NicoElNino - Fotolia

Acht KI-Prognosen für das Jahr 2024

Innerhalb kürzester Zeit ist KI zum Trendthema geworden, in allen Branchen und Lebensbereichen. Infosys erklärt, wie die Entwicklung im nächsten Jahr aussehen könnte.

Die Ausgaben für generative künstliche Intelligenz (KI) erlebten in den letzten zwölf Monaten einen Boom. Allein in Nordamerika investierten Unternehmen 3,3 Milliarden Dollar, wie eine Studie von Infosys zeigt. Dies spiegelt das rasant wachsende Interesse nach der Einführung von ChatGPT, dem ersten weithin verfügbaren generativen KI-Tool wider. Bei mehr als 37 derzeit verfügbaren großen Sprachmodellen (LLMs) und dem großen Enthusiasmus in Technologie-Kreisen ist es kein Wunder, dass 50 Prozent der S&P-Zuwächse im Jahr 2023 auf die Großen Sieben zurückzuführen sind: Apple, MicrosoftNVIDIAAlphabet, Meta, Tesla und Amazon.

Die Prognose: Diese Dynamik setzt sich künftig weiter fort: Die Rechenleistung verdoppelt sich alle sechs Monate; Unternehmen wie Google, Amazon und Spotify verdoppeln ihre KI-First-Strategie. Mit der Veröffentlichung von ChatGPT und weiteren verbraucherfreundlichen Tools hat nun jeder Anwender, der einen Browser nutzt, eine Ahnung vom Potenzial generativer KI. Unternehmen, die nicht zumindest mit KI experimentieren, verlieren künftig den Anschluss.

Wie sieht also die Zukunft aus? Hier sind acht Vorhersagen, die auf der Infosys Forschung basieren und von denen das Unternehmen der Meinung ist, dass sie im Jahr 2024 zutreffen werden – was zu noch größeren Durchbrüchen, Produktentwicklungen und Innovationen führen wird.

1. Unternehmen, die der Datenbereitstellung Priorität einräumen, nutzen die Vorteile der generativen KI

Laut der Infosys Data + AI Radar Studie sind nur 26 Prozent der Führungskräfte mit den KI-Initiativen zufrieden. Dies ist größtenteils auf den Mangel an zeitnahen, relevanten und sicheren Daten zurückzuführen, mit denen die KI-Modellen trainiert werden müssen. Datenzentrierte Unternehmen gewährleisten, dass Datenbestände verfügbar, zugänglich, auffindbar und von hoher Qualität sind. Sie profitieren von den Vorteilen offener und geschlossener generativer KI-Modelle. Diese Unternehmen sind am besten in der Lage, die Früchte der KI-Revolution zu ernten. Eine Prognose der Studie: Europäische Unternehmen schneiden dank ihrer größeren Reife im Umgang mit Daten hier gut ab. Wie wir in unserem jüngsten Bericht Generative AI Radar: Europe erörtert haben, sind wir der Meinung, dass die europäische Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) und das neuere EU-KI-Gesetz dieses höhere Bewusstsein und diesen Reifegrad gefördert haben.

2. Unternehmen gehen zu einem produktorientierten Modell über und priorisieren zukunftsweisende KI-Initiativen

Im Jahr 2024 werden Führungskräfte ihre Unternehmen rund um KI-Datenprodukte, interne KI-Cloud-Services und andere KI-First-Wertströme organisieren. Auf diese Weise können Unternehmen Customer Journeys in Richtung KI-First-Resultate entwickeln und ihre Produktteams aufeinander abstimmen. Dieser Ansatz löst interne Team-Silos auf, erhöht die Geschäftsgeschwindigkeit sowie die Experimentierfreudigkeit und stellt die Kundenbedürfnisse in den Vordergrund – wichtige Punkte im schnelllebigen KI-Bereich. Die Produktzentrierung ermöglicht es Unternehmen außerdem, zukunftsorientierte, generative Initiativen zu priorisieren, anstatt solche, die nur geringe Auswirkungen haben.

3. KI-gestütztes Design wird ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie

Produkte und Dienstleistungen werden mit Hilfe von KI-gestützter Software sowie Augmented-Reality-, Virtual-Reality- und Extended-Reality-Technologien entworfen. Die Designethik wird über die Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit hinausgehen und KI-Fairness, -Sicherheit, -Transparenz und -Datenschutz einbeziehen.

4. KI-Talente haben oberste Priorität

KI-Talente haben oberste Priorität – die ist eine der vier größten Herausforderungen für Führungskräfte, die ihr Unternehmen auf KI umstellen wollen, so das Ergebnis der Infosys Untersuchung. Neue Aufgaben im KI-Bereich fokussieren sich auf Daten, Technik und Design; im Prompt Engineering und der Modell-Feinabstimmung gewinnen sie an Bedeutung. Andere Berufe, wie Produktmanager, Experience Designer, Digitalspezialisten und Plattformingenieure, beziehen KI-gesteuerte Lernpfade mit ein, um die Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten. Personen, die in der Lage sind, KI in einem Unternehmen zu skalieren, sind ebenfalls sehr gefragt.

