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RCS vs. SMS: Was ist der Unterschied?
Als Nachfolger von SMS bietet RCS auf Android und iOS erweiterte Funktionen wie Multimedia und Gruppenchats. Der offene Standard könnte WhatsApp und ähnliche Dienste verdrängen.
Jahrzehnte lang dominierte der Short Message Service (SMS) die mobile Textkommunikation. Dieser etablierte Standard nutzt spezielle Protokolle in Mobilfunknetzen, um Nachrichten auszutauschen. Doch Messenger wie WhatsApp, Signal, Telegram wurden immer beliebter und boten mehr Funktionen, unter anderem auch für Multimedia-Inhalte. Doch mit RCS (Rich Communication Services) gibt es einen modernen SMS-Nachfolger, der das mobile Messaging revolutioniert.
Unterschiede zwischen SMS und RCS
Hier sind die wesentlichen Unterschiede zwischen SMS und RCS:
- Zeichenlimit: SMS beschränkt Nachrichten auf maximal 160 Zeichen, während RCS unbegrenzte Textlängen ermöglicht.
- Multimedia-Unterstützung: SMS unterstützt keine direkten Multimedia-Inhalte, RCS hingegen bietet eine native Integration von Bildern, Videos und Dateien.
- Übertragungstechnologie: SMS nutzt das klassische Mobilfunknetz ohne Internetverbindung, während RCS eine aktive Datenverbindung (WLAN oder mobiles Internet) erfordert.
- Interaktive Funktionen: RCS bietet Lesebestätigungen, Tippanzeigen und interaktive Elemente, die bei SMS vollständig fehlen.
In diesem Artikel untersuchen wir die technischen Grundlagen beider Messaging-Standards, ihre spezifischen Anforderungen und ihre Auswirkungen auf die mobile Kommunikation. Erfahren Sie außerdem, warum welche Vor- und Nachteile RCS und SMS haben.
Was ist SMS und wie funktioniert es?
SMS nutzt weder Internet Protocol (IP)noch benötigen sie einen WLAN- oder 4G/LTE/5G-Mobilfunkzugang. Stattdessen wird die SMS-Kommunikation wie ein Sprachanruf direkt über das mobile Netzwerk gesendet. Deshalb werden per SMS gesendete und empfangene Nachrichten nicht auf die Datentarife der Telekommunikationsanbieter angerechnet.
Im Gegensatz dazu sind RCS und Messaging-Plattformen wie beispielsweise WhatsApp und Facebook Messenger IP-basiert. Diese Arten von Apps sind als Over-the-Top-Plattformen (OTT) bekannt und nutzen den IP-Datenplan des Mobilfunknutzers zum Senden und Empfangen von Mitteilungen.
Eine Erweiterung der SMS, der Multimedia Messaging Service (MMS), ermöglicht die Übertragung von Bildern, Audio und Video. MMS verwendet die gleichen Protokolle und Transportmethoden wie SMS. Darüber hinaus sind bei MMS die Obergrenzen für die Nutzlast pro Nachricht viel höher, um den gestiegenen Dateigrößen von Multimedia-Inhalten Rechnung zu tragen. MMS ist vorteilhaft in Situationen, in denen ein zellularer Sprachzugang verfügbar ist, IP-basierte Dienste jedoch nicht. Allerdings haben viele Mobilfunkanbieter, darunter auch einige in der Schweiz wie Salt und Swisscom, den MMS-Dienst inzwischen abgeschaltet, was die Bedeutung von RCS als Alternative weiter erhöht.
Vorteile von SMS
SMS bleibt trotz seines Alters ein zuverlässiges Kommunikationsmittel mit spezifischen Stärken:
- Universelle Verfügbarkeit auf praktisch jedem Mobiltelefon.
- Funktioniert ohne Internetverbindung oder Datenplan.
- Hohe Zuverlässigkeit auch bei schlechter Netzabdeckung.
- Keine App-Installation oder Registrierung erforderlich.
- Vorhersehbare Kosten pro Nachricht.
- Ideal für kritische Kommunikation (Notfälle, MFA).
- Sofortige Zustellung ohne Verzögerung.
- Funktioniert unabhängig vom Betriebssystem oder Gerätehersteller.
Nachteile von SMS
SMS weist erhebliche technische und funktionale Einschränkungen auf:
- Strikte Begrenzung auf 160 Zeichen pro Nachricht.
- Keine native Unterstützung für Multimedia-Inhalte.
- Vollständiges Fehlen von Verschlüsselung.
- Keine Lesebestätigungen oder Tippanzeigen.
- Begrenzte Gruppenchat-Funktionalität.
- Keine interaktiven Elemente für Geschäftskommunikation.
- Höhere Kosten bei internationaler Kommunikation.
- Ohne SMS-Flatrate fallen für jede Nachricht Gebühren an.
- Fehlende Analysemöglichkeiten für Unternehmen.
Was ist RCS und wie funktioniert es?
