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Cyberresilienz als strategische Führungsaufgabe

Cyberresilienz ist eine Aufgabe für das gesamte Unternehmen. Dies ist ein entscheidender Faktor für die Sicherstellung des Geschäftsbetriebs. Wichtige Handlungsfelder im Überblick.

In einer zunehmend vernetzten und komplexen Unternehmenslandschaft, in der Cyberangriffe eine der größten Bedrohungen darstellen, wächst der Druck auf die Führungsebene, Cyberresilienz als strategische Priorität zu etablieren. Die Fähigkeit, raffinierte Hackerattacken nicht nur abzuwehren, sondern auch schnell und effektiv darauf zu reagieren bzw. Daten im Ernstfall wiederherzustellen, entscheidet über Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherheit der gesamten Organisation. Praxisorientierte Leitfäden, wie der „The Cyber Resilience Compass: Journeys Towards Resilience“ des World Economic Forum (WEF), bieten Unternehmen konkrete Orientierung, um Cyberresilienz systematisch und nachhaltig zu stärken.

Cyberresilienz ist heute eine strategische Führungsaufgabe, die weit über die IT-Abteilung hinausgeht. So hat sich die Rolle des Chief Information Security Officers (CISO) von einer technischen Expertenfunktion zu einer zentralen Führungsposition entwickelt, die Sicherheitsinitiativen eng mit den Geschäftszielen des Unternehmens verknüpft.

Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt dabei auf dem Risikomanagement, der Bewertung regulatorischer Anforderungen, wie NIS2, DORA und dem EU-KI-Verordnung sowie der Integration von Cyberrisiken in die gesamte Unternehmensstrategie. CISOs sind gefordert, eine ganzheitliche Sicherheitskultur zu etablieren, die alle Mitarbeitenden einbezieht, und Sicherheitsaspekte in sämtliche Geschäftsprozesse zu integrieren. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit dem gesamten Führungsteam und weiteren Unternehmensbereichen wie Recht und Compliance.

Die Fähigkeit, komplexe Security-Themen verständlich zu kommunizieren und den Wert von Sicherheitsinvestitionen klar darzustellen, ist dabei ebenso entscheidend wie technischen Fachwissen. Nur so kann Cyberresilienz als strategisches Ziel im Unternehmen verankert und die Geschäftskontinuität langfristig gesichert werden.

Die sieben strategischen Handlungsfelder der Cyberresilienz

Wenn angesichts der immer dynamischeren Bedrohungslage klassische Cybersecurity-Ansätze zunehmend an ihre Grenzen stoßen, ist es nicht mehr zielführend auf punktuelle Vorfälle zu reagieren. Vielmehr ist ein kontinuierlicher Managementprozess gefragt, der die wichtigsten Handlungsfelder der Cyberresilienz beinhaltet:

    • Leadership als Fundament. Cybersicherheit muss als zentrale Führungsaufgabe auf höchster Unternehmensebene etabliert werden. Erst durch das aktive Engagement und die klare Positionierung der Unternehmensleitung entsteht das notwendige Bewusstsein für die Bedeutung von Cybersicherheit. Dieses Bewusstsein ist entscheidend, um die erforderlichen Ressourcen bereitzustellen und die gesamte Organisation für das Thema zu sensibilisieren.
    • Governance, Risikomanagement und Compliance. Eine wirksame Cyberresilienz erfordert, dass Sicherheitsstrategien eng mit den übergeordneten Unternehmenszielen verzahnt werden. Unternehmen müssen nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch Haftungsrisiken proaktiv steuern. Eine klare Governance-Struktur sorgt dafür, dass Verantwortlichkeiten transparent geregelt sind und die Wirksamkeit der Maßnahmen jederzeit überprüfbar bleibt.
    • Mitarbeiterführung und Unternehmenskultur. Die Etablierung einer nachhaltigen Sicherheitskultur ist ein wesentlicher Baustein der Cyberresilienz. Es gilt, alle Mitarbeitenden zu sensibilisieren und zu befähigen, aktiv zur Abwehr von Bedrohungen beizutragen. Schulungen, regelmäßige Awareness-Kampagnen und eine offene Kommunikation über Risiken und Best Practices fördern eine Kultur, in der Sicherheit als gemeinsames Ziel verstanden wird.
    • Resiliente Geschäftsprozesse. Geschäftsprozesse müssen so gestaltet werden, dass sie auch im Falle von Störungen oder Angriffen funktionsfähig bleiben. Dies setzt eine vorausschauende Planung voraus, bei der Resilienz- und Kontinuitätsmaßnahmen in sämtliche kritische Abläufe integriert werden. Nur so lässt sich sicherstellen, dass das Unternehmen auch in Krisensituationen handlungsfähig bleibt und wirtschaftliche Schäden minimiert werden.
Denis Ferrand-Ajchenbaum, Infinigate Group

„Cyberresilienz ist heute eine strategische Führungsaufgabe, die weit über die IT-Abteilung hinausgeht. So hat sich die Rolle des Chief Information Security Officers (CISO) von einer technischen Expertenfunktion zu einer zentralen Führungsposition entwickelt.“

Denis Ferrand-Ajchenbaum, Infinigate Group

  • Technische Systeme als Rückgrat der Resilienz. Investitionen in robuste und datengetriebene Technologien sind unverzichtbar, um Cyberbedrohungen frühzeitig zu erkennen und effektiv abzuwehren. Dazu gehören fortschrittliche Monitoring- und Analysewerkzeuge, Automatisierungslösungen sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung der IT-Infrastruktur. Ziel ist es, neuen Angriffsmethoden stets einen Schritt voraus zu sein und die eigene Verteidigungsfähigkeit kontinuierlich zu stärken.
  • Krisenmanagement als Schutzschirm. Ein effektives Krisenmanagement verlangt die Etablierung und regelmäßige Überprüfung von Notfallplänen sowie klaren Kommunikationsstrategien für den Ernstfall. Unternehmen müssen in der Lage sein, im Falle eines Cyberangriffs schnell und koordiniert zu reagieren, Schäden zu begrenzen und den Geschäftsbetrieb rasch wiederherzustellen. Die Fähigkeit, auch unter Druck handlungsfähig zu bleiben, ist ein zentrales Element der Cyberresilienz.
  • Zusammenarbeit im digitalen Ökosystem. Die Komplexität moderner Cyberbedrohungen lässt sich nur durch Zusammenarbeit wirksam adressieren. Der Austausch von Wissen, Erfahrungen und Best Practices mit Partnern, Dienstleistern oder sogar Wettbewerbern trägt dazu bei, kollektive Verteidigungsmechanismen zu stärken. Durch Kooperation und Vernetzung kann die eigene Resilienz kontinuierlich weiterentwickelt und an neue Herausforderungen angepasst werden.

Fazit: Cyberresilienz als strategischer Erfolgsfaktor

Cyberresilienz entwickelt sich im digitalen Zeitalter zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Unternehmensverantwortliche, die Resilienz als strategische Führungsaufgabe begreifen und in allen Bereichen verankert, sichern nicht nur die Stabilität und Zukunftsfähigkeit ihrer Organisation. Sie stärken zugleich das Vertrauen von Kunden, Partnern und Investoren. Die kontinuierliche Anpassung an neue Bedrohungen und regulatorische Anforderungen bleibt dabei eine zentrale Führungsaufgabe, die über den langfristigen Erfolg entscheidet.

Über den Autor:
Denis Ferrand-Ajchenbaum ist Chief Growth Office bei der Infinigate Group.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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