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Warum AIoT das nächste große Ding ist

AIoT verknüpft IoT und KI, um Prozesse zu automatisieren, Kosten zu senken und Innovationen zu beschleunigen. Dr. Jürgen Krämer, Cumulocity, zu den Chancen und Herausforderungen.

Die industrielle Revolution hat viele Gesichter, und die neueste Entwicklung markiert einen weiteren Meilenstein: die Verschmelzung von künstlicher Intelligenz (KI) und dem Internet der Dinge (IoT) zu AIoT. Dieses Zusammenspiel verspricht nicht nur optimierte Prozesse, sondern auch neue Perspektiven für Geschäftsmodelle und eine enorme Effizienzsteigerung. Unternehmen, die jetzt auf diese Symbiose setzen, könnten sich einen großen Vorsprung sichern.

Die Synergie von IoT und KI

Das Internet der Dinge verknüpft physische Geräte wie Sensoren, Maschinen und Fahrzeuge, um Daten in Echtzeit zu sammeln. Diese Informationen bieten wertvolle Einblicke in Betriebsabläufe und Maschinenzustände. Die Einbindung von KI hebt diese Möglichkeiten auf eine neue Ebene: KI analysiert nicht nur historische Daten, sondern prognostiziert Trends, optimiert Entscheidungsprozesse und verbessert kontinuierlich ihre Ergebnisse.

Im Zusammenspiel wirken IoT und KI wie ein hoch entwickeltes Nervensystem: Während IoT die Sinne bereitstellt, agiert KI als Gehirn, das diese Eindrücke verarbeitet und in sinnvolle Handlungen umsetzt. Unternehmen profitieren dadurch von präziseren Entscheidungen, Kostensenkungen und einer schnelleren Umsetzung von Innovationen.

AIoT in der Praxis: Beispiele aus der Industrie

Die Anwendungen von AIoT sind vielfältig und reichen von der Produktionsautomatisierung bis zur vorausschauenden Wartung. In der Fertigung ermöglicht AIoT beispielsweise eine autonome Steuerung von Maschinen. Produktionsdaten werden in Echtzeit analysiert, optimale Parameter identifiziert und sofort umgesetzt. Dies erhöht nicht nur die Produktivität, sondern verbessert auch die Qualität der Produkte.

Auch in der Logistik bietet AIoT enorme Vorteile. Lieferketten können durch Echtzeitüberwachung optimiert und potenzielle Engpässe frühzeitig erkannt werden. Transportwege lassen sich effizienter planen, und Lagerbestände werden bedarfsgerecht verwaltet, was die Betriebskosten senkt.

Ein weiterer wichtiger Bereich ist das Wartungsmanagement. Traditionelle Wartungsansätze basieren oft auf festen Zeitplänen oder reagieren erst nach einem Ausfall. AIoT hingegen ermöglicht eine vorausschauende Wartung: Sensoren erfassen kontinuierlich den Zustand der Maschinen, und KI wertet diese Daten aus, um Wartungsbedürfnisse vorherzusagen. Das reduziert Stillstandszeiten und lässt die Lebensdauer der Anlagen steigen.

Sicherheit und Datensouveränität im AIoT-Zeitalter

Mit der steigenden Vernetzung in AIoT-Umgebungen wird die Frage nach Datensicherheit und Datenschutz immer wichtiger. Unternehmen müssen nicht nur sensible Daten schützen, sondern auch die europäischen Datenschutzrichtlinien wie den Cyber Resilience Act, den Data Act und den AI Act einhalten.

Ein vielversprechender Ansatz ist Edge Computing, bei dem die Datenverarbeitung direkt an der Quelle erfolgt, anstatt sie zentral in der Cloud zu speichern. Dies reduziert nicht nur die Latenzzeiten, sondern minimiert auch potenzielle Angriffspunkte. Ergänzt wird dies durch Zero-Trust-Architekturen, die jede Interaktion überprüfen und authentifizieren, um maximale Sicherheit zu gewährleisten.

Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Trotz der enormen Potenziale stehen Unternehmen auch vor einigen Hürden. Eine der größten ist die mangelnde Interoperabilität zwischen verschiedenen IIoT-Geräten und Plattformen. Standardisierte Schnittstellen und Protokolle sind notwendig, um eine reibungslose Integration zu gewährleisten. Entsprechende Plattformen bieten hier Lösungen, indem sie eine einfache Anbindung und Skalierung von Geräten sowie die Integration mit ERP- oder CRM-Systemen ermöglichen.

Ein weiteres Problem ist die Datenqualität. Ohne qualitativ hochwertige Daten können KI-Modelle keine präzisen Ergebnisse liefern. Unternehmen sollten daher auf IoT-Plattformen setzen, die eine umfassende Datenaufbereitung und -anreicherung ermöglichen.

Dr. Jürgen Krämer, Cumulocity

„Um jedoch das volle Potenzial dieser Technologie auszuschöpfen, müssen Unternehmen in Sicherheitskonzepte, Datenmanagement und Fachkräfte investieren.“

Dr. Jürgen Krämer, Cumulocity

Darüber hinaus verschärft der Fachkräftemangel die Situation. Die Implementierung von AIoT-Lösungen erfordert Expertenwissen in Datenanalyse, maschinellem Lernen und Cybersicherheit. Unternehmen müssen in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investieren, um diesen Bedarf zu decken.

Gleichzeitig zeichnen sich spannende Trends ab, die das Potenzial von AIoT weiter steigern. Generative KI könnte in Zukunft nicht nur Daten auswerten, sondern auch eigenständig Designs und Optimierungsvorschläge entwickeln. Die Einführung von 5G-Technologien wird zudem für ultraschnelle und stabile Verbindungen sorgen, die essenziell für Anwendungen mit hoher Bandbreite oder geringer Latenz sind.

Fazit

Die Verschmelzung von IoT und KI stellt eine bahnbrechende Entwicklung dar, die die industrielle Landschaft nachhaltig verändern wird. AIoT bietet Unternehmen nicht nur die Chance, bestehende Prozesse zu optimieren und Kosten zu senken, sondern auch völlig neue Geschäftsmodelle zu erschließen.

Um jedoch das volle Potenzial dieser Technologie auszuschöpfen, müssen Unternehmen in Sicherheitskonzepte, Datenmanagement und Fachkräfte investieren. Wer diesen Wandel frühzeitig und konsequent mitgestaltet, wird langfristig zu den Gewinnern der digitalen Transformation zählen.

Über den Autor:
Dr. Jürgen Krämer ist Chief Product Officer bei Cumulocity und verantwortet damit das gesamte Produkt- und Service-Portfolio der Marke. Er leitet die Teams für Produktmanagement und -marketing, Professional Services und das Partner-Ökosystem. Bereits zweimal wurde er vom Magazin Capital zu einem der Top 40 unter 40 in Deutschland gewählt und ist Mitglied des BITKOM Management Clubs.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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