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Windows-10-Ende: Zwischen Stillstand und Aufbruch

Die Zeit für den Umstieg auf Windows 11 drängt: Ohne klare Strategie drohen Sicherheitslücken, Ausfälle und Innovationsstau: jetzt handeln sichert Zukunftsfähigkeit.

Kaum ist ein Projekt im Ziel, stehen drei neue an. Für viele IT-Leitungen ist das Alltag – und die bevorstehende Ablösung von Windows 10 reiht sich nahtlos in diese Kette von Herausforderungen ein. Zwischen Cybersecurity, Cloud-Migration, Fachkräftemangel und wachsenden Compliance-Anforderungen konkurriert das Thema mit einer ganzen Reihe dringender Prioritäten.

Gleichzeitig läuft System zwar stabil, doch diese Stabilität hat ein Verfallsdatum. In wenigen Monaten wird Windows 10 nicht mehr verlässlich betrieben werden können und dennoch fehlt in vielen Organisationen noch der konkrete Startschuss. Die meisten IT-Teams haben das Thema auf dem Radar, doch die Auswirkungen auf die eigene Hardware- und Softwarelandschaft werden oft unterschätzt.

Aktuellen Umfragen zufolge verfügen mehr als ein Drittel der Unternehmen noch über keine klare Migrationsstrategie. Das birgt erhebliche Risiken, von Sicherheitslücken über Kompatibilitätsprobleme bis hin zu unerwarteten Ausfallzeiten im laufenden Betrieb.

Wer die Migration weiter aufschiebt, riskiert nicht nur technische Schwachstellen, sondern vergibt auch strategische Chancen. Denn moderne Produktivität, resiliente IT-Strukturen und die Integration neuer Technologien setzen ein aktuelles Betriebssystem voraus.

Die technische Sackgasse

Die Migrationswelle ist im Gange, aber sie verläuft schleppend. Insbesondere Deutschland zeigt sich zurückhaltend. Während im Juli 2025 weltweit erstmals mehr Nutzer Windows 11 als Windows 10 einsetzen (53,5 Prozent zu 42,9 Prozent), liegt der Anteil von Windows 10 in Deutschland bei 56,6 Prozent. Viele Unternehmen betreiben beide Systeme parallel – eine pragmatische, aber strategisch unhaltbare Zwischenlösung.

Sven Wachtel, Jacob

„Mehrere Millionen Geräte in Deutschland sind betroffen, doch der große Startschuss zur Umstellung bleibt aus. Der Markt agiert trotz der Dringlichkeit erstaunlich zögerlich.“

Sven Wachtel, Jacob

Dabei geht es längst nicht nur um klassische Büroarbeitsplätze. Auch Empfangsrechner, Besprechungstechnik, Kassensysteme oder Geräte in Zweigstellen laufen vielfach noch auf Windows 10. Updates? Bei Bedarf. Austausch? Bislang nicht auf der Agenda. Die Folge: IT-Landschaften, die oberflächlich funktionieren, technisch aber an ihre Grenzen stoßen.

Der wahre Preis des Stillstands

In Gesprächen wird das Support-Ende oft nur beiläufig erwähnt. Doch der 14. Oktober 2025 markiert einen echten Wendepunkt: Ab diesem Datum gibt es keine Sicherheits-Updates, keine Kompatibilitätsgarantien, keine Funktions-Updates mehr, weder für das Betriebssystem noch für zentrale Anwendungen wie Word, Excel oder Outlook. Die Basis für einen sicheren Betrieb entfällt damit vollständig.

Da Rollouts, Migrationen und die Beschaffung von Hardware Vorlauf benötigen, insbesondere mit Blick auf Lieferanten, Ressourcen und die hohe Komplexität der Umsetzung, sollte die Zeit bis zum Support-Ende nicht unterschätzt werden.

Die Migration auf Windows 11 ist keine einfache Softwareentscheidung. Sie wirft auch grundlegende Fragen zur Hardware auf. Ohne sorgfältige Planung drohen Engpässe, Parallelstrukturen und steigende Wartungskosten.

Als Übergangslösung bietet Microsoft kostenpflichtige Extended Security Updates an. Diese können sinnvoll sein, insbesondere in regulierten Branchen oder Konzernen mit komplexen Abhängigkeiten. Doch als langfristige Lösung taugen sie kaum.

