phimprapha - stock.adobe.com
Ewigbyte: Start-up entwickelt Speichertechnologie auf Glas
Ewigbyte positioniert sich als ambitionierter Newcomer auf dem Markt für die Cold-Data-Speicherung. Hierfür entwickelt man ein Verfahren, dass Daten physisch auf Glas schreibt.
Im Juli 2025 trat das bayerische Tech-Start-up Ewigbyte (das Unternehmen schreibt sich selbst ewigbyte) erstmals öffentlich in Erscheinung. Das junge Unternehmen adressiert ein zentrales Problem der digitalen Welt: Wie lassen sich digitale Informationen über extrem lange Zeiträume zuverlässig speichern, ohne von Energie, regelmäßiger Datenmigration oder kurzlebigen Speichermedien abhängig zu sein?
Die Antwort von Ewigbyte ist ein neuartiges Verfahren zur Langzeitarchivierung digitaler Daten, bei dem Informationen physisch in Glas geschrieben werden. Ziel ist es, Daten gegen Alterung, Medienverfall, Energieausfälle und technologische Obsoleszenz zu schützen.
Hinter Ewigbyte stehen Dr. Steffen Klewitz und Dr. Ina Dorothee von Haeften. Dr. Klewitz bringt langjährige Erfahrung aus operativen Rollen im Storage- und Keramik-Umfeld mit. Zuvor war er unter anderem bei Cerabyte tätig, einem Unternehmen, das ebenfalls an langlebigen Speichermedien auf Keramikbasis arbeitet. Dr. von Haeften ist Mitgründerin von Ewigbyte und verantwortet operative Aufgaben sowie den organisatorischen Aufbau des Unternehmens.
Daten dauerhaft in Glas speichern – so funktioniert die Technologie
Technologisch setzt Ewigbyte auf ein Konzept der optischen, permanenten Datenspeicherung. Mithilfe ultrakurzer Laserimpulse im Femtosekundenbereich werden winzige Strukturen direkt in unbeschichtetes Glas eingebracht. Dabei entstehen Mikro- und Nanostrukturen, die digitale Informationen physisch kodieren. Dieses Verfahren ähnelt Forschungsansätzen aus dem Bereich sogenannter Eternal Data.
Allerdings unterscheidet sich die Ewigbyte-Lösung von konkurrierenden Ansätzen, zum Beispiel von Cerabyte. Während Cerabyte Daten in eine auf Glas aufgebrachte keramische Schicht schreibt, modifiziert Ewigbyte das Glas selbst. Der Laser erzeugt die Datenträgerstrukturen direkt im Material.
„Wir schreiben mit ultrakurzen UV-Laserimpulsen unmittelbar in unbeschichtetes Glas“, erklärt Dr. Steffen Klewitz. „Die Daten sind physisch im Glas verankert und nicht in einer ultradünnen Oberflächenschicht gespeichert.“
Dieser Ansatz bringt mehrere Vorteile:
- Unveränderlichkeit der Daten
- hohe Resistenz gegen elektromagnetische Impulse, Feuchtigkeit, Hitze und Chemikalien
- kein Energiebedarf für die Datenerhaltung
- einfacheres Recycling, da das Speichermedium aus reinem Glas besteht
Einmal geschrieben, sollen die Informationen über sehr lange Zeiträume lesbar bleiben – ohne aktive Pflege oder regelmäßige Migration.
Zielmärkte: Langzeitarchivierung für kritische und historische Daten
Ewigbyte positioniert seine Technologie gezielt für sogenannte Cold Data mit hoher gesellschaftlicher, historischer oder rechtlicher Relevanz. Dazu zählen unter anderem:
- Staats- und Behördenarchive
- Rechts- und Erbdokumente
- kulturelles Erbe und Museumsbestände
- Langzeitdaten aus Wissenschaft und Forschung
- digitale Nachlässe
Die Kernbotschaft: Daten einmal speichern – dauerhaft bewahren, ohne laufende Energie-, Kühl- oder Migrationskosten. Damit adressiert Ewigbyte sowohl öffentliche Institutionen als auch private Organisationen, die Wert auf digitale Souveränität und langfristige Datenverfügbarkeit legen.
Entwicklungsstand und technische Zielsetzungen
Noch befindet sich das Start-up in einer frühen Entwicklungsphase. Für die erste Generation der Datenträger verfolgt Ewigbyte bewusst konservative Designziele.
„Wir planen derzeit mit etwa 10 Gigabyte pro Glasplatte, wobei beide Seiten beschrieben werden können“, sagt Dr. Ina Dorothee von Haeften. „Robustheit und deterministische Lesbarkeit stehen klar vor maximaler Speicherdichte.“
Chancen und Herausforderungen der Datenspeicherung auf Glas
Die Marktchancen gelten als vielversprechend: Der Bedarf an resilienten Langzeitarchiven wächst, insbesondere bei Staaten, sogenannten Gedächtnisinstitutionen und regulierten Industrien. Glas als Speichermedium bietet dafür passende Materialeigenschaften.
Gleichzeitig stehen dem Start-up mehrere Herausforderungen bevor:
- industrielle Skalierung der optischen Schreibprozesse
- Sicherstellung der Lesbarkeit über Jahrzehnte oder Jahrhunderte
- Entwicklung standardisierter Datenformate
- Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu etablierten Cold-Storage-Lösungen
- rechtliche Fragen zu Eigentum, Zugriff und Erhalt über Generationen hinweg
Ausblick: Aufmerksamkeit in der Szene, aber noch offene Finanzierung
Mit seinem Ansatz konnte Ewigbyte bereits Aufmerksamkeit auf Fachveranstaltungen gewinnen, unter anderem durch den Best IT Startup of the Year Award auf dem Deutschen IT-Security Kongress 2025.
Der Finanzierungsstatus ist derzeit noch offen. Dennoch gilt: Wer sich für die Zukunft der Langzeitarchivierung und nachhaltigen Datenspeicherung interessiert, sollte Ewigbyte aufmerksam verfolgen – insbesondere, sobald erste technische Validierungen oder Referenzarchive veröffentlicht werden.
Ewigbyte stellte seine Technologie im Rahmen der IT Press Tour (in Athen) vor, die mehrmals im Jahr Besuche bei Start-ups und IT-Unternehmen organisiert.