 bringt eine Neuausrichtung der unterstützten Hardware. Broadcom streicht Unterstützung für eine Reihe älterer Prozessoren, etwa Broadwell-basierte Xeons, sowie verbreitete SCSI-HBAs. Systeme außerhalb der VMware Compatibility List lassen sich zwar mit einem Forced Install übergehen, erhalten jedoch keinen Support. Im Laborumfeld praktikabel, für Produktionssysteme ungeeignet. Die Evaluierungslaufzeit wurde auf 90 Tage verlängert, ohne klassische Evalierungskennzeichnung. Eine Lizenzintegration in der Standalone-Version fehlt, stattdessen erwartet Broadcom die zentrale Verwaltung über vCenter.
VCF 9.0 unterstützt erstmals eine flexible Lizenzportabilität zwischen Rechenzentrum, Service-Provider-Clouds und Hyperscalern. Broadcom entkoppelt sich damit vom früher priorisierten Modell und positioniert VCF als souveräne Alternative zur Public Cloud, mit vergleichbarer Funktionalität, aber größerer Kontrolle über Daten, Kosten und Architektur. Kleine und mittelgroße Kunden ohne vollständige VCF-Implementierung rücken in den Hintergrund. Der Fokus liegt auf vollständigen Private-Cloud-Umgebungen mit klarer Governance und zentralem Lifecycle-Management.
Verfügbarkeit und Ausblick
vSphere Foundation 9.0 steht seit dem 18. Juni 2025 bereit. Sämtliche Komponenten, darunter ESXi 9.0, vCenter 9.0 und NSX 9.0, sind für berechtigte Kunden abrufbar. Einige Funktionen, etwa vVOL oder vCloud Director, sind zwar noch verfügbar, aber bereits abgekündigt. VxRail-Systeme bleiben bis auf Weiteres außen vor.