Stattdessen lohnt sich eher ein Reinvest in moderne Geräte, da diese mit niedrigeren Lizenzkosten und verbesserter Energieeffizienz, weniger Support-Aufwand und höherer Benutzerfreundlichkeit dienen können.

Wenn Altsysteme den Fortschritt ausbremsen

Die Gründe für das Zögern sind selten technischer Natur. Vielmehr fehlen oft personelle Kapazitäten, Budgetfreigaben oder schlicht die Zeit, sich neben dem Tagesgeschäft mit strategischer Infrastrukturplanung zu beschäftigen. Der Fachkräftemangel verschärft die Lage zusätzlich. In größeren Unternehmen lähmen komplexe Abstimmungsprozesse den Fortschritt.

Nicht selten wird der Umstieg auf Windows 11 als rein technisches Projekt missverstanden – obwohl er längst eine strategische Dimension annimmt.

Windows 11 als Voraussetzung für KI-Strategien

Der größte Rückschritt liegt im Innovationsstau, den Windows 10 verursacht. Neue Funktionen, besonders im Bereich künstlicher Intelligenz sind zunehmend exklusiv an Windows 11 gebunden.

Microsoft verfolgt eine klare Linie: Künstliche Intelligenz wird systemübergreifend integraler Bestandteil des Betriebssystems, etwa durch intelligente Suchfunktionen, neue Sicherheitsfeatures oder Microsoft Copilot, der tief in Office und Windows eingebettet ist.

Moderne Geräte mit dedizierten AI-Chips, Windows-11-Zertifizierung, Cloud-basiertem Gerätemanagement und zukunftsfähiger Sicherheitsarchitektur schaffen die technologische Basis für die nächste Generation digitalen Arbeitens.

Vom Pflichtprojekt zur Zukunftschance

Mit der Komplexität wächst auch die Rolle des IT-Handels. Es geht heute nicht mehr nur um Produktauswahl, sondern um ganzheitliche Begleitung, von der Bestandsanalyse über Beschaffung und Rollout bis zur Rücknahme veralteter Hardware im Rahmen nachhaltiger Lifecycle Services.

Kritisch wird es, wenn Unternehmen den Handlungsdruck unterschätzen. Denn der Preis für das Abwarten ist hoch: Sicherheitslücken, Inkompatibilitäten, Lizenzrisiken – und letztlich auch wirtschaftliche Nachteile. Prozesse wie Rollout, Migration und Beschaffung brauchen Vorlauf. Wer erst nach dem Support-Ende aktiv wird, verliert nicht nur Zeit, sondern auch Handlungsspielraum.

Empfehlenswert ist ein klarer Fahrplan: Zuerst die Analyse des Gerätebestands, anschließend die Einbindung von Partnern für die Bewertung der Kompatibilität, Beschaffung, Umsetzung und Support. Unterstützt durch Hersteller und IT-Partner lassen sich diese Schritte auch bei knappen Kapazitäten effizient abbilden.

Die Migration auf Windows 11 ist nicht als lästige Pflicht, oder Einzelprojekt zu verstehen, sondern als ein strategischer Hebel zur gesamtheitlichen Modernisierung und Weiterentwicklung der IT-Landschaft. Denn mit dem Support-Ende von Windows 10 endet nicht nur ein Produktzyklus, sondern eine Ära überholter Standards.

Gerade mittelständische Unternehmen haben jetzt die Chance, ihre Infrastruktur neu zu denken – von der Hardware über Security bis hin zu Automatisierung, Cloud-Fähigkeit und Nachhaltigkeit. Wer jetzt handelt, sichert sich Wettbewerbsfähigkeit und digitale Resilienz.

Windows 11 ist kein einfaches Update. Es ist die Grundlage für das nächste Kapitel digitalen Arbeitens.

Über den Autor:
Sven Wachtel ist Manager Client Computing & Data Center beim IT-Händler Jacob. Mit seinem Team begleitet er Unternehmen bei der strategischen Bewertung, Beschaffung und Modernisierung ihrer IT-Hardware – herstellerunabhängig, praxisnah und mit Fokus auf persönlicher Beratung, tiefgehender Lösungskompetenz und Zukunftsfähigkeit.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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