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Wie Google zu AWS und Microsoft aufschließen möchte

Die Google Cloud Platform liegt beim Marktanteil deutlich hinter AWS und Microsoft Azure. Google rechnet sich aber gute Chancen aus, den Abstand zu verringern.

Das Cloud-Angebot ist unter dem Begriff Google Cloud Platform (GCP) etabliert. Die Plattform startete 2008 als App Engine und gesellte sich mit der Einführung der Compute Engine im Dezember 2013 zu den großen Providern.

Google Cloud Platform stellt eine Kombination von Infrastructure as a Service (IaaS) – Compute Engine –, Platform as a Service (PaaS) – App Engine – sowie eine Reihe ergänzender Technologien, unter anderem Object Storage, einen Docker-Container-Service, Google Kubernetes Engine (GKE) und einen Serverless-Computing-Dienst.

Zur GCP-Infrastruktur gehören Rechenzentren in den USA, in Belgien, Japan, Singapur, Deutschland, den Niederlanden, England, Indien, Australien, Brasilien, Kanada, Hong Kong, der Schweiz und Taiwan. Als besondere Stärken von Google gelten KI- und Machine-Learning-Funktionen sowie IT-Automatisierungswerkzeuge.

Geringer Marktanteil

Doch Google gehört mit seinen Produkten nicht zu den führenden Cloud-Anbietern. Laut Gartner ist der gegenwärtige Marktanteil von GCP mit vier Prozent bescheiden. Marktführer ist Amazon Web Services (AWS) mit 47,8 Prozent, gefolgt von Microsoft Azure mit 15,5 Prozent und Alibaba mit 7,7 Prozent.

Doch Google unternimmt große Anstrengungen, seine Position zu verbessern. Ein Anzeichen hierfür ist, dass der Suchmaschinenanbieter im November 2018 Thomas Kurian als CEO für das Cloud-Geschäft gewinnen konnte. Kurian war zuvor 22 Jahre bei Oracle tätig. Unter seiner Führung hat Google seine Cloud-Vertriebsmannschaft ausgebaut und die Red-Hat- und Microsoft-Veteranin Kirsten Kliphouse als President Google Cloud für Nordamerika gewonnen. Im April 2019 berief Google außerdem den langjährigen SAP-Manager Robert Enslin als President Cloud Sales.

Getrennte Strategien für Groß- und Kleinunternehmen

Kurian präsentierte in seinem ersten öffentlichen Auftritt auf dem Google Cloud Next Event im April 2019, wie er die Google Cloud Platform gegenüber der Konkurrenz aufstellen möchte.

Bei großen Firmen mit starker Internetpräsenz will Google in den Bereichen Container, Kubernetes und Serverless Computing punkten. In diesem Bereich hat Google Anthos entwickelt, mit dem sich auf Basis von Kubernetes beliebige Multi-Cloud-Umgebungen zentral managen lassen.

Google verweist darauf, dass die von Google entwickelte Container-Orchestrierungsplattform Kubernetes mittlerweile von allen großen Cloud-Anbietern eingesetzt wird, und auch VMWare stellt vSphere auf Kubernetes um. Die neue Strategie betrifft vor allem zukünftige Erweiterungen, die zuerst auf der Google Cloud Platform zur Verfügung stehen und dort auf eine friktionslose Interoperabilität getestet wurden.

In der Business-Welt wurde Kurians Vorstoß zum Aufbau einer dauerhaften Partnerschaft positiv aufgenommen. Schon kurz danach berichteten verschiede Anbieter über neue oder erweiterte Kooperation mit Google. So soll das Teradata-Analytics-Produkt Vantage demnächst auf der Google Cloud Plattform verfügbar sein.

Abbildung 1: Google befindet sich hinter AWS und Microsoft im Leader Quadrant von Gartner.
Abbildung 1: Google befindet sich hinter AWS und Microsoft im Leader Quadrant von Gartner.

„Wir hatten am Anfang Bedenken, ob sich GCP wirklich an die Unternehmenskunden richtet und ein verlässlicher CIO-Partner ist. Seit der Übernahme dieses Bereiches durch Thomas Kurian hat sich vieles zum Positiven gewandelt“, kommentierte Teradata CTO Stephen Brobst die Ankündigung. Auch VMware, HPE und Dell Technologies haben inzwischen Kooperationen mit Google angekündigt.

KMU: Einstieg über die G Suite

Was den KMU-Markt angeht, so setzt man auf den Erfolg der Google Docs (G Suite), die bereits auf der GCP gehostet sind. Hier geht darum, weitere Anwender davon zu überzeugen, die Google-Plattform auch für erweiterte Business-Anwendungen zu verwenden. Google bedient sich dabei eines Partnernetzes: Weltweit zählt das Unternehmen 13.000 Partner, für die Google umfangreiche Schulungs- und Zertifizierungsprogramme aufgelegt hat.

Diese Taktik entspricht weitestgehend der Microsoft-Strategie, bei der ebenfalls über die Nutzung von Office 365 und anderer Cloud-Anwendungen geworben wird. Auch hier spielt das Partnernetzwerk eine große Rolle, wenn es um die Akquisition und die Betreuung von KMUs oder Speziallösungen geht.

Bei den Analysten an dritter Position

Analysten zeigen sich vom Google-Cloud-Angebot noch skeptisch. Im Gartner Magic Quadrant für Infrastructure as a Service schafft es GCP zwar in den Leaders-Quadrat, liegt dort aber hinter AWS und Microsoft. Allerdings ist Google besser positioniert als Alibaba, Oracle und IBM.

Gartner begründet die etwas schlechtere Position gegenüber AWS und Microsoft mit der geringeren Verlässlichkeit im Business-IT-Bereich. „Google ist bislang noch unerfahren, wenn es um Abläufe und Regeln im Umgang mit Business-Kunden geht“, heißt es bei Gartner.

In den Forrester-Analysen ist die Platzierung ähnlich. Auch hier führen AWS und Microsoft vor Google, Alibaba, IBM und Oracle. Forrester Research lobt zwar die Kubernetes-Expertise von Google, die sich in der Anthos-Plattform widerspiegelt, doch bemängelt die Sicherheits- und Zugangskontrollfunktionen. Diese seien uneinheitlich und müssten verbessert werden. Die Forrester-Analysten sehen die G Suite das GCP-Angebot eher als Konkurrenz zu Microsoft und nicht zu AWS.

Insgesamt hat Google gute Chancen, einen Teil des rasant wachsenden Cloud-Marktes für sich zu verbuchen, denn noch gibt es keinen Verdrängungswettbewerb. Laut Forrester Research sind 80 aller IT-Anwendungen in der Cloud. AWS CEO Andy Jassy sagte auf der jüngsten Kundenveranstaltung sogar, dass Cloud Computing erst drei Prozent der weltweiten IT-Umsätze ausmacht.

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