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SAP Integration Suite für heterogene Umgebungen einsetzen

Die SAP Integration Suite koordiniert die Integration zwischen S/4HANA und Cloud-Services, stabilisiert Datenflüsse in hybriden Architekturen und schafft ein technisches Fundament.

Die Integrationsanforderungen in heterogenen SAP-Landschaften wachsen mit jeder neuen Cloud-Komponente. SAP S/4HANA, externe Fachanwendungen und hybride Architekturen erzeugen komplexe Datenströme, die ohne klare Orchestrierung an Transparenz und Stabilität verlieren.

Die SAP Integration Suite bietet hierfür eine zentrale Integrationsschicht innerhalb der SAP Business Technology Platform (BTP) und stellt Werkzeuge bereit, um Datenflüsse zwischen S/4HANA und Cloud-Services abzuwickeln.

Architektur und Rolle der Integration Suite in S/4HANA-Szenarien

Die Suite fungiert als vollständig gemanagter Integration Platform as a Service (iPaaS) und wird auf Cloud-Plattformen wie Microsoft Azure oder AWS bereitgestellt. Damit sparen sich Unternehmen eine eigene Infrastruktur, da Betrieb, Wartung, Skalierung und Sicherheitsmechanismen zentral durch SAP erfolgen. Die Plattform adressiert A2A- (Application-to-Application), B2B- (Business-to-Business) und B2G-Szenarien (Business-to-Government) und verbindet On-Premises-Systeme mit Cloud-Anwendungen ohne lokale Installationsabhängigkeiten.

S/4HANA ist in modernen SAP-Architekturen das Kernsystem für Stammdaten, Transaktionsprozesse und Ereignisse. Die Integration Suite hält dafür standardisierte Protokolle bereit. Dazu gehören HTTPS, IDoc, OData, SFTP, SOAP und JDB. Vorkonfigurierte Integrationspakete aus dem SAP Business Accelerator Hub reduzieren den Aufwand bei bekannten S/4HANA-Schnittstellen und sichern konsistente Datenpfade über SAP- und Nicht-SAP-Systeme hinweg.

Cloud-Integration als zentrale Orchestrierungsschicht

SAP Cloud Integration bildet die operative Middleware. Sie steuert End-to-End-Datenflüsse über grafisch modellierte Integration Flows, die Routing, Mapping, Transformation und Konvertierung in einem Ablauf vereinen. Die Suite isoliert Daten pro Kundensystem und gibt damit Sicherheitsgrenzen vor. Durch vordefinierte Muster lassen sich Nachrichtenpfade strukturieren und an komplexe Szenarien mit S/4HANA, SuccessFactors oder Drittplattformen anpassen.

In Migrationsprojekten kommt Cloud Integration als Ersatz für klassische PI/PO-Schnittstellen (Process Integration/Process Orchestration) zum Einsatz. SAP lässt PI/PO-Systeme 2027 auslaufen und positioniert die Integration Suite als Nachfolger. Migration Assessment, Content Migration Tool und analytische Empfehlungen aus ISA-M unterstützen beim Übergang, ersetzen jedoch keinen gezielten Neubau. Altlasten aus PI/PO gehen nicht als direkte Kopie in die Integration Suite über. Stattdessen sind neue Flows notwendig, die moderne Integrationsmuster nutzen, um Last, Stabilität und Entwicklungsaufwand besser auszubalancieren.

SAP API Management für kontrollierte Schnittstellenbereitstellung

API Management bildet die Steuerungsebene für APIs. Es schützt Schnittstellen mit mehr als vierzig vordefinierten Policies für Authentifizierung, Autorisierung, Caching und Traffic-Begrenzung. APIs laufen unter eigener Domain, erhalten ein strukturiertes Lebenszyklusmanagement und erscheinen in einem zentralen Katalog. Die Suite misst Nutzungszahlen, analysiert Fehlerzustände und stellt damit eine Grundlage für Governance- und Betriebsmodelle bereit.

S/4HANA-Daten werden auf dieser Ebene als verwaltete Services bereitgestellt. Dadurch erhält jede Anbindung an Cloud-Anwendungen eine kontrollierte, abgesicherte Zugriffsschicht. Interne und externe Systeme greifen über uniforme URL-Strukturen zu, das technische Backend bleibt abstrahiert.

SAP Integration Suite Screenshot
Abbildung 1: Die SAP Integration Suite kann zahlreiche Datenquellen anbinden.

Open Connectors für Drittanbieter-Integration

Open Connectors standardisieren die Anbindung von externen Cloud-Produkten. Über 170 vorgefertigte Konnektoren kapseln REST-APIs externer Plattformen. Salesforce oder ServiceNow lassen sich dadurch anbinden und liefern normalisierte Datenmodelle.

