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Infrastructure as Code – mit Skript-Bausteinen in die Cloud

Bei der Cloud-Migration auf Infrastructure as Code umzusteigen, ist ein aufwendiger Prozess. Doch gerade, wer eine DevOps-Struktur anstrebt, kann davon profitieren.

Deutsche Unternehmen migrieren und zwar in die Cloud. Der Mittelstand befindet sich mitten in der digitalen Transformation und das hat sich im Rahmen der COVID-19-Pandemie noch beschleunigt. Damit dieser Prozess gelingt, muss das alte IT-System auch mitgenommen werden. Das sollte jedoch in einem Format geschehen, das die Cloud-Umgebung auch versteht: Code.

Wer den größtmöglichen Nutzen aus der Umstellung auf Cloud-Computing ziehen möchte, stellt im Idealfall seine gesamte IT-Infrastruktur auf Code um. Im Klartext heißt das, dass Infrastruktur-Elemente wie Datenbanken, Speichersysteme und Netzwerke in kleinen Bausteinen als maschinell lesbarer Code verschriftlicht werden.

Das ist sehr aufwändig und lässt sich nicht mal eben so wegprogrammieren. Aber ist die unternehmenseigene Bibliothek an IT-Bausteinen erst einmal erstellt, ist die Automatisierung sonst zeitintensiver Prozesse quasi nur noch eine Formalität.

Cloud-Migration – nicht nur per Lift and Shift

Nach der Cloud-Migration entscheiden sich einige Unternehmen, auf Dauer gar keine Infrastruktur On-Premises mehr zu betreiben oder nur zum Einsehen von Informationen. Damit nähern sich Unternehmensprozesse generell mehr und mehr dem DevOps-Ansatz an.

Um möglichst effizient zu arbeiten und die Produktzyklen so kurz wie möglich zu halten, wird die Arbeitsweise von Development (Entwicklern) und IT-Operations (Administratoren) bestmöglich aufeinander abgestimmt.

Durch automatisiertes Testen und Bereitstellen reduziert dieser Ansatz zudem Fehler durch menschliches Versagen auf ein Minimum. Dieses Vorgehen lässt sich auf das gesamte Unternehmen und seine digitalisierbaren Prozesse ausweiten und findet zunehmend auch Verbreitung in der Integration von Fertigungsanlagen und physischen Maschinen – auch bekannt als OT, Operative Technologien.

Durch das Überführen der gesamten IT-Infrastruktur in simplere Skript-Bausteine, entstehen stabile Systeme, die ein hohes Maß an Automatisierung zulassen. Das ist gerade wichtig, wenn beispielsweise eine sprunghafte Skalierung notwendig ist.

Einzelne Komponenten müssen dann nicht mehr manuell konfiguriert werden, denn alle notwendigen Informationen sind bereits im Source-Code niedergeschrieben. Cloud-Infrastrukturen und -Systeme sind so problemlos skalierbar und hochverfügbar. Die virtuellen Maschinen (VMs) interpretieren die hinterlegten Beschreibungen (Skripte) und stellen diesen Blaupausen entsprechend alle Ressourcen und deren notwendige Verbindungen bereit.

Die sogenannte Source-Datei schreibt genau die Cloud-Komponenten fest, wie sie zusammenhängen und wie die ganze Umgebung konfiguriert ist. Damit hat sich die klassische IT-Organisation grundlegend verändert.

Server, Datenbanken und weitere IT-Infrastrukturen müssen nicht länger mit individuell verfassten Skripten manuell bespielt werden. Sie lassen sich in der Cloud-Umgebung durch wenige Tastenklicks ersetzen und permanent mit dem definierten Zielzustand vergleichen.

Das trägt zur Produktivitätssteigerung bei und verschafft mittelständischen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil, wie eine Studie des Beratungsunternehmens Capgemini zur Cloud-Automatisierung 2018 herausfand: bei einer Befragung von 415 IT-Führungskräften aus acht Ländern (Australien, Frankreich, Deutschland, Indien, die Niederlande, Singapur, Großbritannien und den USA) im Oktober 2017 stellte sich heraus, dass drei Viertel der Unternehmen mit der fortgeschrittensten Cloud-Automatisierung ihren Umsatz deutlich steigern konnten. Demgegenüber stehen 37 und 49 Prozent bei Unternehmen mit weniger Automatisierung.

