COTS, MOTS, GOTS und NOTS
Was sind COTS, MOTS, GOTS und NOTS?
COTS, MOTS, GOTS und NOTS sind Abkürzungen, die vorgefertigte Software- oder seltener Hardwarekaufoptionen beschreiben. Die vier Akronyme bezeichnen verschiedene Klassifizierungen von Software und Hardware, die jeweils ihre eigenen Merkmale und Anwendungsszenarien haben:
- COTS: kommerzielle Standardsoftware (Commercial off-the-shelf software)
- MOTS: modifizierte, modifizierbare oder militärische Standardsoftware (Modified, modifiable or military off-the-shelf software)
- GOTS: Standardsoftware der Regierung (Government off-the-shelf software)
- NOTS: Nischen- oder NATO-Standardsoftware (Niche or NATO off-the-shelf software)
COTS: Kommerzielle Standardsoftware
COTS ist die gängigste Kategorie von Software, die von Anwendern erworben wird. Diese Produkte sind nach der Installation sofort einsatzbereit und lassen sich leicht in ein bestehendes System integrieren.
COTS-Angebote richten sich an ein breites Publikum. Beispiele hierfür sind SaaS-Produkte wie Microsoft 365, Slack und Salesforce sowie Betriebssysteme und Produktivitätsanwendungen. Der Reiz von COTS-Produkten liegt in ihrer Benutzerfreundlichkeit, Erschwinglichkeit und Skalierbarkeit. Regelmäßige Updates und Support durch die Anbieter sorgen dafür, dass sie sich an veränderte Technologietrends und Nutzeranforderungen anpassen lassen.

MOTS: Modifizierte, modifizierbare oder militärische Standardsoftware
MOTS bezieht sich auf COTS-Produkte, die einen frei zugänglichen Quellcode enthalten, sodass Anbieter, Käufer oder Dritte sie an spezifische Anforderungen anpassen können. In Branchen wie dem Gesundheitswesen und der Verteidigung werden MOTS-Lösungen häufig individuell angepasst, um die Compliance-Einhaltung zu gewährleisten oder besondere betriebliche Anforderungen zu erfüllen.
Im militärischen Kontext bezieht sich MOTS auf COTS-Software, die speziell auf die besonderen Anforderungen des Militärs zugeschnitten wurde. Trotz ihrer Flexibilität gibt MOTS aufgrund der mangelnden Kontrolle über zukünftige Updates, die von externen Stellen verwaltet werden, Anlass zu Bedenken bei Behörden.
GOTS: Standardsoftware der Regierung
Im Gegensatz zu COTS und MOTS wird Government Off-the-Shelf Software in der Regel vom technischen Team der Regierungsbehörde entwickelt, die sie einsetzen möchte. Alternativ kann sie auch von einer externen Stelle unter der Finanzierung und nach den Vorgaben der Behörde entwickelt werden.
Beispiele für GOTS-Software sind die Open Mission Control Technologies (OpenMCT) der Nasa, die eine speziell auf missionsspezifische Anforderungen zugeschnittene Lösung bieten.
GOTS-Lösungen werden besonders geschätzt, weil sie Behörden die volle Kontrolle über die Softwareentwicklung, Sicherheit und Compliance geben.
NOTS: Nischen- oder NATO-Standardsoftware
NOTS kann sich je nach Kontext auf NATO-Standardsoftware oder Nischenstandardsoftware beziehen. NATO-Standardsoftware, die von der NATO Communications and Information Agency (NCIA) entwickelt wurde, unterstützt spezifische militärische oder organisatorische Anforderungen innerhalb des Bündnisses.
Im Gegensatz dazu sind Nischenstandardlösungen auf bestimmte Branchen oder hochspezialisierte Märkte zugeschnitten. Diese Tools, die häufig für fortschrittliche Fertigungs-, Biotech- oder Forschungsanwendungen entwickelt wurden, bieten Funktionen, die über das hinausgehen, was in handelsüblichen COTS-Lösungen für den breiten Markt üblich ist.