Transformationen werden zentral definiert, sodass Feldstrukturen verschiedener Dienste in eine gemeinsame Form übergehen. Für Massenprozesse stehen Funktionen für Bulk-Operationen bereit. Durch diese Abstraktion lassen sich S/4HANA-Daten über die Integration Suite ohne individuelle API-Kenntnis externer Systeme mit Cloud-Anwendungen verbinden. Die Suite übernimmt Formatangleichung, Mapping und Fehlerbehandlung.

Erweiterte Fähigkeiten für harmonisierte Integrationslandschaften

Die Integration Suite stellt zusätzlich Funktionen bereit, die in komplexen Projekten ein konsistentes Betriebsmodell sichern sollen. Dazu gehört die Integration Assessment-Funktion, die eine systematische Erfassung und Bewertung bestehender Integrationslandschaften ermöglicht. Muster, Vorlagen und strukturierte Empfehlungen liefern eine belastbare Grundlage für Architekturentscheidungen und unterstützen Organisationen bei der Priorisierung ihrer Integrationsvorhaben.

Ergänzend arbeitet das Trading Partner Management mit klar definierten Partnerprofilen und strukturierten Vereinbarungen, die sich für B2B-Transaktionen nutzen lassen und das Onboarding neuer Partner beschleunigen. Die Suite bietet zudem eine zentrale Grundlage für IoT- und reaktive Szenarien, da Event Mesh große Datenmengen aus verteilten Quellen aufnehmen und über ereignisbasierte Nachrichtenmuster weiterleiten kann. KI-gestützte Funktionen vereinfachen das Mapping und liefern Vorschläge zur Modellierung komplexer Integrationsregeln, was den Aufwand bei wiederkehrenden Aufgaben reduziert und die Qualität der Artefakte verbessert.

Integration Advisor und ISA-M zur strategischen Ausrichtung

Der Integration Advisor nutzt maschinelle Lernverfahren und Crowdsourcing, um Mapping-Vorschläge, Nachrichtentypen und Guidelines zu generieren. Er arbeitet mit branchenspezifischen EDI-Formaten und erleichtert die Erstellung konsistenter Partnerdefinitionen. Bei komplexen B2B-Szenarien gibt es Spezifikationen, die direkt in Cloud Integration implementiert und zur Laufzeit verarbeitet werden.

ISA-M ergänzt diese operative Arbeitsebene durch strategische Leitlinien. Die Methode bewertet Integrationsstile. Beispiele sind prozesszentrierte, datenzentrierte oder ereignisgesteuerte Architekturen. Außerdem wird bei der Wahl der passenden Ansätze unterstützt. ISA-M dient als organisatorischer Rahmen, um Integrationslandschaften langfristig ausführbar zu halten.

Event Mesh für entkoppelte, ereignisbasierte Architektur

Event Mesh ermöglicht eine ereignisbasierte Kommunikation. S/4HANA veröffentlicht zum Beispiel die Ereignisse Auftrag erstellt oder Materialänderung, und Abonnenten können diese Ereignisse asynchron verarbeiten. Der Event Broker puffert Nachrichten, verteilt Lastspitzen und erlaubt eine lose Kopplung zwischen Systemen. Solche Szenarien schaffen Vorteile in zeitreihen-intensiven Prozessen, in IoT-Setups oder bei global verteilten Anwendungen.

Die Ereignisschicht reduziert Abhängigkeiten zwischen Sendern und Empfängern und stabilisiert Abläufe, da keine synchrone Erreichbarkeit erforderlich ist. Damit ergänzt Event Mesh klassische Integrationspfade um flexible Reaktionslogik.

Trading Partner Management für strukturierte B2B-Prozesse

Trading Partner Management fasst Geschäftspartner, Kommunikationskanäle und B2B-Vorgaben in einem zentralen Modell zusammen. Profile definieren Anforderungen pro Partner, Abläufe strukturieren Vereinbarungen und Onboarding-Schritte und Monitoring liefert klare Sicht auf Transaktionen. Unternehmen verwalten ihre B2B-Prozesse dadurch konsistent und vermeiden divergierende Konfigurationen an verschiedenen Integrationspunkten.

Edge Integration Cell für sensible Datenszenarien

Edge Integration Cell ergänzt die Suite um eine lokal installierte Laufzeitumgebung, die Integrationsflüsse auf eigener Infrastruktur ausführt. Entwickler modellieren Flows in der Cloud und setzen sie wahlweise On-Premises ein. Kubernetes bildet die Grundlage dieser Umgebung, SUSE Rancher ist bereits kompatibel, Red Hat OpenShift befindet sich in Vorbereitung.

Durch lokale Ausführung bleiben kritische Daten wie Personal- oder Gesundheitsdaten im eigenen Rechenzentrum. Log-Daten liegen lokal und können optional vollständig im lokalen Umfeld verbleiben. Unternehmen nutzen damit moderne Cloud-Werkzeuge und behalten gleichzeitig die Kontrolle über sensible Daten.

