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Diese neun Punkte gehören auf Ihre Colocation-Checkliste

Bei der Wahl des Colocation-Rechenzentrums müssen Unternehmen sich zwischen Standorten und Anbietern entscheiden. Unsere Checkliste hilft Ihnen bei der Bewertung Ihrer Optionen.

Colocation-Rechenzentren haben viele Vorteile. Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Anbietern und den Konditionen für ihre Produkte. Wer sich falsch entscheidet, hat schnell hohe Folgekosten am Hals.

Wir haben eine Checkliste mit neun Kriterien zusammengestellt, anhand derer Sie schneller erkennen, welches Colocation-Rechenzentrum das richtige für Sie ist.

1. Bau und Umgebung

Bevor wir uns in den Details des Betriebs Ihres zukünftigen Rechenzentrums verlieren, gilt es erst einmal das Grundlegende zu klären: passt der Raum zu Ihren Plänen? Sie sollten daher prüfen, ob das Gebäude selbst über einen ausreichend langen Zeitraum Ihren Anforderungen entspricht. Fragen Sie, wie schnell sich die Anlage füllt – erkundigen Sie sich außerdem nach Plänen des Colocation-Anbieters für den Fall, dass der Platz knapp wird.

Schauen Sie sich auch die geografischen Gegebenheiten an. Wie einfach wird es für Ihre Mitarbeiter sein, bei Bedarf zur Einrichtung zu gelangen? Berücksichtigen Sie mögliche Risikofaktoren in der Umgebung, wie Überschwemmungen, Erdbeben, Waldbrände oder andere Gefahren. Stellen Sie sicher, dass Sie vertrauenswürdige externe Datenquellen verwenden, um die bisherige Historie für Naturkatastrophen abschätzen zu können.

2. Gebäudesicherheit

Das Gebäude sollte nicht nur sicher gelegen sein, sondern auch vor Einbrüchen geschützt werden. Viele Organisationen konzentrieren sich auf die technischen Aspekte der Sicherheitsanlagen, zum Beispiel, wer Zutritt bekommt, welche Zugangscodes verwendet werden sollen und welche Protokollierung vorhanden ist. Doch mindestens ebenso wichtig ist die physische Sicherheit zum Schutz vor Gewalteinwirkung. Ob spontan, oder gezielt: Einbrecher könnten beispielsweise mit einem Fahrzeug durch eine Fensterfront brechen oder Türen aufstemmen, um Geräte zu stehlen. Schutz bieten Poller oder schwere Betonpflanzgefäße auf dem Gelände, sowie entsprechend gesicherte Türen und Fenster.

3. Informationssicherheit

Geräte lassen sich ersetzen, doch die Informationen, auf denen Ihr gesamter Betrieb aufbaut nicht. Daten sind unersetzlich und ihre Sicherheit muss ganz oben auf Ihrer Agenda stehen. Wenn sie einmal im Colocation-Rechenzentrum landen, ist das schon die halbe Miete, denn besonders anfällig sind Daten bei der Übertragung.

Fragen Sie den Anbieter, wie er seine externen WAN-Verbindungen (Wide Area Network) überwacht, und prüfen Sie, wie solche Systeme durch tiefe Kabelverlegungen und Panzerung geschützt sind, um zu verhindern, dass Dritte auf die Leitungen zugreifen. Einrichtungen mit oberirdischen Anschlüssen sollten vermieden werden, da hier die notwendige physische Sicherheit nicht gewährleistet ist. Funk- oder Mikrowellenfunktionen können als Ergänzung zur standardmäßigen Kabelübertragung dienen, falls Probleme mit den Kabelsystemen auftreten.

Abbildung 1: Unsere Checkliste enthält neun Kriterien, die Ihnen bei der Entscheidung helfen sollen.
Abbildung 1: Unsere Checkliste enthält neun Kriterien, die Ihnen bei der Entscheidung helfen sollen.

4. Stromversorgung

Die Energieversorgung sollte nicht nur für Ihre momentane Rechenzentrumskonfiguration ausreichend sein. Sie sollten in die Zukunft planen, denn die Gerätedichte nimmt zu; die Leistungsdichten wachsen noch schneller. Die Frage ist dabei nicht nur, ob das Gebäude insgesamt genügend Strom für Ihre Anforderungen zuführen kann, sondern auch, ob die Versorgung an den Anschlüssen für Ihre Racks ausreichend sein wird.

Die Energieverteilung innerhalb der Anlage ist genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als die generelle Stromversorgung. Außerdem lohnt sich ein genauer Blick auf die unterbrechungsfreie Stromversorgungsanlage (USV). Notstromaggregate, wie Dieselgeneratoren, sollten auf jeden Fall vorhanden sein. Sie sollten aber auch überprüfen, wie oft diese getestet werden, wie oft der Kraftstoff ausgetauscht wird und wie oft die Anlage erneuert wird.