RCS ist die jüngste Entwicklung in dem Bereich. Telekommunikationsanbieter wollen weg von SMS und hin zu RCS, um besser mit der Popularität von OTT-Kommunikations-Apps konkurrieren zu können. Das Konzept von RCS ist einfach: Es bietet dieselben funktionsreichen Kommunikationsfunktionen wie die beliebtesten IP-basierten Kommunikationsdienste, darunter Gruppenchats, Übermittlung von hochauflösenden Fotos oder Videos, Lesebestätigungen und Standortfreigabe.
Wichtig ist auch, dass RCS ein offener Standard ist, das heißt, dass jedes Gerät den funktionsreichen Dienst kostenlos und ohne Bedenken hinsichtlich der Funktionsunfähigkeit nutzen kann. Geräte, die RCS-Nachrichten senden und empfangen, müssen entweder mit einem WLAN- oder 4G/LTE/5G-IP-Netzwerkdienst verbunden sein. Die gesendeten und empfangenen Daten werden auf die Datenpläne der Telekommunikationsanbieter angerechnet.
Vorteile von RCS
RCS bietet als moderner Nachfolger der SMS zahlreiche Verbesserungen für private und geschäftliche Kommunikation:
- Unterstützung für hochauflösende Bilder, Videos und Dateien.
- Lesebestätigungen und Tippanzeigen in Echtzeit.
- Gruppenchat-Funktionen mit erweiterten Verwaltungsoptionen.
- Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in unterstützten Implementierungen.
- Interaktive Elemente wie Buttons und Formulare.
- Plattformübergreifende Kompatibilität (Android und iOS 18+).
- Verifizierte Geschäftsprofile für Unternehmen.
- Keine Zeichenbegrenzung pro Nachricht.
Nachteile von RCS
Trotz seiner Vorteile weist RCS einige bedeutende Einschränkungen auf:
- Erfordert aktive Datenverbindung (WLAN oder Mobilfunk).
- Ohne Daten-Flatrate höhere Kosten durch Datenverbrauch.
- Uneinheitliche Implementierung durch verschiedene Anbieter.
- Geringere Verfügbarkeit in Regionen mit schlechter Netzabdeckung.
- Abhängigkeit von Mobilfunkanbieter-Unterstützung.
- Kompatibilitätsprobleme mit älteren Geräten.
- Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nicht überall standardmäßig aktiviert.
- Keine Fallback-Option bei Netzwerkproblemen.
RCS und SMS im Vergleich
RCS und SMS unterscheiden sich erheblich in Bezug auf Netzabhängigkeit, Funktionalität, Nachrichtenzustellung und -bestätigung, Integration und Sicherheit:
- Netzabhängigkeit: Ein wesentlicher Unterschied zwischen RCS und SMS besteht darin, dass SMS-Nachrichten über das Mobilfunknetz gesendet werden, während RCS-Inhalte eine Datenverbindung benötigen, bevor sie übertragen werden können. In einigen Situationen, in denen keine Datenverbindung verfügbar ist, ist es dennoch möglich, SMS-basierte Nachrichten zu senden und zu empfangen. Mit dem Ausbau von LTE und 5G ist jedoch in den meisten Gebieten eine ausreichende Internetverbindung vorhanden, so dass ein funktionsreicher Dienst möglich ist.
- Funktionalität: SMS hat eine strenge Beschränkung auf maximal 160 Zeichen und keine Unterstützung für Multimediafunktionen in Nachrichten. RCS unterstützt eine Reihe von Multimedia-Inhalten in Nachrichten, einschließlich Video, GIFs und Audio. RCS hat keine Zeichenbegrenzung und Nachrichten können von einem an viele gesendet werden, um Gruppenchat-Funktionen zu nutzen. Außerdem können Dateien direkt über den Dienst übertragen werden.
- Nachrichtenzustellung und -bestätigung: SMS bietet nur wenige Funktionen zur Bestätigung der Nachrichtenzustellung, die weitgehend von den Einstellungen des Netzbetreibers abhängen. In den meisten Fällen informiert SMS den Absender lediglich darüber, dass die Nachricht erfolgreich zugestellt wurde. RCS hingegen verwendet erweiterte Nachrichtenfunktionen, die den Absender genauer darüber informieren, ob die Nachricht zugestellt und gelesen wurde.
- Integrationen: Da SMS das Mobilfunknetz des Anbieters für den Transport der Nachrichten nutzt, sind die Integrationsmöglichkeiten mit anderen Anwendungen und Diensten begrenzt. Wie die meisten anderen mobilen Anwendungen nutzt RCS jedoch IP und bietet daher ein größeres Potenzial für die Integration mit anderen Messaging-Diensten, Chatbots und Business-Tools wie CRM-Systemen, Plattformen für die Vertriebs- und Marketingautomatisierung und Ticketing-Diensten.
- Sicherheit: SMS-Nachrichten sind nicht verschlüsselt, was das Abfangen und Manipulieren von Nachrichten ermöglicht und insgesamt zu einem Mangel an Vertraulichkeit führt. RCS fügt Sicherheitskomponenten hinzu, zum Beispiel Transport Layer Security (TLS) für die Verschlüsselung während des Nachrichtentransports und Secure Real-time Transport Protocol (SRTP) für die Sprach-/Videobereitstellung. Einige Anwendungen von Drittanbietern, die RCS verwenden, können jedoch zusätzliche oder andere Datenverschlüsselungsmethoden verwenden, um eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu gewährleisten. Mit der Implementierung von RCS in iOS 18 hat Apple bestätigt, dass Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für RCS-Nachrichten unterstützt wird.