Die Vorteile von Infrastructure as Code

Konfigurations-, Deployment- und Administrationsprozesse bleiben nach der Überführung in die Cloud hochflexibel sind aber gleichzeitig sehr stabil und zuverlässig. Durch die Parametrisierung der IT-Infrastruktur in Form von Code wird eine dynamische Basis geschaffen, die IT-Profis entsprechend des aktuellen Bedarfs modifizieren können.

Damit es keine bösen Überraschungen gibt, sollten sie dies in einer Versionsverwaltung dokumentieren. Dadurch sind zum einen alle Modifikationen nachvollziehbar und zum anderen bleiben sie als Reserve erhalten, wenn sich die aktuelle Version als weniger erfolgreich herausstellt. Auch bei Fehlern im laufenden Betrieb können damit funktionale Zielzustände automatisch wiederhergestellt werden. Techniken wie Versionskontrolle, Testautomation und Modularisierung haben sich im Bereich DevOps bewährt und sollten unbedingt fester Bestandteil der neu aufgesetzten Infrastructure-as-Code-Architektur (IAC) sein.

Infrastruktur als Code spart Zeit und Kosten

Die Vorteile programmierter Infrastrukturen sind vielfältig. Am augenfälligsten ist wohl die verbesserte Effizienz durch die Automatisierung vieler Prozesse, die sonst auf manuelles Eingreifen angewiesen wären. Das spart Zeit, verbessert aber auch die Qualität. Prozesse, die nicht auf das konsistente Handeln eines Menschen angewiesen sind, sind weniger fehleranfällig.

Ist der Code einmal geschrieben, lassen sich jederzeit virtuelle Server bereitstellen und alle notwendigen Cloud-Services starten. Das erfolgt zudem ressourcenschonend, denn es wird automatisch nur bereitgestellt, was die Blaupause vorschreibt, um beispielsweise das Ausführen einer bestimmten Anwendung zu ermöglichen.

Cornelius Marks, plusserver

„Techniken wie Versionskontrolle, Testautomation und Modularisierung haben sich im Bereich DevOps bewährt und sollten unbedingt fester Bestandteil der neu aufgesetzten Infrastructure-as-Code-Architektur (IAC) sein.“

Cornelius Marks, plusserver

Infrastrukturkomponenten lassen sich außerdem jederzeit problemlos anpassen, duplizieren, löschen und versionieren; das Handhaben physischer Hardware entfällt. Das vereinfacht die Steuerung der Prozesse und spart Zeit und Aufwand aus der Perspektive der Administration. Kurz: IT-Infrastrukturen werden virtualisiert und dezentral bereitgestellt. Das macht sie jederzeit zugänglich und modifizierbar.

Mehr Umsatz durch einen höheren Grad an Automatisierung

Die Cloud-Automatisierung hat viele positive Effekte für Unternehmen. Der Cloud-Automation-Advantage-Report von Sogeti zeigt, dass 75 Prozent der befragten Unternehmen nach der Umstellung eine Umsatzsteigerung erzielten und Innovationen im Geschäftsmodell schneller umsetzen konnten. 82 Prozent verbesserten die Softwareentwicklung, 86 Prozent die Kundenerfahrung und 87 Prozent verzeichneten eine höhere Geschwindigkeit der Produkt- und Servicebereitstellung. 

Die klassische IT-Organisation wird gewiss vorerst weiter Bestand haben – die Vorteile von Infrastructure as Code für den hiesigen Mittelstand sind jedoch nicht von der Hand zu weisen. Sie bringt konsistente und wiederholbare Abläufe zur Provisionierung von IT-Infrastruktur. Änderungen sind transparent und für Entwickler und alle Beteiligten jederzeit nachvollziehbar. Dabei ist das System stets skalierbar und gewinnt durch den höheren Grad an Automatisierung an Zuverlässigkeit.

Über den Autor:
Cornelius Marks ist seit mehreren Jahren Architecture Lead im Produkt-Management bei plusserver. Seit mehr als 13 Jahren ist er zudem in der Cloud- und IT-Welt zuhause. Zuvor hatte Marks bereits unter anderem den Teamlead für Operational Solutions sowie Business-Development-Management bei Axians inne, war Senior Cloud Architekt bei Fritz & Macziol und selbstständig in der IT-Beratung tätig.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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