5. Kühlung

Bestimmte IT-Plattformen sind weniger anfällig für Hitzeprobleme. Beispielsweise erzeugen SSDs (Solid-State Drives) viel weniger Wärme und erfordert daher weniger Kühlung. Ebenso können moderne Geräte im Allgemeinen bei höheren Temperaturen betrieben werden, ohne dass das Ausfallsrisiko stark ansteigt. Dennoch ist es wichtig festzustellen, ob die Kühlung für die geplante Infrastruktur ausreicht, und wie lange sie perspektivisch den Anforderungen genügen wird. Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen eine wachsende Rolle für Unternehmen. Die Art der Kühlung – Flüssig-, Verdunstungs- oder freie Kühlung – sollte diese Ziele ebenfalls reflektieren.

6. Klimaüberwachung

Obwohl moderne Geräte oft weniger anfällig für Hitzeprobleme sind, ist es dennoch nötig, das Rechenzentrum auf Temperatur, Rauch und Feuchtigkeit hin zu überwachen. Schwankende Temperaturen und zu viel Feuchtigkeit können zu Kondensation im Gerät führen und das Risiko für Stromausfälle erhöhen.

Zu wenig Feuchtigkeit kann zu Dendriten führen, ein Phänomen, bei dem Metallfäden wachsen, und Kurzschlüsse auf Leiterplatten verursachen. Das Vorhandensein von Rauch und Feuer muss nicht nur überwacht, sondern auch effizient behandelt werden. Wasser ist nicht das geeignete Löschmedium, wenn elektrische Geräte brennen – Gas oder Spezialschäume sind weitaus besser geeignet.

Die Umweltüberwachung sollte punktgenau und detailliert sein. Dadurch lassen sich Probleme räumlich eingrenzen und zielgerichtet behandeln.

7. Überwachung der Rechenzentrumsinfrastruktur

Die Überwachung der Rechenzentrumsinfrastruktur sollte eine Anforderung in der Checkliste für die Auswahl von Rechenzentren jedes Unternehmens sein. Solche Überwachungssysteme bieten eine vollständige Überwachung der Vorgänge in der Basisinfrastruktur der Einrichtung. Der Eigentümer der Einrichtung sollte sowohl allen Kunden Zugang zu diesen Informationen über eine einfach zugängliche Oberfläche zur Verfügung stellen als auch die Datenströme öffnen, damit Kunden sie in ihr eigenes Überwachungs-Tool einspeisen können.

Suchen Sie nach standardisierten Systemen, die eine einfache Erfassung solcher Daten in Echtzeit ermöglichen.

8. Netzwerkzugriff

Eine Einrichtung, die nur über einen einzigen Anbieter an das Internet angebunden ist, ist keine ausfallsichere Umgebung. Suchen Sie nach Einrichtungen mit mehreren Internetanbietern, bei denen jede Verbindung zu einem anderen Teil der Einrichtung führt, um zu vermeiden, dass alle Leitungen gleichzeitig unterbrochen werden. Sind Sie hingegen auf einen bestimmten Internetanbieter angewiesen, sollten Sie sicherstellen, dass dieser am gewünschten Standort verfügbar ist – oder sie vereinbaren mit dem Betreiber, dass Sie auf eigene Kosten diesen Anschluss organisieren.

Ein weiterer Aspekt der Netzwerkverbindung ist der Fernzugriff auf Ihre eigenen Geräte. Dieser ist prinzipiell der Anreise von Mitarbeitern vorzuziehen. Wenn ein ausreichender Netzwerkzugriff bereitgestellt wird, erfordern nur physische Probleme die Gegenwart von Mitarbeitern im Colocation-Zentrum. Stellen Sie sicher, dass Sie sich mit dem Anbieter darüber einig sind, wie Fernzugriff erfolgen soll und ob seine Vorgaben und die vertraglich festgelegten Sicherheitsanforderungen zu Ihren technischen Möglichkeiten passen.

9. Ausfallsicherheit

Viele der bereits genannten Punkte tragen zur Ausfallsicherheit Ihres Colocation-Rechenzentrums bei.

Wenn Ihre Organisation Hochverfügbarkeit benötigt, stellen Sie sicher, dass die Umstellung auf Notstrom schnell genug erfolgen kann. Außerdem sollten Sie in Erfahrung bringen, was der Eigentümer der Einrichtung in seinen Vereinbarungen zu geplanten und ungeplanten Wartungsarbeiten angibt und welche Auswirkungen dies auf die Verfügbarkeit der Einrichtung hat.

Die Auswahl eines Colocation-Rechenzentrums sollte nicht leichtfertig geschehen: Sobald die Entscheidung getroffen und die Ausrüstung installiert ist, ist es nicht einfach, den Kurs zu ändern. Das Gesamtpaket aus dem Standort, der physischen und technischen Fähigkeiten der Einrichtung, der Flexibilität und der Kosten sollte stimmig sein. Alle Faktoren greifen ineinander und sorgen dafür, dass die Anlage lange funktioniert. Setzen Sie sich mit dem Eigentümer der Einrichtung zusammen, bevor Sie einen Vertrag unterschreiben, und fragen Sie nach Möglichkeiten für die Anpassung, nicht nur vor dem Einzug sondern auch in den kommenden Jahren.

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