Definition

Anwendungsvirtualisierung (App-Virtualisierung)

App-Virtualisierung (Anwendungsvirtualisierung) bezeichnet die Trennung der Installation einer Anwendung von dem Clientcomputer, der auf diese Anwendung zugreift.

Aus Sicht des Anwenders funktioniert die Anwendung ganz genau so, als wäre sie auf dem eigenen Gerät installiert. Der Benutzer kann das Anwendungsfenster verschieben, vergrößern oder verkleinern und auch insgesamt ganz normal mit Maus und Tastatur damit arbeiten. Bisweilen mag es subtile Unterschiede geben, im Wesentlichen aber ist der Umgang der Benutzer mit der Technologie nahtlos.

Funktionsweise der Anwendungsvirtualisierung

Zwar gibt es mehrere Möglichkeiten, Anwendungen zu virtualisieren, am Häufigsten kommt aber der Serveransatz zum Zug. Damit werden Anwendungen ausgeliefert, ohne dass sie auf den einzelnen Rechnern installiert werden müssen. Stattdessen implementieren die Administratoren Remote-Anwendungen auf einem Server, der im Rechenzentrum des Unternehmens steht oder bei einem Hosting-Anbieter untergebracht sein kann. Von dort aus wird die Anwendung an den Rechner des Benutzers ausgeliefert.

Damit das möglich wird, verwendet die IT-Abteilung ein spezielles Produkt für die Anwendungsvirtualisierung. Anbieter solcher Lösungen sind etwa Microsoft mit App-V, Citrix mit XenApp, Parallels mit Remote Application Server oder VMware mit ThinApp und App Volumes – beide Bestandteil von VMware Horizon View. VMware bietet zusätzliche Horizon Apps für die Unterstützung von Anwendungsvirtualisierung.

Die Virtualisierungssoftware überträgt die Software Pixel für Pixel vom Host-Server an den Desktop. Dabei kommt ein Remote Display Protocol (RDP) zum Einsatz wie zum Beispiel Microsoft RemoteFX, Citrix HDX, VMware View PCoIP oder VMware Blast Extreme. Der Benutzer kann die Anwendung einfach so verwenden, als wäre sie lokal installiert. Alle Aktionen des Benutzers werden an den Server übertragen, dort werden sie ausgeführt und wieder zurück an den Benutzer gespielt.

Vorteile der App-Virtualisierung

Die Anwendungsvirtualisierung kann für Unternehmen eine attraktive Option für die Implementierung und den Unterhalt von Desktopanwendungen sein. Einer der Vorteile ist, dass die Anwendung auf dem zentralen Server nur einmal installiert werden muss. Damit entfallen zahlreiche Installationen auf den jeweiligen Desktop-Rechnern. Dasselbe gilt für Updates und Patches, deren Ausrollen erheblich einfacher wird.

Zusätzlich ist auch die Zugriffskontrolle aus Sicht des Administrators deutlich einfacher. Wenn ein Benutzer zum Beispiel zukünftig keinen Zugriff mehr auf eine Anwendung haben soll, so kann der Administrator einfach seine Zugriffsberechtigung zurückziehen, ohne dass die Anwendung vom Desktop-Computer des Benutzers deinstalliert werden müsste.

Die Anwendungsvirtualisierung eröffnet auch die Möglichkeit, Software auszuführen, die sich mit lokal installierten Anwendungen des Benutzers oder auch mit anderen virtualisierten Anwendungen nicht verträgt.

Benutzer können auch von Thin Clients oder Geräten ohne Windows auf virtualisierte Anwendungen zugreifen. Die Anwendungen sind unverzüglich verfügbar, ohne dass lange Installations- oder Ladezeiten abgewartet werden müssten. Geht ein Computer verloren oder wird er gar gestohlen, so bleiben sensible Daten des Unternehmens auf dem Server und werden nicht kompromittiert.

Nachteile der Anwendungsvirtualisierung

Die App-Virtualisierung birgt jedoch auch gewisse Herausforderungen. Nicht alle Anwendungen eignen sich für eine Virtualisierung. Grafikintensive Anwendungen zum Beispiel können stark beeinträchtigt werden, weil die Datenvolumen der Bildinhalte zu groß sind. Außerdem benötigen die Benutzer eine durchgängige und stabile Verbindung zum Internet, um ihre Anwendungen ausführen zu können.

Anwendungsvirtualisierung kann die Verwendung von Peripheriegeräten erschweren, das trifft insbesondere auf Drucker zu. Produkte zur Systemüberwachung verursachen außerdem oftmals Probleme bei virtualisierten Anwendungen, was die Suche nach und Behebung von Leistungsengpässen schwieriger macht.

Kann man Anwendungen nicht auch streamen?

Beim Streamen von Anwendungen laufen die virtualisierten Anwendungen auf dem lokalen Rechner des Benutzers. Fragt ein Benutzer eine Anwendung an, so lädt der lokale Rechner die Anwendung und ihre Komponenten nach Bedarf herunter. Nur bestimmte Teile der Anwendung werden für deren Start benötigt, verbleibende Anwendungsteile können im Hintergrund nachgeladen werden.

Ist eine Anwendung komplett heruntergeladen, so kann eine per Streaming betriebene Anwendung auch ohne Verbindung zum Internet eingesetzt werden. Verschiedene Modelle und Grade der Abstrahierung stellen sicher, dass gestreamte Anwendungen anderen Anwendungen nicht in die Quere kommen, und dass sie beim Schließen der Anwendung sauber wieder entladen werden können.

Diese Definition wurde zuletzt im März 2020 aktualisiert

Erfahren Sie mehr über Server- und Desktop-Virtualisierung

ComputerWeekly.de
Close