5.  Einhaltung von KI-Vorschriften lässt Unternehmen auf Prioritäten fokussieren und experimentieren

Im Jahr 2024 werden KI-erfahrene Unternehmen den Schwerpunkt auf die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften legen, diese kontinuierlich verfolgen sowie Fähigkeiten identifizieren und einsetzen, die die Daten-Compliance stärken. Datenschutz, Datensouveränität und Datenresidenz werden zu strategischen Überlegungen. Technologien zur Anonymisierung, Pseudonymisierung und Tokenisierung erfüllen regulatorische und lokale Anforderungen.

6. Führende Unternehmen verfolgen einen Plattformansatz, um KI zu skalieren

Plattformansätze zur Skalierung von KI gewinnen im Jahr 2024 an Bedeutung. Smarte Unternehmen werden die meisten Datenverarbeitungs-, -verbrauchs- und -verwaltungsmuster in eine Plattform einbetten und diese autonom verwalten. Dieser Ansatz ermöglicht es Unternehmen auch, Sicherheitsmodelle im laufenden Betrieb zu erstellen sowie Vermögenswerte und Wissen an einem Ort zu verwalten. Während weniger ausgereifte Unternehmen einen anwendungsfallorientierten Ansatz verfolgen, können Organisationen mit einem Plattformansatz schnell Innovationen einführen und neue generative KI-Modelle auf der Plattform ablegen, um sie in großem Maßstab zu implementieren.

7. Nutzung synthetischer Daten nimmt zu, schließt Lücken und ergänzt reale Daten

Synthetische Daten – also computergenerierte Daten, die Daten von Menschen oder realen Ereignissen ersetzen – werden von Unternehmen genutzt, die nicht über genügend traditionelle Daten verfügen. Ihre Verbreitung beschleunigt sich parallel zu den Fortschritten der KI-Technologie. Tatsächlich werden synthetische Daten bis 2030 reale Daten in KI-Modellen völlig in den Schatten stellen. Dieser Ansatz birgt jedoch Risiken wie Datenschutz, Verzerrungen und Ungenauigkeit sowie die allgemeinen Bedenken im Zusammenhang mit Garbage in, Garbage out. Diese Risiken müssen durch eine höhere Aufmerksamkeit für KI-Ethik sowie verantwortungsvolles KI und Stakeholder-Management bewältigt werden.

Jeff Kavanaugh, Infosys

„Mit der Veröffentlichung von ChatGPT und weiteren verbraucherfreundlichen Tools hat nun jeder Anwender, der einen Browser nutzt, eine Ahnung vom Potenzial generativer KI. Unternehmen, die nicht zumindest mit KI experimentieren, verlieren künftig den Anschluss.“

Jeff Kavanaugh, Infosys

8. Unternehmensleitung verfolgt einen praktischen Ansatz, der Vorstand wird ebenfalls aktiv

Die Unternehmensleitung nimmt eine viel aktivere Rolle bei der Einführung von KI-Tools und -Services ein- und das sowohl intern als auch extern. Grund dafür sind auch die regulatorischen Vorschriften, die derzeit eingeführt werden, sowie die mit KI verbundenen Risiken. Die gute Nachricht ist, dass CEOs und CIOs bereits in mehr als einem Viertel der Firmen in den USA und Kanada generative KI-Initiativen unterstützen. Die Unternehmensleitung in europäischen Unternehmen ist sogar noch häufiger als ihre nordamerikanischen Pendants primärer Sponsor generativer KI-Initiativen. Wir gehen davon aus, dass diese Aufsicht durch Führungskräfte im Jahr 2024 zunimmt und sich weiterentwickelt.

Fazit

Ein Thema, das sich aus den Infosys-Untersuchungen und Kundeninterviews ergibt, ist, dass KI und Daten in die Struktur des Unternehmens eingebunden werden müssen. Dies wird im Jahr 2024 noch wichtiger. KI ist eine prädiktive und generative Fähigkeit, die die nächste Generation der industriellen Revolution einleiten wird. Sie ist die treibende Kraft hinter intelligenzgesteuerten Aktionen, Innovationen und Wachstum. Unternehmen, die diese acht Trends in den kommenden zwölf Monaten nicht aufgreifen, werden schnell Wettbewerbsvorteile verlieren.

Über den Autor:
Jeff Kavanaugh ist Vizepräsident und Leiter des Infosys Knowledge Institute, dem Forschungs- und Thought-Leadership-Zweig von Infosys. Er ist der Bestseller-Autor von Practical Sustainability, The Live Enterprise und Consulting Essentials und hat in führenden Publikationen wie der Harvard Business Review veröffentlicht. Zudem spricht Jeff Kavanaugh regelmäßig auf Konferenzen wie den Vereinten Nationen und dem Weltwirtschaftsforum.

Erfahren Sie mehr über Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML)

ComputerWeekly.de
Close