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Wie KI den Arbeitsmarkt beeinflusst und was das bedeutet
KI verändert den Arbeitsmarkt rasant: einfache Tätigkeiten werden von KI automatisiert. Gleichzeitig schafft sie neue Aufgabenbereiche. Wie sich dieser komplexe Wandel auswirkt.
Künstliche Intelligenz (KI) wird alle Berufsfelder beeinflussen – und hat bereits erhebliche Auswirkungen auf bestimmte Branchen. Denn klar ist: KI entwickelt sich in einem rasanten Tempo und übernimmt zunehmend Aufgaben, die früher von Menschen ausgeführt wurden, um Abläufe zu automatisieren und zu optimieren.
Gleichzeitig befindet sich der Arbeitsmarkt im Wandel. Laut einer Studie des Human-Centered Artificial Intelligence Institute der Stanford University geben 78 Prozent der Unternehmen an, KI in mindestens einem Geschäftsbereich einzusetzen. Das hat zur Folge, dass viele Einstiegsjobs und Routinetätigkeiten Gefahr laufen, durch Automatisierung ersetzt zu werden. Während KI einige Berufe überflüssig macht, schafft sie gleichzeitig aber auch Möglichkeiten für neue Aufgabenbereiche - was den Arbeitsmarkt komplex macht.
Es ist wichtig zu verstehen, wie sich KI auf Arbeitsplätze auswirkt – und was dies für Arbeitnehmer, Unternehmen und die Wirtschaft bedeuten kann.
Automatisierung und Wandel der Arbeitswelt
Da KI-Systeme immer intelligenter und zugänglicher werden, werden auch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt weiter zunehmen. Laut Dario Amodei, CEO von Anthropic, kann KI in den nächsten ein bis fünf Jahren die Hälfte aller Einstiegsjobs vernichten – und zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen.
Zwar ist KI noch nicht leistungsfähig genug, um Führungs- und höhere Aufgaben zu übernehmen. Doch Einstiegspositionen konzentrieren sich in der Regel auf Fähigkeiten und Aufgaben, die für KI leichter zu automatisieren sind.
„Der Spruch ‚Nicht die KI nimmt dir den Job weg, sondern jemand, der sie nutzt‘ stimmt so eigentlich nicht“, sagt Shelly DeMotte Kramer, Gründerin und Chefanalystin bei Kramer & Co. „In sehr vielen Fällen wird KI tatsächlich Arbeitsplätze ersetzen. Und ich denke, wir tun den Menschen keinen Gefallen, wenn wir diese Floskel ständig wiederholen.“
Aber KI wird weit mehr als nur Einstiegspositionen überflüssig machen. In einer Studie von Pew Research waren sich KI-Experten einig, dass zu den Berufen, die in den nächsten 20 Jahren am stärksten von KI bedroht sind, die folgenden gehören:
- Kassierer
- Lkw-Fahrer
- Journalisten
- Fabrikarbeiter
- Softwareentwickler
Und in der Tat: Die vielfältigen Fähigkeiten und der rasante Fortschritt der KI lassen vermuten, dass eine Vielzahl von Berufen betroffen sein können. So können beispielsweise Journalisten durch der Fähigkeit generativer KI, Inhalte zu erstellen, mehr oder weniger ersetzt werden, während Lkw-Fahrer möglicherweise erleben werden, dass ihre Aufgaben von selbstfahrenden Fahrzeugen übernommen werden.
„Jeder Job, der Mustererkennung und regelbasierte Entscheidungsfindung beinhaltet, ist gefährdet“, sagt Kramer. „Jeder Job, der Dateneingabe oder administrative Unterstützung beinhaltet, ist reif für die Automatisierung. Wir sehen auch, dass KI den Kundenservice und Contact Center in rasantem Tempo vorantreibt.“
Einige Funktionen und Branchen können stark in Mitleidenschaft gezogen sein, was zu einer Umgestaltung der Arbeitsplätze und zu Veränderungen der Aufgabenbereiche führen wird, jedoch nicht zu einer vollständigen Ersetzung. So wird beispielsweise das Gesundheitswesen bereits durch KI-gestützte Tools und Technologien verändert.
„Ich habe mit Radiologen gesprochen, die mir erzählt haben, dass KI oft schneller und besser als sie selbst beim Auswerten von Röntgenbildern und Scans ist, und sie sehen dies als Anzeichen dafür, was die Zukunft bringen wird“, sagt Kramer.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der KI
Mit dem Wandel des Arbeitsmarktes wird auch die Wirtschaft die Auswirkungen der KI zu spüren bekommen.
Untersuchungen von PwC zeigen, dass KI bis 2030 bis zu 15,7 Billionen US-Dollar zur Weltwirtschaft beitragen kann – wobei China und Nordamerika die größten Gewinne verzeichnen. Das BIP der lokalen Volkswirtschaften kann damit um 26 Prozent steigern. Diese Wachstumsprognose hängt mit den Fähigkeiten der KI zusammen – dazu gehören die Steigerung der Produktivität, die Senkung der Betriebskosten und die Förderung von Innovationen.
Eine konservativere Schätzung des MIT geht von einem potenziellen BIP-Wachstum von ein Prozent innerhalb der nächsten zehn Jahre aus, wobei fünf Prozent der Aufgaben voraussichtlich gewinnbringend von KI ausgeführt werden.
Dieser wirtschaftliche Gewinn geht mit einer ungleichen Verteilung der Vorteile in der Erwerbsbevölkerung einher. Es wird erwartet, dass KI Millionen neuer Arbeitsplätze schaffen wird – aber dies reicht möglicherweise nicht aus, um die verlorenen Arbeitsplätze auszugleichen.
