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Die Vorteile von Colocation für das Disaster Recovery

Colocation-Anbieter ersparen es Anwendern, bei der Implementierung von Disaster Recovery teure Sekundärrechenzentren aufzubauen und bieten mehr Autonomie als die Public Cloud.

Ein Colocation-Rechenzentrum, manchmal auch als Carrier-Hotel bezeichnet, ist ein Rechenzentrum, in dem mehrere Kunden ihre Infrastruktur, also Netze, Server und Storage, implementieren. Diese wird an die Infrastrukturen von TK- und anderen Netzwerk-Serviceprovidern angebunden.

Je nach Größe und sonstigen Anforderungen des Unternehmens können Colocation-Rechenzentren als primäres Unternehmens-Data-Center genutzt werden, eine Sekundär-Site für kritische Systeme im Primär-RZ bereitstellen oder eine DR-Umgebung sein. Die letztgenannte Option geht davon aus, dass die Entfernung zum Colocation-Zentrum groß genug ist, damit es bei einem desaströsen Zwischenfall im Primär-RZ nicht mit beeinträchtigt wird.

Colocation-Rechenzentren sind für viele Unternehmen eine sichere Disaster-Recovery-Ressource, wo sie ihre Backup-Ressourcen unterbringen können. Das betrifft sowohl Netzwerkdienste als auch Server und Daten-Storage.

Wann Colocation in einen Disaster-Recovery-Plan gehört

Mit Colocation lassen sich alternative Disaster-Recovery-Standorte aufbauen, wo Geräte und Daten sicher aufbewahrt werden und in Notfällen oder bei Betriebsunterbrechungen am Primärstandort sofort den Betrieb aufnehmen können.

Der Colocation-Anbieter stellt meist sicheren Raum in seinem Gebäude bereit. Am Kunden liegt es, den von ihnen angemieteten abgesicherten Bereich mit Racks samt Systemen zu füllen. Wenn der DR-Plan eine Vorhaltung von Systemen andernorts sowie Zugriff auf Daten und Applikationen vorsieht, ist es sinnvoll, eine Colocation-Komponente in den DR-Plan zu integrieren.

Vorteile von Colocation bei der Disaster Recovery

Öffentliche Organisationen und Unternehmen erkennen die Vorteile der Vorhaltung von geschäftskritischen Systemen in einem passend ausgerüsteten alternativen Datenzentrum. Colocation ist beliebt, weil es Zeit und Kosten spart, RZ-Infrastrukturressourcen und einen breitbandigen Netzwerkzugang gemeinsam zu nutzen.

Skaliserungsmöglichkeiten für große Energie- und mechanische Systeme sind ein weiterer wichtiger Vorteil. Denn große Colocations-RZ haben meist eine Fläche zwischen 4500 und 45000 Quadratmetern, bieten also genug Raum, um sich bei Bedarf zu vergrößern. IT und Kommunikation befinden sich an einem sicheren Ort, Zugang zu TK-Verbindungen, Internet, Application Service und Content Providern ist vorhanden. So können Unternehmen nahezu aller Größenordnungen ihre Antwortzeiten verbessern und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Solche Einrichtungen ermöglichen auch sicheres Disaster Recovery (DR). Denn die Unternehmen können dort auch IT-Backups etwa für Netzwerkdienste oder Storage unterbringen.

Kosten, Herausforderungen und weitere Erwägungen

Die monatlichen Kosten für die Nutzung eines Colocations-RZ basieren auf mehreren Faktoren. Beispiele sind die beanspruchte Fläche, die verbrauchte Energie, Internet-Zugänge, Bandbreiten oder beanspruchte IP-Adressen. Kleine Rechenzentren unter 40 Quadratmetern einschließlich einer eingezäunten und abschließbaren Fläche für das Equipment sind manchmal schon für 1300 bis 2100 Euro monatlich erhältlich. Größere Flächen über 450 Quadratmeter können zwischen 21.000 und knapp 30.000 Euro monatlich kosten. Das muss mit den Kosten des Baues eines eigenen Sekundär-RZ verglichen werden.

Die kurzfristigen und langfristigen Anforderungen über zwei und drei Jahre sollten sorgfältig definiert und die Preise unterschiedlicher Anbieter verglichen werden. Außerdem sollte man sich die Einrichtungen persönlich ansehen, bevor man sich entscheidet.

Die wachsende Popularität der Cloud-Technologie ist vielleicht derzeit die größte Herausforderung für die Anbieter von Colocation-Dienstleistungen. Anwender müssen bei Cloud-Providern keinen physischen Raum in einer gut gesicherten Einrichtung anmieten. Denn der Cloud-Provider betreibt seine Dienste grundsätzlich in eigenen Rechenzentren.

Interessanterweise können Colocation-Zentren mittlerweile eine Pseudo-Cloud bereitstellen. Denn alle notwendigen Einrichtungen lassen sich im Zentrum unterbringen, genau wie bei einer Cloud-Plattform. Letztlich ist es eine Frage von Kosten, logischer und physischer Sicherheit, der Ressourcenverfügbarkeit und der Bereitstellung von technischem Personal am jeweiligen Colocation-Standort, ob man Colocation oder Cloud wählt. Vielleicht besteht der einzige wirkliche Unterschied zwischen Colocation und Cloud darin, dass Kunden normalerweise ihr Colocation-Rechenzentren besuchen können, während ein Cloud-Provider meist Besuche durch Kunden nicht gestattet.

