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So versuchen sich Flash-Anbieter voneinander zu differenzieren

Flash-Hersteller kämpfen um Marktanteile und setzen zunehmend auf Software, um sich zu unterscheiden. Aber nicht immer sind aktuelle technologischen Entwicklungen entscheidend.

Flash-Hersteller, die unter dem Druck stehen, sich von der Konkurrenz zu unterscheiden, wollen sich durch Verbrauchsmodelle, umfassende Managementfunktionen und Software voneinander absetzen.

Die verschiedenen Ausprägungen von NAND-Flash – die sich noch weiter entwickelnde Memory-Typen von SLC (Single-Level Cell), MLC (Multi-Level Cell), TLC (Triple-Level Cell) und PLC (Penta-Level Cell) – liefern jeweils einen Ansatz, sich von den verschiedenen Technologien hervorzuheben. Aber diese Unterscheidung verschwimmt manchmal vor den Augen der IT-Käufer, die mehr darauf bedacht sind, ihre Geschäftsanforderungen zu erfüllen als sich mit der Anzahl von Bits in einer Memory-Zelle auseinanderzusetzen.

Scott Sinclair, Senior Analyst bei der Enterprise Strategy Group (ESG) – einem Marktforschungsunternehmen in Milford, Massasuchetts –, geht davon aus, dass Flash deutliche Vorteile bietet und dass die unterschiedlichen Angebote an Kapazitäten, Möglichkeiten und Preisniveaus dieser Technologie durchaus folgerichtig sind.

„Die Herausforderung besteht darin, dass es abseits vom oberen Highend-Segment schwierig ist, sich wirklich zu differenzieren“, erklärt Sinclair. „Was ich immer wieder von Kunden höre, die IT-Speicher kaufen wollen, ist, dass alle Geräte irgendwie gleich sind. Wenn es um allgemeine Workloads geht, ist es ziemlich egal, von welchem der größeren Hersteller man ein Gerät kauft. Es wird wahrscheinlich eine recht gute Performance liefern.“

Channel-Partner könnten den Kunden dabei helfen, Storage-Technologie unter Geschäftsbedingungen zu betrachten und weniger unter den Details einer spezifischen Technologie. Zumindest in der Anfangsphase eines Projekts.

„Performance und Features können in der bestehenden Herstellerlandschaft sehr ähnlich sein“, sagt Scott Webb, Storage Manager bei World Wide Technology (WWT), einem Provider für Technologieprodukte und -dienstleistungen in St. Louis, USA. Wie er berichtet, starten seine Diskussionen mit Kunden über ihre Einstellungen darüber, wie man eine Technologie benutzt und welche Geschäftserfolge daraus abzuleiten sind.

Seit den 1960er Jahren wurde die Memory-Technologie stetig weiterentwickelt.
Abbildung 1: Seit den 1960er Jahren wurde die Memory-Technologie stetig weiterentwickelt.

Varianten von Flash-Anbietern

Ein Provider muss sich darum kümmern, wie er sich von seinen Rivalen unterscheidet. Sinclair formuliert diese Situation wie folgt: „Wie können wir etwas schaffen, das unseren Kunden in einer anderen Art und Weise hilft als unsere Konkurrenten?“

Sich zu unterscheiden ist unter den gegebenen Umständen etwas schwierig. Die Besonderheiten finden sich nun oft in Programmen, die die Managementpraxis verbessern wollen, und nicht so sehr bei den traditionellen Produktfunktionen. Die allgemeine Idee besteht heute darin, den Betrieb und die laufende Instandhaltung der Storage-Arrays für Administratoren, die ein ganzes Rechenzentrum betreuen, leichter zu gestalten.

Die Einführung von Verbrauchsmodellen auf Basis von Subskription und wirklichem Verbrauch ist eine der neuen Richtungen. Sinclair verweist zum Beispiel auf Pure Storage und seine Angebote wie Evergreen Storage und Pure as a Service. Das Evergreen-Programm umfasst Subskriptionen, die die Software und Controller des Storage-Gerätes abdecken. Eine Software-Subskription verschafft Kunden von Pure FlashArray und FlashBlade Updates zu den Softwarefunktionen, wenn das Unternehmen neue Versionen herausbringt. Eine Controller-Subskription deckt unterdessen entsprechende Upgrades ab.

Komplette Arrays des Herstellers können inzwischen mit der Option Pure As-a-Service als ein Verbrauchsmodell erworben werden. Die Kunden kaufen eine Subskription anstatt eines Arrays oder leasen das System und erhalten je nach Verbrauch eine Rechnung.

Sinclair ist der Ansicht, dass es damit Herstellern wie Pure ermöglicht wird, Einnahmen aus Flash-Storage zu erzielen, indem Speicher im Rechenzentrum in etwas verwandelt wird, das der Public Cloud ähnlich ist. Die Kunden profitieren außerdem von vereinfachten Erneuerungszyklen der Technologie.

Zudem schildert er die neue Rolle der Storage-Administratoren: „Man muss sich nicht mehr um die Beschaffung eines Upgrades kümmern. Man weiß, dass es automatisch kommt. Man wird die Vorteile eines schnelleren Controllers genießen. Es wird ein leichtes Upgrade werden.“

Sich durch Software unterscheiden

Wie Sinclair anmerkt, unterscheiden sich die Modelle 7200, 9200 und 9200R der FlashSystem Arrays von IBM, die Anfang 2020 herauskamen, durch ihre Software. Er nennt diese IBM-Angebote „einen intelligenten Layer aus hybrider Cloud-Storage-Virtualisierung und Orchestrierung in einem Flash-Array-Paket“.