Laut dem Weltwirtschaftsforum (WEF) kann KI in den kommenden Jahren fast 50 Millionen Arbeitsplätze allein in den USA betreffen. Der Future of Jobs Report 2025 des WEF ergab, dass 40 Prozent der Arbeitgeber erwarten, ihre Belegschaft dort zu reduzieren, wo KI Aufgaben automatisieren kann.
In bestimmten Branchen sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der KI bereits zu spüren.
Laut dem Wall Street Journal stieg die Arbeitslosigkeit in den USA im IT-Bereich von 3,9 Prozent im Dezember 2024 auf 5,7 Prozent im Januar 2025, was zumindest teilweise auf KI zurückzuführen ist. Viele der von Arbeitslosigkeit betroffenen Stellen werden von KI übernommen, beispielsweise Büro- und Verwaltungsarbeiten. Eine Reihe von Unternehmen plant auch, KI künftig für diese Aufgaben einzusetzen. Das bedeutet, dass viele dieser Stellen wahrscheinlich vollständig wegfallen werden – eine Strategie, die man als Kostenvermeidung bezeichnen kann.
Das Telekommunikationsunternehmen BT Group kündigte 2023 an, bis 2030 50.000 Stellen zu streichen – fast 40 Prozent seiner Belegschaft –, um Aufgaben wie Kundenservice und Netzwerkmanagement zu automatisieren.
Fähigkeiten für die Zukunft
Da KI die Arbeitswelt grundlegend verändern wird, fragen sich viele Arbeitnehmer, wie ihre Zukunft aussehen wird. Diejenigen, die auf Veränderungen vorbereitet sind und bereit sind, sich anzupassen, haben die besten Chancen, die Umwälzungen, die KI mit sich bringt, erfolgreich zu meistern.
Das Aufkommen der KI führt auch zu neuen Berufen und Berufsbezeichnungen sowie neuen gefragten Fähigkeiten.
„Es besteht ein steigender Bedarf an Menschen, die mit KI zusammenarbeiten können, und die dabei helfen, Arbeitsabläufe zu entwerfen, in denen KI eingesetzt wird, um die Fähigkeiten und Stärken des Menschen zu verbessern“, sagt Kramer. „Menschen mit diesem Wissen und diesen Fähigkeiten sind Mangelware. Die Nachfrage ist groß, aber die Zeit drängt.“
KI schafft mehrere neue Rollen, darunter die folgenden:
- KI-Ethikbeauftragte
- Prompt-Ingenieure
- Spezialisten für maschinelles Lernen
- Automatisierungsingenieure.
Auch die für bestehende Berufe erforderlichen Schlüsselkompetenzen werden sich ändern. Laut der WEF-Studie erwarten Arbeitgeber, dass sich 39 Prozent der auf dem Arbeitsmarkt erforderlichen Schlüsselkompetenzen bis 2030 ändern werden. Zudem werden technologische Kompetenzen – insbesondere in Bezug auf KI und Big Data –in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich schneller an Bedeutung gewinnen als alle anderen Kompetenzen.
Arbeitnehmer können durch Weiterbildung und kontinuierliches Lernen neue Fähigkeiten entwickeln und sich auf die Veränderungen vorbereiten, die KI mit sich bringt. Sie können KI-Fähigkeiten durch verschiedene Bildungswege und Weiterbildungsmöglichkeiten erwerben, darunter:
- Online-Kurse und Bootcamps zu KI und Datenkompetenz
- Zertifizierungen für bestimmte KI-Tools oder maschinelles Lernen
- von Unternehmen geförderte Weiterbildungsprogramme
- Workshops und Zertifikate, die von Berufsverbänden angeboten werden
Unabhängig vom Jobtitel oder den Aufgaben sollte jeder im Unternehmen ein grundlegendes Verständnis von KI haben und Zugang zu passenden Tools und Schulungen bekommen. Die KI-Kompetenzlücke zu schließen, stärkt nicht nur die Fähigkeiten der Mitarbeitenden – es kann auch das Vertrauen im ganzen Unternehmen fördern und die Belegschaft stärken.
„Wenn man etwas tabuisiert oder nur einigen wenigen Zugang und Schulungen gewährt, vermittelt man dem Rest des Teams, dass man ihnen nicht vertraut“, erläutert Kramer. „Umgekehrt schaffen Führungskräfte mit der Aussage ‚Dies ist ein neues Zeitalter, und wir werden es gemeinsam meistern und lernen‘ die Voraussetzungen für den Erfolg mit KI.“
Wie sich Unternehmen anpassen können
Angesichts all dieser Veränderungen in der Arbeitswelt und der Wirtschaft sollten sich nicht nur die Mitarbeiter vorbereiten – auch die Unternehmen müssen ihre Personalstrategien proaktiv anpassen, um den Betrieb und die Belegschaft zu unterstützen.
Die Entwicklung einer gezielten Strategie zur Integration von KI kann Unternehmen dabei unterstützen, vorausschauend zu planen und die Mitarbeiter darüber zu informieren, wie KI eingesetzt werden soll.
„Wenn Sie gegenüber Ihren Mitarbeitern auf allen Ebenen des Unternehmens ehrlich sind, sich für Weiterqualifizierung und Umschulung einsetzen, interne Early Adopters und Anwendungsfälle finden, die zeigen, was mit KI möglich ist, schaffen Sie die Voraussetzungen für Interesse, Experimentierfreudigkeit, Akzeptanz und Optimismus – und das ist unendlich besser als eine Belegschaft, die sich täglich um ihre Arbeitsplatzsicherheit sorgt“, sagt Kramer.