Governance, Betrieb und Testpraxis

Eine Integrationsplattform gewinnt an Wirkung, wenn Governance-Strukturen definierte Verantwortlichkeiten, Regeln und Prozesse vorgeben. Ein Center of Excellence legt Integrationsstandards fest, betreibt API-Kataloge, steuert Releasezyklen und bewertet neue Integrationsanforderungen. Das Deployment läuft über Cloud Transport Management. Es verlagert Integrationsartefakte kontrolliert von Entwicklungs- über Test- in Produktivumgebungen.

Monitoring spielt eine zentrale Rolle. Cloud Integration und API Management liefern Dashboards und Anomalieerkennung, die Fehlerquellen und Latenzfelder früh sichtbar macht. Audit Logs zeichnen Konfigurationen und Dateioperationen auf und unterstützen Nachweise gegenüber Prüfern oder Sicherheitsabteilungen.

Testprozesse reichen von Unit-Tests einzelner iFlows bis zu End-to-End-Szenarien. Sie validieren Datenqualität, Prozesspfade, Performance unter Last und die Reaktion auf Echtzeitereignisse. Suite-eigene Analyse-Tools unterstützen bei Fehleranalyse und Laufzeitüberwachung.

Betriebssicherheit und Leistungsüberwachung

Die Integration Suite enthält Funktionen, die den Dauerbetrieb komplexer Landschaften absichern. Zentrale Monitoring-Oberflächen liefern technische Einblicke in aktive Integrationsflüsse und heben Auffälligkeiten hervor, die bei hoher Transaktionslast auftreten können. Echtzeitmetriken zu Durchsatz, Latenz und Fehlerraten unterstützen die Diagnose fehlerhafter Konfigurationen und ermöglichen eine zielgerichtete Optimierung.

Audit Logs dokumentieren alle administrativen Eingriffe und Transaktionen und sorgen dafür, dass Änderungen jederzeit nachvollziehbar bleiben. Dies schafft Transparenz bei Prüfprozessen und ist für Integrationen mit sensiblen Daten wichtig. Ergänzend stellt die Suite Werkzeuge bereit, mit denen sich wiederkehrende Schnittstellentests automatisieren lassen, sodass Datenvalidität, Prozesspfade und Systemstabilität kontinuierlich überprüft werden. Diese Fähigkeiten gewährleisten einen belastbaren Betrieb in Umgebungen, in denen vielfältige Anwendungen parallel auf S/4HANA-Daten zugreifen und Integrationspfade dynamisch skaliert werden müssen.

Migration von PI/PO in die Integration Suite

Die Ablösung der PI/PO-Landschaften bleibt ein zentraler Treiber für den Einsatz der Integration Suite. SAP beendet den Standard-Support 2027, optionale Verlängerungen laufen bis 2030. Die Migration erfolgt in vier Phasen: Analyse über das Migration Assessment, strategische Planung, gezielter Neubau und operative Ablösung der PI/PO-Systeme. Parallelbetrieb, Pilotflüsse und intensive Tests sichern die Qualität.

Der technische Fokus liegt auf Redesign. PI/PO-Integrationen sollen nicht als Kopie übernommen werden. Moderne Funktionen wie Event Mesh, API Management oder Open Connectors erlauben Architekturverbesserungen, die im Zuge einer Migration genutzt werden sollten.

Einordnung in S/4HANA-Architekturen

S/4HANA-Programme benötigen stabile Wege für Stammdaten, Bewegungsdaten und Ereignisse. Die Integration Suite verbindet diese über standardisierte Flows, APIs und Events. Datenströme werden strukturiert, Prozesse synchronisieren sich sauber und hybride Systemlandschaften lassen sich kontrolliert betreiben. Durch modulare Architekturen nimmt die Bedeutung der Integration kontinuierlich zu, da jede Komponente der Umgebung eine klare Anschlussfähigkeit an S/4HANA benötigt.

Die Suite integriert KI-Werkzeuge, die Mapping-Entwürfe erzeugen, Anomalien erkennen und Designentscheidungen unterstützen. SAP AI Core und SAP AI Foundation liefern die technische Basis dafür. Parallel wächst die Bedeutung ereignisbasierter Integration und IoT-Anbindung, da Unternehmen mit hohen Datenmengen dynamische Architekturen benötigen, die Verarbeitung und Skalierung flexibel anpassen.

Fazit

Die SAP Integration Suite führt Funktionen für API-Bereitstellung, Nachrichtenvermittlung, Ereignisverarbeitung und Partnerkommunikation in einer gemeinsamen Plattform zusammen. Sie strukturiert Datenflüsse zwischen S/4HANA und Cloud-Services, steigert Kontrollierbarkeit, verringert Integrationsaufwand und stabilisiert hybride Architekturen. Durch modulare Werkzeuge, KI-Unterstützung, lokale Ausführungsoptionen und klare Governance-Ansätze bildet sie ein verbindliches Fundament für Integrationslandschaften, die auf zukünftige SAP-Architekturen ausgerichtet sind.

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