Aufgrund dieser Unterschiede gilt RCS im Vergleich zu SMS und sogar anderen OTT-Anwendungen wie WhatsApp, Facebook Messenger, Signal und Telegram als benutzerfreundlichere und funktionsreichere Kommunikationsplattform. Bei diesen Diensten von Drittanbietern müssen Sender und Empfänger angemeldet sein, um dieselbe Anwendung nutzen zu können. RCS bietet ähnliche Sicherheitsfunktionen wie die Drittanbieterdienste, zum Beispiel die Verschlüsselung von Nachrichten und die Überprüfung von Nachrichten vor der Zustellung. Diese Sicherheitsfunktionen werden von SMS nicht unterstützt.
Welche Geräte unterstützen RCS?

Android
RCS ist seit 2019 über die wichtigsten Telekommunikationsanbieter verfügbar. Smartphones mit Android ab Version 5.0 können prinzipiell auf RCS zugreifen. Die Aktivierung erfolgt abhängig vom Smartphone-Modell und der Android-Version über die Einstellungen des Geräts oder über die Einstellungen in der Nachrichten- beziehungsweise Messages-App. Nutzer älterer Android-Geräte sind auf die Google-App Messages angewiesen.
Apple iOS
Apple hat lange gezögert, RCS zu unterstützen. Stattdessen setzte der Hersteller weiterhin auf sein eigenes Nachrichtensystem iMessage. Unter Apple iOS mussten die Anwender daher eine spezielle App installieren, bei Mobilfunkverträgen der Deutschen Telekom ist/war das beispielsweise Telekom Message+ (RCS). Im November 2023 gab Apple allerdings überraschend bekannt, dass RCS noch im Laufe des Jahres 2024 in der eigenen Nachrichten-App unterstützt wird. Branchen-Insider vermuten, dass Vorgaben in China für das Umdenken verantwortlich waren. Mit iOS 18 hat Apple dieses Vorhaben dann umgesetzt und die App iMessage kann nun auch mit RCS umgehen. Für Geräte mit älteren iOS-Versionen bleibt nach wie vor nur der Umweg über die Apps der Mobilfunkanbieter.

Empfänger ohne RCS-Unterstützung
Wenn der Empfänger einer Nachricht kein RCS-fähiges Gerät besitzt, wird zur Datenübertragung SMS oder MMS verwendet, wodurch entsprechende Kosten für den Sender anfallen. Die RCS-Clients signalisieren dies aber im Eingabefenster mit einem entsprechenden Hinweis. Bei RCS-fähigen Empfängern sollte dort zum Beispiel RCS schreiben oder Chatnachricht stehen. Beherrscht das Gerät des Empfängers dagegen nicht RCS, sollte ein Hinweis wie SMS schreiben oder Textnachricht erscheinen.
Die Akzeptanz von RCS
Die Einführung von RCS verlief langsamer als erwartete und war in erster Linie auf die mangelnde Bereitschaft von Apple zurückzuführen, RCS in sein mobiles Betriebssystem zu integrieren. Mit der Veröffentlichung von iOS 18 hat sich das geändert und die Nachrichtenkommunikation zwischen Apple- und Android-Geräten kann nun diese umfassenden Nachrichtenfunktionen nutzen.
In Deutschland unterstützen die Mobilfunknetze von O2, Telekom und Vodafone bereits seit längerer Zeit RCS für Android-Geräte. Seit der Einführung von iOS 18 im Jahr 2024 ist RCS auch auf dem iPhone verfügbar. O2 und die Telekom haben ihre Netze bereits für RCS auf iPhones geöffnet, während Vodafone die vollständige Unterstützung bald nachreichen will.
In Österreich bieten A1, Drei und Magenta (ehemals T-Mobile) RCS für Android-Geräte an. Mit der Einführung von RCS auf iPhones durch iOS 18 wird auch hier eine schrittweise Integration erwartet, die von der technischen Umsetzung durch die Netzbetreiber abhängt.
In der Schweiz ist die Situation differenzierter: Swisscom und Sunrise haben RCS für Android-Geräte bereits implementiert. Die vollständige Unterstützung für den Nachrichtenaustausch zwischen iPhones und Android-Geräten ist jedoch noch nicht flächendeckend verfügbar. Salt plant, die RCS-Unterstützung für die iPhone-Android-Kommunikation bis Ende 2025 umzusetzen. Die Anpassungen der technischen Infrastruktur aller Schweizer Anbieter sind noch im Gange und ein konkreter Termin für die vollständige RCS-Unterstützung auf iOS-Geräten steht derzeit noch aus.
Dieser Artikel wurde ursprünglich von Andrew Froehlich verfasst und von der ComputerWeekly-Redaktion aktualisiert, um neue Entwicklungen zu berücksichtigen und das Leseerlebnis zu verbessern.