Neue Trends bei COTS, MOTS, GOTS und NOTS
Technologische Fortschritte verändern die Landschaft der Standardlösungen:
- Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen werden in COTS-Produkten integriert und ermöglichen Funktionen wie Automatisierung, vorausschauende Analysen und Echtzeiteinblicke.
- Cloud-native MOTS-Lösungen werden immer häufiger eingesetzt und ermöglichen eine nahtlose Integration in Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen.
- GOTS-Software legt den Schwerpunkt auf Cybersicherheit und Compliance, um strenge gesetzliche Vorschriften zu erfüllen.
- Nischenlösungen in Branchen wie der fortschrittlichen Fertigung nutzen spezielle Funktionen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Anwender zugeschnitten sind.
Diese Trends zeigen, wie sich Standardsoftware kontinuierlich an die Anforderungen moderner Unternehmen anpasst.
Wie man zwischen COTS, MOTS, GOTS und NOTS wählt
Die Wahl der richtigen Software erfordert, dass ein Unternehmen seine spezifischen Anforderungen, sein Budget, seine technischen Fähigkeiten und seine langfristige Ziele bewertet.
Ein wichtiger erster Schritt ist das Verstehen der individuellen Anforderungen des Unternehmens. COTS-Produkte eignen sich beispielsweise dank ihrer Kosteneffizienz und breiten Support-Community in der Regel für standardisierte Geschäftsprozesse.
Wenn jedoch Anpassungen für den Betrieb oder den Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens entscheidend sind, sind MOTS oder sogar NOTS aufgrund ihrer Modifizierbarkeit möglicherweise besser geeignet.
Darüber hinaus muss ein Unternehmen seine technischen Kapazitäten für die Wartung und gegebenenfalls die Anpassung der Software bewerten. Die Einführung von GOTS-Lösungen bedeutet beispielsweise, dass das Unternehmen über internes Fachwissen verfügt, um die Software im Laufe der Zeit zu verwalten und weiterzuentwickeln.
Die Wahl der Software wird auch durch Budgetbeschränkungen beeinflusst, wobei COTS oft die kostengünstigste Option ist und maßgeschneiderte Lösungen wie GOTS oder NOTS eine größere Investition erfordern.
Letztendlich sollte die Entscheidung ein Gleichgewicht zwischen der Eignung der Software für die Anforderungen des Unternehmens, ihrer Kompatibilität mit den bestehenden Systemen und den Gesamtbetriebskosten herstellen. Letztere umfassen die Anschaffungskosten, die Anpassungskosten und die laufenden Wartungskosten eines Produkts.
Vorteile und Herausforderungen der einzelnen Ansätze
Hier sind einige Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle aufgeführt.
Vorteile
- COTS: kostengünstig, leicht verfügbar und umfassend unterstützt
- MOTS: hochgradig anpassbar an spezifische betriebliche Anforderungen
- GOTS: vollständige Kontrolle über Updates, Sicherheit und Compliance
- NOTS: für spezialisierte Märkte konzipiert und bietet maßgeschneiderte Funktionen
Nachteile
- COTS: begrenzte Anpassungsmöglichkeiten, potenzielle Bindung an einen Anbieter
- MOTS: kann kostspielig und komplex in der Wartung sein
- GOTS: erfordert internes Fachwissen und höhere Vorabinvestitionen
- NOTS: enger Fokus kann zu Kompatibilitätsproblemen mit anderen Systemen führen
Überlegungen zu Compliance und Sicherheit
Die Einhaltung von Vorschriften wie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), dem California Consumer Privacy Act (CCPA) und dem Federal Risk and Authorization Management Program (FedRAMP) bestimmt häufig die Wahl der Software. Beispielsweise werden GOTS-Lösungen in stark regulierten Umgebungen aufgrund ihrer Fähigkeit, strenge Sicherheitsstandards zu erfüllen, in der Regel bevorzugt.
Ebenso können MOTS- und NOTS-Lösungen zusätzliche Compliance-Maßnahmen erfordern, um den branchenspezifischen Anforderungen gerecht zu werden.