Die Auswahl des Colocation-Providers

Wer einen Anbieter für Colocation wählen möchte, muss diverse wichtige Entscheidungsfaktoren berücksichtigen:

  1. Hat der Provider erstklassige Internet-Ressourcen? Um das zu erfahren, fragt man nach der Größe der internen Netzverbindungen und nach Netzdetails.
  2. Entspricht die Einrichtung dem Stand der Technik? Das Colocations-RZ sollte hochskalierbare und extrem schnelle Verbindungen zu den führenden Internet-Backbones haben, redundante unterbrechungsfreie Stromversorgungen (USV) und einen Generator als Sekundärressource, falls der Strom länger ganz ausfällt. Ebenso sollten die Kühleinrichtungen redundant ausgelegt sein und es sollte einen ununterbrochenen 24/7-Onsite-Support geben. Die vorgesehene Lufttemperatur am Eingang der Systeme sollte den inzwischen geltenden Regeln, die höhere Temperaturen gestatten als früher, entsprechen. Sonst wird die Kühlung zu groß dimensioniert und verschlingt mehr Energie und damit Geld als notwendig. Wenn dies das Klima des Ortes gestattet, sollten möglichst wenig energieaufwändige Kühlmöglichkeiten, zum Beispiel ein Wechsel zwischen Freiluft- und anderen Kühltechniken, angewandt werden. Das spart bares Geld.
  3. Wie lange ist der Provider im Geschäft? Der Provider sollte sich längerfristig bewährt haben, insbesondere wenn die Colocation-Site bei Betriebsunterbrechungen und beim Disaster Recovery einspringen soll.
  4. Wie sieht es mit den Finanzen des Providers aus? Finanziell stabile Unternehmen können bessere Preise und mehr technische Sicherheit anbieten, weil es bei ihnen keine versteckten oder zusätzlichen Gebühren gibt, die dazu dienen, die eigene finanzielle Belastung des Providers zu verringern. Profitabilität über mehrere Jahre ist ein gutes Zeichen.
  5. Werden Cross-Connects, IP-Adressen, Strom separat abgerechnet? Bis zu zehn Cat 5/6 Cross-Connects pro Kunden-Kabinett sollten inklusive sein. Freie IP-Adressen sind ebenfalls wünschenswert. Am besten sind hier faire Flatrates. Auch Strom kann über die Colocation-Fläche ohne versteckte Kosten abgerechnet werden. Genauer ist es aber, wenn der tatsächliche Stromverbrauch gemessen und berechnet wird. Das hilft Unternehmen, ihre Kohlendioxidbilanz sauber aufzustellen, was für viele Firmen zukünftig zur von außen oder selbst auferlegten Pflicht wird.
  6. Ist das Netzwerk redundant und wie breit sind Internet-Anbindungen? Um Tier-1-Internet-Backbones schnellstmöglich zu erreichen, brauchen Provider breitbandige interne Netzwerkressourcen, etwa OC192 (9,5 Gbit/s Payload) oder mehr. Zusätzlich sollten direkte Verbindungen ab 10 Gbit/s bis 100 TBit/s und entsprechende Ethernet-Ressourcen verfügbar sein, die den Standort mit diversen nationalen und internationalen Internet-Netzen redundant anbinden.
  7. Welche Sicherheitsfunktionen sind verfügbar? Üblich sind digitale Überwachungskameras in der gesamten Einrichtung, Kartenschlösser, biometrische Zugangsfaktoren, etwa Fingerabdruckleser, an jedem Ein- und Ausgang, eine Liste der Personen, die jederzeit Zugang haben und sicher verschließbare Personalschränke sowie Geräte-Cages.
  8. Ist das Unternehmen auf Colocation und BC/DR spezialisiert? Ein Unternehmen, dass dieses Thema fokussiert, baut seine Colocation-Standorte entsprechend auf: mit maximaler Internet-Geschwindigkeit, flexiblen, erweiterbaren Flächen, Sicherheit und technischem Support.
  9. Wie ist die Stromversorgung geschützt? Provider sollten redundante unterbrechungsfreie Stromversorgungen (USV) und einen Generator als Sekundärressource sowie zur Sicherung Batteriebänke haben, um die Stromversorgung sicherzustellen.
  10. Wie plant der Provider für zukünftige Anforderungen? Erfolgreiche Colocation-Provider kommen mit Kundenanforderungen in der Regel gut zurecht. Man sollte die Preisstrukturen mehrerer Provider kennen, um zu wissen, wie zusätzliche BC/DR-Dienste und Internet-Bandbreite, die im Lauf der Zeit zunehmen, abgerechnet werden.
  11. Wer sind die Kunden des Providers? Ist eine Kundenliste erhältlich? Stehen darauf bekannte Firmennamen, ist das ein gutes Zeichen. Wenn möglich, sollten Referenzkunden kontaktiert und befragt werden.
  12. Wie groß ist der intern vorhandene Raum für Geräte? Für größtmögliche Sicherheit ist es am besten, einen Provider zu finden, der sicher verschließbare Kundenkabinette und Cages anbietet, so dass alle Probleme rund um gemeinsam genutzte Anlagen oder Diebstahl von vorn herein vermieden werden.
  13. Welche anderen Colocation-Standorte hat der Provider? Anbieter mit weltweiter Präsenz können ein stärkeres Backbone haben und globalen BC/DR-Support sowie den Zugang zu vielen Colocation-Einrichtungen bieten. Das können kleinere Anbieter meistens nicht.

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