Zu den Kernelementen gehört die Integration von IBM Spectrum Virtualize, das Datenbewegung über die FlashSystem-Produkte erlaubt sowie über andere Speicherangebote von IBM, Speichersysteme von anderen Herstellern und ferner über die Public-Cloud-Plattformen von IBM Cloud und AWS.

„Die Herausforderung besteht darin, dass es abseits vom oberen Highend-Segment schwierig ist, sich wirklich zu differenzieren.“
Scott SinclairESG

Entwicklungen dieser Art führen die Hersteller über die Grenzen der Besonderheiten von Flash hinaus. „Der Ansatz von IBM ist kein Flash-System mehr“, bemerkt Sinclair. „Dies ist eine heterogene Plattform für Datenspeicher.“

Die Cloud-Managementsoftware von IBM Storage Insights, die zu den IBM-Arrays gehört, erzeugt Daten, die für die automatische Lösung von Systemproblemen benutzt werden können. Sinclair erläutert, dass Telemetriedaten zusammen mit dem hybriden Cloud-Ansatz darauf abzielen, das Speichermanagement besonders dann zu vereinfachen, wenn es an ausgebildeten Fachleuten fehlt.

Fokus auf der Management-Erfahrung

Andere Hersteller haben ebenfalls die Schiene der Managementvereinfachung für sich entdeckt. Sinclair verweist unter anderem auf die intelligente Datenplattform von Hewlett Packard Enterprise und auf CloudIQ, die Software für Storage Monitoring von Dell EMC. Er sagt: „Diese Unternehmen vereinfachen und ändern das Paradigma von dem, wie Infrastrukturmanagement aussieht.“

Webb von WWT verweist darauf, dass Cloud Data Management zu den Features gehört, die am meisten von Kunden ins Auge gefasst werden. Sie haben voraussichtlich Daten im eigenen Rechenzentrum gespeichert, in einer oder mehreren Public Clouds sowie in Colocation-Niederlassungen. Er zieht Bilanz: „Die Kunden brauchen eine dafür geeignete Managementpraxis, die nahtlos und einfach vonstatten geht.“

In dem Maß, wie Kunden sich auf die Features von einfachem Management statt auf die Feinheiten der Flash-Technologie konzentrieren, sind die Hersteller gezwungen, ihre früher hinzugefügten Leistungen zu überdenken. Laut Sinclair gehörten vor zehn Jahren Thin Provisioning oder bestimmte Replikationsverfahren zu den typischen Fähigkeiten, die Hersteller bevorzugten. Ein ausgereifter Markt und Kunden, die mit der Aufrechterhaltung komplexer IT-Umgebungen kämpfen, ändern jedoch gerade die traditionellen Speicherformeln.

Sinclair fügt hinzu: „Es sieht so aus, als ob wir auf das so genannte Ertragsgesetz (law of diminishing returns) stoßen, und die Speicherhersteller neue Wege für Innovationen eröffnen.“ Diese ökonomische Theorie geht davon aus, dass sich nach dem Erreichen eines bestimmten Punktes weitere Erträge reduzieren werden.

Die Festplattentechnologie hat weiterhin Bestand

Während die Flash-Hersteller dabei sind, sich voneinander abzusetzen, fährt die Festplattentechnologie auf ihrem eigenen Entwicklungspfad vor.

Die Entwicklungskurve der Plattenhersteller sieht trotz des Zeitalters von Flash weitere Neuerungen vor. Laut dem IT-Berater Kurt Marko profitieren Festplatten zusätzlich von einem Preisvorteil gegenüber SSDs: SATA-Laufwerke von zehn bis zwölf Terabyte gibt es für 25 bis 30 Dollar pro Terabyte, während SSDs mit 2,5 Zoll und M.2 von zwei bis vier Terabyte für etwa 100 bis 150 Dollar pro Terabyte verkauft werden.

Die Flash-Technologie hat den Preisabstand zu Festplatten verringert, doch Doc D’Errico, Vice President und CMO beim Speicherhersteller Infinidat, geht davon aus, dass der Unterschied weiter bestehen bleibt. Er verweist auf die technologische Entwicklung bei Festplatten, die die Flächendichte erhöhen wird. Trends bei Enterprise-Platten wie zum Beispiel Shingled Magnetic Recording (SMR), Microwave-Assisted Magnetic Recording (MAMR) und Heat-Assisted Magnetic Recording werden vermutlich ebenfalls zu niedrigeren Kosten pro Gigabyte führen.

Zum Beispiel geht man davon aus, dass die 20 Terabyte MAMR-Technik eine Verbesserung beim Verhältnis Preis pro Kapazität bis zu einer Schwelle von 1,7 Cents pro Gigabyte bringen wird.

Die InfiniBox-Speichersysteme von Infinidat verwenden DRAM für die meisten Routinearbeiten von Storage und platzieren Cold Data auf sich drehende Festplatten. Sie integrieren ebenso Flash. Aber für D’Errico ist es die Software, die für die Differenzierung bei Storage zuständig ist.

Und er fügt hinzu: „Es geht nicht um eine Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Medien, es geht um eine Auseinandersetzung zwischen Software und Medien.“

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